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Atkins und die Low-Carb-Bewegung

Im Dokument ERNAHRUNG HEUTE UND MORGEN (Seite 47-51)

Übergewicht, Diabetes und vorschnelle Alterung: Bei vielen Menschen haben Kohlenhydrate einen schlechten Ruf. Bereits im Jahr 1972 begründete der dadurch berühmt gewordene ame-rikanische Arzt Robert Atkins eine Ernährungsrevolution: die Atkins-Diät oder Low-Carb- Bewegung. Die einfache Regel lautet: mehr Fett, weniger Kohlenhydrate.

Diättreibende auf der ganzen Welt verzichten nach den Low-Carb-Regeln weitestgehend auf Kohlenhydrate, dürfen aber fett- und eiweißhaltige Speisen ohne Einschränkung essen.

In der Praxis bedeutet das: kaum Kartoffeln, Nudeln und Brot sowie wenig Zucker und Obst.

Dafür aber viel Fleisch, Fisch, Käse, Eier, Wurst und Butter. Gemüse ist weitestgehend erlaubt.

Tatsächlich zeigt sich auch in Studien, dass eine kohlenhydratarme Ernährung beim Ab-nehmen helfen kann.64 Aber dabei wird oft vergessen, dass die langfristigen gesundheitlichen Folgen einer solchen Ernährung auch heute immer noch nicht ausreichend untersucht sind und eine fleisch- und fettreiche Diät beziehungsweise Ernährung mit erheblichen gesund-heitlichen Risiken verbunden ist (► Seite 136). So wundert es nicht, dass ausgerechnet Robert Atkins im Alter von 72 Jahren an Herzschwäche und Fettleibigkeit verstarb. Ein Umstand, den seine Anhänger lieber verschwiegen hätten.68

Es gibt aber auch immer wieder Einzelberichte und Studien, die von positiven Effekten einer stark kohlenhydratreduzierten Diät berichten. Das trifft in den letzten Jahren besonders für die ketogene Ernährung zu, einer extremen Variante der Low-Carb-Diät, auf die weltweit viele Gesundheitsbewusste schwören. Die Kohlenhydratzufuhr wird dabei sehr stark reduziert und dafür die Fettzufuhr erhöht. Die zugeführte Kohlenhydratmenge beträgt meist weniger als 50 Gramm pro Tag beziehungsweise weniger als 10 Prozent des täglichen Energiebedarfs.

Da Glukose im Körper aus Eiweiß und Fett hergestellt werden kann, könnte ein Mensch auch ohne Kohlenhydrate überleben. Durch die Kohlenhydratreduktion verändert sich der Stoffwechsel und gerät in die sogenannte Ketose. Die Leber beginnt, aus Fettsäuren Keton-körper zu bilden. Gehirn und Körperzellen nutzen nun nicht mehr Glukose, sondern diese Ketone als Energielieferanten. Um einen normalen Fettstoffwechsel zu gewährleisten und Proteinabbau zu vermeiden, sollte jedoch der Wert von mindestens 10 Prozent des täglichen Energiebedarfs aus Kohlenhydraten nicht unterschritten werden.47

Aus welchen Nahrungsmitteln besteht eine ketogene Ernährung? Auf den Teller kommen Fleisch, Wurst, Fisch, Milchprodukte, Eier, Nüsse, Samen, kohlenhydratarmes Gemüse wie Spinat und Tomaten sowie pflanzliche Öle wie Oliven- und Kokosöl. Zucker, Kuchen und Süßigkeiten sind absolut tabu, aber auch Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, Knollen- und Wurzelgemüse sowie Obst werden vom Speiseplan gestrichen.

Es gibt viele Einzelberichte von Menschen, die sich mit einer ketogenen Ernährung wohler und leistungsfähiger fühlen. In Studien zeigten sich eine Verbesserung der Gedächtnisleis-tung und sogar eine lebensverlängernde Wirkung – bisher allerdings nur im Mausmodell.69 Auch Gewicht lässt sich mit einer ketogenen Ernährung nachweislich reduzieren.70 Erfolge konnten zudem bei Menschen mit Epilepsie und Alzheimer erzielt werden.71 Auch wenn in Einzelberichten erstaunliche Steigerungen des Wohlbefindens berichtet werden und eine von

der Norm abweichende Ernährungsform unser Interesse weckt, wollen wir ganz eindeutig da-rauf hinweisen, dass es über die Langzeitwirkungen der ketogenen Ernährung noch zu wenig Wissen gibt. Wir raten deswegen nicht zu einer Umstellung. Falls Sie dennoch eine ketoge-ne Ernährung in Erwägung ziehen, sollten Sie dies immer in Rücksprache mit eiketoge-nem Ernäh-rungsmediziner tun.

Die Qualität der Kohlenhydrate ist für unsere Gesundheit entscheidend. Lebensmittel mit leicht verdaulichen („schnellen“) Kohlenhydraten sollten Sie möglichst meiden, komplexe Kohlenhydrate sollten hingegen ruhig auf Ihrem Speiseplan stehen.

►Essen Sie Vollkornprodukte. Egal ob Nudeln, Brot oder Reis – die Vollkornvariante ist immer die gesündere. Stark ausgemahlenes Mehl und weißer Reis enthalten fast nur noch leicht verdauliche Zucker und sind daher nicht gesundheitsfördernd.

►Essen Sie möglichst wenig Fertiggerichte wie Pizza, Pommes, Teilchen vom Bäcker usw. und meiden Sie Softdrinks. Sie enthalten viele „schlechte“ Kohlenhydrate, zum Beispiel in Form von raffinierter Stärke oder zugesetztem (Frucht-)Zucker.

►Essen Sie viele ballaststoffreiche Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte.

Sie geben den Zucker langsamer ins Blut ab.

►Verwenden Sie wenig Haushaltszucker und andere süßende Substanzen wie Honig.

Auch Süßigkeiten und Schokolade mit niedrigem Kakaoanteil sollten nur selten genascht werden.

►Legen Sie Phasen des Nichtessens ein. Durch das dauernde Essen gerät unsere Blut-zuckerregulation aus dem Gleichgewicht. Insulinresistenz und Diabetes sind die langfristigen Folgen. Dehnen Sie zum Beispiel das Nachtfasten aus und essen Sie 14 oder 16 Stunden pro Tag nichts (Intervallfasten). Essen Sie kleinere Portionen, indem Sie zum Beispiel kleinere Teller verwenden. Viele Studien zeigen, dass unsere Gesundheit von weniger Nahrung enorm profitiert (► Seite 207).

► ► ►

AUF EINEN BLICK KOHLENHYDRATE

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Atkins und die Low-Carb-Bewegung

Übergewicht, Diabetes und vorschnelle Alterung: Bei vielen Menschen haben Kohlenhydrate einen schlechten Ruf. Bereits im Jahr 1972 begründete der dadurch berühmt gewordene ame-rikanische Arzt Robert Atkins eine Ernährungsrevolution: die Atkins-Diät oder Low-Carb- Bewegung. Die einfache Regel lautet: mehr Fett, weniger Kohlenhydrate.

Diättreibende auf der ganzen Welt verzichten nach den Low-Carb-Regeln weitestgehend auf Kohlenhydrate, dürfen aber fett- und eiweißhaltige Speisen ohne Einschränkung essen.

In der Praxis bedeutet das: kaum Kartoffeln, Nudeln und Brot sowie wenig Zucker und Obst.

Dafür aber viel Fleisch, Fisch, Käse, Eier, Wurst und Butter. Gemüse ist weitestgehend erlaubt.

Tatsächlich zeigt sich auch in Studien, dass eine kohlenhydratarme Ernährung beim Ab-nehmen helfen kann.64 Aber dabei wird oft vergessen, dass die langfristigen gesundheitlichen Folgen einer solchen Ernährung auch heute immer noch nicht ausreichend untersucht sind und eine fleisch- und fettreiche Diät beziehungsweise Ernährung mit erheblichen gesund-heitlichen Risiken verbunden ist (► Seite 136). So wundert es nicht, dass ausgerechnet Robert Atkins im Alter von 72 Jahren an Herzschwäche und Fettleibigkeit verstarb. Ein Umstand, den seine Anhänger lieber verschwiegen hätten.68

Es gibt aber auch immer wieder Einzelberichte und Studien, die von positiven Effekten einer stark kohlenhydratreduzierten Diät berichten. Das trifft in den letzten Jahren besonders für die ketogene Ernährung zu, einer extremen Variante der Low-Carb-Diät, auf die weltweit viele Gesundheitsbewusste schwören. Die Kohlenhydratzufuhr wird dabei sehr stark reduziert und dafür die Fettzufuhr erhöht. Die zugeführte Kohlenhydratmenge beträgt meist weniger als 50 Gramm pro Tag beziehungsweise weniger als 10 Prozent des täglichen Energiebedarfs.

Da Glukose im Körper aus Eiweiß und Fett hergestellt werden kann, könnte ein Mensch auch ohne Kohlenhydrate überleben. Durch die Kohlenhydratreduktion verändert sich der Stoffwechsel und gerät in die sogenannte Ketose. Die Leber beginnt, aus Fettsäuren Keton-körper zu bilden. Gehirn und Körperzellen nutzen nun nicht mehr Glukose, sondern diese Ketone als Energielieferanten. Um einen normalen Fettstoffwechsel zu gewährleisten und Proteinabbau zu vermeiden, sollte jedoch der Wert von mindestens 10 Prozent des täglichen Energiebedarfs aus Kohlenhydraten nicht unterschritten werden.47

Aus welchen Nahrungsmitteln besteht eine ketogene Ernährung? Auf den Teller kommen Fleisch, Wurst, Fisch, Milchprodukte, Eier, Nüsse, Samen, kohlenhydratarmes Gemüse wie Spinat und Tomaten sowie pflanzliche Öle wie Oliven- und Kokosöl. Zucker, Kuchen und Süßigkeiten sind absolut tabu, aber auch Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, Knollen- und Wurzelgemüse sowie Obst werden vom Speiseplan gestrichen.

Es gibt viele Einzelberichte von Menschen, die sich mit einer ketogenen Ernährung wohler und leistungsfähiger fühlen. In Studien zeigten sich eine Verbesserung der Gedächtnisleis-tung und sogar eine lebensverlängernde Wirkung – bisher allerdings nur im Mausmodell.69 Auch Gewicht lässt sich mit einer ketogenen Ernährung nachweislich reduzieren.70 Erfolge konnten zudem bei Menschen mit Epilepsie und Alzheimer erzielt werden.71 Auch wenn in Einzelberichten erstaunliche Steigerungen des Wohlbefindens berichtet werden und eine von

der Norm abweichende Ernährungsform unser Interesse weckt, wollen wir ganz eindeutig da-rauf hinweisen, dass es über die Langzeitwirkungen der ketogenen Ernährung noch zu wenig Wissen gibt. Wir raten deswegen nicht zu einer Umstellung. Falls Sie dennoch eine ketoge-ne Ernährung in Erwägung ziehen, sollten Sie dies immer in Rücksprache mit eiketoge-nem Ernäh-rungsmediziner tun.

Die Qualität der Kohlenhydrate ist für unsere Gesundheit entscheidend. Lebensmittel mit leicht verdaulichen („schnellen“) Kohlenhydraten sollten Sie möglichst meiden, komplexe Kohlenhydrate sollten hingegen ruhig auf Ihrem Speiseplan stehen.

►Essen Sie Vollkornprodukte. Egal ob Nudeln, Brot oder Reis – die Vollkornvariante ist immer die gesündere. Stark ausgemahlenes Mehl und weißer Reis enthalten fast nur noch leicht verdauliche Zucker und sind daher nicht gesundheitsfördernd.

►Essen Sie möglichst wenig Fertiggerichte wie Pizza, Pommes, Teilchen vom Bäcker usw. und meiden Sie Softdrinks. Sie enthalten viele „schlechte“ Kohlenhydrate, zum Beispiel in Form von raffinierter Stärke oder zugesetztem (Frucht-)Zucker.

►Essen Sie viele ballaststoffreiche Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte.

Sie geben den Zucker langsamer ins Blut ab.

►Verwenden Sie wenig Haushaltszucker und andere süßende Substanzen wie Honig.

Auch Süßigkeiten und Schokolade mit niedrigem Kakaoanteil sollten nur selten genascht werden.

►Legen Sie Phasen des Nichtessens ein. Durch das dauernde Essen gerät unsere Blut-zuckerregulation aus dem Gleichgewicht. Insulinresistenz und Diabetes sind die langfristigen Folgen. Dehnen Sie zum Beispiel das Nachtfasten aus und essen Sie 14 oder 16 Stunden pro Tag nichts (Intervallfasten). Essen Sie kleinere Portionen, indem Sie zum Beispiel kleinere Teller verwenden. Viele Studien zeigen, dass unsere Gesundheit von weniger Nahrung enorm profitiert (► Seite 207).

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AUF EINEN BLICK KOHLENHYDRATE

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Fette

Welche Nahrungsfette gibt es?

Machen Fette dick? Wie viel Fett sollten wir essen?

Welche Fette sind gesund und welche ungesund?

Wie viel Omega-3-Fettsäuren brauchen wir?

Sind fettreduzierte Produkte sinnvoll?

Ist Cholesterin gefährlich?

Fette (auch Lipide) sind nichtwasserlösliche Substanzen. Sie haben viele wichtige biologische Funktionen und sind neben Kohlenhydraten die Hauptlieferanten für Energie. Fette sind da-rüber hinaus wichtige Baustoffe für Zellwände sowie Hormone und helfen uns, die wichtigen fettlöslichen Vitamine E, D, K und A zu verwerten. Außerdem schützen sie als Fettgewebe unsere Organe wie Polster vor Verletzungen und Kälte. Der Körper kann Fette selbst herstel-len oder aus der Nahrung extrahieren. Fettreiche Lebensmittel sind Öle, Nüsse, Samen, Fisch, Fleisch und Milchprodukte. Obst und Gemüse enthalten kaum Fett, meistens deutlich weni-ger als 1 Gramm pro 100 Gramm. Der Körper kann Fette aber auch aus Kohlenhydraten selbst herstellen (► Seite 38).47 Nahrungsfette haben durch ihre lange Verweildauer im Magen einen hohen Sättigungsgrad.

Die Ernährungsweisen in den einzelnen Blue Zones (► Seite 28ff.), in denen besonders ge-sunde Menschen leben, unterscheiden sich in Bezug auf ihren Fettanteil erheblich. Die tradi-tionelle Ernährung der Japaner besteht nur zu 15 Prozent aus Fett, während die mediterrane Küche mit 40 Prozent sehr fettreich ist.

Es gibt unterschiedliche Arten von Fetten. Die einfachsten und häufigsten sind die Tri-glyzeride. Sie sind aus einem Glyzerinmolekül und drei Fettsäuren aufgebaut und machen 90  Prozent der Nahrungsfette aus.47 Die Fettsäuren der Triglyzeride bestehen aus Kohlen-, Wasser- und Sauerstoff und unterscheiden sich in ihrer Kettenlänge und ihrem Sättigungs-grad. Die Kettenlänge der Fettsäuren wird nach der Anzahl ihrer Kohlenstoffatome (C-Atome) in kurzkettig (vier bis sechs C-Atome), mittelkettig (acht bis zwölf C-Atome) und langkettig (mehr als zwölf C-Atome) unterschieden.47

Außerdem gibt es gesättigte und ungesättigte Fettsäuren. Bei gesättigten Fettsäuren sind alle Kohlenstoffatome jeweils mit zwei Wasserstoffatomen (H-Atome) besetzt, also chemisch gesättigt. Bei ungesättigten Fettsäuren sind einzelne Kohlenstoffatome an bestimmten Stellen nicht gesättigt und gehen dadurch untereinander Doppelbindungen ein. Sie können einfach oder mehrfach ungesättigt sein (► Abbildung rechts). An der ungesättigten Stelle sind die Fett-säuren „geknickt“.72 Sie verklumpen dadurch weniger als die schnurgeraden, gesättigten Fett-säuren und neigen weniger zu Ablagerungen. Außerdem wirken sie sich positiv auf die Durch-lässigkeit und Flexibilität von Zellwänden aus. Jede menschliche Zelle ist von einer Membran umschlossen, die aus einer Doppelschicht von Fettsäuren besteht. Diese Membran schützt

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die Zelle und transportiert wichtige Nährstoffe. Ungesättigte Fettsäuren in cis-Konfiguration machen eine Membran flexibel und durchlässig, während eine Membran aus überwiegend ge-sättigten Fettsäuren rigide und starr ist. Diese Tatsache kann erklären, warum sich ungesättig-te Fettsäuren positiv auf die Blutgefäße auswirken und so vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.73

Die wichtigsten ungesättigten Fettsäuren sind Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Die Zahl im Namen der Fettsäuren steht für die Position des ersten ungesättigten Kohlenstoffatoms in der Fettsäurekette. Dabei wird vom Omega-Ende hergezählt, also von hinten, denn Omega ist der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet. Diese Fettsäuren verhalten sich unterschied-lich in unserem Körper und haben verschiedene Funktionen. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 53.

Dann gibt es noch die berüchtigten Transfettsäuren. Sie sind ungesättigte Fettsäuren mit ei-ner oder mehreren Kohlenstoffdoppelbindungen, aber nicht in cis-Konfiguration wie bei den bisher beschriebenen ungesättigten Fettsäuren, sondern in trans-Konfiguration. Die beiden Wasserstoffatome liegen nicht mehr auf einer Seite (lat. cis = diesseits), sondern eines springt hinüber auf die andere Seite (lat. trans = hinüber). Dadurch haben die Molekülketten eine andere räumliche Form – sie sind gerade, ähnlich wie die gesättigten Fettsäuren,74 und dies scheint zu ihrer gesundheitsschädlichen Wirkung beizutragen (► Seite 59).75

Transfette entstehen vor allem in industriell hergestellten Fetten, die für verarbeitete Le-bensmittel wie Croissants, Donuts, Pommes, Pizza, Trockensuppen, Chips und Müsliriegel ver-wendet werden. Natürlicherweise kommen Transfette nur in der Milch von Wiederkäuern vor.

Außerdem entstehen sie beim Erhitzen von Pflanzenölen bei hohen Temperaturen (über 130 °C).

Gesättigte Fettsäure

Der Aufbau von Fetten hat Einfluss auf ihren Gesundheitswert. Triglyzeride bestehen aus einem Glyzerin-molekül und drei Fettsäuren. Bei gesättigten Fettsäuren sind alle Kohlenstoffatome (C-Atome) jeweils mit zwei Wasserstoffatomen (H-Atome) besetzt. Bei ungesättigten Fettsäuren sind die Kohlenstoffatome an einer oder an mehreren Stellen nicht gesättigt und gehen Doppelbindungen untereinander ein.

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Fette

Welche Nahrungsfette gibt es?

Machen Fette dick? Wie viel Fett sollten wir essen?

Welche Fette sind gesund und welche ungesund?

Wie viel Omega-3-Fettsäuren brauchen wir?

Sind fettreduzierte Produkte sinnvoll?

Ist Cholesterin gefährlich?

Fette (auch Lipide) sind nichtwasserlösliche Substanzen. Sie haben viele wichtige biologische Funktionen und sind neben Kohlenhydraten die Hauptlieferanten für Energie. Fette sind da-rüber hinaus wichtige Baustoffe für Zellwände sowie Hormone und helfen uns, die wichtigen fettlöslichen Vitamine E, D, K und A zu verwerten. Außerdem schützen sie als Fettgewebe unsere Organe wie Polster vor Verletzungen und Kälte. Der Körper kann Fette selbst herstel-len oder aus der Nahrung extrahieren. Fettreiche Lebensmittel sind Öle, Nüsse, Samen, Fisch, Fleisch und Milchprodukte. Obst und Gemüse enthalten kaum Fett, meistens deutlich weni-ger als 1 Gramm pro 100 Gramm. Der Körper kann Fette aber auch aus Kohlenhydraten selbst herstellen (► Seite 38).47 Nahrungsfette haben durch ihre lange Verweildauer im Magen einen hohen Sättigungsgrad.

Die Ernährungsweisen in den einzelnen Blue Zones (► Seite 28ff.), in denen besonders ge-sunde Menschen leben, unterscheiden sich in Bezug auf ihren Fettanteil erheblich. Die tradi-tionelle Ernährung der Japaner besteht nur zu 15 Prozent aus Fett, während die mediterrane Küche mit 40 Prozent sehr fettreich ist.

Es gibt unterschiedliche Arten von Fetten. Die einfachsten und häufigsten sind die Tri-glyzeride. Sie sind aus einem Glyzerinmolekül und drei Fettsäuren aufgebaut und machen 90  Prozent der Nahrungsfette aus.47 Die Fettsäuren der Triglyzeride bestehen aus Kohlen-, Wasser- und Sauerstoff und unterscheiden sich in ihrer Kettenlänge und ihrem Sättigungs-grad. Die Kettenlänge der Fettsäuren wird nach der Anzahl ihrer Kohlenstoffatome (C-Atome) in kurzkettig (vier bis sechs C-Atome), mittelkettig (acht bis zwölf C-Atome) und langkettig (mehr als zwölf C-Atome) unterschieden.47

Außerdem gibt es gesättigte und ungesättigte Fettsäuren. Bei gesättigten Fettsäuren sind alle Kohlenstoffatome jeweils mit zwei Wasserstoffatomen (H-Atome) besetzt, also chemisch gesättigt. Bei ungesättigten Fettsäuren sind einzelne Kohlenstoffatome an bestimmten Stellen nicht gesättigt und gehen dadurch untereinander Doppelbindungen ein. Sie können einfach oder mehrfach ungesättigt sein (► Abbildung rechts). An der ungesättigten Stelle sind die Fett-säuren „geknickt“.72 Sie verklumpen dadurch weniger als die schnurgeraden, gesättigten Fett-säuren und neigen weniger zu Ablagerungen. Außerdem wirken sie sich positiv auf die Durch-lässigkeit und Flexibilität von Zellwänden aus. Jede menschliche Zelle ist von einer Membran umschlossen, die aus einer Doppelschicht von Fettsäuren besteht. Diese Membran schützt

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die Zelle und transportiert wichtige Nährstoffe. Ungesättigte Fettsäuren in cis-Konfiguration machen eine Membran flexibel und durchlässig, während eine Membran aus überwiegend ge-sättigten Fettsäuren rigide und starr ist. Diese Tatsache kann erklären, warum sich ungesättig-te Fettsäuren positiv auf die Blutgefäße auswirken und so vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.73

Die wichtigsten ungesättigten Fettsäuren sind Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Die Zahl im Namen der Fettsäuren steht für die Position des ersten ungesättigten Kohlenstoffatoms in der Fettsäurekette. Dabei wird vom Omega-Ende hergezählt, also von hinten, denn Omega ist der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet. Diese Fettsäuren verhalten sich unterschied-lich in unserem Körper und haben verschiedene Funktionen. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 53.

Dann gibt es noch die berüchtigten Transfettsäuren. Sie sind ungesättigte Fettsäuren mit ei-ner oder mehreren Kohlenstoffdoppelbindungen, aber nicht in cis-Konfiguration wie bei den bisher beschriebenen ungesättigten Fettsäuren, sondern in trans-Konfiguration. Die beiden Wasserstoffatome liegen nicht mehr auf einer Seite (lat. cis = diesseits), sondern eines springt hinüber auf die andere Seite (lat. trans = hinüber). Dadurch haben die Molekülketten eine andere räumliche Form – sie sind gerade, ähnlich wie die gesättigten Fettsäuren,74 und dies scheint zu ihrer gesundheitsschädlichen Wirkung beizutragen (► Seite 59).75

Transfette entstehen vor allem in industriell hergestellten Fetten, die für verarbeitete Le-bensmittel wie Croissants, Donuts, Pommes, Pizza, Trockensuppen, Chips und Müsliriegel ver-wendet werden. Natürlicherweise kommen Transfette nur in der Milch von Wiederkäuern vor.

Außerdem entstehen sie beim Erhitzen von Pflanzenölen bei hohen Temperaturen (über 130 °C).

Gesättigte Fettsäure

Der Aufbau von Fetten hat Einfluss auf ihren Gesundheitswert. Triglyzeride bestehen aus einem Glyzerin-molekül und drei Fettsäuren. Bei gesättigten Fettsäuren sind alle Kohlenstoffatome (C-Atome) jeweils mit zwei Wasserstoffatomen (H-Atome) besetzt. Bei ungesättigten Fettsäuren sind die Kohlenstoffatome an einer oder an mehreren Stellen nicht gesättigt und gehen Doppelbindungen untereinander ein.

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Da Fette in Wasser unlöslich sind, bringen Transportmoleküle sie durchs Blut zu den Kör-perzellen, die Energie benötigen. In der Leber werden die Triglyzeride mit Proteinen zu so-genannten Lipoproteinen verbunden, die dann als Transporter fungieren und sich durch die Blutbahnen bewegen können. Fett, das der Organismus gerade nicht als Energie oder Baustoff be-nötigt, speichert er im Fettgewebe ab. Der Körper kann große Mengen Triglyzeride als Fettspeicher anlegen – beim gesunden Mann 8 bis 15 Kilogramm, bei der gesunden Frau 10 bis 20 Kilogramm.47

Es gibt zwei Arten von Fettgewebe, das subkutane und das viszerale Fett. Subkutanes Fett sitzt zum Beispiel an Po und Hüfte und ist als Reserve für schlechte Zeiten gedacht.

Es gibt zwei Arten von Fettgewebe, das subkutane und das viszerale Fett. Subkutanes Fett sitzt zum Beispiel an Po und Hüfte und ist als Reserve für schlechte Zeiten gedacht.

Im Dokument ERNAHRUNG HEUTE UND MORGEN (Seite 47-51)