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Archiv "Mehrplatzfähiges integriertes Praxis-Informationssystem" (23.04.1986)

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Mehrplatzfähiges integriertes Praxis-Informationssystem

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

COMPUTER-MAGAZIN

V

on den rund 67 000 Kassenärzten in der Bundesrepublik Deutsch- land nutzen nur 1,6 Prozent einen Praxiscomputer. Die etwa 1000 derzeit im Ein- satz befindlichen Rechner laufen in der Mehrzahl mit sogenannten Insel-Lösun- gen-Einzelprogrammen für Fallwertprüfung oder Text- verarbeitung oder Privatli- quidation oder Kassenab- rechnung mit Zusatzfunk- tionen. Die mehrplatzfähi- gen, integrierten Praxisin- formationssysteme, die ne- ben administrativen Daten auch medizinische direkt lesen, verknüpfen und weiterverarbeiten können, z. B. Anamnese, Befunde, Therapievorschläge, Doku- mentation, Stammdaten, Textverarbeitung, sind ein- deutig in der Minderheit.

Die Zurückhaltung der Ärz- te gegenüber der Datenver- arbeitung kommt nicht von ungefähr: Zur Zeit versu- chen mehr als 120 Anbieter von Hard- und Softwaresy- stemen, ihre Produkte an den „Mann" zu bringen.

Dabei stehe nicht die Pro- blemlösung, sprich die in- dividuellen Bedürfnisse ei- ner Kassenpraxis im Vor- dergrund, vielmehr seien

die meisten Verkäufer un- ter dem starken Konkur- renzdruck bestrebt, „über den Preis" zu verkaufen, betont Wolfgang Riede, (37), Arzt für Allgemeinme- dizin in Wildeshausen bei Bremen.

Riede: „Bislang sind die meisten Ärzte mangels ent- sprechender Basis-Kennt- nisse in Hard- und Softwa- re auf die eloquenten Sprü- che der Vertriebsleute her- eingefallen." Die Kollegen seien oftmals frustriert, weil sie die vorhandene An- lage nicht effizient nutzen könnten.

Dabei sind sich die Ärzte und die kassenärztlichen Vereinigungen weitgehend einig, daß bei mehr als 70 Prozent der Verwaltungsar- beiten in einer kassenärzt- lichen Praxis der EDV-Ein- satz nicht nur sinnvoll, son-

dern bei steigendem Ko- stendruck durchaus not- wendig wäre. Wolfgang Riede kann dies aus eige- ner Erfahrung bestätigen.

Vor Installation eines Rech- ner-Systems hätten die ad- ministrativen Arbeiten für 1200 Patienten etwa 80 Prozent der Arbeitszeit sei- ner zwei Arzthelferinnen und seiner eigenen in An- spruch genommen. Damit wären nur noch 20 Prozent für die eigentliche Aufgabe eines Arztes und seiner Mitarbeiter geblieben, der intensiveren und individu- ellen Betreuung der Patien- ten. Der beträchtliche Ver- waltungsaufwand, so Rie- de, resultiere vor allem aus der Vielzahl von Sonderre- gelungen der ärztlichen Leistungsziffern und der damit verbundenen zeit- aufwendigen Kartei-Arbeit.

Heute, nach mehr als zwei Jahren „Arbeiten mit dem

Computer", sei es genau umgekehrt: 80 Prozent der Arbeitszeit verbleiben für die Patienten-Betreuung, 20 Prozent für Verwal- tungsaufgaben. Die durch- schnittliche Arbeitszeit der beiden Arzthelferinnen und einer Auszubildenden gibt Riede „mit unter 40 Wo- chenstunden" an.

An vier Bildschirmen ha- ben Riede und seine drei Mitarbeiterinnen gleichzei- tig Direktzugriff auf das Praxisinformationssystem PRAX 90. Es wurde vom Deisenhofener Systemhaus Medata entwickelt und um- faßt als voll integrierte Ge- samt-Lösung folgende Pro- gramm-Teile:

I> Verwaltung Stammda- ten: Patienten, Kranken- GOÄ (RVO, E-GO plus Son- derregelungen), Standard- texte, Medikamenten-Da- tei.

Verwaltung Leistungen:

Anamnese, Diagnose, The- rapie, Formularwesen/

Textverarbeitung, Überwei- sungen, AU-Bescheinigun- gen, Rezepte, Arztbriefe, Atteste

I> Rechnungswesen:

1242 (100) Heft 17 vom 23. April 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

COMPUTER-MAGAZIN

Quartalsabrechnung, Pri- vatliquidation, Fehlerliste, Krankenschein-Überwa- chung, Debitoren-Buchhal- tung.

> Archiv

> Dokumentation

> Statistik

Durch seine hohe Inte- grationsfähigkeit kann PRAX 90 nicht nur in Pra- xen von Allgemeinärzten, Internisten und Orthopä- den eingesetzt werden, sondern auch in anderen Fachrichtungen. Eine Be- schränkung in bezug auf die Anzahl der Mitglieder einer Praxis-Gemeinschaft besteht nicht.

„Montagabend haben wir mit der Quartalsabrech- nung der 1200 Patienten begonnen", berichtet Rie- de, „Dienstagnachmittag waren wir damit fertig." Ne- ben der gewünschten Re- duktion der Verwaltungsar- beiten — eine Leistungszif- fer müsse zum Beispiel nur einmal eingegeben werden

— gewährleiste das inte- grierte Praxisinformations- system vor allem die Trans- parenz zwischen ärztli-

chem Leistungs- und Ver- waltungsaufwand sowie aktueller Umsatz-Statistik.

„Kein Unternehmer kann es sich leisten, erst nach fünf Monaten, wie nach der KV-Abrechnung, zu wis- sen, was er in dieser Zeit aufgewendet und umge- setzt hat." Per Tastendruck sei jetzt jederzeit ein ak- tueller Soll/Ist-Vergleich möglich.

Waltraud Gralla (25) arbei- tet seit fünf Jahren als Arzt- helferin, davon zwei Jahre in einer Kinderarzt-Praxis, drei Jahre bei Riede, und das seit 14 Monaten com- puterunterstützt. Sie und ihre beiden Kolleginnen sind weitaus mehr am Bild- schirm beschäftigt als der Chef selbst. Waltraud Gral-

la teilt Riedes Zustimmung für PRAX 90. Aufgrund der Fachkenntnisse einer Arzt- helferin sei es ohne Über- treibung möglich, sich in drei Tagen mit der Kom- plett-Lösung vertraut zu machen. „Auch meine jüngste Kollegin, die 19jäh- rige Auszubildende, konn- te mit der schreibmaschi- nengleichen Tastatur und der logischen Bedienerfüh- rung in kurzer Zeit zurecht kommen."

Die Vorteile computer-un- terstützter Arbeitsabläufe lassen sich zusammenfas- sen:

> jederzeit abrufbare Dia- gnose- und Therapie-Ab- läufe,

> aktuelle Kosten-/Nut- zen-Statistiken.

> Ersparnis durch Wegfall der DVST-Kosten,

> minimierter Leistungs- ziffernschwund,

> Wegfall fehlerhafter Ab- rechnungen durch automa- tische Fehlerkorrektur,

> Minimierung der Re- gresse seitens der Kassen durch etwaige überhöhte Arznei-Kosten,

> spürbare Entlastung durch sonst zeitaufwendi- ge, sich wiederholende Routine-Arbeiten.

Die Umstellung von einem BS 300 Bürocomputer von Texas Instruments auf den größeren BS 600 Bürocom- puter führte zu Zeiterspar- nissen. Das gesamte Pro- gramm hatte nur von den bisher benutzten Disketten auf die Kassetten-Station übertragen werden müs-

sen. Die vier Bildschirme und ein Matrix-Drucker sind beibehalten worden.

Zeitlicher Umstellungsauf- wand: ein knapper Arbeits- tag.

Riede: „Zur Sicherung mei- ner anfänglichen Hard/

Software-Investitionen sind kostengünstiger Ausbau eines Computer-Systems und die weiterhin volle Funktionsfähigkeit des Software-Pakets aus- schlaggebende Leistungs- merkmale." Dies gelte auch für etwaige, zukünfti- ge Erweiterungen und Mo- difikationen einzelner Pro- grammteile.

Die ärztlichen Körperschaf- ten würden, betont Riede bei aller gebotenen Neutra- lität, jetzt im verstärkten Maße konkrete Orientie- rungshilfen für den wirt- schaftlich sinnvollen Ein- satz der EDV in Kassen- Praxen entwickeln. Bislang seien die angebotenen Software-Einzellösungen vor allem auf die Einhal- tung gesetzlicher Bestim- mungen überprüft worden, weniger auf ihren qualitati- ven Inhalt.

Gabriele Raimondi

Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 17 vom 23. April 1986 (101) 1243

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