KURZBERICHTE
Krebshilfe setzt auf monoklonale Antikörper
Mehr als 30 Millionen Mark hat die Deutsche Krebshilfe e.V. 1983 an Spenden erhalten. 4 Millionen Mark stammen von privaten Spen- dern, 5,8 Millionen sind das Er- gebnis von Sonderaktionen. Al- lein 12 Millionen Mark verdankt die Krebshilfe Vermächtnissen und Erbschaften. Diese Zahlen nannte Dr. Mildred Scheel, Grün- derindes Vereins, bei der Vorstel- lung des Jahresberichts 1983.
Die Deutsche Krebshilfe verwand- te knapp 39,9 Millionen Mark, um rund 90 Projekte zu fördern. Es wurde und wird vor allem klinikna- he Forschung unterstützt, deren Ergebnisse sich schnell in thera- peutische Maßnahmen umsetzen lassen. Finanziert werden zudem Projekte, die sich mit Fragen der Grundlagenforschung beschäfti- gen. Im Medizinbereich fördert die Krebshilfe onkologische Schwerpunktkrankenhäuser.
in Zukunft, beschloß der wissen- schaftliche Beirat der Krebshilfe im vergangenen Jahr, sollen pri- mär Projekte unterstützt werden, die die Anwendung monoklonaler Antikörper testen. Diese Eiweiße, gentechnologisch herstellbar, sol- len die Tumorerkennung und -the- rapie verbessern. Nach einem Be- richt über das vierte Internationa- le Expertentreffen der Dr.-Mil- dred-Scheei-Stiftung sind mono- klonale Antikörper einsetzbar zur:
~ Unterscheidung verschiede- ner Zellarten (differenzierte Dia- gnose)
~ Verstärkung körpereigener Ab- wehrstoffe
~ Aufupürung von Tumoren durch radioaktive Markierung.
Der Jahresbericht 1983 zeigt, auf welchen Gebieten im vergange- nen Jahr Fortschritte gemacht wurden. Zwei Beispiele:
~ Von einem Münchner For- schungsteam wurde ein Zellanaly-
DEUTSCHES itRZTEBLATT
se-Apparat entwickelt, der krebs- befallenes Gewebe identifiziert.
~ in der Chirurgischen Klinik Köln wurde eine Palliativstation für schwerstkranke Krebspatien- ten eingerichtet.
Die Rekordsumme von knapp 10 Millionen Mark soll ein Lehrstuhl für Experimentelle Krebsfor- schung am Westdeutschen Tu- morzentrum Essen erhalten, der über acht Jahre finanziert werden
wird. Das Geld wurde 1983 bereit-
gestellt, die Professur allerdings
Dr. med. Mildred Scheel Foto: Archiv noch nicht vergeben. Im Kampf gegen Krebs setzt Dr. Mildred Scheel auf Krebsregister, die bun- desweit eingerichtet werden soll- ten: "Wir kommen an diesen Re- gistern nicht vorbei, wenn wir die Ursachen von Krebs erforschen wollen", sagte sie mit Nachdruck.
Die Deutsche Krebshilfe finanziert bereits klinische Krebsregister.
Ablehnend äußerte sich Dr.
Scheel zum kürzlich vorgestellten bundesdeutschen "Krebsatlas".
Sie kritisierte, daß die Statistik mangelhaft sei. Als Beispiel nann- te sie, daß Krebs unter Umständen gar nicht als Todesursache im To- tenschein genannt werde und so auch nicht in eine Statistik einge-
he. Außerdem sagten die Landkar-
ten nichts aus über Erkrankungen
und Heilungen. SO
Versicherung
statt Lohnfortzahlung?
Im Zuge der Reform der gesetzli- chen Krankenversicherung sollte auch geprüft werden, ob die ar- beitsrechtliche Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber oder durch eine Spezialversicherung abge- löst werden solle. Um die Eigen- verantwortung des Patienten zu stärken, sollten verringerte Lahn- fortzahlungsbezüge gezahlt wer- den oder aber, ähnlich wie in der PKV, die wirtschaftliche Siche- rung über eine spezielle, neu zu errichtende Lohnfortzahlungsver- sicherung bzw. Krankentagegeld- versicherung bewerkstelligt wer- den.
Diesen "Denkanstoß" gab der re- nommierte Gesundheitsökonom, Prof. Dr. Frank E. Münnich, Ordi- narius für Nationalökonomie an der Universität München. Eine sol- che Entgeltversicherung für die krankheitsbedingte Arbeitsunfä- higkeit sollte mit unterschied- lichen Selbstbeteiligungen in der Form von Karenztagen ausgestat- tet werden, um "Steuerungseffek-
te" zu erzielen. Auch sei ein Sy-
stem stetig anwachsender Kran- kengelder konstruierbar, um zu vermeiden, daß die Arbeitsunfä- higkeit künstlich "gestreckt" und die zu Beginn der Arbeitsunfähig- keit eingebauten Karenztage durch medizinisch nicht indizierte Atteste übersprungen werden.
Um einen Mißbrauch weitgehend zu unterbinden, schlägt Münnich vor, am ersten Tag der Arbeitsun- fähigkeit mit der Krankengeldlei- stung auszusetzen, um dann am zweiten AU-Tag 40 Prozent, am dritten Tag einen weiter erhöhten Krankengeldbetrag auszuzahlen.
Wenn dadurch die gesetzlichen Krankenkassen oder die Betriebe von der jährlichen Entgeltfortzah-
lungslast in Höhe von 35 Milliar- den DM entlastet würden, könn- ten stattdessen die Krankengeld- zahlungen ab Beginn der siebten Woche für die Langzeitkranken besser dotiert werden. HC 2864 (20) Heft 40 vom 3. Oktober 1984 81. Jahrgang Ausgabe A