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Archiv "Generelles Hepatitis-B-Screening in der Schwangerschaft : Noch immer ein ungelöstes Problem in der Geburtshilfe" (09.02.2001)

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Academic year: 2022

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(1)

S

eit dem Jahr 1994 ist in Deutsch- land nach den Mutterschaftsricht- linien jede Schwangere nach der 32. Schwangerschaftswoche (SSW) auf das Vorliegen einer HBs-Anti- genämie zu untersuchen (2). Die Un- tersuchung zum Hepatitis-B-Status gehört zur Schwangerenvorsorge und muss in den Mutterpass eingetragen werden.

Bei allen Neugeborenen von HB- sAg- positiven Müttern empfiehlt die

„Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut“ (STIKO) mit der Immu- nisierung gegen Hepatitis B (HB) un- mittelbar nach der Geburt, das heißt in- nerhalb von zwölf Stunden, zu begin- nen. Bei dieser Behandlung werden si- multan die erste Dosis Hepatitis-B- Impfstoff und eine Dosis HB-Immun- globulin (HBIG) verabreicht. Die akti- ve Immunisierung wird einen Monat nach der ersten Impfung durch eine zweite und sechs Monate nach der er- sten durch eine dritte Impfung vervoll- ständigt. Nach Abschluss der Grundim-

munisierung ist eine serologische Kon- trolle erforderlich (6).

Ist der HBsAg-Status unbekannt und kann er nicht noch vor oder sofort nach der Geburt bestimmt werden, muss unmittelbar post partum zumin- dest mit der aktiven Grundimmuni- sierung begonnen werden. Die Schutz- wirkung einer sofort begonnenen Grundimmunisierung ist nach Mei- nung der American Academy of Pe- diatrics so hoch, dass die zusätzliche Gabe eines HBIG bei unbekanntem HBsAg-Status der Mutter nicht ge- rechtfertigt ist (1).

Bei der Verwendung von gentech- nisch hergestellten HB-Impfstoffen in ausreichender Dosierung wird bei

frühzeitigem Beginn auch ohne zu- sätzliche HBIG-Gabe eine Schutzrate von 90 Prozent und mehr erreicht (4, 8). Impfversager können jedoch bei Neugeborenen von Müttern mit einer ausgeprägten Virämie (Nachweis von HBeAg beziehungsweise HBV-DNA) auftreten, sodass grundsätzlich eine Simultanimpfung angestrebt werden sollte. Durch diese wird dann eine Schutzrate von über 95 Prozent er- reicht (3). Daher muss versucht wer- den, bei den Müttern mit unbekann- tem HBsAg-Status eine Nachtestung vorzunehmen. Stellt sich dabei eine HBs-Antigenämie heraus, ist eine zu- sätzliche passive Immunisierung sinn- voll (1). Nach den Erfahrungen bei Se- xualpartnern von akut an einer Hepa- titis B Erkrankten kann durch eine frühzeitige Gabe von HBIG nach Vi- ruskontakt eine Infektion noch ver- hindert werden. Die Schutzrate wird mit etwa 75 Prozent angegeben, wenn das Hyperimmunglobulin innerhalb von sieben Tagen gegeben wird (3, 5).

Generelles

Hepatitis-B-Screening in der Schwangerschaft

Noch immer ein ungelöstes Problem in der Geburtshilfe Kirn Parasher

1

Marius Bartsch

1

Marion Gstettenbauer

2

Michael Entezami

2

Hans Versmold

1

Burghard Stück

1, 3

Zusammenfassung

In Deutschland wurde 1994 ein generelles HBsAg-Screening aller Schwangeren in die Mutterschaftsrichtlinien aufgenommen. Retro- spektiv wurde durch Einsicht in die Geburten- protokolle bei 3 963 Frauen untersucht, wie viele Schwangere in den Jahren 1996 bis 1998 dennoch ohne dokumentierten HBsAg-Status zur Entbindung kamen. Bei 1 148 (29,0 Prozent) Frauen war der HBsAg-Status zum Zeitpunkt der Entbindung unbekannt. Bei der Nach- testung erwiesen sich zwölf Frauen (1,05 Pro- zent) als HBsAg-positiv. Selbst unter Berück- sichtigung der Vorgabe, dass das HBsAg-Scree- ning erst nach der 32. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden soll, fehlte bei fast jeder fünften Frau (19,53 Prozent) ein dokumentier- tes Untersuchungsergebnis. Von den 2 815 Frauen, bei denen das Testergebnis vorlag, wa- ren 33 (1,17 Prozent) HBsAg-positiv. Nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission

müssen alle Neugeborene von Müttern, deren HBsAg-Status bei der Geburt unbekannt ist, in- nerhalb der ersten zwölf Lebensstunden gegen Hepatitis B geimpft werden. Die Mutter sollte zudem auf eine HBs-Antigenämie getestet werden. Bei positivem Ergebnis, sollte das Neu- geborene innerhalb der ersten sieben Lebens- tage HB-Immunglobulin erhalten.

Schlüsselwörter: Hepatitis-B-Virus, perinatale Infektion, HBsAg-Screening, Schwangerschaft

Summary

Hepatitis-B-Screening in Pregnant Women – Still an Unsolved Problem in Obstetrics In 1994 a general HBsAg-screening became part of the governmental prevention guide- lines for pregnant women in Germany. In our experience, however, many pregnant women still are without documented HBsAg status at

the time of delivery. Because of this, we under- took a retrospective analysis of the clinical re- cords from women delivering in our hospital between the years 1996 to 1998. We examined 3 963 clinical records. The total number of women with unknown HBsAg status was 1 148 (29.0 per cent). Almost one in every five (19.53 per cent) pregnant women admitted for deliv- ery after 32 weeks of gestation had not been given the obligatory test. From the 2 815 wom- en with a known HBsAg status 33 (1.17 per cent) were positive. All infants born to mothers of unknown HBsAg status should receive hepa- titis B vaccination within twelve hours of birth.

Pregnant women whose HBsAg status is un- known at delivery should be tested. If the wom- an is determined to be HBsAg-positive, the infant should receive HB immune globulin as soon as possible, but within seven days of birth.

Key words: hepatitis B virus, perinatal infec- tion, HBsAg-screening, pregnancy

1Abteilung für Kinderheilkunde (Direktor: Prof. Dr. med.

Hans Versmold) des Universitätsklinikums Benjamin Franklin, FU Berlin

2Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe (Direktor:

Prof. Dr. med. Hans Weitzel) des Universitätsklinikums Benjamin Franklin, FU Berlin

3Deutsches Grünes Kreuz (Präsident: Prof. Dr. med.

Burghard Stück), Marburg

(2)

Die STIKO hat deshalb im Januar 2000 ihre Empfehlung durch den Zu- satz erweitert, bei nachträglichem po- sitivem Testergebnis der Mutter für HBsAg die passive Immunisierung bei ihrem Neugeborenen innerhalb von sieben Tagen postnatal nachzuholen (7).

Retrospektive Datenerhebung

Noch immer werden nicht alle Schwan- geren durch das HBsAg-Screening er- fasst.

Retrospektiv wurden die Geburten- protokolle und Krankengeschichten der Mütter und ihrer Neugeborenen ausgewertet, die in den Jahren 1996 bis 1998 in der Geburtshilfe und der Kinderklinik des Universitätsklini- kums Benjamin Franklin der Freien Universität Berlin aufgenommen wor- den waren. Folgende Daten wurden dabei berücksichtigt:

❃ Vorliegen eines Mutterpasses,

❃ Nationalität der Mutter,

❃ Eintrag der Hepatitisserologie im Mutterpass,

❃ Eintrag des Röteln-Schutzes im Mutterpass,

❃ ambulante oder stationäre Ent- bindung,

❃ Post partum durchgeführte Si- multanprophylaxe beim Kind.

HBsAg-Status ist oft unbekannt

In den Jahren 1996 bis 1998 wurden 4 174 Geburten registriert. 168 Frauen (4,0 Prozent) hatten ambulant entbun- den. 40 Frauen (1,0 Prozent) hatten bei der Geburt keinen Mutterpass, 163-mal (3,9 Prozent) war im Gebur- tenprotokoll kein Eintrag über das Vorhandensein vom Mutterpass.

In 3 963 Geburtsprotokollen gab es einen Vermerk zum HBsAg-Status der Schwangeren. Danach war bei 1 148 Frauen (29,0 Prozent) der HBsAg- Status den Geburtshelfern zum Zeit- punkt der Geburt nicht bekannt. Von den 2 988 Schwangeren deutscher Herkunft waren es 835 (27,95 Prozent) und von den 975 Schwangeren nicht-

deutscher Herkunft 313 (32,10 Pro- zent).

Da die Mutterschaftsrichtlinien eine Untersuchung erst nach der 32. Schwan- gerschaftswoche vorsehen, wurden die Frauen, die nach diesem Termin zur Aufnahme kamen, gesondert betrach- tet. Nach der 32. Schwangerschaftswo- che kamen 3 589 Frauen zur Entbin- dung, 701 (19,53 Prozent) mit unbe- kanntem HBsAg-Status. Bei fast jeder fünften Frau fehlte die vorgeschriebene Dokumentation ihrer Hepatitis-B-Un- tersuchung.

Von den 2 815 Frauen (71,0 Pro- zent), deren HBsAg-Status zum Zeit- punkt der Geburt bekannt war, waren dreiunddreißig (1,17 Prozent) HBsAg- positiv, 25 (75,76 Prozent) von ihnen waren Ausländerinnen.

Bei den 1 148 Frauen (29,0 Prozent) mit unbekanntem HBsAg-Status wur- de eine Nachtestung vorgenommen.

Dabei erwiesen sich zwölf als HBsAg- positiv (1,05 Prozent), neun von ihnen waren Ausländerinnen.

Aufgrund der Eintragungen im Ge- burtenprotokoll wurde zudem über- prüft, wie viele der entbindenden Frauen einen dokumentierten Schutz gegen Röteln hatten. Ein entspre- chender Vermerk fand sich in 3 806 Geburtenprotokollen. Danach hatten 3 405 (89,46 Prozent) einen ausrei- chenden Schutz, 205 (5,39 Prozent) keinen Schutz und bei 196 Frauen (5,15 Prozent) war der Rötelntiter zur- zeit der Geburt unbekannt.

Hinsichtlich des HBsAg-Status er- brachte eine bisher nicht veröffent- lichte Studie, von Prof. Dr. med. Wolf- gang Jilg und Mitarbeitern vom Insti- tut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Regens- burg, die an geburtshilflichen Kliniken der Oberpfalz, Niederbayerns, Ober- frankens sowie in München durchge- führt wurde, ähnlich schlechte Ergeb- nisse.

Auch nach einer 1998 vom Landes- verband der Gynäkologen durchge- führten Umfrage in Mecklenburg-Vor- pommern kamen circa 40 Prozent der Frauen ohne HBsAg-Nachweis zur Entbindung, meist aufgrund einer nicht erfolgten Dokumentation (Prof. Dr.

med. Christa Hülße, Landeshygienein- stitut Rostock).

Mögliche Ursachen

Für die mangelnde Erfassung des HBsAg- Status kommen folgende Ur- sachen in Betracht:

❃ Die Schwangere hat nicht regel- mäßig an den Vorsorgeuntersuchun- gen teilgenommen. Dagegen spricht, dass bei einer zusätzlichen Befragung von 946 Frauen 700 mindestens fünf Vorsorgeuntersuchungen hatten.

❃ Die Untersuchung war bereits durchgeführt, das Ergebnis jedoch noch nicht dokumentiert oder der ent- bindenden Frau noch nicht bekannt.

❃ Es wurde kein Hepatitis-B-Scre- ening durchgeführt.

Fazit

Jährlich werden in Deutschland circa 800 000 Kinder geboren. Ungefähr 0,8 Prozent ihrer Mütter sind chronische Virusträger. Die Gesamtzahl der chro- nischen Virusträger beträgt in Deutschland gegenwärtig schätzungs- weise 500 000, circa 0,7 Prozent der Gesamtbevölkerung. Fast ein Drittel aller chronischen Virusträger sind Kinder oder haben ihre Infektion im Kindesalter, vorwiegend in der Neo- natalperiode, erworben. Bei Kindern, die sich perinatal oder in den ersten Lebenswochen infizieren, verläuft die Hepatitis B in über 90 Prozent chro- nisch (2, 10). Um den Kindern ein sol- ches Schicksal zu ersparen, ist eine möglichst vollständige Erfassung aller HBsAg-positiven Schwangeren erfor- derlich, damit ihre Neugeborenen durch eine simultane HB-Impfung vor einer Infektion geschützt werden kön- nen. Leider wird die Empfehlung der Ständigen Impfkommission, bei unbe- kanntem HBsAg-Status der Mutter beim Neugeborenen noch innerhalb der ersten zwölf Lebensstunden die Grundimmunisierung mit HB-Impf- stoff zu beginnen, bisher zu selten be- achtet. Unabhängig davon sollte bei diesen Frauen sofort nach Aufnahme zur Entbindung eine HBsAg-Bestim- mung vorgenommen und bei Nach- weis einer HBs-Antigenämie auch die passive Immunisierung ihrer Neuge- borenen noch innerhalb von sieben Tagen durchgeführt werden. Die un-

(3)

mittelbar nach der Geburt verabreich- te Simultanimpfung bietet den höch- sten Schutz vor einer perinatalen HBV-Infektion. Ein solches Vorgehen ist finanziell zu vertreten, wenn bei der Mutter eine HBs-Antigenämie nachgewiesen worden ist (9).

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 2001; 98: A 329–331 [Heft 6]

Literatur

1. American Academy of Pediatrics: Hepatitis B. In:

Peter G, ed.: Red Book: Report of the Committee on Infectious Diseases. Elk Grove Village, IL, 24th ed 1997; 257.

2. Kassenärztliche Bundesvereinigung: Generelles Screening auf Hepatitis B in der Schwangerschaft.

Dt Ärztebl 1994; 2778–2779 [Heft 41].

3. Mahoney FJ, Kane M: Hepatits B vaccine. In: Plot- kin, ST A, Orenstein W A, eds.: Vacccine. Philadel- phia: W B Saunders 1999; 3. Aufl.; 158–182.

4. Poovorawan Y, Sanpavat S, Pongpunlert W et al.:

Long term efficacy of hepatitis B vaccine in infants born to hepatitis Be antigen positiv mothers. Pedia- tr Inf Dis J 1992; 11: 816–821.

5. Redeker AG, Mosley JW, Gocke DJ et al.: Hepatitis B immunglobulin as a prophylactic measure for spouses exposed to acute hepatitis type B. N Engl J Med 1975; 293: 1055–1059.

6. Robert Koch-Institut: Impfempfehlungen der Stän- digen Impfkommission (STIKO)/Stand: März 1998.

Epidemiol Bull 17. April 1998; 15/98: 102–112.

7. Robert Koch-Institut: Impfempfehlungen der Stän- digen Impfkommission (STIKO)/ Stand: Januar 2000. Epidemiol Bull 14. Januar 2000; 2/2000;

9–20.

8. Stevans CE, Toy PT, Taylor P E et al.: Prospects for control of hepatitis B virus infection: Implication of childhood vaccination and long term protection.

Pediatrics 1992 ; Suppl. 90: 170–173.

9. Stück B: Hepatitis-B-Prophylaxe bei Neugeborenen von Müttern mit unbekanntem HBsAg-Status. pä- diatr prax 1999/2000; 57: 542–544.

10. Stück B, Jilg W: Allgemeine Hepatitis-B-Impfung im Kindesalter. Die gelben Hefte 1996; 36: 106–113.

Anschrift für die Verfasser:

Dr. med. Kirn S. Parasher

Kinderklinik der Freien Universität Berlin Universitätsklinikum Benjamin Franklin Hindenburgdamm 30

12200 Berlin

Ungeheueres Wagnis

Bei dem Versuch einer Nährwertsteige- rung durch Geneinschleusung handelt es sich um ein Massenexperiment mit un- klarem Ausgang. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, gibt es zu Nahrungsmittel- allergien beziehungsweise Pseudoaller- gien wegen der schwierigen Diagnostik nur wenige gesicherte Daten. Bei solch einer Ausgangssituation noch als zu- sätzliche Unbekannte gentechnisch ver- änderte Nahrungsmittel einzuführen, ist ein ungeheueres Wagnis mit unsiche- rem Ausgang. Sowohl Professor Popp (4), der die Qualität von Nahrungsmit- teln mittels Biophotonenmessung nach- weist, als auch Professor Hoffmann, der mittels Redoxserumanalyse die Qualität von Nahrungsmitteln feststellt, konnten durch ihre Messungen feststellen, dass ökologisch angebaute Produkte jedem genmanipulierten Produkt weitaus über- legen sind.

Zitat (1): „Ein weiteres Kriterium stellt der gesichert höhere Mineralstoff- gehalt in den pflanzlichen Öko-Produk- ten dar. In langfristigen Untersuchungen von Schupahn (5) bei Gemüsen als auch im Schweizer DOK-Versuch (2) bei Ge- treiden ließen sich signifikant höhere Mi- neralstoffgehalte in den ökologischen Proben nachweisen. Diese Unterschiede wären möglicherweise unbedeutend, hätten nicht neuere Forschungen erge- ben, dass die Resorption von Mineral- stoffen durch den Körper offensichtlich von der Herkunft abhängig ist. Über die Pflanze vorverdaute und damit vorinfor-

mierte Mineralien scheinen vom Körper als solche erkannt und effizienter einge- lagert zu werden als pharmazeutisch her- gestellte Präparate (3).

Wie sieht dies bei gentechnisch verän- derten Nahrungsmitteln aus? Da die oben angeführten Messmethoden zur Qualitätssicherung in der Genforschung bisher noch nicht Einzug gehalten haben, glaube ich nicht, dass sich diese Frage bis dato beantworten lässt. Schon aufgrund dieser vielen Unsicherheitsfaktoren ist deshalb der Einsatz von Gentechnik an bisher gesunden Probanden unverant- wortlich.

Literatur

1. Hoffmann M: Vom Lebendigen in Lebensmitteln. Deuka- lien Verlag 1997 (ökolog. Konzepte, 1992). S. 170.

2. Hoffmann M: a. a. O. und AlFoDi, T: Der Beitrag des DOK – Versuch zur Qualitätsforschung – In: Tätigkeitsbericht 1995 des Forschungsinstituts für biologischen Landbau, CH 4104 Oberwil.

3. Pfannhauser W: Das essentielle Spurenelement Selen:

Bedeutung, Wirkung und Vorkommen in der Nahrung.

In: Nutrition, Vol 16,9 (1992).

4. Popp F-A: Die Botschaft der Nahrung – Unsere Lebens- mittel in neuer Sicht. – Fischer alternativ, Fischer Ta- schenbuch Verlag Frankfurt 1993, S. 57.

5. Schupahn W: Mensch und Nahrungspflanze – Verlag Dr.

W Jurik, Den Haag 1976, 171 S.

Dr. med. Barbara Würschnitzer-Hünig Bahnhofstraße 18

87435 Kempten

Erhöhtes Sicherheitsrisiko

Keineswegs kann man, was das Sicher- heitsrisiko betrifft, konventionelle Züch- tung mit der rekombinanten DNA-Tech- nologie vergleichen. Das routinemäßige Einschleusen eines Antibiotikaresistenz- gens für Kanamycin erhöht bei Novel- Food-Produkten die Gefährdung für Verbraucher und Umwelt. Der dem Fremd-DNA-Paket beigefügte virale Promotor birgt ein hohes Risiko. Norma- lerweise ist ein eingeschleustes Fremd- gen nicht aktivierbar, weil der dem Fremdgen eigene Promotor nur in einer gewohnten Umgebung arbeiten kann.

Dem Fremd-DNA-Paket wird deswe- gen zusätzlich ein potenter viraler Pro- motor beigefügt, der der normalen Zellsteuerung jedoch nicht unterliegt. Es ist nicht sicher vorhersehbar, wo genau die Fremd-DNA eingebaut und dabei die vorhandene DNA-Sequenz zerstört wird. Prinzipiell können daher unerwar- zu dem Beitrag

Pflanzenbiotechnologie

Neuartige Lebensmittel (Novel Food) und

Pharmazeutika

von

Dr. med. Elizabeth Schell- Frederick

Prof. Dr. rer. nat. Jozef Stefaan Schell

in Heft 28-29/2000

DISKUSSION

(4)

tete Stoffwechselreaktionen, also auch Pflanzengifte (2) und kanzerogene Stoffe entstehen. Nur durch sorgfältige Lang- zeitstudien mit Fütterungsversuchen in jedem einzelnen Fall kann das Sicher- heitsrisiko von Novel-Food-Produk- ten überhaupt erfasst werden. Mit dem wissenschaftlich nicht begründeten Kon- zept der „substanziellen Gleichwertig- keit“ (2), das keinen erhöhten Sicher- heitsstandard für Novel-Food im Ver- gleich zur konventionellen Züchtung verlangt, wurde diesem erhöhten Sicher- heitsrisiko von der US-Zulassungsbehör- de FDA keineswegs Rechnung getragen.

Der Verbraucher glaubt jedoch, dass die- se Produkte besonders sorgfältig getestet wurden (1) (David Aaron, stellvertreten- der US-Wirtschaftsminister: „Kein Aus- schlag, kein Niesen, kein Husten, kein triefendes Auge trat jemals als Folge da- von [gentechnisch veränderte Lebens- mittel] auf, und das, weil wir extrem sorg- fältig bei der Zulassung vorgegangen sind.“). Gegen die wissenschaftlich nicht begründete Zulassung von Novel-Food- Produkten reichten bedeutende Biotech- Wissenschaftler 1998 Klage (4) ein. So- lange die Sicherheitsbedenken nicht zweifelsfrei ausgeräumt sind, sollte ihre Zulassung im Interesse der Verbraucher ruhen.

Literatur

1. David Aaron, stellvertretender US-Wirtschaftsminister, zitiert nach Reuters, 16. September 1999.

2. Simat TJ et al.: „Synthesis, formations and occurence of contaminants in biotechnologically manufactered L-tryp- tophan“. Proceedings of the 9thInternational Meeting on Tryptophan Research, Hamburg 10.–14. Oct. 1998 (in Druck).

3. Statement of US-Policy: Foods derived from new plant varieties, 29. Mai 1992, Federal Register Vol. 57, No.

104, 22991.

4. Zusammenfassung des Gerichtsverfahrens mit vollstän- diger Liste der Kläger: siehe www.bio-integrity. org/Law- suit.

Dr. med. Michael Matthis Lindenstraße 56a, 23558 Lübeck

Gentechnik effizient

Die Autoren haben den entscheidenden Vorteil der Genzüchtung gegenüber der herkömmlichen Pflanzenzüchtung her- vorgehoben und damit zum Ausdruck gebracht, dass nicht nur für die Pflanzen- art, sondern auch für die Verwertung der Pflanze und die Methode der Genverän-

derung klarere Verhältnisse vorliegen.

Die Verwertung von Pflanzen als Nah- rungsmittel kann durch Züchtung, wie zum Beispiel beim Weizen aus Dinkel ge- fährlichere Intoleranzen hervorrufen als möglicherweise durch gezielte Genver- änderung. Aus langjähriger Praxis und Beobachtung der Nahrungsintoleranz wissen wir, und ich habe das in Kreuzver- suchen bestätigt gefunden, dass Weizen bei einzelnen Patienten Intoleranzer- scheinungen hervorruft, während dies bei dem Verzehr von Dinkel nicht beob- achtet wird. Die Kreuzung und Züchtung von Dinkel zu Weizen ist erst in jahrelan- gen mühsamen Versuchen gelungen.

Durch Genmanipulation kann ein geziel- ter Einsatz im Hinblick auf das Ergebnis erreicht werden. Ob das Ergebnis der Züchtung für den Einzelnen günstig oder ungünstig ist, entscheidet nicht der Züch- ter sondern der Patient.

Jede Nahrung wird molekular ver- stoffwechselt. Um eine Mischkost, von einem durchschnittlichen Molekularge- wicht von 100 000 Dalton, in der Größen- ordnung von 10 g zu verstoffwechseln, braucht es rechnerisch soviele Arbeits- schritte, bis das Nahrungsangebot in En- ergie umgesetzt wird, wie wenn man New York in ziegelsteingroße Steine zerlegt und dies 100 000-mal an einem Vormit- tag. Unter diesem Aspekt spielt es keine Rolle, ob genveränderte Nahrung zu ei- nem Prozent erlaubt ist oder ob man die- sen Prozentsatz über- oder unterschrei- tet, weil sich dadurch die molekulare Verstoffwechselung nur höchstens um zwei Zehnerpotenzen verkleinert. Glei- ches gilt auch für das Einschleusen von pestizidresistenten Genen oder der Ein- schleusung von Genen, die den Nährwert einer Pflanze steigern oder vermehrt Vi- tamin A zur Prophylaxe produzieren. Im Vordergrund steht immer die molekula- re Verstoffwechselung der Nahrungsmo- leküle in H2O oder CO2zur Energiege- winnung und zur Resynthese der durch Apoptose ausgeschiedenen Zellen. Hier muss, um aus der Nahrung die nötigen Grundsubstanzen zu bekommen, sowohl abgebaut, als auch resynthetisiert wer- den. Man kann sich überhaupt nicht vor- stellen, auch dann nicht, wenn man sich das Chaos beim Abbau von New York vor Augen führt, wie ungeheuer diese Leistung ist, die der Organismus da tag- täglich vollführt.

Die Möglichkeit zur Produktion von Plantibodies scheint mir gegeben. Auch das Immunsystem kann in Sekunden- schnelle Tausende von Antikörpern pro- duzieren. Ob Greenpeace Recht hat, dass kommerziell erhältliche, genetisch modifizierte Kulturformen von Mais ei- ne Gefahr für die menschliche Gesund- heit darstellen, ist fraglich.

Vorsichtig und gezielt an die Genma- nipulation der Nahrung heranzugehen, ist sicher besser, als durch langwierige Züchtung die Ernährungssituation bei sieben Milliarden Menschen sicherzu- stellen. Zudem lässt sich die Resistenz gegen Pflanzenkrankheiten eher verbes- sern, als dies durch Züchtung möglich ist.

Dr. med. Otto Meyer zu Schwabedissen Am Stadtgarten 28, 77855 Achern

Schlusswort

Die Gemeinschaft der Pflanzenbiotech- nologie ist sich der Wichtigkeit des schwierigen Problems der Nahrungsal- lergie sehr wohl bewusst. Durch Labor- und klinische Tests kann man mit einem hohen Sicherheitsgrad vorhersagen, ob ein Protein, das bisher noch kein Be- standteil der menschlichen Ernährung war, ein Allergen sein wird. Diese Tests sind besonders effizient bei genetisch veränderten Produkten, die nur ein oder wenige Proteine mit bekannter chemi- scher Struktur enthalten. (1) Es ist wich- tig, Allergentests auch bei Produkten für Tierfutter durchzuführen. Diese Tests sind aber in der Tat nie komplett sicher.

Neue genmodifizierte Varianten, wie neue Kreuzungen, unterliegen allerdings auch strengen Selektionsverfahren der Pflanzenzüchter.

Im Hinblick auf die mögliche Gefahr bei der Anwendung von antibiotischen Resistenzgenen als Selektionsmarker, möchten wir auf unseren Artikel hinwei- sen. Eine adäquate Diskussion über die möglichen Risiken beim 35S-Promotor von Blumenkohl-Mosaik-Virus (CaMV) steht außerhalb des Rahmens dieses kur- zen Kommentars. Wir empfehlen dazu den kürzlich erschienenen Artikel von Hull et al. (2), der sich mit dieser speziel- len Frage beschäftigt. Es gibt mehr als 105Kopien des 35S-Promotors in jeder

(5)

Pflanzenzelle, die auf natürlichem Wege mit CaMV infiziert wurde. Besonders Kohl, Blumenkohl, Ölsamen-Raps und Senf sind im Allgemeinen infiziert. Bis- her wurden trotz intensiver Forschung in solchen Pflanzen keine Fälle von latera- ler Rekombination gefunden, die zur Entwicklung neuer Viren geführt haben.

Tatsächlich kann man nicht die genauen Stellen vorhersagen, wo sich die neue DNA einfügen wird. Was meistens bei ei- ner solchen Insertion herauskommt, ist die Inaktivierung der Pflanzengene, de- ren Sequenz unterbrochen ist. Jedoch kann die Induktion von neuen Interak- tionen oder neuen biologisch aktiven Produkten durch die Inaktivierung eines negativen Kontrollelements nicht ausge- schlossen werden. Sollten zum Beispiel Pflanzengifte und/oder kanzerogene Stoffe entstehen, werden sie getestet und solche Arten ausgesondert. Dieser Se- lektionsprozess wird gegenwärtig für alle neuen Arten angewandt.

Die FAZ berichtet in der Ausgabe vom 23. November 2000: „Die grüne Gentechnik, also der Einsatz der Gen- technik in der Landwirtschaft, wird zum Gipfelthema. Am heutigen Donnerstag findet das schon länger geplante Treffen zwischen Vertretern der Bundesregie- rung und den betroffenen Unternehmen statt. Die rot-grüne Koalition plant, ei- nen Pakt mit der Gentechnikindustrie zu schließen: ein dreijähriges Forschungs- programm im Gegenzug für einen Ver- zicht auf die kommerzielle Nutzung.“

Dies scheint uns in dem gegenwärtigen Klima ein guter Weg, um vorwärts zu kommen. Wir müssen, hauptsächlich aus humanitären und Umweltgründen, und nicht in erster Linie aus wirtschaftlichen Erwägungen, die Pflanzenbiotechnolo- gie entwickeln – auch in Deutschland und Europa.

Literatur

1. Fact Sheet: Allergies from GM food. European Federati- on of Biotechnology Task Group on Public Perceptions of Biotechnology. September 2000.

2. Hull R, Covey SN, Dale P: Genetically modified plants and the 35S promotor: assessing the risks and enhan- cing the debate. Microbial Health and Disease 2000, 12:

1–5.

Prof. Dr. rer. nat. Jozef St. Schell Abteilung Genetische Grundlagen der Pflanzenzüchtung

Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung Carl-von Linné-Weg 10, 50829 Köln

Additive HBO-Therapie

Als Anmerkung zu dem Artikel muss auf die äußerst positiven Effekte der hyper- baren Oxygenation bei der Wundheilung hingewiesen werden. Hier sind insbeson- dere die gesteigerte Neovaskularisation, eine Zunahme der Kollagenproduktion, eine zunehmende Fibroblastenprolife- ration und letztlich eine Steigerung der antimikrobiellen Kompetenz der neu- trophilen Granulozyten zu erwähnen.

Durch diese günstigen Effekte kann durch eine präoperative Gewebevor- und Nachbereitung mittels HBO-Thera- pie der Erfolg von Mesh-Graft-Implan- tate deutlich verbessert werden. Die Fra- ge, die sich in diesem Zusammenhang stellt ist, ob diese Effekte auch das positi- ve Ergebnis der Shave-Therapie noch weiter verbessern könnten.

Prof. Dr. med. Dieter Böhmer Gereon Fußhoeller

Orthopädische Universitätsklinik Friedrichsheim Zentrum für Sauerstoffüberdruckmedizin Marienburgstraße 5–7, 60528 Frankfurt a. M.

Schlusswort

Der große Vorteil der Shave-Therapie ist, dass mit dieser relativ einfachen, uni- versell anwendbaren und „unkomplizier- ten“ Methode die „kompliziertesten“

Ulzera erfolgreich angegangen werden können. Somit kann das Verfahren in je- der kleinen, operativ ausgerichteten Ein- heit problemlos durchgeführt werden.

Bezüglich der hyperbaren Sauerstoff- therapie (HBO) liegen eigene Erfahrun- gen nicht vor. Über einen positiven Ef-

fekt der HBO auf die Wundheilung allge- mein wurde in einer Vielzahl experimen- teller Untersuchungen und vereinzelt auch in klinischen Studien – mit oft gerin- ger Fallzahl – berichtet. Fehlende Erfol- ge bei der Behandlung von Problemwun- den wurden jedoch ebenfalls beschrie- ben (1).

Obwohl in Einzelfällen eine Verklei- nerung venöser Ulzera festgestellt wurde (3), konnte ein prinzipiell positiver Ef- fekt bei dieser Indikation bisher nicht be- wiesen werden; daher wird diese Thera- pie auch generell nicht empfohlen (5).

Das Ulcus cruris venosum ist – im Ge- gensatz zur peripheren arteriellen Ver- schlusskrankheit (pAVK), dem diabeti- schen Fuß-Syndrom und dem neuropa- thisch-angiopathischen Fuß – weder bei den HBO-Indikationen nach der Gesell- schaft für Tauch- und Überdruckmedizin (GTÜM e.V.) noch bei denen der Euro- pean Conference on Hyperbaric Medi- cine (ECHM) aufgeführt (2).

Ob das doch sehr kostenintensive Ver- fahren der HBO (4) bei der Shave-The- rapie venöser Ulzera zusätzliche Vorteile bringt und somit empfehlenswert ist, kann daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht entschieden werden.

Literatur

1. Ciaravino ME, Friedell ML, Kammerlocher TC: Is hyper- baric oxygen a useful adjunct in the management of pro- blem lower extremity wounds? Ann Vasc Surg 1996; 10:

558–562.

2. Haltern C, Siekmann UPF, Rump AFE, Rossaint R: Hyper- bare Oxygenationstherapie (HBO): eine Standortbestim- mung. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2000; 35: 487–502.

3. Hammarlund C, Sundberg T: Hyperbaric oxygen reduced size of chronic leg ulcers: A randomized double-blind stu- dy. Plast Reconstr Surg 1993; 93: 829–833..

4. Hunt Th: Discussion: Hyperbaric oxygen reduced size of chronic leg ulcers: A randomized double-blind study.

Plast Reconstr Surg 1993; 93: 834.

5. Wattel F, Mathieu D, Coget JM, Billard V: Hyperbaric oxy- gen therapy in chronic vascular wound management.

Angiology 1990; 41: 59–65.

Prof. Dr. med. Wilfried Schmeller Rosenparkklinik

Heidelberger Landstraße 20, 64297 Darmstadt

Dr. med. Yvonne Gaber Klinik für Dermatologie Universitätsklinikum Lübeck Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck

zu dem Beitrag

Behandlung

therapieresistenter venöser Ulzera mittels Shave-Therapie

von

Prof. Dr. med. Wilfried Schmeller Dr. med. Yvonne Gaber

in Heft 38/2000

DISKUSSION

Referenzen

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