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Archiv "Die Träger der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft 1993" (14.05.1993)

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LAUDATIONES

Die Träger der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft 1993

Aus Anlaß des 96. Deutschen Ärztetages 1993 in Dresden sind mit der Paracel- sus-Medaille der deutschen Ärzteschaft ausgezeichnet worden:

Dr. med. Klaus Dehler

Prof. Dr. med. Dr. es. sc. Sabine von Kleist Prof. Dr. med. Wolfgang Schega

Prof. Dr. med. Edgar Ungeheuer t

Die beim 56. Deutschen Ärztetag 1952 in Berlin gestiftete Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft wird seither jährlich an solche Ärzte verliehen, die sich durch ihre vorbildliche ärztliche Haltung, durch besondere Verdienste um Stellung und Geltung des ärztlichen Standes oder durch außerordentliche wis- senschaftliche Leistungen hervorgetan haben. Nebenstehend die Laudationes der Verleihungsurkunden im Wortlaut.

Dr. med. Klaus Dehler

„Die deutschen Ärzte ehren in Klaus Dehler einen Arzt, der sich durch seine jahrzehntelange uner- müdliche Tätigkeit in der ärztlichen Selbstverwaltung um die deutsche Ärzteschaft und das Gesundheitswe- sen sowie durch seine Arbeit als Par- lamentarier auf Kommunal- und Landesebene um das Gemeinwohl in

der Bundesrepublik Deutschland in vorbildlicher Weise verdient gemacht hat.

Geboren 1926 in Erlangen als Sohn einer Arztfamilie, studierte Klaus Dehler nach dem Abitur am humanistischen Melanchthon-Gym- nasium in Nürnberg und anschlie- ßendem Kriegsdienst seit 1945 Medi- zin und Naturwissenschaften an der Universität Erlangen. Nach Staatsex- amen 1951 und Promotion zum Dr.

med. 1952 zunächst ärztliche Tätig- keit an der Chirurgischen Universi- tätsklinik Erlangen, dann an der II.

Medizinischen Klinik der Städtischen Krankenanstalten Nürnberg. Dort war er Oberarzt, bis er sich 1967 als Internist in Nürnberg niederließ.

Schon früh hat sich Klaus Deh- ler politisch engagiert und sich seit Beginn seiner ärztlichen Tätigkeit für die Belange der Ärzteschaft einge- setzt. Seit 1952 war er Mitglied im Vorstand des Marburger Bundes, Landesverband Bayern, von 1958 bis 1967 dessen Erster Vorsitzender, seither dessen Ehrenvorsitzender.

Vorstandsmitglied des Ärztlichen Kreisverbandes und des Ärztlichen Bezirksverbandes Nürnberg war er seit 1953, seit 1955 war er Mitglied

des Vorstandes der Bayerischen Lan- desärztekammer. Von 1963 bis 1967 und wiederum seit 1972 war er im Vorstand der Kassenärztlichen Ver- einigung Bayerns tätig, zu deren stellvertretendem Vorsitzenden er in der Zeit von 1984 bis 1992 gewählt wurde. Seit 1976 war er außerdem Vorsitzender der Bezirksstelle Mit- telfranken der Kassenärztlichen Ver- einigung Bayerns, deren Ehrenvorsit- zender er seit 1992 ist. Der Vertre- terversammlung der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung gehörte er von 1954 bis 1992 an. Von März 1985 bis November 1986 war er Mitglied des Vorstandes der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Von 1952 bis 1954 ehrenamtlicher Stadtrat in Nürnberg, 1954 bis 1966 Mitglied des Bayerischen Landtags.

Sein besonderes Engagement galt, geprägt durch die Eindrücke in der Zeit der Währungsreform nach dem Zweiten Weltkrieg, dem berufs- ständischen Versorgungswesen. We- gen seiner umfassenden Kenntnisse auf diesem Gebiet und seiner politi- schen Erfahrung wählten ihn die Vertreter der 47 Versorgungswerke der verkammerten Freien Berufe im April 1984 und erneut 1988 zum Vor- Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 19, 14. Mai 1993 (69) A1-1445

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LAUDATIONES

.g.

sitzenden der Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungsein- richtungen (ABV).

Schon 1957 gelang Klaus Dehler die entscheidende Weichenstellung für die Entwicklung der berufsständi- schen Versorgungseinrichtungen bei den Beratungen des Entwurfs eines Angestelltenversicherungs-Neurege- lungsgesetzes im Deutschen Bundes- tag. Durch einen interfraktionellen Antrag wurde der § 7 Abs. 2 einge- führt, der den angestellten Ärzten ei- ne Wahlmöglichkeit zugunsten der berufsständischen Versorgungswerke eröffnete. Damit war eine der wich- tigsten Grundlagen für die Leistungs- kraft der berufsständischen Versor- gungswerke geschaffen.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands ist es Klaus Dehler in zähen Verhandlungen gelungen, für die in den neuen Bundesländern zu gründende ärztliche Selbstverwal- tung auch die Errichtung berufsstän- discher Versorgungseinrichtungen offenzuhalten. Mit Tatkraft und Weitblick, fundiertem Wissen und überzeugender Argumentation hat Klaus Dehler es verstanden, der Ärz- teschaft tragfähige Grundlagen für berufliche Unabhängigkeit und Frei- beruflichkeit als wichtigste Voraus- setzungen für eine individuelle Ver- sorgung der Patienten zu sichern und auszubauen.

Klaus Dehler hat sich durch selbstlosen Einsatz und vorbildliche Haltung als Arzt um seine Patienten und als Staatsbürger um die Ärzte- schaft und ein freiheitliches Gesund- heitswesen in der Bundesrepublik Deutschland in hervorragender Wei- se verdient gemacht."

Anschrift:

Vogelsgarten 6 W-8500 Nürnberg 1

Prof. Dr. med. Dr. äs. sc.

Sabine von Kleist

„Die deutschen Ärzte ehren in Sabine von Kleist eine Medizinerin, die als herausragende Wissenschaft- lerin einen wesentlichen Beitrag in der deutschen Krebsforschung gelei- stet und darüber hinaus durch ihr großes Engagement die Selbstverwal- tung der Universität Freiburg ge- stärkt und weiterentwickelt hat.

Geboren 1933 in Berlin, begann Sabine von Kleist nach dem Abitur 1955 an der Schillerschule in Frank- furt am Main das Medizinstudium in Chicago, das sie ab 1956 an der Jo- hann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main fortsetzte, bis sie 1962 dort ihr medizinisches Staatsexamen ablegte. Im Rahmen der Promotion 1964 zum Dr. med.

absolvierte sie von 1963 bis 1964 ein postgraduales Studium am Immun- chemischen Labor in Villejuif, Frankreich, wo sie 1964 zur Wissen-

schaftlichen Assistentin ernannt wur- de. Während ihrer weiteren Arbeit bis 1977 in Paris promovierte sie zum Dr. es. sc. an der Sorbonne in Paris.

Während ihrer Tätigkeit in Paris machte Sabine von Kleist gleichzeitig mit und unabhängig von einer kana- dischen Arbeitsgruppe die wichtige Entdeckung, daß bestimmte Tumore

— vor allem Coloncarzinome — ein Protein in das Blut abgeben, das vom normalen Gewebe nicht gebildet wird. Weil dieses Protein auch von embryonalem Gewebe produziert werden kann, hat sich dafür der Be- griff ,Carzinoembryonales Antigen' (CEA) eingebürgert. Wenn auch die ursprüngliche Annahme, daß damit eine Möglichkeit für die klinisch-che- mische Frühdiagnose des Coloncarzi- noms gegeben sei, nicht bestätigt werden konnte, so hat sich das CEA jedoch als ein außerordentlich wich- tiger, zuverlässiger Marker für die Verlaufsbeobachtung von Coloncar- zinomen, vor allem der Metastasen nach operativer Beseitigung des Pri- märtumors und bei der adjuvanten Chemotherapie, erwiesen.

Die von Sabine von Kleist ge- machten Entdeckungen werden in neuerer Zeit in der therapeutischen Anwendung erprobt, wo versucht wird, mit Antikörpern gegen dieses Protein Radionukleide oder zytosta- tische Substanzen zu koppeln, um sie gezielt an den Tumor heranzuführen.

Die Ergebnisse der Grundlagenfor- schung von Sabine von Kleist und ih- re intensive Zusammenarbeit mit Kli- nikern haben so einen neuen Bereich der Tumordiagnostik und wahr- scheinlich der Tumortherapie er- schlossen. Wegen ihrer bahnbre- chenden Entdeckungen auf dem Ge- biet der Tumormarker und ihrer in- ternationalen Reputation auf dem Gebiet der Tumorimmunologie wur- de sie 1978 auf den Lehrstuhl für Im- munbiologie an der Albert-Ludwigs- Universität Freiburg berufen.

Das wissenschaftliche Werk von Sabine von Kleist mit über 180, fast ausschließlich im internationalen englischsprachigen Schrifttum publi- zierten Arbeiten auf dem Gebiet der Tumorimmunologie hat außeror- dentliche Bedeutung auch für die praktische Medizin in der Onkologie.

Neben ihrer wissenschaftlichen Ar- Die Verleihung der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft

erfolgt durch Beschluß des Vorstandes der Bundesärztekammer, der auf dem Deutschen Ärztetag verkündet wird. Die Überreichung war in diesem Jahr für die Eröffnungsveranstaltung des 96. Deutschen Ärzte- tages am 4. Mai — nach Redaktionsschluß dieser Ausgabe — vorgese- hen. Über die Verleihung der Paracelsus-Medaille wird eine Urkunde ausgestellt, in der die besonderen Verdienste der neuen Träger gewür-

digt werden. ❑

A1-1446 (70) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 19, 14. Mai 1993

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LAUDATIONES

beit hat sich Sabine von Kleist in der Selbstverwaltung der Universität in beispielhafter Weise engagiert. Von 1983 bis 1985 war sie Prorektorin für Forschung und wissenschaftliche An- gelegenheiten der Universität Frei- burg, 1984 bis 1986 Senatorin, 1987 bis 1988 Präsidentin des Großen Se- nats der Universität Freiburg, 1988 bis 1989 Dekanin der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg, seit 1989 ist sie wiederum Senatorin.

Sabine von Kleist engagierte sich seit 1979 auch für die Deutsche Krebshilfe; zunächst im Wissen- schaftlichen Beirat der ,Dr. Mildred Scheel-Stiftung', seit 1984 dann im erweiterten Vorstand der Deutschen Krebshilfe. Dort übernahm sie nach dem Tod von Dr. Mildred Scheel den stellvertretenden Vorsitz im Vor- stand und 1987 zusätzlich das Amt der Vorstandsvorsitzenden des För-

Prof. Dr. med.

Wolfgang Schega

„Die deutschen Ärzte ehren in Wolfgang Schega einen Arzt, der sich in über vier Jahrzehnten ärztlich- chirurgischer Tätigkeit um seine Pa- tienten sowie als Wissenschaftler ins- besondere durch die Erarbeitung der Grundlagen für die Qualitätssiche- rung in der Chirurgie um das Ge- sundheitswesen in hervorragender Weise verdient gemacht hat.

derkreises der Deutschen Krebshilfe, des Mildred-Scheel-Kreises.

Sabine von Kleist hat durch un- ermüdliche wissenschaftliche For- schung und ihren Einsatz für die Selbstverwaltung als Lehrstuhlinha- berin und Dekanin der Medizini- schen Fakultät der Albert-Ludwigs- Universität Freiburg weit über Deutschlands Grenzen hinaus inter- nationale Anerkennung gefunden.

Sabine von Kleist hat sich um die me- dizinische Forschung, um die deut- sche Medizin und um das Gesund- heitswesen in der Bundesrepublik Deutschland in hervorragender Wei- se verdient gemacht."

Anschrift:

Institut für Immunbiologie der Universität Freiburg Stefan-Meier-Straße 8 W-7800 Freiburg

Geboren 1915 in Dresden, lei- stete er nach dem Abitur am König- Georg-Gymnasium seiner Heimat- stadt von 1935 bis 1937 Wehrdienst und studierte anschließend in Mün- chen Medizin. Nach Staatsexamen und Promotion 1941 begann er seine ärztliche Tätigkeit — unterbrochen durch Kriegsdienst und Gefangen- schaft. Seit Oktober 1945 war er an der Chirurgischen Klinik der Univer- sität Mainz tätig, nach Anerkennung als Facharzt für Chirurgie 1951 und Habilitation 1953 mehrere Jahre als erster Oberarzt.

Nach Ernennung zum außer- planmäßigen Professor 1959 wurde er 1961 Chefarzt der Chirurgischen Klinik der Städtischen Krankenan- stalten Krefeld und war hier bis zum Erreichen der Pensionsgrenze Ende 1980 tätig. Während dieser Jahre ist es ihm gelungen, eine Chirurgie der Spitzenklasse zu entfalten und mit vorbildlicher ärztlicher Haltung und hohem persönlichen Einsatz die Ent- wicklung der Städtischen Kranken- anstalten Krefeld richtungweisend zu prägen. Sein Gespür für künftige Entwicklungen veranlaßte ihn schon zeitig, überkommene Strukturen und organisatorische Regelungen im Krankenhaus der Entwicklung der Medizin entsprechend zu verändern, Spezialisierung in seiner Klinik zu

fördern und innerhalb der Chirurgi- schen Klinik fachlich selbständige Teilgebietsabteilungen einzurichten.

Diese Konzeption wird heute allge- mein für ein Krankenhaus als zweck- mäßig und notwendig anerkannt, um eine möglichst gute individuelle ärzt- liche Versorgung aller Patienten nach dem jeweiligen Stand medizi- nisch-wissenschaftlicher Erkenntnis- se und -technischer Möglichkeiten zu sichern. Wolfgang Schega hat durch sein Vorbild das Denken und Han- deln vieler junger Ärzte geprägt und deren Entwicklung zu verantwor- tungsbewußten Chirurgen gefördert.

Als Vorsitzender des Ausschus- ses ‚Qualitätssicherung' bei der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie hat Wolfgang Schega seit 1976 die Grundlagen für die später in einem Forschungsvorhaben geförderte Pi- lotstudie zur Qualitätssicherung in der Chirurgie geschaffen. Sein zu- sammen mit Professor Dr. rer. biol.

hum. Hans-Konrad Selbmann, Tü- bingen, durchgeführtes, von der Ro- bert-Bosch-Stiftung gefördertes For- schungsvorhaben konnte 1984 abge- schlossen werden. Die daraus ent- wickelten theoretischen und prakti- schen Voraussetzungen für anwen- dungsreife Verfahren der Qualitäts- sicherung hatten auch für andere Ge- biete der Medizin prägenden Ein- fluß. Der Qualitätssicherung hat sich Wolfgang Schega auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand mit unver- mindertem Engagement gewidmet.

Aufgrund seiner Vorarbeiten konnte lange vor der gesetzlichen Regelung im Sozialgesetzbuch V zwischen der Ärztekammer Nordrhein, den Kran- kenkassen und der Krankenhausge- sellschaft Nordrhein eine Vereinba- rung zur Qualitätssicherung in der Chirurgie geschlossen werden. Dieses Verfahren ist inzwischen in fast allen chirurgischen Abteilungen im Be- reich der Ärztekammer Nordrhein in die Regelversorgung eingeführt wor- den. Damit konnte ein wichtiger Bei- trag zur Erhöhung des Ansehens der Medizin, der Ärzteschaft und ihrer Selbstverwaltung geleistet werden.

Wolfgang Schega hat durch überzeugendes, unermüdliches Wir- ken allgemein anerkannte Maßstäbe für eine wissenschaftlich begründete und praktisch anwendbare Qualitäts- Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 19, 14. Mai 1993 (71) A1-1447

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LAUDATIONES

sicherung erarbeitet und damit so- wohl die Sicherheit der Patienten bei operativen Eingriffen erhöht als auch sachgerechte und nachprüfbare Grundlagen für gesundheitspoliti- sche Entscheidungen geschaffen. In Forschung und Lehre ebenso wie im klinischen Alltag hat er sich als Arzt und Wissenschaftler durch vorbildli- che ärztliche Haltung hohes Ansehen erworben und entscheidend zur Ein- führung und ständigen Verbesserung

Prof. Dr. med.

Edgar Ungeheuer t

„Die deutschen Ärzte ehren in Edgar Ungeheuer einen bedeuten- den Chirurgen, der sich als Arzt, aka- demischer Lehrer und Wissenschaft- ler in herausragender Weise um die Einheit der Chirurgie und die Wah- rung ethischer Verantwortung ver- dient gemacht hat.

Geboren 1920 in Rimbach/

Odenwald, legte er 1938 am Real- gymnasium in Weinheim sein Abitur ab — anschließend wurde er zum Ar- beitsdienst und zum Wehrdienst ein- gezogen. Das Studium der Medizin führte ihn über die Universitäten Halle, Marburg und Straßburg nach Heidelberg. Dort legte er 1944 sein Staatsexamen ab, im gleichen Jahr Promotion zum Doktor der Medizin bei Professor Dr. Rudolf Zenker.

Nach einer Tätigkeit als Sanitätsoffi-

der Qualitätssicherung in der Medi- zin beigetragen.

Wolfgang Schega hat sich um seine Patienten, um die Medizin und die Ärzteschaft sowie um das Ge- sundheitswesen in der Bundesrepu- blik Deutschland in hervorragender Weise verdient gemacht."

Anschrift:

Wilhelmshofallee 112 W-4150 Krefeld

zier und Kriegsgefangenschaft be- gann Edgar Ungeheuer 1945 seine chirurgische Weiterbildung bei Pro- fessor Dr. K. H. Bauer in Heidelberg und folgte im Februar 1947 Professor Dr. R. Geißendörfer an die Chirurgi- sche Universitätsklinik Frankfurt am Main, wo er 1950 zum Oberarzt er- nannt wurde. 1953 Habilitation mit ei- ner tierexperimentellen Arbeit zur portalen Hypertension und ersten kli- nischen Erfahrungen mit portokava- len Anastomosen. 1958 Ernennung zum apl. Professor. Mehr als zehn Jahre war er als leitender Oberarzt der Chirurgischen Universitätsklinik Frankfurt am Main tätig, bis er 1963 Direktor der Chirurgischen Klinik des neueröffneten Nordwest-Kranken- hauses in Frankfurt am Main wurde.

Unter Leitung von Edgar Unge- heuer wurden im Nordwest-Kran- kenhaus mehr als 90 000 stationäre Behandlungen und mehr als 85 000 Operationen durchgeführt. Ihn zeichnete bei seinen ärztlichen Ver- richtungen höchste fachliche Kompe- tenz aus; spürbare Wärme und Menschlichkeit machten Edgar Un- geheuer zu einer außergewöhnlich begnadeten Arztpersönlichkeit. Mit natürlicher Autorität hat er durch vorbildliche ärztliche Haltung als Kli- nikchef und akademischer Lehrer den beruflichen Lebensweg vieler Medizinstudenten und junger Ärzte entscheidend geprägt. Sein besonde- res Interesse war es, die Chirurgie vor der Zerlegung in Subspezialitä- ten zu bewahren. In der Wissenschaft hat er sich ebenso wie in der tägli- chen Arbeit als Krankenhausarzt und insbesondere als Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in den Jahren 1988 bis 1992 um die Einheit der Chirurgie auch in der

Weiterbildungsordnung als ärztli- chem Berufsrecht bemüht. Ausdruck seiner bemerkenswerten Arbeitsdis- ziplin ebenso wie seiner umfassenden außergewöhnlichen Kenntnisse sind mehr als 400 Publikationen und 50 Bücher und Buchbeiträge.

Mit interdisziplinärem Weitblick hat sich Edgar Ungeheuer um die Notfallmedizin bemüht. Er war Mit- begründer sowie 1985 und 1986 Prä- sident der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin. Unter dem Motto ,Fortbildung tut not' plante und gestaltete er zahlreiche Fortbil- dungsveranstaltungen für Chirurgen, aber auch interdisziplinäre Kongres- se — insbesondere die Internationa- len Fortbildungskongresse der Bun- desärztekammer waren von ihm ge- prägt. Stets verstand er es als Vortra- gender, in verständlicher Sprache Theorie und Praxis zu vereinen. Ed- gar Ungeheuer war Mitglied im Wehrmedizinischen Beirat des Bun- desministeriums der Verteidigung, im Wissenschaftlichen Beirat und im Senat für ärztliche Fortbildung der Bundesärztekammer und langjähri- ges führendes Mitglied der Medizi- nisch-Wissenschaftlichen Redaktion des Deutschen Ärzteblattes. Sein jahrelanger engagierter Einsatz in vielen Bereichen unseres Gesund- heitswesens, seine Aufgeschlossen- heit, sein sicheres Urteil und sein kla- rer Standpunkt sowie sein hohes Verantwortungsgefühl, seine Bereit- schaft zu kollegialer, freundschaftli- cher Zusammenarbeit, bei der er stets die Sache über persönliche In- teressen stellte, und vor allem sein in schwierigen Situationen bewiesener persönlicher Mut waren für viele Bei- spiel und Ansporn.

Edgar Ungeheuer hat sich durch vorbildlichen, unermüdlichen, selbst- losen Einsatz als Chirurg, Klinikdi- rektor und akademischer Lehrer um seine Patienten, um die Medizin, die Ärzteschaft und ihre Selbstverwal- tung sowie um das Gesundheitswe- sen in der Bundesrepublik Deutsch- land hervorragende Verdienste er- worben."

Anschrift:

Rosemarie Ungeheuer Steinbacher Hohl 28 W-6000 Frankfurt/Main 90 A14448 (72) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 19, 14. Mai 1993

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