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Archiv "Vorbildliches? Fragen an den Präsidenten der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe" (15.09.2000)

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P O L I T I K

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A2348 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 37½½½½15. September 2000

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umindest in einem ist sich Bun- desminister a. D. Horst Seehofer (CSU) im Hinblick auf die Zukunft der Gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland sicher: Spätestens nach der nächsten Bundestagswahl wird es wie in der Rentenpolitik zu einem Par- teien übergreifenden Konsens über die Finanzierung der Krankenversicherung kommen. Denn wieso sollte in dem ei- nen Bereich eine Grundsicherung, ge- koppelt mit privater Eigenvorsorge, von der Bevölkerung als zukunfts- fähige Lösung akzeptiert werden, wäh- rend zurzeit noch dementsprechende Vorschläge für das Gesundheitswesen als Anschläge auf den solidarischen Grundkonsens gebrandmarkt würden?

Ein Widerspruch von seiner Amtsnach- folgerin, Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer, erfolgte an dieser Stel- le nicht.

Gemeinsam mit der niederländi- schen Gesundheitsministerin Els Borst- Eilers und der für Gesundheitsfragen in der Schweiz zuständigen Bundesrätin Ruth Dreyfuss nahmen Fischer und Seehofer an einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Verleihung des mit 300 000 DM dotierten Carl Bertels- mann-Preises teil. Der diesjährige Preis für „Reformen im Gesundheitswesen“

wurde vergeben, nachdem in einer um- fassenden Recherchephase in ausge- wählten Gesundheits- und Sozialsyste- men (Dänemark, Deutschland, Finn- land, Großbritannien, Kanada, Nieder- lande, Schweiz, USA) beispielgebende Reformprozesse und Lösungsansätze für Teilbereiche bewertet worden wa- ren. Ausgezeichnet wurden zu gleichen Teilen das Krankenversicherungsgesetz der Schweiz – hier nahm Bundesrätin Dreyfuss den Preis stellvertretend ent- gegen – und die evidenzbasierte Primärversorgung durch Hausärzte in

den Niederlanden. Als Vertreter der Nederlands Huisartsen Genootschap erhielt deren Vorsitzender Dr. Wim A. B. Stalman die Auszeichnung.

In seiner Laudatio zeichnete der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Dr. Mark Wössner, ein kriti- sches Bild vom Zustand des deutschen Gesundheitswesens. Er forderte die anwesenden Gesundheitspolitiker und Verbandsvertreter auf, nicht weiter an Symptomen herumzukurieren, son- dern das System grundlegend zu refor- mieren und für größere Transparenz zu sorgen. Anregungen verspricht er sich von den Preisträgern. Mit dem vor vier Jahren in der Schweiz um- gesetzten Krankenversicherungsgesetz seien marktwirtschaftliche Elemente, das heißt ein regulierter Wettbewerb

unter Ärzten und unter Krankenkassen, in das Gesundheitssystem eingeführt worden. In den Niederlanden hätten die Allgemeinärzte die Funktion des Gate- keepers für das gesamte Gesundheitssy- stem übernommen. Mit ihren evidenz- basierten Behandlungsleitlinien hätten sie selbst die Grundlage für Qualitätssi- cherung auf hohem Niveau gelegt. Bun- desrätin Dreyfuss betonte die Notwen- digkeit, liberale Elemente und eine kol- lektive Steuerung optimal miteinander zu verschränken. Die Teilnehmerinnen der Podiumsdiskussion waren sich darin einig, dass mehr Transparenz im Ge- sundheitswesen (sowohl für die Patien- ten als auch die politischen Entschei- dungsträger) eine unabdingbare Vor- aussetzung für jegliche Reform dar- stellt. Ministerin Borst-Eilers warnte davor, die hohen Kosten des Gesund- heitswesens immer nur negativ zu beur- teilen. Bei effizienter Steuerung würden sich die Investitionen in eine gesunde Bevölkerung langfristig als eine lohnen- de Ausgabe erweisen. Ministerin Fi- scher zeigte sich fasziniert von den ein- fachen Lösungen, zu denen man in den Niederlanden gekommen sei. Ähnliche Modelle erscheinen ihr hierzulande an- gesichts der widerstreitenden Interes- sen nicht durchsetzbar. Thomas Gerst

Reformen im Gesundheitswesen

Blick über den Tellerrand

Für vorbildliche Strukturen innerhalb des Gesundheits- systems sind die Schweiz und die Niederlande mit dem Carl Bertelsmann-Preis 2000 ausgezeichnet worden.

D

Ä::Sie waren Mit- glied der Arbeits- kommission, die die Entscheidung über die Vergabe des Carl Bertelsmann-Preises vorbereitet hat. Gab es trotz des dort vertretenen breiten Meinungsspektrums einen Konsens bei der Bewertung der nun ausgezeichne- ten Projekte?

Hoppe:Ja. Ich habe allerdings Wert darauf gelegt, dass nicht das Schweizer Modell allein prämiert wird, da dieses sich zurzeit noch in einer Art Expe- rimentierphase befindet und Verwerfungen nicht

ausgeschlossen werden können. Nicht in Frage ka- men für mich die auch diskutierten steuerfinanzier- ten Krankenversicherungssysteme, da diese unver- einbar mit unseren Strukturen in Deutschland er- scheinen.

D

Ä::Sind denn die Reformprojekte in der Schweiz und in den Niederlanden auf das deutsche System übertragbar?

Hoppe:Gerade angesichts der in Deutschland zu- rückgehenden Lohnquote ist das Schweizer Finan- zierungsmodell mit seinen marktwirschaftlichen Elementen bei gleichzeitigem Kontrahierungs- zwang ein für uns möglicher Denkansatz. Nachah- menswert ist auch die langjährige konsensuale Vorbereitung dieser Reform. Die von den nieder- ländischen Hausärzten wahrgenommene Gatekee- per-Funktion scheint allerdings auf unser Gesund- heitssystem nicht übertragbar. Vorbildlich sind hier jedoch die von den Hausärzten selbst erarbeiteten qualitätssichernden Leitlinien, die einen Großteil der hausärztlichen Praxis abdecken und auch ge- genüber dem Patienten für mehr Transparenz sor- gen. Gerade vor dem Hintergrund, dass auch in Deutschland die hausärztliche Versorgung ausge- baut werden soll, könnten solche Elemente adap- tiert werden. DÄ-Fragen: Thomas Gerst

Vorbildliches?

Fragen an den Präsidenten der Bundesärztekammer, Prof.

Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe

Nachgefragt

Foto: Matthias Lindner

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