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Archiv "Reform der Krankenversicherung der Rentner nach der Wahl" (30.09.1976)

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Die Information:

Bericht und Meinung

BLICK ÜBER DIE GRENZEN

Die schwedische Alternative:

Totalstaat oder Sozialstaat?

Keine Mehrheit für den Gewerk- schaftsstaat — das ist kurz ge- sagt, das Ergebnis der Reichstags- wahl in Schweden vom 19. Septem- ber, das auch für die Gesundheits- politik dieses Landes relevant sein wird.

Aber auch für die Gesundheitspoli- tik in der Bundesrepublik Deutsch- land, in der Gewerkschafter und Sozialdemokraten sich auf dem Sektor der Krankenversorgung mit Plänen zu einem sogenannten „in- tegrierten" System extremer enga- giert haben als beispielsweise noch in der Mitbestimmungsfrage.

(Über dieses System ist erst in der vorigen Ausgabe des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES, Heft 39 vom 23.

September, „Bremen: Übungswie- se des Sozialismus", ausführlich berichtet worden.)

Auflehnung gegen Bürokraten und Technokraten

Der Umschwung in Schweden hat sich in Deutschland schon in den vorigen Wochen vernehmlich abge- zeichnet, einmal in der Rede Ing- mar Bergmans, des weltberühmten Filmregisseurs, zur Verleihung des Goethe-Preises der Stadt Frankfurt in der Paulskirche, zum anderen in Protesten der mindestens ebenso bekannten Schriftstellerin („Pippi Langstrumpf") Astrid Lindgren, die um die Monatswende August/Sep- tember weltweites Echo gefunden haben.

Ingmar Bergman, der jetzt in der Bundesrepublik Deutschland arbei- tet:

„Ich komme aus einem Land, das ich liebe und das sich — so glaubte ich — niemals verlassen würde, jedenfalls nicht freiwillig. Gleichwohl ist mein Exil von außen her gesehen freiwillig, von innen aber aus einem unabweisbaren Zwang erfolgt. Ich kann nämlich nicht

arbeiten (und daher auch nicht leben) in einem Land, in dem Repräsentanten unserer Bürokratie mich öffentlich und unberechtigt in meiner Ehre gekränkt haben. Trotzdem habe ich keinen Grund, mich zu beklagen. Meine Hölle war komfortabel, und meine Narben sind nur seelischer Art und in keiner Weise zu vergleichen mit den Mißhand- lungen, die an anderen Ecken der Welt im Namen der Demokratie geschehen.

Nein, ich wollte mit dieser kurzen Re- kapitulation nur erklären, warum ich die Gastfreundschaft Ihres Landes mit so großer Dankbarkeit angenommen habe..."

Bergmans Klage über die Büro- kratie mündete in eine Anklage ge- gen die Technokratie:

„In

allen Industrieländern, in allen gro- ßen Unternehmen und Organisationen erleben wir, wie die Gefühle des einzel- nen Menschen korrumpiert, verstüm- melt oder gedemütigt werden, als ob sie für die allgemeine Ordnung gefähr- lich wären. Die Technokratie reduziert den Menschen zu einem Begriff, der von Computern erfaßt werden kann. Es ist möglich, daß unsere Technokratie in einer notleidenden Welt notwendig ist.

Es ist ebenso möglich, daß unsere im- mer kompliziertere Bürokratie notwen- dig ist, um eine immer kompliziertere Gesellschaft zu verwalten. Ein weitge- hender Kollektivismus ist ganz sicher eine Voraussetzung für eine fortschrei- tende Entwicklung. Das Problem ist nicht die Existenz dieser Kräfte, son- dern unser mangelhaftes Bewußtsein ihrer Gefährlichkeit."

Offen zur Abwahl aufgerufen Astrid Lindgren formulierte ihre Vorwürfe weniger intellektuell son- dern viel konkreter, laut dpa:

„Die schwedische Kinderschriftstellerin Astrid Lindgren — Autorin von „Pippi Langstrumpf" —, hat zur Abwahl der schwedischen sozialdemokratischen Regierung unter Ministerpräsident Pal- me aufgefordert. In ihrem bisher

schärfsten Angriff auf die Sozialdemo- kraten nach ihrer Attacke gegen deren Steuerpolitik im Frühjahr warf sie der Partei vor, ihre Macht auf Schleichwe- gen zu konsolidieren, und zwar auf Ko- sten der persönlichen Freiheit des ein- zelnen. Ihren in der liberalen Stockhol- mer Abendzeitung „Expressen" veröf- fentlichten „Brief an einen Sozialdemo- kraten" unterzeichnete sie mit ihrem Namen und dem politischen Bekennt- nis „früher Sozialdemokrat, jetzt nur noch Demokrat."

„Die Entwicklungen

des sozialistischen Modells ..."

„... der persönliche Egoismus soll- te da gar nicht bestritten werden"

schrieb dazu der Chefredakteur der

„Kölnischen Rundschau", Dr. An- ton Sterzl, in einem Kommentar:

„Und trotzdem ist der schwedische In- telligenzlerprotest ein weltweites Fanal geworden, das trotz aller Abstriche und Dämpfungen über die schwedischen Reichstagswahlen am 19. September 1976 hinausreicht. Lindgren und Berg- man signalisieren die Entwicklungen des sozialistischen Modells in einem kapitalistischen Land, mit allen Chancen und Gefahren. Schweden neigt nicht nur zur Groteske von 102 Prozent Steuer- satz. Hier ist die bürgerliche Lebens- qualität auch in Bürokratie verfallen und die soziale Gleichheit zu einer öden Gleichmacherei geraten.... Steu- erverschärfungen verschleißen einen gesunden Mittelstand, das Gleichheits- gefühl vermindert Leistung und erzeugt Unfreiheit, die großen Lohnerhöhungen gefährden die Wirtschaft. Dafür ist Schweden ein Beispiel geworden, pro- blematisch wie England und gefahrvoll wie Italien."

Das betrifft auch das teilweise sozialisierte Gesundheitswesen Schwedens: „Ein Staat, dessen Ge- sundheitsbehörde ganzseitige An- zeigen über das richtige Anzünden eines Streichholzes (,nie in Rich- tung einer Person') veröffentlichen kann, ist bei der Magie sozialer Glasperlenspiele angelangt." So urteilt der Chefredakteur der Zei- tung „Die Welt", Dr. Herbert Kremp.

Die Alternative? Kremp: „Nicht der Sozialstaat steht bei dem künftigen Ministerpräsidenten Fälldin zur De- batte, sondern der Totalstaat." DÄ

2490 Heft 40 vom 30. September 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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