M E D I Z I N
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A3276 Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 4829. November 2002
aufleben der Hospizbewegung in den 90er-Jahren mehr Aufmerksamkeit – doch besteht mit derzeit etwa sieben Palliativ- und neun Hospizbetten pro 1 Million Einwohner bei einem ge- schätzten Bedarf von etwa 50 Betten pro 1 Million Einwohner weiterhin ein erheblicher Mangel, hob Dietrich Kettler, Göttingen, hervor. Diese Un- terversorgung kann nicht etwa mit der angespannten Finanzlage der Kran- kenkassen begründet werden, da – wie die Einrichtung eines ambulanten Palliativschmerzdienstes in Mecklen- burg-Vorpommern bewiesen hat – durch eine verbesserte palliativmedi- zinische Patientenbetreuung die Ge- samtkosten durchaus gesenkt werden können, zum Beispiel durch seltener notwendig werdende Krankenhaus- aufenthalte, so Wolf Diemer, Greifs- wald. Allerdings drohen Finanznöte von anderer Seite, nicht allein für die palliative, sondern für die gesamte schmerztherapeutische Patientenver- sorgung, denn im geplanten DRG-Ab- rechnungssystem ist „Schmerzthera- pie“ nicht vorgesehen. Deshalb steht zu befürchten, dass aus Kostengrün- den differenziertere schmerztherapeu- tische Maßnahmen auf ein für Patien- ten unzumutbares Maß zurückgedrängt werden. Hier besteht dringender Hand- lungsbedarf, damit die Schmerztherapie in Deutschland die gleiche Qualität er- reicht wie die international anerkannte deutsche Schmerzforschung.
Das wissenschaftliche Programm des Deutschen Anästhesiekongresses hat deutlich werden lassen, dass das Querschnittsfach Anästhesiologie ein breites klinisches Aufgabenspektrum umfasst und den Anforderungen der Hochleistungsmedizin durch zuneh- mende Subspezialisierung und kompe- titive Forschung gerecht wird. Der Stellenwert einer engen interdiszi- plinären Kooperation kam dadurch zum Ausdruck, dass zahlreiche Refe- renten aus anderen Fachgebieten in das wissenschaftliche Programm inte- griert waren.
Anschrift für die Verfasser:
Prof. Dr. med. Jörg Tarnow, FRCA Klinik für Anästhesiologie
Universitätsklinikum Düsseldorf Moorenstraße 5
40225 Düsseldorf
Die (kostenlose) Bestimmung der Thiopurinmethyltransferase-Aktivität, die durch das Dr. Margarete Fischer- Bosch Institut mit Sitz in Stuttgart vorgenommen werden kann, spielt bei der Behandlung von Patienten, die unter chronisch entzündlichen Darm- erkrankungen leiden, mit dem Wirk- stoff Azathioprin eine zunehmende Rolle.
Bei Patienten, die eine niedrige Thiopurinmethyltransferase- (TPMT-) Aktivität aufweisen, kann frühzeitig mit einer Knochenmark-Suppression gerechnet werden. Darüber hinaus be- einflusst offenbar die Thiopurinme- thyltransferase-Aktivität auch den kli- nischen Verlauf chronisch entzündli- cher Darmerkrankungen unter niedrig dosierter Therapie mit dem Wirkstoff Azathioprin (< 2 mg/kg).
Patienten, die unter der Behand- lung neutropen wurden, hatten signifi-
kant niedrigere TPMT-Werte als Pati- enten, die andere unerwünschte Wir- kungen aufwiesen. Ferner zeigte sich, dass Patienten mit niedrigem TPMT- Spiegel signifikant weniger Rezidive aufwiesen als Patienten mit Aktivitäts- werten über 20 nmol/mL Erythrozyten
pro Stunde. w
Campbell S, Kingstone S, Ghosh S: Relevance of thiopu- rine methyltransferase activity in inflammatory bowel disease patients maintained on low-dose azathioprine.
Aliment Pharmacol Ther 2002; 16: 389–398.
Dr. S. Ghosh, Gastrointestinal Unit, Department of Me- dical Sciences, University of Edinburgh, Western Gene- ral Hospital, Crewe Road, Edinburgh, EH4 2XU, Groß- britannien, E-Mail: sg@srol.med.ed.ac.uk.
Tremaine W: Failure to Yield: Drug resistance in inflam- matory bowel disease. Gastroenterology 2002; 122:
1165–1167.
Dr. W. J. Tremaine, Mayo Clinic, 200 1stSt. SW, Rochester, Minnesota 55905, USA, E-Mail: tremaine.william@
mayo.edu
Thiopurinmethyltransferase- Messung bei Azathioprin
Referiert
Zahlreiche klinische Studien zur Sa- nierung der Helicobacter-pylori-Infek- tion haben ergeben, dass eine Re-In- fektion durch einen Helicobacter-pylo- ri-positiven Partner praktisch nicht vor- kommt.
Die Autoren aus Singapur führ- ten Familienuntersuchungen bei Ehe- paaren durch, bei denen beide Part- ner Helicobacter-pylori-positiv wa- ren. Ferner wurden Genanalysen durchgeführt, wobei acht verschiede- ne Helicobacter-pylori-Stämme iden- tifiziert wurden.
Zwei Genotypen waren für 80, 8 Prozent aller Infektionen verant- wortlich. Partneruntersuchungen er- gaben, dass nur selten ein identischer Keim bei beiden Probanden zu fin- den war. Wenn ein identischer Stamm identifiziert werden konnte, handelte es sich um den häufigsten Genotyp.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass eine oro-orale Trans- mission von Helicobacter pylori bei Ehepartnern praktisch nicht vor-
kommt. w
Luman W, Zhao Y, Ng HS, et al.: Helicobacter pylori in- fection is unlikely to be transmitted between partners:
evidence from genotypic study in partners of infected patients. Eur J Gastroenterol Hepatol 2002; 14:
521–28.
Dr. W. Luman, Consultant Gastroenterologist, Depart- ment of Gastroenterology, Block 6 Level 6, Singapore General Hospital, Outram Road, Singapore 16908
Bei Helicobacter pylori keine Partnerinfektion
Referiert