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Arbeiten zum Niveau der (Lage-) Berichterstattung

C Aufbau einer Untersuchung der strategieorientierten Berichterstattung börsennotierter Unternehmen

2 Kontext der bisherigen Forschung und Forschungslücken .1 leitende Fragen der Untersuchung .1 leitende Fragen der Untersuchung .1 leitende Fragen der Untersuchung

2.3 Überblick über den bisherigen Stand der Forschung

2.3.1 Arbeiten zum Niveau der (Lage-) Berichterstattung

Untersuchungen zum Berichterstattungsverhalten von Unternehmen haben eine lange Tradition in Deutschland, sie werden regelmäßig durchgeführt, um den In-formationsgehalt veröffentlichter Rechnungslegungsinstrumente zu ermitteln.600 Derartige Analysen sind z.T. auch Grundlage von Wettbewerben innerhalb der Wirtschaftspresse, was als Beleg für die Relevanz der Thematik gelten kann.601 Spezifisch in Bezug auf das Medium des Lageberichts adressieren verschiedene Untersuchungen das inhaltliche Niveau der Lageberichte zunächst gesamthaft:602 Exemplarisch sei die Arbeit von Dietsche/Fink aus dem Jahre 2008 erwähnt, die allerdings die Lageberichterstattung börsennotierter Unternehmen im Jahre 2005

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Vgl. u.a. Bemdsen (1978), S. 125f. Eine Übersicht über Untersuchungen zwischen 1969 und 1976 findet sich bei Wysocki (1976), S. 744; Coenenberg et al. (1978), S. 498.

Stellvertretend sei auf den bereits in Abschnitt B 4.4 skizzierten, etablierten Wettbewerb um ,Den Besten Geschäftsbericht' verwiesen, der jährlich vom ,manager magazin' unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Jörg Baetge durchgeführt wird. Vgl. hierzu Baetge ( 1992), Baetge et al. (1997), S. 177 sowie Baetge/Brötzmann (2003), S. 11, jüngst auch Baetge/Hippel (2009). Den Wettbewerbsaufbau sowie -verlauf stellt aktuell Oberdörster (2009), S. 88ff. dar. Zur Historie derartiger Wettbewerbe, welche bereits seit den 1950er Jahren in den USA durchgeführt werden, vgl. bspw. Hundhausen (1957), S. 143ff.

Es erscheint einleuchtend, dass es sich hierbei i.d.R. um dt. Veröffentlichungen handelt, da sich diese Arbeit auf die dt. Lageberichterstattung gern. HGB konzentriert.

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adressiert.603 Die Autoren überprüfen, ob die von Adressaten eines Lageberichts aufgestellten Anforderungen an die Berichterstattung erfüllt werden. Dies ist nur bedingt der Fall, es wird außerdem eine deutliche Heterogenität hinsichtlich der Qualität bzw. der Ausgestaltung der Berichte festgestellt sowie die gesamthafte Berichtsqualität als mittelmäßig klassifiziert. Eine weiterführende Aussage bzgl.

der zeitlichen Entwicklung der Berichterstattung legen bspw. Schmidt/Wulbrand (2007) vor.604 Die Autoren untersuchen die Auswirkungen der Neuregelung der Lageberichterstattung auf die Qualität derselbigen, indem Lageberichte von 28 der Dax 30-Unternehmen in 2003 und 2005 verglichen werden. In Summe wird eine leichte Verbesserung festgestellt, allerdings zahlreichen Unternehmen noch Nachholbedarf hinsichtlich Transparenz und Präzision der Angaben attestiert.

Eine Reihe von Studien beschäftigt sich weiterhin gezielt mit einzelnen Teil-Be-richten des Lageberichts, insb. finden sich Untersuchungen zur Prognose- sowie zur Risikoberichterstattung, was in methodischer Hinsicht gewisse Parallelen zu einer expliziten Untersuchung der Strategieberichterstattung aufweist:605

In einer Zeitpunktbetrachtung zur Prognoseberichterstattung für das Berichtsjahr 2005 sehen Quick/Reus (2009) betriebswirtschaftliche Anforderungen an solide Prognosen in den Lageberichten nicht erfüllt, die Prognoseberichte können nach Ansicht der Autoren in den meisten Fällen nicht überzeugen.606 Im Vergleich der Einzeljahre 2004 bis 2006 ermittelt Barth (2009) sodann zwar eine Ausweitung der Prognoseberichterstattung von kapitalmarktorientierten Unternehmen, stellt gleichwohl aber eine Heterogenität der Angaben fest.607 Gleichfalls erst kürzlich legen Ruhwedel et al. (2009) eine Zeitraumuntersuchung zur Prognoseberichter-stattung der Dax 30-Unternehmen vor. Die Autoren vergleichen die Lageberichte des Jahres 2008 mit denjenigen des Jahres 2006. Dabei wird festgestellt, dass die

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Vgl. Dietsche/Fink (2008). Die Bedeutung des Lageberichts als integralem Bestandteil der Kapitalmarktkommunikation wird bestätigt. Zur Analyse der Lageberichterstattung werden Anforderungen von Baetge/Prigge (2006) entnommen, als Basis dient DRS 15.

Vgl. ausführlich Schmidt/Wulbrand (2007).

Unter Rückgriff auf Abb. 9 (S. 134) ist dies als , vertikale' Analyserichtung anzusehen.

Vgl. im Detail Quick/Reus (2009). Diese leiten ein normatives Prognosemodell ab (Ele-mente: Prämissen, Verfahren, Horizont und Aussage), das zur Bewertung dient.

Vgl. Barth (2009), S. 138ff. Kritikwürdig erscheint hier insb. die mangelnde Aktualität der Untersuchung, auch wäre ein längerfristiger Betrachtungszeitraum wünschenswert.

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inhaltlichen Anforderungen lt. DRS 15 regelmäßig nicht erfüllt werden und sich offensichtlich die makroökonomischen Rahmenbedingungen der Jahre 2008 und 2009 auf das Berichtsverhalten der Unternehmen auswirkten.608 Einen weiteren interessanten Aspekt der Prognoseberichterstattung betrachten außerdem Peilens et al. (2007). Verglichen werden hier freiwillige Ergebnisprognosen der Dax 30-Unternehmen in Printmedien mit Prognosen im Lagebericht. Gezeigt wird, dass im Lagebericht tendenziell unpräzisere und vorsichtigere Prognosen erfolgen.609 Bereits unmittelbar nach Einführung der Risikoberichterstattung zeigte Kajüter (2001) inhaltliche Mängel bei der Analyse der Lageberichte des Jahres 1999 der Dax 100-Unternehmen auf.610 In einer Folgestudie konstatieren Kajüter/Winkler (2003) eine leichte Verbesserung im Zeitablauf und ermitteln zudem eine höhere Berichtsqualität für Unternehmen des Dax im Vergleich zu denen des MDax.611 Weitere Erkenntnisse zur dt. Risikoberichterstattung sind von Fischer/Vielmeyer (2004) vorgelegt worden. Die Autoren errechnen einen ,Risk Disclosure Score' durch Analyse der Lageberichte von Dax 100-Unternehmen, der die Qualität der Risikoberichterstattung misst. Wenngleich inhaltliche und formale Mängel fest-gestellt werden, erhöht sich dieser ,Score' im Zeitablauf der Jahre 1999 bis 2002 deutlich, was auf eine Verbesserung der Berichte zurückgeführt werden kann.

Neben diesen Studien zur Lageberichterstattung per se sind in den letzten Jahren weitere Untersuchungen vorgelegt worden, die sich mit der externen Berichter-stattung insgesamt beschäftigen und diese im Hinblick auf ihre Aussagekraft be-urteilen. Jene Untersuchungen stehen inhaltlich in Zusammenhang mit der Value Reporting-Forschung und die jeweiligen Autoren zielen darauf ab, auf Basis von eigens aufgestellten normativen Kriterienkatalogen die Berichterstattungspraxis der Dax 30- oder Dax 100-Unternehmen dahingehend zu untersuchen, inwieweit

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Vgl. im Detail Ruhwedel et al. (2009). Die Autoren kritisieren v.a. die geringe Präzision der Angaben und fehlende Darstellung von Prämissen. Auch Knauer/Wömpener (2010) sehen die Anforderungen des DRS 15 zur Prognoseberichterstattung nicht erfüllt.

Vgl. Peilens et al. (2007), S. 24ff.

Vgl. Kajüter (2001 ), S. 108ff., der die Resultate „ernüchternd" nennt. Die Risikobericht-erstattung wurde im Rahmen des KonTraG eingeführt, vgl. hierzu auch Abschnitt B 3.1.

Vgl. Kajüter/Winkler (2003). Festgestellt wird zwar eine höhere Anzahl von berichteten Risiken im Zeitablauf, nach Meinung der Autoren bestehen jedoch nach wie vor Mängel bei der Risikoerläuterung sowie -kategorisierung.

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den jeweils formulierten Anforderungen realiter entsprochen wird. Stets werden auch strategieorientierte Berichtselemente inkludiert, da jene einen zentralen Be-standteil aller relevanten Value Reporting-Konzeptionen darstellen. Erwähnens-wert sind in diesem Kontext insb. die Studien von Ruhwedel/Schultze (2002a)612, Peilens et al. (2000)613, Fischer et al. (2001a)614 sowie Fischer et al. (2001b)615.

In jüngerer Zeit nehmen sich Schultze (2005)616, Heumann (2005)617 und Wenzel (2005)618 der genannten Frage an. Den Untersuchungen ist gemein, dass sie stets Verbesserungspotenziale in der wertorientierten Berichterstattung identifizieren.

Eine Studie, die sich fokussiert mit der Strategieberichterstattung, verstanden als der Gehalt strategieorientierter Informationen im Lagebericht, auseinandersetzt, ist bislang nicht bekannt. Dies scheint auch insofern nachvollziehbar, als weder

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Vgl. Ruhwedel/Schultze (2002a). Diese fokussieren auf den Dax I 00 und untersuchen Geschäftsberichte des Jahres 2001 anhand eines eigenen Kriterienkataloges. Bei den Strategieinformationen sehen sie erhebliche Mängel in Inhalt sowie Struktur, wenn-gleich Dax-Unternehmen besser und ausführlicher berichten als MDax-Unternehmen.

Vgl. Pellens et al. (2000a), dies. (2000b). Die Autoren prüfen ihren „Value Reporting-Katalog" in den Geschäftsberichten der Jahre 1997 bis 1999 der Dax-Unternehmen. Sie konstatieren zwar eine Verbesserung in der Berichterstattung, zeigen aber Defizite insb.

im Bereich der zukunftsorientierten Berichtsinhalte auf. Zudem finden sich Hinweise, dass der Unternehmenserfolg Einfluss auf den Umfang der Berichterstattung hat.

Vgl. Fischer et al. (2001 a). Die Arbeit fokussiert auf Unternehmen, die dem Nemax 50 angehörten. Es wird versucht, eine a priori aufgestellte Berichts-Scorecard aus den Be-richten herauszuarbeiten, Inhalte bzgl. der Strategie werden jedoch als schwach und zu-dem heterogen ausgeprägt beurteilt. Interessant erscheint die Feststellung von branchen-spezifischen Berichtsunterschieden innerhalb der gewählten Stichprobe.

Vgl. Fischer et al. (2001b). Die Studie fokussiert auf die Berichterstattung im Internet, die angewandten Kriterien sind vergleichbar mit Fischer et al. (2001a). Es wird ein Ein-fluss des angewandten Rechnungslegungsstandards ermittelt, auch Fischer et al. (2002).

Vgl. Schultze (2005). Dies ist die Folgestudie zu Ruhwedel/Schultze (2002a). Es werden die Geschäftsberichte 2000 bis 2002 der Dax 100-Unternehmen analysiert. Zwar scheint die Berichtsqualität verbessert, ist aber noch unbefriedigend. Bestätigt wird die Hetero-genität der Berichte sowie Unterschiede zwischen Dax- und MDax-Unternehmen.

Vgl. im Detail Heumann (2005), S. 221ff. Der Autor entwickelt einen Value Reporting-Katalog, dessen Bestandteile er durch Befragung gewichtet. Eine Prüfung der Berichts-qualität von 44 Unternehmen in den Geschäftsberichten 2003 zeigt eine insg. schwache Qualität des Value Reportings. Es wird gezeigt, dass große Unternehmen sowie Dax 30-Unternehmen besser berichten, die Branche jedoch keinen Einfluss zu haben scheint.

In ihrer äußerst umfangreichen Arbeit konstruiert Wenzel (2005) einen Berichtskatalog und testet diesen in den Geschäftsberichten 1999 bis 2002. Die Autorin attestiert unzu-reichende Berichterstattung, insb. bzgl. zukunftsorientierter Informationen. Die Qualität der Berichte habe sich im Zeitraum jedoch erhöht. Vgl. ähnlich Fischer/Wenzel (2005).

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strategieorientierte Berichtsinhalte in einschlägigen deutschen (internationalen) Rechtsnormen zur Lageberichterstattung explizit kodifiziert sind, noch der rele-vante Terminus ,Strategiebericht' per sein der Literatur verwendet wird.

Es findet sich lediglich eine Arbeit, die weitgehend strategieorientierte Berichts-inhalte in das Zentrum des Untersuchungsinteresses stellt: Diese ist von Günther et al. (2003) vorgestellt worden, jedoch wird nicht auf das Medium Lagebericht fokussiert.619 Die Autoren beschränken sich bei der Auswahl der Untersuchungs-objekte zudem auf Unternehmen der ,New Economy' und stellen in einer Zeit-punktbetrachtung für das Jahr 2001 eine insg. nur mangelhafte Strategiebericht-erstattung fest. Als wesentliche Ursache hierfür wird die vermeintliche Wettbe-werbsschädlichkeit der Preisgabe derartiger Informationen ermittelt.620

Diese Übersicht über ausgewählte empirische Studien zur Lageberichterstattung führt zu Erkenntnissen, die für die eigene Untersuchung von Relevanz sind: Ge-zeigt wurde, dass Umfang und Qualität der Berichterstattung als mess- sowie be-wertbar gelten können, sowohl ganzheitlich in Bezug auf verschiedene Berichts-instrumente - und somit auch die Lageberichte -, zudem spezifisch in Bezug auf einzelne inhaltliche Aspekte der (Lage-) Berichterstattung. Dazu werden oftmals normative Kriterienkataloge abgeprüft und weiterführend auch Scoring-Modelle verwendet, um das Niveau der Berichterstattung quantitativ zu erfassen.

Außerdem ist festzuhalten, dass zwar vereinzelt - insb. in der Value Reporting-Literatur - strategieorientierte Berichtsinhalte berücksichtigt werden, in keinem bekannten Fall jedoch die explizite Konzentration auf Strategieberichterstattung im Lagebericht vorgenommen wird. Hingegen sind die zitierten Untersuchungen in der Analyse der Berichterstattung eher umfassend ausgestaltet, was

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Vgl. im Detail Günther et al. (2003). Die Autoren bestätigen allerdings den Lagebericht als effektivstes Kommunikationsinstrument der Rechnungslegung. Zu kritisieren ist an dem Beitrag die unscharfe Abgrenzung des Terminus ,strategierelevante Information'.

Ein weiterer Beitrag zur Analyse spezifischer inhaltlicher Aspekte in der Lageberichter-stattung sei ebenfalls erwähnt: So legen Baetge/Hippel (2009) eine Arbeit zur Berichter-stattung über Indikatoren der nachhaltigen Entwicklung vor. Gemessen wird der Gehalt an ,Sustainable Development Key Performance Indicators' (SD-KPls) im Lagebericht.

Vgl. Günther et al. (2003). Diese Konzentration auf die sog. ,New Economy' begründen die Autoren damit, dass hier eine besondere Relevanz immaterieller Werte bestünde und insofern eine Erweiterung der Berichterstattung geboten scheint.

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lieh zu Undifferenziertheit führt. Allerdings enthalten einzelne Studien Anhalts-punkte bzgl. der Bestimmungsfaktoren der Berichterstattung,621 also des zweiten Bausteins des groben Untersuchungsmodells, der im Folgenden behandelt wird.

Ein letzter Aspekt der Kritik betrifft die zeitliche Orientierung einzelner vorge-stellter Untersuchungen: Betrachtungszeiträume von zwei bis drei Jahren wirken zu kurz, um nachhaltige Veränderungen des Berichtsverhaltens abzubilden.

2.3.2 Arbeiten zu den Bestimmungsfaktoren der Berichterstattung In den dargestellten Arbeiten zur Analyse der (Lage-) Berichterstattung sind be-reits vereinzelte Aspekte angedeutet worden, die Einfluss auf das Berichtsniveau zu haben scheinen. Vorab ist bei einer Beschäftigung mit jener Fragestellung je-doch zu vermerken, dass eine Identifikation von Determinanten des Berichtsver-haltens grds. nicht als eine Erklärung des BerichtsverBerichtsver-haltens zu verstehen ist, da eine Theorie der Berichterstattung nicht existiert.622 Vielmehr werden mit derlei Analysen plausible Hypothesen auf ihre empirische Evidenz hin untersucht.623 Zahlreiche Studien haben sich bereits sehr umfassend damit auseinandergesetzt, Einflussfaktoren des Publizitätsverhaltens in den diversen Berichtsinstrumenten der externen Rechnungslegung zu ermitteln.624 Zu nennen sind für die deutsche Berichterstattungspraxis bspw. eine Untersuchung von Bemdsen (1978)625 sowie später Häger (1993)62

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Krumbholz (1994)627, Arme/oh (1998)628 bzw. Rolvering

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Zusammengefasst sind dies v.a. die Größe, die Indexzugehörigkeit und die Profitabilität.

Vgl. Rolvering (2002), S. 15: ,,Ohne eine theoretische Fundierung[ ... ] wäre[ ... ] nicht zu entscheiden, ob ein vermuteter Zusammenhang zwischen der Berichterstattungsqualität [ ... ] und einem bestimmten Einflussfaktor zufällig ist oder ob der Zusammenhang nicht auf einen dritten, gemeinsamen Faktor zurückzuführen ist. Auf dem Gebiet der Unter-nehmensberichterstattung existiert indes keine Theorie in Form von begründbaren Vor-stellungen, die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge[ ... ] erläutert."

Vgl. auch Heumann (2005), S. 148f. Zu den Grenzen der Prüfung von Hypothesen bzgl.

verschiedener Einflussfaktoren grdl. Popper (1969), S. 20; Diekmann (2004), S. 52ff.

Eine Übersicht bieten bspw. Ahmed/Courtis (1999); Wagenhofer/Ewert (2007), S. 403.

Vgl. Berndsen (1978), S. 130, als Überblick über diverse Studien Wysocki (1976).

Vgl. Häger (1993), 133, zu mittelgroßen Kapitalgesellschaften. Darüber hinaus sei auch Holdhof (1988), S. 118ff. erwähnt, der auf mittelständische Unternehmen abstellt.

Vgl. ausführlich Krumbholz ( 1994 ), S. 245ff. mit einem Fokus auf den Lagebericht.

Vgl. ausführlich Armeloh (1998), S. 231ff. zur Berichterstattung im Anhang.

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(2002)629 . Jüngere Arbeiten stellen meist auf Berichtsinhalte ab, die primär frei-witlig im Rahmen eines Value Reportings veröffentlicht werden, um sodann ent-sprechende Bestimmungsfaktoren abzuleiten: Zu nennen sind hier bspw. Fischer (2003)630, Heumann (2005)631 und Wenzel (2005)632 mit umfassenden Arbeiten.

Relevante Beiträge liefert darüber hinaus die Voluntary Disclosure-Literatur, die überwiegend im angelsächsischen Raum geprägt wird: Sie befasst sich im Kern mit der Frage, welche Informationen über den jeweils verpflichtenden Umfang der Rechnungslegungsvorschriften hinaus freiwillig bereitgestellt werden bzw. -weiterführend - welche Faktoren maßgeblich für deren Veröffentlichung sind.633 Diverse Arbeiten nähern sich dieser Frage zunächst modelltheoretisch, in dieser Tradition stehen z.B. Bagnoli/Watts (2007).634 Unter Rückgriff auf Grundlagen von Verrecchia wird zudem die Ableitung optimaler Veröffentlichungsstrategien für Manager angestrebt.635 Wesentliche Determinanten dieser Modelle sind i.d.R.

die Güte von potenziell freiwillig zu veröffentlichenden Informationen im gleich zu bereits öffentlich verfügbaren Angaben, die gesamten Kosten der Ver-öffentlichung sowie allg. der Umfang der verpflichtenden Berichterstattung.636 Darüber hinaus untersuchen zahlreiche vorgelegte empirische Arbeiten konkret beobachtbare Bestimmungsfaktoren des Berichtsverhaltens: Während sich bspw.

Cheng/Courtenay (2006)637 auf Aspekte der Managementstruktur konzentrieren,

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Vgl. ausführlich Rolvering (2002), S. J 78ff., die auf Zwischenberichte fokussiert.

Vgl. Fischer (2003), S. 210ff. Der Autor ermittelt Bestimmungsfaktoren wertorientierter Berichtsinhalte, beschränkt sich dabei jedoch auf Unternehmen der Pharmabranche.

Vgl. Heumann (2005), S. 148. Der Autor prüft drei Hypothesen bzgl. der Bestimmungs-faktoren eines Value Reportings: Unternehmensgröße, Branche, Indexzugehörigkeit.

Vgl. für eine Auflistung Wenzel (2005), S. 439f. sowie Fischer/Wenzel (2005), S. 86f.

Anzumerken ist, dass es sich hier gleichfalls um sämtliche über die verpflichtenden In-halte hinausgehenden Informationen handelt, nicht nur strategieorientierte Angaben.

Vgl. stellvertretend für viele Bagnoli/Watts (2007).

Vgl. grdl. Verrecchia (1983), ders. (1990) sowie für einen umfassenden Überblick über relevante Grundlagen-Veröffentlichungen ebenfalls Verrecchia (2001 ).

Wesentliche Arbeiten liegen weiterhin von Einhorn (2005), ders. (2007); Korn/Schiller (2003); Dye (1985), ders. (1998); Feltham/Xie (1992) sowie Wagenhofer (1990b) vor.

Der Kostenbegriff umfasst sowohl die direkten als auch die indirekten Kosten der Ver-öffentlichung. Modellhaft zu Strategieinhalten vgl. auch Ferreira/Rezende (2007).

Vgl. Cheng/Courtenay (2006). Untersucht wird hier der Einfluss des Managements bzw.

der Zusammensetzung und Größe der Unternehmensorgane auf das Berichtsverhalten.

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stellen Chen et al. (2008)638 und andere auf Eigentumsverhältnisse ab. In Bezug auf Branchenaspekte sei z.B. Jones (2007)639 genannt. Erwähnenswert sind auch Arbeiten, die sich mit verschiedenen Aspekten einer Börsennotierung befassen:

Während bspw. Firth (1979)640 und Meek/Gray (1989)641 der Frage nachgehen, inwieweit die Notierung an bestimmten Börsenplätzen das Berichtsverhalten de-terminiert, untersuchen Lang/Lundholm (2000)642 das Berichtsverhalten im Kon-text von Kapitalerhöhungen. Brockman et al. (2008)643 fokussieren hingegen das Berichtsverhalten in Verbindung mit Aktienrückkäufen, Cheng/Lo (2006) sowie andere stellen auf Aktientransaktionen von Unternehmensangehörigen644 ab.

Neben diesen überblicksartig genannten Arbeiten zu spezifischen Bestimmungs-faktoren liegen auch Untersuchungen zu einzelnen Ländern vor, stellvertretend sind hier zu nennen: Chow/Wong-Boren ( 1987)645 im Hinblick auf mexikanische Unternehmen, Cooke (1989)646 in Bezug auf Schweden, außerdem Mak (1991), Hossain et al. (1995) mit Fokus auf neuseeländische Unternehmen.647 Weiterhin Raffoumier (1995) und Hai/ (2003)648 zum Schweizer Kapitalmarkt, Meek et al.

(1995)649 für eine US-amerikanische Perspektive sowie Kent/Ung (2003)650 mit

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Vgl. Chen et al. (2008), die auf Familiengesellschaften abstellen. Zu Eigentumsverhält-nissen auch Ferguson et al. (2002) sowie Lakhal (2007), hier mit Fokus auf Frankreich.

Vgl. Jones (2002), die ,innovative Branchen' fokussiert. Ähnlich Fischer et al. (2001a).

Vgl. Firth (1979). Dieser analysiert den Einfluss der Unternehmensgröße, des Status der Börsennotierung und des mandatierten Abschlussprüfers auf das Berichtsverhalten.

Vgl. Meek/Gray (1989) zu der Analyse des Einflusses einer Notierung an der Londoner Börse (LSE) auf das Berichtsverhalten kontinentaleuropäischer Unternehmen.

Vgl. Lang/Lundhom (2000) zum Thema Kapitalerhöhung, ähnlich Chong/Ho (2007).

Vgl. Brockman et al. (2008).

Vgl. Cheng/Lo (2006). Auch Bushman/Indjejikian (1995), Noe (1999) sowie Narayanan (2000). Zudem Aboody/Kasznik (2000) mit dem interessanten Aspekt des Berichtsver-haltens rund um Fälligkeitstermine von Aktienoptionsprogrammen des Managements.

Vgl. Chow/Wong-Boren (1987).

Vgl. Cooke (1989), der einen Einfluss von Unternehmensgröße und Branche feststellt.

Vgl. Mak (1991); Hossain et al. (1995). Früh bereits zu neuseeländischen Unternehmen McNally et al. (1982). Ähnlich Hossain et al. (1994) zu malayischen Unternehmen.

Vgl. Raffournier (1995), Hai! (2003). Auch Bühner et al. (2003) zur (internetbasierten) Berichterstattung in der Schweiz; Wagenhofer (1990a), S. 220ff. ähnlich für Österreich.

Vgl. Meek et al. (1995), ähnlich Buzby (1975). Der Einfluss der Bestimmungsfaktoren Unternehmensgröße, Branche und Profitabilität wird in diesen Arbeiten stets bestätigt.

Vgl. Kent/Ung (2003). Zentrale Erkenntnis dieser Untersuchung ist, dass größere austra-lische Unternehmen mit stabilen Gewinnen zu umfassender Veröffentlichung tendieren.

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Blick auf Australien. Zudem legen Agca/Oender (2007)651 jüngst eine Studie zur Türkei und Wang et al. (2008)652 zur Berichterstattung in China vor.

Wie gezeigt werden konnte, hat eine Analyse von Determinanten der Berichter-stattung bereits breiten Raum in der Literatur eingenommen. Konsequenterweise sind dabei v.a. diejenigen Berichtsinhalte von besonderer Bedeutung, welche die Unternehmen freiwillig, in Ergänzung der kodifizierten Berichtsumfänge bereit-stellen. Der konkrete Inhalt der spezifischen Berichtselemente, die freiwillig be-reitgestellt werden, wird allerdings kaum differenziert, i.d.R. werden recht breite Definitionen von , voluntary disclosures' bzw. freiwilligen Angaben verwandt.653 Aggregiert man hingegen die in den einzelnen Arbeiten regelmäßig untersuchten Bestimmungsfaktoren, so ergibt sich eine umfangreiche Zusammenstellung von möglichen Determinanten des Berichtsverhaltens, die auch intuitiv nachvollzieh-bar erscheint: Untersucht werden insb. Größenaspekte der publizierenden Unter-nehmen, diverse quantitativ-finanzielle Parameter, wie z.B. die Profitabilität und die Verschuldung, bzw. qualitative Merkmale wie die Organisationsstruktur oder die Branchenzugehörigkeit. Auch werden Kennzahlen der Eigentumsstruktur so-wie Charakteristika der Börsennotierung als Bestimmungsfaktoren geprüft.

Abschließend ist festzustellen, dass bereits in zahlreichen Studien Bestimmungs-faktoren des Berichtsverhaltens untersucht werden und daher wertvolle Anhalts-punkte für die eigene Untersuchung abgeleitet werden können. Bislang hat aller-dings keine der vorgelegten Arbeiten eine Konzentration auf strategieorientierte Berichtsinhalte gewählt, um sodann entsprechende Determinanten zu erarbeiten.

Weiterhin zeigen die zuvor vorgestellten Arbeiten nochmals nachdrücklich, dass eine Messung des Berichtsverhaltens offensichtlich möglich ist, da diese als not-wendige Voraussetzung der Ermittlung von Bestimmungsfaktoren gelten kann.

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Vgl. Agca/Oender (2007). Als Treiber des Berichtsverhaltens wird die Profitabilität und die Unternehmensgröße herausgearbeitet. Vgl. auch Patelli/Prencipe (2007) zu Italien.

Vgl. Wang et al. (2008). Die Autoren belegen den Einfluss der Profitabilität und weisen zudem auf die Rolle der Eigentümerstruktur hin: Im chinesischen Kontext scheinen sich v.a. Unternehmen in Staatsbesitz sowie Unternehmen, in denen ausländische Investoren signifikante Anteile besitzen, in ihrem Berichtsverhalten signifikant zu unterscheiden.

Diesem Aspekt widmet sich Abschnitt C 3.2.2 im Detail, in dem anhand vorgelegter Be-richtskataloge normative Inhalte der Strategieberichterstattung abgeleitet werden.

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2.3.3 Arbeiten zu den Kapitalmarktwirkungen der Berichterstattung Wie theoretisch hergeleitet wurde, dient - in verkürzter Darstellung - Berichter-stattung in erster Linie der Reduktion von Informationsasymmetrien. Dies gilt in besonderer Weise für solche Informationselemente, die über den verpflichtenden Mindestumfang der Berichterstattung hinaus bereitgestellt werden. Wird weiter-hin akzeptiert, dass Informationsasymmetrien maßgeblich zur Existenz von sog.

Wertlücken beitragen, könnte freiwillige Berichterstattung in der Konsequenz zu Wertsteigerungen führen: ,,Schließlich können [ ... ] Aktionäre nur dann von einer [ ... ] höheren ökonomischen Bewertung des Eigenkapitals profitieren, wenn diese Wertsteigerungen[ ... ] nach außen kommuniziert werden."654

Zur Untersuchung möglicher ökonomischer Auswirkungen einer erweiterten Be-richterstattung liegen bereits diverse Arbeiten vor, die ebenfalls überwiegend der US-amerikanischen Voluntary Disclosure-Literatur zuzuordnen sind.655 Es sind verschiedene Untersuchungsrichtungen unterscheidbar, je nachdem welcher In-dikator genutzt wird, um die Effekte der Berichterstattung zu analysieren:

Der Schwerpunkt der Betrachtung von Auswirkungen der Berichterstattung liegt zunächst auf dem Zusammenhang derselbigen mit den Eigenkapitalkosten eines Unternehmens, da diese als wesentlicher Hebel für Wertsteigerungen angesehen werden.656 Modelltheoretische Arbeiten liefern zwar erste Anhaltspunkte für die Annahme, dass zusätzliche Berichterstattung zu sinkenden Kapitalkosten führen

Der Schwerpunkt der Betrachtung von Auswirkungen der Berichterstattung liegt zunächst auf dem Zusammenhang derselbigen mit den Eigenkapitalkosten eines Unternehmens, da diese als wesentlicher Hebel für Wertsteigerungen angesehen werden.656 Modelltheoretische Arbeiten liefern zwar erste Anhaltspunkte für die Annahme, dass zusätzliche Berichterstattung zu sinkenden Kapitalkosten führen