ist kein deutsches Spezifikum, viel- mehr ein fast paneuropäisches. Es be- trifft die so genannte Palliativmedizin.
Bis auf weiteres wird gelten, dass On- kologen nur selten heilen, aber häufig helfen und immer trösten können.
Helfen und Trösten prägen ganz we- sentlich den Begriff der Palliation, so- dass diese Tätigkeiten einen integra- len Aspekt des Berufs eines Onkolo- gen darstellen. Palliation ist weit mehr als die Umsorgung des Patienten in seiner letzten Lebensphase. Für viele Patienten beginnt die Palliation, wenn sie richtig verstanden wird, schon mit der ersten Begegnung ihres Onkolo- gen. Es sind diese und andere Gründe, die den internistischen Onkologen veranlassen müssten, die Palliation krebskranker Patienten nicht Anäs- thesisten, Hospizen und Sterbeklini- ken zu überlassen.
Es ist fraglich, ob es in Deutsch- land in den nächsten Jahren gelingt, die Onkologie im Allgemeinen zu ver- bessern und insbesondere der interni- stischen Onkologie den Stellenwert zu- zuordnen, den sie neben der chirurgi- schen Onkologie und der Radioonko- logie benötigt. Die Grundlage der in- ternistischen Onkologie, die Pharma-
kotherapie, ist in Deutschland in ei- nem rechtlich unbefriedigend definier- ten Raum angesiedelt, den zu betreten die Approbation genügt. Der Autor setzt auf die Etablierung der internis- tischen Onkologie durch die Euro- päische Union ebenso wie auf die Einführung verpflichtender Weiterbil- dungs- und Fortbildungskriterien, so wie sie in den USA seit Jahrzehnten üblich sind. Er setzt auch auf die Be- völkerung, die unter anderem durch Zugang zum Internet immer infor- mierter wird und den Onkologen nach seinen Qualifikationsmerkmalen fra- gen wird. Er setzt schließlich auf den medizinischen Nachwuchs, der spürt, welche faszinierende Dynamik die On- kologie charakterisiert. Dies kommt unter anderem darin zum Ausdruck, dass in den USA die internistische On- kologie nach der Kardiologie und Ga- stroenterologie das Teilgebiet der In- neren Medizin ist, für das die meisten Prüfungen abgelegt wurden; die Hä- matologie lag an Position neun (3).
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 2000; 97: A-689–696 [Heft 11]
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Anschrift des Verfassers
Prof. Dr. med. Dieter Kurt Hossfeld Abteilung Onkologie und
Hämatologie
Universitätskrankenhaus Eppendorf Martinistraße 52 · 20251 Hamburg
A-696
T H E M E N D E R Z E I T AUFSÄTZE/FÜR SIE REFERIERT
Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 11, 17. März 2000
Nabelkoliken, definiert als rezidi- vierende Bauchschmerzen, die minde- stens dreimal innerhalb eines Beobach- tungszeitraums von drei oder mehr Monaten auftreten und die normale Aktivitäten nicht zulassen, werden von Kindern häufig geklagt. Neben dem
„Schulstress“ wird auch eine akute Helicobacter-pylori-Gastritis als Aus- löser diskutiert. Die Autoren unter- suchten in einer prospektiven Studie die Prävalenz einer Helicobacter-pylo- ri-Infektion mittels Serologie und 13C- Harnstoff-Atemtest bei 100 Kindern mit rezidivierenden Bauchschmerzen und 100 gesunden Kontrollen. Die se- rologischen Tests waren nur bei drei Prozent beziehungsweise zwei Prozent positiv, der Atemtest bei vier bezie- hungsweise fünf Prozent, sodass die Autoren zu dem Schluss kommen, dass zwischen einer Helicobacter-pylori-In- fektion und rezidivierenden Nabelkoli- ken kein Zusammenhang besteht. w Macarthur C, Saunders N, Feldmann W, Ipp M, Winders-Lee P, Roberts S, Best L, Shermann P, Pencharz P, van Zanten SV:
Helicobacter pylori and childhood recur- rent abdominal pain: community based case control study. Brit med J 1999; 319:
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Department of Community, Health Sciences Center Calgery, Alberta, Kana- da T2N 4N1.
Nabelkoliken und Helicobacter pylori
Die klassische Fundoplicatio wird zunehmend durch das laparo- skopische Vorgehen abgelöst. An der Indikationsstellung hat sich dabei nichts geändert. Die Autoren berich- ten über Ergebnisse der klassischen Fundoplicatio nach Nissen bei 35 725 Patienten mit Refluxösophagitis, wo- bei zwischen einer erosiven Ösopha- gitis und einer Ösophagitis mit Ulzera und peptischen Strikturen differen- ziert wurde. Von den Patienten mit komplizierter erosiver Ösophagitis wurden 542 mit einer Fundoplicatio versorgt, 5 064 wurden konservativ behandelt. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 4,2 Jahre (1 bis 12 Jahre), ferner wurden die Kosten für das Gesundheitswesen analysiert. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass nur die Patienten mit Ösophagus-Ulzera und Striktu-
ren von einer Fundoplicatio profitie- ren, nicht jedoch Patienten ohne die- se Komplikationen. Durch den ope- rativen Eingriff kam es nicht zu einer Abnahme der Kosten im Gesund-
heitswesen. w
El-Serag HB, Sonnenberg A: Outcome of erosive reflux esophagitis, after nissen fundoplication. Am J Gastroenterol 1999; 94: 1771–1776.
Department of Veterans Affairs Medical Center and The University of New Mexi- co, Albuquerque, New Mexico, USA.