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Archiv "Arbeitslosigkeit von Ärzten: Auf der Suche nach möglichen Alternativen" (27.01.1995)

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Arbeitslosigkeit von Ärzten

Auf der Suche nach

möglichen Alternativen

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird auch für Ärzte zusehends schlechter. Vor allem der ärztliche Nachwuchs muß sich beizeiten auf Stellenknappheit an den Kliniken und die ver- schärfte Bedarfsplanung in der ambulanten Versorgung einrichten. Alternativen zu den klassischen Tätigkeitsfeldern sind mehr denn je gefragt. Die Ärztekammer Westfalen-Lip- pe hat dieses Thema aufgegriffen. Rund 200 junge Ärztinnen und und Ärzte waren dabei.

POLITIK

S

o bitter es für den einzelnen auch sein mag: Ein abgeschlos- senes Medizinstudium und die Approbation garantieren be- reits heute nicht mehr in jedem Fall eine berufliche Existenz als praktizie- render Arzt. Nach Lage der Dinge gilt das erst recht für die nahe Zukunft. So prognostiziert Dr. med. Ingo Flenker, der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe: „Es steht zu be- fürchten, daß sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt noch weiter ver- schärfen und in wenigen Jahren zu ei- ner hohen ärztlichen Arbeitslosigkeit führen wird."

Zur Katastrophe sei es bislang nur deshalb noch nicht gekommen, weil in der Vergangenheit viele Ar- beitsplätze in anderen Bereichen des Gesundheitswesens geschaffen wor- den seien — nicht zuletzt aufgrund der Anstrengungen der ärztlichen Selbst- verwaltung, wie Dr. Flenker betonte.

So wolle beispielsweise die Ärzte- kammer Westfalen-Lippe auch künf- tig der Entwicklung auf dem Arbeits- markt nicht tatenlos zusehen, sondern alle zur Verfügung stehenden Mög- lichkeiten im Sinne des ärztlichen Nachwuchses nutzen.

Abschied vom weißen Kittel

Die Erschließung neuer Tätig- keitsbereiche für Ärzte bedeutet in diesem Zusammenhang allerdings auch, erfuhren die Teilnehmer an der Informationsveranstaltung, sich mit dem Gedanken vertraut zu

machen, daß ärztliche Tätigkeit nicht immer not- wendigerweise in der un- mittelbaren Patientenver- sorgung bestehen muß.

Auf eine kurze Formel ge- bracht heißt das: Abschied von der Vorstellung, Arzt kann man nur sein, wenn man einen weißen Kittel trägt. Es geht aber auch darum, Berufsfelder, die zur Zeit von anderen, nicht ärztlichen Berufs- gruppen besetzt werden, wieder für die ärztliche Tätigkeit zurückzuge- winnen. Beispielhaft gilt

AKTUELL

dies für den gesamten Komplex der Gesundheitsberatung, Gesundheits- förderung und -erziehung oder auch den gesundheitlichen Umweltschutz.

Wo daneben Alternativen für Ärzte zu suchen sind, stellten fünf Referen- ten aus unterschiedlichen Bereichen dar: Dr. med. Erika Gebauer, Leiten- de Ärztin der Landesversicherungs- anstalt Westfalen, Dr. med. Wulf Hense, Leiter des Kreisgesundheits- amtes Soest, Dr. med. Holger Berg, Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung Westfalen-Lippe, Dr. med. Josef Pohlplatz, Arbeitsmediziner bei der Ruhrkohle Westfalen AG, und Dr.

rer. nat. Raban von Schenck, Leiter der Personalabteilung Führungs- kräfte der Hoechst AG.

Noch vor wenigen Jahren konn- ten die Rentenversicherungsträger, der MDK, aber auch die pharmazeu- tische Industrie ihre offenen Stellen

nicht oder nur schwer mit Ärzten be- setzen. Inzwischen hat sich auch hier die Situation geändert. Für entspre- chend qualifizierte Ärzte — sehr oft werden zum Beispiel sozialmedizini- sche Kenntnisse vorausgesetzt — be- stehen aber nach wie vor gute Chan- cen. Wohl für die meisten Ärztinnen und Ärzte interessante, wenngleich ungewohnte Arbeitsbereiche bietet die pharmazeutische Industrie. Doch gerade hier wird die Abkehr vom konventionellen Verständnis des Arztberufs deutlich. Das Spektrum reicht von der pharmazeutischen und klinischen Forschung bis hin zur Regi- strierung und Patentierung sowie Marketing und Verkauf.

Bessere Chancen für Fachärzte

Als wichtige Voraussetzung für eine Tätigkeit in den skiz- zierten Bereichen nannten alle Referenten die abge- schlossene Facharztaus- bildung. Lediglich in der Pharmaindustrie gebe es auch Beschäftigungsmög- lichkeiten für nicht weiter- gebildete Ärzte. Eine Pro- motion ist dabei nach wie vor — insbesondere in der Industrie — gern gesehen.

Für Führungspositionen in der klinischen und wis- senschaftlichen Forschung eines Pharmaunterneh- mens, betonte Dr. von Schenck, werden im allge- meinen eine wissen- Rund 200 junge Ärztinnen und Ärzte verfolgten auf Einladung der Ärztekammer

Westfalen-Lippe aufmerksam die Ausführungen zu alternativen Berufsfeldern.

Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 4, 27. Januar 1995 (17) A-179

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POLITIK

schaftlich ausgerichtete Doktorar- beit und gute Fremdsprachen- kenntnisse verlangt.

Frühzeitige Orientierung

Besonderes Gewicht sollten die jungen Ärztinnen und Ärzte auf eine frühzeitige Orientierung legen. Alle Referenten empfahlen, schon bei der Wahl des Weiterbildungsganges das Berufsziel im Auge zu haben und sich schon vor Ende der Weiterbildung mit potentiellen Arbeitgebern in Ver- bindung zu setzen. Dies sei vor allem dann hilfreich, wenn noch bestimmte Weiter- und Fortbildungsinhalte berücksichtigt werden sollten. Je bes- ser man dem Anforderungsprofil des gewünschten Berufsfeldes entspricht, desto größer sind die Chancen.

Die gut besuchte Informations- veranstaltung zu alternativen Berufs- feldern für Ärzte bildet übrigens aus Sicht der Ärztekammer Westfalen- Lippe den Auftakt zu weiteren Aktio-

Wie in Wirtschafts- und Indu- striebereichen ließen sich auch im Ge- sundheitswesen wirtschaftlichere Ar- beitsweisen erreichen, würden die Kommunikations- und Kooperations- strukturen in den Krankenhäusern verbessert. Personalknappheit und Bettenschließungen bewirken lang- sam eine „Aufwachphase", ein Er- schrecken. Veränderungen in der Ausbildung von Ärzten und Pflege- personal kommen jedoch nur sehr zö- gerlich in Gang.

AKTUELL

Dr. med. Ingo Flenker: „In wenigen Jahren eine ho- he Arbeitslosigkeit". Fotos (2): Andreas Daniel

nen mit dem Ziel, der drohenden Ar- beitslosigkeit entgegenzuwirken. Dr.

Ingo Flenker will derartige Anstren- gungen zu einem Arbeitsschwer- punkt der Kammer machen. SH

Die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern unterschiedlicher Be- rufsgruppen in der Allgemeinchirur- gischen Abteilung des Städtischen Klinikums in Braunschweig hat einen Ansatz für Verbesserungsmöglichkei- ten ergeben. Gemeinsam wurde eine Patientenbroschüre erstellt, die in den Zimmern, Ambulanz- und Aufent- haltsbereichen ausliegt. Um sie jedem einzelnen Patienten zur Verfügung zu stellen, wäre sie zu teuer, dehn sie wurde ohne Werbung finanziert. Die

Schrift mit dem Titel „Ihr Wegweiser"

enthält in über 50 Seiten ausführliche Informationen über die verschiede- nen Dienstgruppen im Krankenhaus (wie soll ein Patient die unterschiedli- chen „Kittelträger" identifizieren?).

Die Tagesabläufe von Patienten, Pfle- gepersonal und Ärzten werden einan- der gegenübergestellt („Warum dau- ert es so lange, bis jemand kommt, wenn ich klingele?").

Klinik-Wegweiser:

Comics und Infos

Mit Comics und einfachen Wor- ten werden die wichtigsten Untersu- chungen und ihre Vorbereitungen be- schrieben. Operationsvorbereitungen erhalten ebenso Platz wie „der große OP-Tag" selbst und der anschließende Aufenthalt auf der Intensivstation. So kann ein Patient im langsamen Studi- um des „Wegweisers" seinen gesam- ten Ablauf vom Aufnahmetag über OP bis zur Entlassung nachvollziehen und wird zum Schluß noch mit den Te- lefonnummern innerhalb der Klinik und Adressen außerhalb versorgt.

Zusätzlich ist auf einer Station noch eine Fotoausstellung entstan- den. Sie dient mit dem Medium Foto, Gedichten (meist von Eugen Roth) und Collagen demselben Ziel, wendet sich jedoch auch an die „Nichtleser"

unter den Patienten.

„Wozu der ganze Aufwand?", wird man vielleicht fragen. Erste Er- gebnisse nach mehr als einem Jahr zeigen positive Erfolge im Alltag. Ei- ne wissenschaftliche Auswertung ist bisher noch nicht erfolgt.

Patienten nehmen diesen beson- deren Service gern in Anspruch. Viel sieht man Neuankömmlinge und auch Besucher in den „Wegweisern" blät- tern. Eine verbesserte Transparenz von Abläufen, Untersuchungen und Personen mindert die Angst und auch die der Patientenrolle immanente Ab- hängigkeit. Zu den erforderlichen Zeiten sind die Patienten häufiger an- zutreffen und müssen zu Untersu- chungen, Fiebermessen und anderem nicht erst gesucht werden. Das Wissen um Ansprechpartner und deren Ar- beitszeiten sowie Adressen fördert ih- re Eigenständigkeit. Die so erreichte Zufriedenheit durch Zeitschrift und

Transparenz unc <oo oeration

Qualitätsmerkmal für den Klinik-Aufenthalt

Qualitätssicherung ist in den letzten Jahren ein Thema von zunehmender Bedeutung ge- worden. Untersucht werden Operationstechniken, Therapiemethoden, Laborstandards, Diagnostika und vieles andere mehr. Zeitgleich sind die Schlagzeilen in den Medien von Budgetkürzungen im ambulanten und stationären Bereich bestimmt. Abteilungen städti- scher Krankenhäuser sollen verkleinert oder aufgelöst werden, so die Devise aus Bonn.

A-180 (18) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 4, 27. Januar 1995

Referenzen

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