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Archiv "Behandlung orbitaler Komplikationen bei Entzündungen der Nasennebenhöhlen" (17.11.1977)

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ÄRZTEBLATT

Heft 46 vom 17. November 1977

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Behandlung

orbitaler Komplikationen bei Entzündungen

der Nasennebenhöhlen

Christian Gammert und Roland Panis

Aus der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenkranke (Direktor: Professor Dr. Malte E. Wigand)

der Universität Erlangen-Nürnberg

In der Behandlung orbitaler Komplikationen der Sinusitis paranasalis stellt sich zuneh- mend eine konservativere und pragmatischere Haltung ein.

Sie wird durch wirksame Breitspektrum-Antibiotika und eine geeignete intensive Überwachung ermöglicht.

Auch bei notwendigen opera- tiven Indikationen an den Na- sennebenhöhlen werden un- ter Berücksichtigung der Schleimhautphysiologie die radikalen Operationen zugun- sten schleimhautschonender Eingriffe verlassen. Kausal- therapeutische Maßnahmen zur Beseitigung des infektiö- sen Nachschubs und zur Schaffung optimaler Belüf- tungsverhältnisse stehen da- bei im Vordergrund.

Einleitung

Die therapeutische Einstellung ge- genüber den orbitalen Komplikatio- nen unterliegt zur Zeit einem deutli- chen Wandel. Während selbst in neuere Lehr- und Handbücher zum Teil noch rigorose Vorschriften auf- genommen wurden, entwickelt sich an vielen Stellen eine pragmatische- re Haltung.

Nachfolgend soll über das Konzept einer konservativen, an Schleim- hauterhaltung orientierten klini- schen Behandlung von orbitalen Si- nusitis-Komplikationen berichtet werden, wofür vor allem drei Gründe sprechen:

• Wirksame Breitspektrum-Anti- biotika sind oft in der Lage, das akut bedrohliche Initialstadium abzu- fangen.

dung vorliegt oder ob schon eine irreversible Abszedierung besteht.

Deshalb ist grundsätzlich der klini- schen Intensivbeobachtung und -behandlung eine Frist einzu- räumen.

Krankheitsbegriff

Tritt eine Entzündung vom Nasenne- benhöhlen-(NNH-)System in die Au- genhöhle über, so handelt es sich um eine orbitale Komplikation. Sie kann verschiedene Zustandsbilder hervorrufen.

Pathogenese

Nach Marx spielen zusammenfas- send bei den orbitalen Komplikatio- nen von Nasennebenhöhlenentzün- dungen folgende Faktoren eine pa- thogenetische Rolle:

(9

Durch geeignete kausal-thera- peutische Maßnahmen kann gleich- zeitig oder anschließend der infek- tiöse Nachschub abgeblockt werden.

O Der anfängliche klinische Aspekt erlaubt oft nicht die sofortige Klä- rung, ob noch ein initiales Stadium der reversiblen kollateralen Entzün-

• Direkte anatomische Beziehun- gen zwischen Orbita und den Na- sennebenhöhlen (zwei Drittel bis drei Viertel der Wandungen der Or- bita sind zugleich Wände der Nebenhöhlen),

• große anatomische Variations- breite der Nasennebenhöhlen (Aus-

2737

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Orbitale Sinusitis-Komplikationen

Abbildungen la und lb: Kollaterales, rechtsseitiges Orbitaödem bei Ethmoiditis, beginnende Einschwellung am linken medialen Augenwinkel. Auf konservative Behandlung völlige Rückbildung innerhalb von fünf Tagen

dehnung, Stand der NNH-Entwick- lung) und deren Trennwände (Kno- chendicke, Gefäßlücken, Dehis- zenzen),

• Gefäßversorgung (direkt, über Anastomosen).

Diesen Faktoren treten, wenn man die Kausalketten berücksichtigt, häufig folgende ursächliche Bezie- hungen bestimmend zur Seite:

el Störungen des Abtransportes von Sekreten und Entzündungspro- dukten,

€)

Störungen der Belüftung der Nasennebenhöhlenschleimhaut,

• persistierender Nachschub von Erregern aus benachbarten Herden.

Im Hinblick auf die unter 4 bis 6 genannten Mechanismen muß sich bei allen Sinusitis-Komplikationen die Aufmerksamkeit auch auf Un- wegsamkeiten der Nasenwege (Sep- tum- und Muschelabnormitäten), des Nasenrachenraumes (bei Kin- dern besonders auf die Hyperplasie und chronische Entzündung von Rachen- und Gaumenmandeln) so- wie der Ausführungsgänge der Ne- benhöhlen (Ostienverschluß durch Entzündungen, Narbenbildung nach Operationen, mechanische Hinder- nisse) richten.

Ausgangsort

Am häufigsten gehen die Komplika- tionen von Entzündungen der Stirn- und Siebbeinhöhlen aus. Eine ge- naue Differenzierung der Reihenfol-

ge läßt sich jedoch beim Erwachse- nen nicht immer treffen, da häufig beide Systeme beteiligt sind. Bei Kleinkindern dagegen, bei denen die Entwicklung der Stirnhöhlen erst beginnt und die der Siebbeinhöhlen am weitesten fortgeschritten ist, steht als Ausgangspunkt die Ethmo- iditis ganz obenan.

Altersverteilung

Eine Übersicht über die Altersvertei- lung der an der Erlanger HNO-Klinik zwischen 1973 und 1976 behandel- ten orbitalen Komplikationen zeigt, daß deren überwiegende Anzahl im ersten und zweiten Lebensjahrzehnt zu beobachten war.

Diese Feststellung deckt sich völlig mit den Mitteilungen anderer Auto- ren (Bockmühl, Gans et al.).

2738 Heft 46 vom 17. November 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Aktuelle Medizin

Abbildung 2a (links): Periostitis links mit Lidschwellung und Rötung, geringer Protrusio bulbi, Motilitätsstörungen, Doppelbildern- Abbildung 2b (rechts): 13 Tage nach konservativer Therapie und sechs Tage nach Adenotonsillektomie

Formen

der orbitalen Komplikationen Die Erklärung für die Häufung orbi- taler Komplikationen bei Kindern ist im anatomischen Substrat der Zart- heit der Schädelknochen und des größeren Gefäßreichtums zu su- chen, weshalb bei Kindern sehr frühzeitig ein kollaterales Ödem mit diffuser Weichteilschwellung der Li- der und des medialen Augenwinkels auftritt (Abbildung 1 ). Es handelt sich dabei anfangs lediglich um be- gleitende Gewebsreaktionen (reflek- torische Hyperämie, Exsudation) bei eitrigen Entzündungen in der Nach- barschaft. Das kollaterale Orbita- ödem bedeutet noch keine Kompli- kation im engeren Sinn.

Erst nachdem der Entzündungspro- zeß die Knochenschranke über-

schritten hat, kann es in der Orbita zu drei verschiedenen Komplikatio- nen kommen (Tabelle 1):

..,.. Die erste orbitale Verwicklung ist die Periostitis (Abbildung 2). Durch den Entzündungsreiz kommt es da- bei nicht wie im Knochen zu einer Einschmelzung, sondern zur Prolife- ration der Knochenhaut. Die so ent- stehende Verdickung des Periostes führt zu einem vermehrten Schutz der Orbita. So ist es erklärlich, daß die Entzündung, dem Weg des ge- ringeren Widerstandes folgend, auf das benachbarte Gewebe der Pe- riorbita übertreten und zu einem kollateralen Ödem der Augenlider führen kann.

..,.. Sammelt sich jedoch Eiter zwi- schen Knochen und Periost an, so bildet sich ein subperiostaler Abszeß

(Abbildung 3), der sich vorwiegend nach vorne ausbreitet. Dabei kann es zu einem entzündlichen Ödem oder durch Perforation zu einem Lidabszeß mit nachfolgender Lidfi- stel kommen.

..,.. Durchbricht die Entzündung schließlich das widerstandsfähige Periost oder gelangt sie über die durchtretenden Gefäße in die Weichteile der Augenhöhle, dann entsteht eine Orbitalphlegmone (Ab- bildung 4), die schwerste Form der Verwicklungen.

Symptomatologie

Die zahlreichen, in wechselndem Ausmaß auftretenden Lokalsympto- me (Tabelle 2) der einzelnen Formen der orbitalen Komplikationen stehen

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 46 vom 17. November 1977 2739

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Tabelle 2: Lokalsymptome orbitaler Komplikationen

Lid und Konjunktiva Bulbus und Augenmuskeln Augenhintergrund Nervus opticus

Lidrötung, -schwellung, -abszeß Chemosis

Lageveränderungen Motilitätsstörungen Doppelbilder Sehstörungen

Papillenödem, retrobulbäre Neuritis Zur Fortbildung

Aktuelle Medizin

Orbitale Sinusitis-Komplikationen

gewöhnlich gegenüber den Allge- meinsymptomen im Vordergrund.

Ihre lokale Vielgestaltigkeit kann die Diagnostik erschweren. Da sich je- doch das therapeutische Vorgehen ganz nach dem Schweregrad der Verwicklung richtet, seien die wich- tigsten Lokalsymptome, denen be- stimmte pathogenetische Vorgänge zugrunde liegen, kurz erwähnt.

Eine Lidschwellung tritt bei allen Formen der orbitalen Komplikation auf. Sie kann Ausdruck eines kolla- teralen Ödems sein (Abbildung 1), dann oft mit Beteiligung beider Li- der, oder ist bei vorangeschrittenen Prozessen mit Rötung und Schmer- zen verbunden. Je nach dem Aus- gangsort der Entzündung können dann Lidabszesse oder Lidfisteln an bestimmten Prädilektionsstellen auftreten (Oberlid bei einer Sinusitis frontalis, Unterlid bei einer Sinusitis maxillaris, beide Lider bei Entzün- dungen der Siebbeinzellen und Wangenweichteile).

Bei einer zusätzlichen Chemosis muß neben eitrigen Liderkrankun- gen am ehesten an eine Orbital- phlegmone (Abbildung 4) gedacht werden. Dann besteht meistens durch entzündliche Volumenzunah- me auch eine Lageveränderung des Bulbus nach vorne.

Neben der Protrusio bulbi findet man bei dem superiostalen Abszeß zusätzlich deutliche horizontale und vertikale Lageveränderungen. Diese klinischen Zeichen können schon auf die Lokalisation des subperi-

ostalen Abszesses und den Aus- gangsort der Entzündung hin- weisen.

Entsteht der subperiostale Abszeß auf dem Boden einer Sinusitis fron- talis (beziehungsweise einer Sinusi- tis ethmoidalis oder maxillaris), dann kommt es in der Regel zu Ver- änderungen des Auges nach unten (beziehungsweise entsprechend nach außen oder nach oben). Bei entzündlicher Mitbeteiligung der Augenmuskeln oder der motori- schen Nerven kommt es zu Motili- tätsstörungen und Doppelbildern.

Entzündliche Veränderungen des Nervus opticus können sowohl schon bei einem kollateralen Ödem als auch beim Subperiostalabszeß oder bei der Orbitalphlegmone auftreten.

Differentialdiagnose

Differentialdiagnostisch muß beach- tet werden, daß neben malignen und benignen Tumoren besonders auch Entzündungen und allergische Re- aktionen im Gesichtsbereich eine orbitale Komplikation vortäuschen können (Tabelle 3).

Eigenes Krankengut

In den Jahren 1973 bis 1976 wurden 36 Patienten mit sinugenen orbita- len Komplikationen stationär behan- delt (Tabelle 4). In 21 Fällen bestand das klinische Bild einer Periostitis, 13mal fand sich ein subperiostaler

Abszeß und in 2 Fällen eine Orbi- talphlegmone. Anamnestisch gin- gen bei 25 Patienten Infekte der obe- ren Luftwege voraus, röntgenolo- gisch fanden sich bei allen Patienten pathologische Schattenbildungen in einer oder mehreren Nasenneben- höhlen. Die BKS war bei allen Pa- tienten deutlich erhöht und lag zwi- schen 50/60 und 100/130 mm.

Therapie

Wenn anamnestisch eine Infektion der oberen Luftwege anzunehmen ist und eine beginnende Rötung und Schwellung der Augenlider bemerkt wird, dann muß die Verdachtsdia- gnose einer orbitalen Komplikation gestellt werden.

Obgleich es sich dabei in vielen Fäl- len uni eine Frühform handeln kann, empfehlen wir nachdrücklich, insbe- sondere wegen der oftmals nicht einfachen Abgrenzung gegenüber schweren Formen, zur Sicherung der Diagnose die Vorstellung bei ei- nem HNO-Facharzt. Danach kann in leichten Fällen mit kollateralen Öde- men eine gemeinsame ambulante Behandlung erfolgen; Patienten mit den charakteristischen Symptomen einer orbitalen Komplikation im en- geren Sinn müssen jedoch zur in- tensiven klinischen Überwachung stationär aufgenommen werden.

Das therapeutische Konzept ist da- bei orientiert an der Vorstellung, daß die innere Schleimhautoberfläche im allgemeinen rasch zur Aushei-

Tabelle 1: Formen der orbita- len Komplikationen

1. Orbitaödem a) kollateral, b) entzündlich 2. Periostitis

3. Subperiostalabszeß 4. Orbitalphlegmone

2740 Heft 46 vom 17. November 1977 DEUTSCHES ARZTEBLATT

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Aktuelle Medizin

Abbildung 3 (links): Subperiostalabszeß links - Abbildung 4 (rechts): Orbitaphlegmone links bei Pansinusitis links

lung kommt, wenn man ihr unter an- tibiotischer Abdeckung wieder Ven- tilation und Drainage verschafft.

Darüber hinaus wird auch der diffu- sen Weichteil- und periostalen Ent- zündung eine . Rückbildungschance gegeben.

Aus diesen Gründen erfolgte zu- nächst in allen Fällen sofort die kon- servative Therapie (Tabelle 5) mit hohen Dosen breitwirksamer Anti- biotika. Ungeachtet der antibioti- schen Austestung der Abstrichprä- parate aus den Nasenräumen, halten wir Penicilline mit breitem Wir- kungsspektrum für die wirksamsten Medikamente. So wurde am häufig- sten Totocillin in Abhängigkeit vom Befund bis zu 10 g täglich in den ersten 4 bis 8 Tagen gegeben. Die Dosis kann in den folgenden 10 bis 14 Tagen reduziert werden. Ähnliche

Dosierungen können auch mit Am- picillin zum Erfolg führen. Bei Klein- kindern kann auch Propicillin gege- ben werden. Weiterhin kann bei Er- wachsenen auch Tetrazyklin, eben- falls in Abhängigkeit vom Befund, über 10 bis 14 Tage verabreicht wer- den. Bei Vorliegen eines Antibio- gramms oder in therapieresistenten Fällen ist die Umstellung auf andere Präparate angezeigt. In allen Fällen soll in den ersten 4 bis 8 Tagen eine hohe Dosierung erfolgen, die dann in den folgenden 10 bis 14 Tagen reduziert werden kann, wobei die entsprechenden Informationen der Hersteller berücksichtigt werden müssen.

Eine weitere wichtige Maßnahme ist die örtliche Schleimhautabschwel- lung zur Erweiterung der Nasenwe- ge und zur Wiedereröffnung der

Ausführungsgänge. Sie wurde vor- züglich durch temporäres Einbrin- gen von mit abschwellenden Nasen- tropfen (zum Beispiel Otriven u. a.) getränkten Mullstreifen als „hohe Einlagen" in den mittleren Nasen- gang und Eintropfen von entspre- chenden Vasokonstriktiva bewerk- stelligt. Lokale Rivanolumsch läge auf die Orbitalregion sollen die Ödembildung eindämmen. Besteht zusätzlich der Verdacht auf eine Si- nusitis mit Eiteransammlung, so wird im akuten Stadium punktiert und zur Entlastung aspiriert, bei chronischen Zuständen werden Spülungen und Instillationen durch- geführt.

In den zwischen 1973 und 1976 be- handelten 16 Fällen, die auf die kon- servative Therapie nicht anspra- chen, wurde nach einem zeitlichen

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 46 vom

17.

November 1977

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Tabelle 3: Differentialdiagnosen zu entzündlichen orbitalen Kompli- kationen

Entzündungen und Furunkel, Erysipel, Tränenwegs- und allergische Reaktionen Tränendrüsenerkranku ngen, in Gesicht und Auge: Konjunktivitis, Quincke-Ödem,

Kontaktallergie Komplikationen nach NNH- Mukozele, Pyozele Operation und Trauma:

Gutartige Tumoren: Osteom, Chondrom, Nasen rachenfibrom, Lymphoepitheliom, Epidermoidzyste, retrobulbäres Hämangiom, Aneurysma

Malignome: Karzinom, Sarkom, Chlorom, leukämische lnfiltrate Allgemeinerkrankungen: Thyreotoxikose,

Nieren-Herz-Knochen-Erkrankungen

Augenerkrankungen: akutes Glaukom, Ophthalmie, Pseudotumor Birch-Hirschfeld

Tabelle 4: Behandlung der orbitalen Komplikationen, HNO-Klinik Erlangen 1973-1976 (n = 36)

Behandlung der orbitalen Komplikationen HNO-Klinik Erlangen 1973-1976 (n = 36)

Konservativ Konservativ NNH-Operation total und flank. u. flank.

Eingriffe Eingriffe

Periostitis 5

Subperiostalabszeß 0 Orbitalphlegmone 0

13 3 21

2 11 13

0 2 2

Total 5 15 16 36

Tabelle 5: Konservative Therapie der orbitalen Komplikationen

Konservative Therapie bei orbitalen Komplikationen 1. Antibiotika (Antibiogramm)

2. Schleimhautabschwellende Maßnahmen:

abschwellende Nasentropfen hohe Einlagen

3. Lokale feuchte Umschläge:

Rivanollösung

4. NNH-Punktion für Drainage und Instillation Zur Fortbildung

Aktuelle Medizin

Orbitale Sinusitis-Komplikationen

Intervall von 1 bis 11 Tagen operiert, wobei sich die klinische Diagnose jeweils bestätigte (Tabelle 4). Bei zwei weiteren Fällen boten sich an- fangs die typischen Zeichen eines Subperiostalabszesses, sie bildeten sich jedoch, ebenso wie die 18 Fälle mit Periostitis, in der Folgezeit unter konservativen und flankierenden Maßnahmen völlig zurück. Dabei wurden die kleinen NNH-Eingriffe und 49 Prozent der Adenotonsillek- tomien und Septumkorrekturen am Beginn der Behandlung, 51 Prozent nach deutlicher klinischer Besse- rung noch während des stationären Aufenthaltes durchgeführt.

Bei den im Dezember 1976 nachun- tersuchten 25 Patienten konnten keine weiteten Komplikationen oder Rezidive registriert werden. Ledig- lich 3 Patienten gaben bei Zustand nach Stirnhöhlenoperationen von außen wechselnd stark auftretende Parästhesien im Bereich der Narben der medialen Augenbrauenschnitte und 3 Patienten die gleichen Be- schwerden über den nach Killian operierten Kieferhöhlen an.

Diskussion

Bei der Behandlung orbitaler Ko .m- plikationen sollte aufgrund der ge- schilderten guten Resultate generell versucht werden, zunächst mit kon- servativen Mitteln eine Rückbildung zu erreichen, zumal es gelang, auch Prozesse, die das klinische Bild ei- nes subperiostalen Abszesses bo- ten, auf diese Weise zu beherrschen.

Diese Einstellung steht somit im Wi- derspruch zur Forderung von Marx, der in jeder sicheren orbitalen Kom- plikation die Indikation zur mög- lichst frühzeitigen Operation er- blickte. Entscheidend für den Erfolg einer konservativen Behandlung ist es jedoch, über die Diagnose einer gesicherten orbitalen Komplikation hinaus zur Differentialdiagnose der verschiedenen Formen zu kommen.

Durch die fließenden Übergänge der klinischen Bilder ist dabei insbeson- dere die Frage, ob noch eine Ostitis beziehungsweise Periostitis oder schon ein Subperiostalabszeß vor- liegt, nach Birch-Hirschfeld nicht

2742 Heft 46 vom 17. November 1977 DEUTSCHES ARZTEBLATT

(7)

Ideale Glykosidentfaltung im Bradykardie-bedrohten insuffizienteh

Synergie durch:

gesteigerte Glykosidtoleranz

entstörte AV-Leitung

verbesserte Energiebilanz

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Bedeutet:

Normalisierung von Herzfrequenz und Herzrhythmus

Steigerung der Myokarddurchblutung, vor allem im ischämischen Bezirk

Beseitigung der Dyspnoe Ausschwemmung der Ödeme Ökonomisierung der Herzaktion

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Individuell angepaßte Dosierung durch zwei Wirkstoffvarianten.

1 Tabl. 0,1 mg 1 Tabl. 0,2 mg 12 mg 18mg Novodigal® 0,1 mg 0,2 mg (13-Acetyldigoxin)

Dosierung: Die Schwere der kardialen Insuffizienz sowie die Glykosid-Ansprechbar- keit des Patienten sind für die individuell festzulegende Dosierung maßgebend.

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durch die Kombination zweier kompetenter und hervorragend bewährter Wirkstoffe in einer Tablette:

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2. höhere Einnahmesicherheit durch Verminderung von Einnahmefehlern 3. die Forderungen

nach kostenbewußter Therapie.

Chemiewerk Homburg

Zweigniederlassung der Degussa, Frankfurt am Main

Beiersdorf AG, Hamburg

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FÜR SIE GELESEN

Gallenblasenerkrankungen unter Therapie mit Östro- genen und Clofibrat

In den Vereinigten Staaten laufen eine Reihe kontrollierter Studien über die Langzeitbehandlung der koronaren Herzkrankheit. Als Teiler- gebnis des Coronary Drug Project berichten die Autoren über die Häu- figkeit von Gallenblasenerkrankun- gen unter einer Monosubstanz-Dau- ermedikation von 2,5 bzw. 5 mg kon-

Warnung!

Falsche Dosisangabe

Wie uns der Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, mitteilt, ist in seinem Band: Essers, „Chemotherapie me- tastasierender solider Tumoren und Hämoblastosen" ein schwerwiegen- der Druckfehler enthalten. Auf Seite 34 in der 12. Zeile muß die Dosisan- gabe richtig lauten: BCNU 40 mg/

m 2 /Tag i v. — Tag 1 — 5. Versehent- lich hat sich in das Buch die Angabe

„kg" eingeschlichen. Damit wäre BCNU 50fach überdosiert und sicher tödlich. BCNU scheint zur Zeit in Deutschland nicht im Handel zu sein, wohl aber im Ausland. DÄ

jugierter Östrogene, 1.8 g Clofibrat, 6 mg D-Thyroxin und 3 g Nikotin- säure sowie einer Plazebomedika- tion. Unter einer Therapie mit Östro- genen fand sich ebenso wie unter einer Clofibratmedikaton ein gegen- über der Plazebogruppe doppelt so häufiges Vorkommen von Gallen- steinen, bei den übrigen Therapie- gruppen ließ sich kein eindeutiger Effekt auf die lnzidenz von Gallen- blasenerkrankungen nachweisen.

Unter einer Dauermedikation mit Östrogenen bzw. Clofibrat muß mit dem gehäuften Auftreten von Gal- lensteinen gerechnet werden.

The coronary drug project research group:

Gallbladder disease as a side effect of drugs influencing lipid metabolism. Experience in the coronary drug project, N. Engl. J. Med. 296 (1977) 1185-1190

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Orbitale Sinusitis-Komplikationen

immer leicht zu beantworten. Ande- rerseits möchten wir die Feststel- lung von Marx unterstreichen, daß nicht wenige Fälle als Orbitalphleg- mone bezeichnet werden, bei denen es sich jedoch um einen subperi- ostalen Abszeß oder sogar nur um eine Periostitis mit einem starken Ödem der Orbita handelt.

Bildet sich das drohende klinische Bild innerhalb von zwei Tagen nicht sichtbar zurück (Rückgang der Lid- schwellung und -rötung, Besserung der Bulbusmotilität und des Visus) oder verstärken sich diese Sympto- me, beziehungsweise werden Zei- chen der Einschmelzung erkennbar, dann muß nach unseren Erfahrun- gen operativ vorgegangen werden.

In diesen Fällen hat sich gezeigt, daß auch weniger eingreifende Maßnah- men mit gewebeschonenden Opera- tionstechniken zum Erfolg führen, wenn nur das Prinzip der Beseiti- gung der Infektionsquellen und der Schaffung einer ausreichenden Drainage gewährleistet wird. Für be- sonders wichtig halten wir darüber hinaus unterstützende Eingriffe, um zusätzlich eine gute Belüftung des NNH-Systems zu erzielen.

Schlußfolgerung

Anhand des Krankengutes der HNO- Klinik Erlangen von 1973-1976 wird das klinische Bild der durch NNH- Entzündungen ausgelösten orbita- len Komplikationen und deren Be- handlung geschildert. Dabei konnte gezeigt werden, daß bei strenger Operationsindikation in vielen Fäl- len auch eine konservative Behand- lung möglich ist. Sie kann jedoch nur mit hochwirksamen Antibiotika und unter aufmerksamer klinischer Beobachtung zum Erfolg führen.

Darüber hinaus konnte die Überle- gung bestätigt werden, daß nach konsequenter Rückverfolgung der Kausalketten und Sicherung einer permanenten Drainage der Nasen- nebenhöhlen sich auch ausgedehn- tere entzündliche Prozesse der Schleimhäute, der knöchernen Wände und des Periostes zurückbil- den können.

Folglich lassen sich nachstehende Richtlinien ableiten:

Jede drohende und manifeste or- bitale Komplikation gehört in eine intensive klinische Überwachung.

Eine hochdosierte, breit wirksa- me antibiotische Therapie ist in Kombination mit einer schleimhaut- abschwellenden Behandlung sofort anzuwenden, gegebenenfalls noch vor Abschluß der röntgenologischen und eventuell endoskopischen Dia- gnostik.

Bildet sich das klinische Bild nicht innerhalb von 48 Stunden sichtbar zurück oder werden Zei- chen der Einschmelzung erkennbar, so sind der orbitale Herd und die vereiterten Nasennebenhöhlen ope- rativ freizulegen.

Zur Ausschaltung der Grundur- sache ist bei Kindern in der Regel die Adenotonsillektomie, bei Er- wachsenen und Kindern eventuell eine individuell notwendige Regula- tion der Ventilation und Drainage der Nase und Nasennebenhöhlen vorzusehen.

Literatur

Bockmühl, Orbitale Komplikationen bei Ne- benhöhlenentzündungen und ihre Behand- lung, Laryngol. Rhinol. Otol. 42 (1963) 434-439 - Eigler, G., Drabe, J.: Komplikationen der Na- sennebenhö'hlenerkrankungen, in: Berendes, Link, Zöllner, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. J.

G. Thieme Verlag, Stuttgart, 1964 - Gans, H., Sekula, J., Wlodyka, J.: Treatment of Acute Orbital Complications, Arch. Otolaryngol. 100 (1974) 329-332 - Herrmann, R.: Die rhinogenen Erkrankungen der Orbita, G. Thieme Verlag, Stuttgart, 1958 - Marx, H.: Die orbitalen Kom- plikationen, in: Handbuch der HNO-Heilkunde Denker-Kahler II, 950 J. Springer u. F. J. Berg- mann Verlag, Berlin-München, 1926 - Mo- ritsch, E. Neumann, H.: Zur Therapie der rhino- genen Komplikationen, Mschr. Ohrenheilk. 105 (1971) 366-371

Anschrift für die Verfasser:

Dr. med. Christian Gammert Dr. Roland Panis

U n iversitäts-Hals-Nasen-Oh ren- Klinik

Waldstraße 1 8520 Erlangen

2744 Heft 46 vom 17. November 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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