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Archiv "Bundeskongreß der Freien Berufe: „Gewaltige Aufbauleistung in der Ex-DDR“" (25.07.1991)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

Bundeskongreß der Freien Bende:

„Gewaltige Aufbauleistung in der Ex-DDR"

Als das Präsidium des Bundes- verbandes der Freien Berufe (BFB) den Termin für den diesjährigen Bundeskongreß in Bad Honnef fest- setzte, konnte es, so BFB-Präsident Prof. J. F. Volrad Deneke, nicht ah- nen, daß am gleichen Tag der Bun- destag über die Zukunft der Städte Bonn und Berlin entscheiden werde.

„Diese aktuelle Diskussion über- schattet und beleuchtet die Besin- nung auf Wesen und Bedeutung der freien Berufe in Deutschland und im Europa des ausgehenden 20. Jahr- hunderts."

Die staatliche Wiedervereini- gung demonstriere exemplarisch, daß es freiheitliche Rechtsstaaten ohne die freien Berufe nicht geben könne, stellte Deneke fest. In den Einigungsverträgen sei anerkannt und festgeschrieben, daß Rechts- staat und soziale Marktwirtschaft der freien Berufe bedürfen.

Dem allgemeinen Verständnis des Freiheitsbegriffes entsprechend charakterisiere es den freien Beruf, so Deneke, daß seine Angehörigen in ihrer Berufsausübung frei sein sollten — unabhängig von den Wei- sungen Vorgesetzter, nur dem eige- nen und persönlichen Wissen und Gewissen in der Art der Berufsaus- übung verpflichtet. „Weder Gehor- samspflichten noch Gewinnchancen dürfen den Imperativ von Wissen und Gewissen brechen."

Es sei zwar Aufgabe der freien Berufe, Individualität zu ermögli- chen, zu verteidigen und zu fördern.

Das könne allerdings nur geschehen, indem zugleich Gemeinschaft er- möglicht, Gemeinsinn gefördert und Kultur verwirklicht werde. „Beruf, Berufung und persönliche Lebenser- füllung verschmelzen zu unauflösli- cher Einheit", sagte der BFB-Präsi- dent.

Freiberufliche Unabhängigkeit könne jedoch nur auf der Grundlage gesicherter wirtschaftlicher Existenz bei ausreichender Sicherung der Le- bensrisiken gewahrt bleiben. Dazu bedürfe es qualitätssichernder Be- rufsgesetze und Honorarordnungen,

die dem Leistungswettbewerb den Vorrang vor dem Preiswettbewerb belassen. Deneke faßte zusammen:

„Die Angehörigen der freien Berufe müssen wissen, daß sie ihre persönli- che Berufung und ihren beruflichen Auftrag in der Gesellschaft nur er- füllen, wenn sie aller kommerziellen Verführung zum Trotz Idealisten bleiben."

Bundeswirtschaftsminister Jür- gen W. Möllemann (FDP) wollte es sich trotz seiner Präsenzpflicht im Parlament nicht nehmen lassen — nachdem er ein Bekenntnis für Ber- lin abgelegt hatte —, seine Vorstel- lungen über die Bedeutung der frei- en Berufe im „wiedervereinten Deutschland" darzulegen. Er stellte fest, daß sie in der DDR jahrzehnte- lang ein Kümmerdasein geführt hät- ten. „Zum Zeitpunkt der Wende wa- ren, sehen wir einmal von den da- mals etwa 15 000 freischaffenden Künstlern und Publizisten ab, noch gerade 2000 bis 2500 Freiberufler übriggeblieben." Einschließlich der freischaffenden Künstler und Publi- zisten seien jetzt rund 45 000 Freibe- rufler selbständig tätig, wenn auch teilweise noch recht bescheiden. Bei

Bundeswirtschaftsminister Möllemann den Freien Berufen

den einzelnen Berufsgruppen sei al- lerdings das Wachstumstempo un- terschiedlich; besonders dynamisch verlaufe die Entwicklung im human- und zahnmedizinischen Bereich. In den neuen Bundesländern hätten sich bereits 12 000 Ärzte und 6000 Zahnärzte niedergelassen. Ende die- ses Jahres sei mit mindestens 25 000 niedergelassenen Ärzten und Zahn- ärzten zu rechnen.

Hilfen aus Bonn

Die geregelten freien Berufe hätten mittlerweile mit dem Aufbau von Kammern im Beitrittsgebiet be- gonnen, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung, „waren sie doch weit- gehend durch frühere Regime redu- ziert, wenn nicht liquidiert". In der Mehrzahl der einzelnen Bereiche der freien Berufe sei die Zahl der Mitglieder der Kammern und ande- rer Berufsorganisationen jedoch der- art klein, andererseits der Bedarf derart groß, daß die Organisationen nicht in der Lage seien, ihren Aufga- ben gerecht zu werden. Möllemann stellte die Initiativen der Bundesre- gierung zur Förderung der Freibe- ruflichkeit in den neuen Ländern vor:

I> Damit sichergestellt werde, daß die in der Ausbildung im bisheri- gen Bundesgebiet vorgegebenen Ausbildungsinhalte auch in der ehe- maligen DDR zur Anwendung kom- men, seien zusätzliche Ausbildungs- berater bei den Kammern eingestellt worden.

I> Die Bundesregierung förde- re mit einem Drittel der Kosten die Planungsleistungen der Gemeinden unter der Voraussetzung, daß priva- te, insbesondere freiberufliche Ka- pazitäten in Anspruch genommen werden.

D Auf Anregung des BFB sei — wenn auch in bescheidenem Umfang

— das Hospitieren von Freiberuflern gefördert worden.

Die freien Berufe stünden je- doch nicht nur „vor einer gewaltigen Aufbauleistung in Ostdeutschland, sondern sie stehen an der Schwelle zum europäischen Binnenmarkt", weshalb zunehmend EG-Richtlinien an Bedeutung gewinnen würden. Die Bundesregierung setze sich vor allem Dt. Ärztebl. 88, Heft 30, 25. Juli 1991 (23) A-2543

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beim Vorschlag einer Dienstlei- stungsrichtlinie für das öffentliche Auftragswesen und bei dem Entwurf für eine Dienstleistungshaftungs- richtlinie für die Interessen der Frei- berufler ein. Für die Dienstleistungs- richtlinie seien mehrere freiberufli- che Spezifika erreicht, für die Dienstleistungshaftungsrichtlinie der Verzicht der Kommission auf die verschuldensunabhängige Haftung.

Trotzdem sei dieser Entwurf für die Bundesregierung nach wie vor nicht akzeptabel. Die persönliche Dienst- leistungserbringung sei mit der Her- stellung von Massenprodukten nicht vergleichbar. Falls sich die Richtlinie nicht verhindern lasse, will Mölle-

Auch der Gesundheitsbereich trägt in erheblichem Maß zur stei- genden Abfall- und Müllflut bei: In Krankenhäusern, Arzt- und Zahn- arztpraxen, Gesundheitsämtern, me- dizinischen Forschungseinrichtun- gen und Laboratorien fallen in Deutschland jährlich Millionen von Tonnen Müll an.

Teils aus Bequemlichkeit, teils aus falschem Hygienebewußtsein tragen tagtäglich viele Tausende von Menschen im Gesundheitsbereich, zumeist gedankenlos und ohne die weitreichenden ökonomischen und ökologischen Folgen zu überblicken, dazu bei.

Um dem entgegenzuwirken, wurde der Arbeitskreis Abfallver- meidung und -entsorgung baye- rischer Krankenhäuser ins Leben ge- rufen. Er ist eine Zweckgemein- schaft mit dem Ziel, Umweltschutz-

mann auf Sonderrichtlinien zumin- dest für den ärztlichen und den Bau- bereich bestehen.

„Die Veränderungen im Bin- nenmarkt und im internationalen Dienstleistungshandel werden viele Chancen für unsere Freiberufler bringen", betonte der Minister.

Staatssekretär a. D. Prof. Dr. Otto Schlecht hätte für gute und freiheitli- che Rahmenbedingungen viel getan, weshalb er zu Recht mit der Wil- helm-von-Humboldt-Plakette „Frei- heit erhöht die Kraft" ausgezeichnet würde. Deneke bezeichnete Schlecht in seiner Laudatio als einen Mahner für die freien Berufe in der sozialen Marktwirtschaft. Kli

maßnahmen für und mit bayerischen Krankenhäusern zu erarbeiten, in die Tat umzusetzen und zu optimie- ren. Dem Arbeitskreis, der maßgeb- lich durch die Koordination von Pro- fessor Dr. Volker Zahn, Straubing, entstanden ist, sind derzeit 25 Kran- kenhäuser angeschlossen. Er ist un- abhängig und neutral.

Unter der Leitung des Verfas- sers treffen sich die Umweltschutz- beauftragten der beteiligten Kran- kenhäuser zu monatlichen ganztägi- gen Sitzungen, bei denen auch Ver- treter des bayerischen Umweltmini- steriums und der Krankenhausge- sellschaft anwesend sind.

Schwerpunkte des Arbeitskrei- ses sind die Vermeidung und um- weltverträgliche Entsorgung von Ab- fällen sowie die Lösung aller Proble- me, die sich durch unsere Kranken- häuser für die Umwelt ergeben.

Bei der Abfallanalyse werden folgende Krankenhausbereiche er- faßt: Stationen, OP, Funktionsberei- che (Ambulanz, Endoskopie, Lun- genfunktion, EKG, Sonographie, Röntgen, Nuklearmedizin, CT, Phy- siotherapie etc.), Klinische Chemie, Forschungslaboratorien, Technische Abteilungen (Werkstätten, Sterilisa- tion, Verbrennung, Haustechnik), Wäscherei, Apotheke, Hausreini- gung, Küche, Einkauf, Wirtschafts- dienste, Außenanlagen etc.

Das Tätigkeitsfeld des Beauf- tragten umfaßt:

• Betreuung der beteiligten Krankenhäuser: Besuch der Kran- kenhäuser, individuelle Umwelt- schutz- und Abfallanalyse aller Funktionsbereiche, Beratung, Er- stellung von spezifischen Konzepten, Begleitung der Umsetzung, medien- wirksame kommunale Offentlich- keitsarbeit.

• Management des Arbeits- kreises: Informationsaustausch zwi- schen den beteiligten Krankenhäu- sern, Umweltministerium, Kranken- hausgesellschaft, Behörden, Interes- sensverbänden. Planung und Durch- führung von Veranstaltungen des Arbeitskreises, Sitzungen, Einladen kompetenter Referenten. Erfah- rungsaustausch mit entsprechenden Arbeitskreisen in anderen Bundes- ländern.

• Öffentlichkeitsarbeit: Reprä- sentation des Arbeitskreises bei Ta- gungen und Kongressen, Erarbei- tung eines Berichtes über Ergebnis- se, Probleme, Lösungsvorschläge, Forderungen und Ziele des Arbeits- kreises, Publikation des Berichtes als Leit- und Richtlinie für alle baye- rischen und außerbayerischen Kran- kenhäuser, Organisation von Fern- seh- und Video-Aufnahmen etc.

Das nächste Praktikum findet vom vom 23. bis 26. September statt.

Anmeldung: Elisabeth-Klinikum I, Frau Kobler, St.-Elisabeth-Straße 23, W-8440 Straubing oder Tel.

0 94 21/71 02 90.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Claus Schulte-Uebbing Arzt, Dipl.-Geologe, Dipl.-Forstwirt Stuntzstr. 59

W-8000 München 80

Krankenhaus

Abfallanalyse für OP,

Forschungslabor und Wäscherei

In Bayern haben sich 25 Krankenhäuser in einem Arbeitskreis Abfall- vermeidung und -entsorgung zusammengeschlossen. Im folgenden Beitrag schildert der Beauftragte des Arbeitskreises dessen Ziele und seine Tätigkeit. Wer sich für den Umweltschutz im Krankenhaus interessiert, kann an einem Praktikum der Arbeitsgemeinschaft teil- nehmen; sie werden in loser Folge in Straubing veranstaltet.

A-2544 (24) Dt. Ärztebl. 88, Heft 30, 25. Juli 1991

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