• Keine Ergebnisse gefunden

Die Bedeutung von Netzwerkbeziehungen für die Innovationsfähigkeit der IT-Unternehmen

Im Dokument Innovationsnetzwerke in Portugal (Seite 157-161)

4 Empirischer Teil

4.6 Die Innovationsnetzwerke der befragten IT-Unternehmen .1 Die Rollen unterschiedlicher Netzwerktypen

4.6.3 Die Bedeutung von Netzwerkbeziehungen für die Innovationsfähigkeit der IT-Unternehmen

Ein wichtiger Faktor für den Erfolg eines Unternehmens ist seine Innovationstätigkeit. Durch den Austausch mit anderen Akteuren können wichtige Ideen und Impulse für Innovationen im Unternehmen ausgelöst werden Die Relevanz von Netzwerkbeziehungen für die eigene Innova-tionsfähigkeit sollte deshalb präzisiert werden.

Betrachtet man alle Netzwerkbeziehungen gemeinsam, wird ersichtlich, dass diese in der über-wiegenden Mehrheit (ca. 80 %) als ‘sehr wichtig’ oder ‘ziemlich wichtig’ angesehen werden (vgl.

Abb. 27). Neben der internen Forschung und Entwicklung spielen die Netzwerkpartner somit eine entscheidende Rolle bei der Generierung von Innovationen.

158 Abb. 27: Die Bedeutung der Netzwerkpartner für die eigene Innovationsfähigkeit –

Part-ner insgesamt und nach Distanzzonen –

Quelle: Eigene Erhebung

Unterscheidet man jedoch nach den verschiedenen Distanzen zu den Netzwerkpartnern, zeigt sich ein differenzierteres Bild. Unternehmen, die in Nähe bis ca. 20 km Entfernung liegen, spie-len insgesamt eine bedeutendere Rolle für die Innovationsfähigkeit als Unternehmen, die in grö-ßerer Entfernung liegen. Räumliche Nähe scheint also auch weiterhin für Unternehmen wichtig zu sein, obwohl dies von vielen Befragten als nicht wichtig angesehen wurde. Als wichtiger be-zeichneten sie die kulturelle Nähe zu den Netzwerkpartnern. Bei einer weitgehenden Koinzidenz von metrischer und kultureller Distanz erscheint den Probanden die kulturelle Ausprägung als wichtiger.

159 Nimmt man an, dass mit zunehmender Entfernung normalerweise die Bedeutung von Netz-werkpartnern allgemein abnimmt, wird bei Betrachtung der Distanzzone 51-500 km in der Grafik ein Widerspruch deutlich. So scheinen die Unternehmen in dieser Distanzspanne im Gegensatz zu den regional und international zerstreuten Netzwerkpartnern eine deutlich größere Relevanz für die Befragten zu haben als es zu erwarten wäre. Eine Erklärung dieser vermeintlichen An-omalie findet sich durch eine Einzelbetrachtung der befragten Unternehmen. Die Tab. 21 im Anhang 2 zeigt, dass insbesondere die Unternehmen, die außerhalb der Metropolregion Lissabon liegen und Netzwerkbeziehungen zu Partnern in die Hauptstadtregion haben, diese als wichtiger erachten als es im Allgemeinen für die Entfernung zu erwarten wäre. Erklären lässt sich dieser Zusammenhang durch die Konzentration der wichtigsten potentiellen Kooperationspartner in der Hauptstadtregion, wie IT-Unternehmen28, Universitäten, sonstige Dienstleistungsunterneh-men, Regierungseinrichtungen, etc. Damit wird einmal mehr die Abhängigkeit der portugiesi-schen (IT-) Unternehmen von der Hauptstadtregion dokumentiert, aber auch dass Innovations-netzwerke nicht zwingend räumlich nah strukturiert sein müssen.

Abb. 28: Häufigkeit der face-to-face-Kontakte mit Netzwerkpartnern

Quelle: Eigene Erhebung

Bemerkenswert ist weiterhin die Beobachtung, dass unter den Netzwerkbeziehungen zu aus-ländischen Partnern noch annähernd 70 % als ‘sehr’ oder ‘ziemlich wichtig’ angesehen werden, obwohl hier ein face-to-face-Kontakt nur selten zu erwarten ist. Für die Befragten ist jedoch die Entfernung grundsätzlich kein Hinderungsgrund zu einem regen Informations- und Wissensaus-tausch, da sie für die Kontakte die leicht verfügbaren Kommunikationsmittel E-Mail, (Bild-)

28 Wichtigster Kooperationspartner ist, wie bereits betont, Microsoft Portugal in Oeiras.

160 lefon, Videokonferenzen, oder Skype nutzen können. So gab einer der Befragten z. B. an, dass er wöchentlich mit dem Tochterunternehmen in Südamerika per Videokonferenz verbunden ist und dadurch ein persönlicher Austausch vor Ort so gut wie überflüssig wird (vgl. Interview S+B_12).

Ähnlich äußerten sich andere Unternehmer, die mit Microsoft USA oder zu europäischen Partnern regelmäßigen Austausch pflegen. Entscheidend für die Entstehung und Pflege dieser Beziehun-gen ist daher die Qualität des Informationsaustausches, die den Kontakt über weite Distanzen sinnvoll und rentabel macht.

Indirekt bestätigen sich diese Art von Fernkontakte auch in der Frage nach der Häufigkeit der face-to-face-Kontakte der Netzwerkpartner (vgl. Abb. 28). Während in 23 % der Fälle dieser Kon-takt mehrmals wöchentlich stattfindet und teilweise sogar täglich, ist ein seltener persönlicher Kontakt für immerhin 25 % der Netzwerkbeziehungen üblich.

Damit wird bei einem bedeutenden Anteil der Netzwerkbeziehungen der Austausch über son-stige Kommunikationskanäle gepflegt, ohne dass dies als innovationshemmend angesehen wird.

Die große Bedeutung der internationalen Netzwerkbeziehungen verdeutlicht auch folgende Aussage eines Interviewpartners:

„Wir haben kürzlich drei Kooperationen angestoßen, um internationale Praktiken zu verstehen. Wir haben ausländische Partner gesucht, wie ich gesagt hatte, aus Australien etc., wer die besten Praktiken im Government-Bereich hat. Oft sind es die Partner, die uns kontaktieren, sie kommen und stellen ihr Pro-dukt vor, sie bringen innovative ProPro-dukte, innovative Sachen, also... in dem Bereich, wo wir ein Monopol brechen, war es, weil jemand zu uns gekommen ist. Es war jemand, der unseren Markt kannte und sah, dass es hier ein Monopol gab, das wir nicht brechen konnten, mit dem was wir hier ‘Drinnen’ hatten und daher kam jemand von ‘Außen’ und hat dieses Werkzeug mitgebracht, und dieses ist sehr innovativ, und wir konnten eine ganze Reihen von Multinationals gewinnen. Also, wir gehen es von zwei Seiten an. Essen-tiell mit großen Technologiekonzernen und manchmal auch mit kleinen. Unternehmen, die innovative Produkte haben und die es uns erlauben, dass wir Marktgewinne im ‘Inneren’ und ‘Draußen’ erzielen“

(IT-L_29).

Bezüglich der zeitlichen Konstanz der face-to-face-Kontakte lässt sich aus dieser Darstellung keine befriedigende Antwort herauslesen. Erst in Kombination mit der Information über die Dauerhaftigkeit der Netzwerkbeziehungen wird deutlich, dass neben dem kleineren Teil der pro-jektbezogenen Partnerschaften (11 %) der größte Teil der face-to-face-Kontakte permanente Beziehungen sind. Diese werden in den Antworten, entsprechend ihrer Bedeutung für den Fort-lauf der eigenen Innovationstätigkeit, als häufig wiederkehrender oder seltenerer Kontakt ge-nannt.

Aus den erhobenen Daten lässt sich in Bezug auf räumliche Nähe in den Netzwerkbeziehun-gen und deren Bedeutung für die Innovationsfähigkeit zweierlei herauslesen. Während räumliche Nähe für einen Teil der Unternehmen eine Voraussetzung für Kooperationen ist und sie daher die Nähe zu diesen Partnern suchen, überbrücken Andere die (größeren) Distanzen zu den

Ko-161 operationspartnern entweder durch technische Medien oder durch die Entsendung der eigenen Mitarbeiter zu den jeweiligen Netzwerkpartnern.

In struktureller Hinsicht lassen sich darüber hinaus aus den Ausführungen auch Antworten auf das Verhältnis von strategischen zu regionalen und von marktnahen zu hierarchischen Netz-werken ableiten. Bei den befragten Unternehmen lassen sich alle vier Formen mehr oder weniger deutlich wieder finden. Teilweise sind sie sogar gleichzeitig in einzelnen Unternehmen zu beo-bachten, je nachdem wer die Netzwerkpartner sind und welche Bedeutung sie für die eigene In-novationsfähigkeit haben.

Während die große Zahl an räumlich nahen Netzwerkpartnern bei vielen Befragten auf die Existenz eines regionalen Netzwerks hinweist, steht die Verbindung zu Microsoft vielfach für eine strategische Partnerschaft. Beides wird auch durch die Frage nach dem ‘wichtigsten Akteur im Netzwerk’ (Frage 30 im Fragebogen) untermauert. So betonen ca. 45 % der Unternehmen, dass es keinen herausragenden Akteur gibt, was auf eine relative Ausgeglichenheit dieser werke hindeutet. Ein Drittel der Unternehmen sehen sich selbst als wichtigsten Akteur im Netz-werk, während in 13% der Fälle ein anderes Unternehmen als wichtigster Akteur genannt wird.

Gerade im letzten Fall zeigt sich die Abhängigkeit der Unternehmen zu anderen Unternehmen bzw. wird eine strategische Partnerschaft sichtbar. Insgesamt deutet aber die größere Zahl an regionalen Netzwerken und die fehlende Dominanz einzelner Akteure auf eine innovationsför-dernde Systemstruktur in der IT-Branche hin.

Da nicht nur die privatwirtschaftlichen Akteure in den Netzwerkstrukturen über die Innovati-onsfähigkeit der IT-Unternehmen entscheiden, sondern auch Institutionen, zu denen diese in Beziehung stehen bzw. in welchen sie eingebettet sind, wird im folgenden Kapitel die wichtigste staatliche Einrichtung Portugals für die IT-Wirtschaft, das Innovationssystem Portugal, analysiert.

Im Dokument Innovationsnetzwerke in Portugal (Seite 157-161)

Outline

ÄHNLICHE DOKUMENTE