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Medikamentöse Speiseröhrenulzera
In den letzten Jahren wurde wieder- holt über medikamenteninduzierte Ulcera oesophagi berichtet, die durch hohe Konzentrationen meist saurer Medikamente bei längerem Verweilen einer Tablette oder einer Kapsel in der Speiseröhre verur- sacht wurden. Die Autoren berichten über 41 derartige Schädigungen, die klinisch mit heftigen retrosternalen Schmerzen bei Nahrungsaufnahme einhergingen. Fast immer hatten die Patienten ihre Medikamente trocken heruntergeschluckt. Acht Substan- zen konnten gefunden werden, die offensichtlich zu Ulzerationen der Speiseröhre führen können: Eme- proniumbromid (Restenacht®, Uro- Ripiring), kaliumhaltige Dragees, Doxycyclinhydrochlorid (Vibra- mycin®, Doxitard®), Phenylbuta- zon-Prednison und 5-Fluorouracil.
Die Ulzera treten bevorzugt an den physiologischen Engstellen auf. Da Röntgenuntersuchungen gezeigt haben, daß Kapseln bis zu einer Stunde in der Speiseröhre verweilen können, sollten alle Patienten ange- halten werden, ihre Medikamente mit einem großen Schluck Flüssig- keit hinunterzuspülen.
Collins, F. J.; Matthews, H. R.; Baker, S. E.;
Strakova, J. M.: Drug-induced oesophageal in- jury, Brit. med. J. 1 (1979) 1673-1676
Pfefferminzöl beim Reizkolon
Rezidivierende krampfartige Bauch- schmerzen, Völlegefühl und Nei- gung zu Obstipation, mitunter wech- selnd mit Durchfallsattacken, kenn- zeichnen das Syndrom des irritablen Darms. Die therapeutischen Bemü- hungen mit Weizenkleie, Anticholin- ergika, Spasmolytika und Sedativa sind häufig von zweifelhaftem Er- folg, da es sich um ein chronisch rezidivierendes Leiden handelt. In einer Doppelblindstudie wurde der Effekt des Carminativums Pfeffer- minzöl, welches eine Relaxierung der glatten Muskulatur des Verdau- ungstrakts bewirkt, auf die Sympto- me des Reizkolons untersucht. 18
Patienten erhielten 0,2 Milliliter Pfef- ferminzöl in Gelatinekapseln oder vom Aussehen her identische Place- bos. Während einer dreiwöchigen Behandlungsperiode wurde von den Patienten Protokoll über die abdo- minellen Symptome und über ihre Stuhlgewohnheiten geführt. Unter der Therapie mit Pfefferminzöl kam es zur signifikanten Besserung der Symptome, das Stuhlverhalten wur- de allerdings nicht beeinflußt. Als Nebenwirkung kam es bei zwei Pa- tienten zu Sodbrennen, wahrschein- lich durch vorzeitige Freisetzung der Substanz im Magen hervorgerufen. R
Rees, W. D. W.; Evans, B. K.; Rhodes, J.: Treat- ing irritable bowel syndrome with peppermint oil, Br. med. J. 4 (1979) 835-836, University Department of Medicine, Hope Hospital, Man- chester M6 8HD
Diagnostik der
renovaskulären Hypertonie
Bei Patienten mit einseitiger Nieren- erkrankung und Hypertonie erlaubt der Nierenvenenrenin-Quotient fest- zustellen, ob eine renovaskuläre Er- krankung Ursache des Hochdrucks ist. Allerdings ergeben sich auch bei Angiotensin-unabhängigen Hyperto- nien, allein durch ungleiche Organ- größen, Nierenvenenrenin-Quotien- ten bis 2,0, ohne daß diese auf Hoch- druckwirksamkeit hinweisen. Bei geringerer Durchblutungsdifferenz beider Nieren zeigen hingegen schon niedrigere Nierenvenenrenin- Quotienten eine einseitige Reninse- kretion mit Hochdruckwirkung an.
Bei der vorhergehenden Bestim- mung des seitengetrennten Funk- tionsanteils mit Hilfe der 131 J-Hip- puran-Clearance lassen sich Nieren- venenrenin-Quotienten im Grenzbe- reich zwischen 1,5 und 2,5 sicherer interpretieren, so daß überflüssige Saralasin-lnfusions-Tests bei Patien- ten ohne renovaskuläre Hypertonie vermieden werden können. Mhs
Helber, A.; Bönner, G.; Hummerich, G.; Wam- bach, G.; Meurer, K. A.; Dvorak, K.; Lent, V.;
Zehle, A.; Kaufmann, W.: Verbesserte Aussage des Nierenvenenreninquotienten durch gleich- zeitige Bestimmung der 131 J-Hippuran-Clea- rance in der Diagnostik der renovaskulären Hypertonie, Klin. Wochenschr. 57 (1979) 13-20, Privatdozent Dr. med. A. Helben, Medizinische Klinik Mehrheim, Ostmerheimer Str. 100,5000 Köln 91
Spontane Subarachnoidalblutung
sofortigen Nachweises
und der Möglichkeit zur Verlaufskontrolle wesentlich verbessert worden. Die ein- und beidseitige offene Ventri- keldrainage gewährleistet eine schnellere Beseitigung des Blutes einschließlich von Blutgerinnseln und die gleichzeitige Senkung des erhöhten intrakraniellen Druckes.Die Drainage kann eine Woche und auch länger ohne nennenswerte In- fektionsgefährdung liegen bleiben.
Die Erfolge mit dieser Therapie sind zum Teil so eindrucksvoll, daß das Verfahren immer häufiger eingesetzt wird. Die direkte Beseitigung von Ventrikelhämatomen ist bei Angio- men mit gleichzeitigem zerebralen Hämatom angezeigt und oftmals le- bensrettend. Dabei wird zugleich das Angiom exstirpiert. Die Indika- tion zu diesem Verfahren ergibt sich aus dem klinischen Bild und Verlauf zusammen mit den Befunden der Computertomographie. Bei sponta- ner Besserung der Symptome ist ei- ne Entlastung nicht notwendig; bei schwersten zerebralen Ausfällen mit Versagen der zentralen Regulation ist keine aktive Maßnahme ange- zeigt.
Lite ratur
Cerebral Angiomas, Advances in Diagnosis and Therapy, Edit.: H. W. Pia, J. R. W. Gleave, E. Grote und J. Zierski, Springer: Berlin/Heidel- berg/New York (1976) — Cerebral Aneurysms.
Advances in Diagnosis and Therapy, Edit.: H.
W. Pia and C. Langmaid, Springer: Berlin/
Heidelberg/New York (1979) — Spinal An- giomas, Advances in Diagnosis and Therapy, Edit.: H. W. Pia, R. Djindjian t, Springer: Berlin/
Heidelberg/New York (1978) — Spontaneous In- tracerebral Haemorrhage, Advances in Diagno- sis and Therapy, Edit.: H. W. Pia, C. Langmaid, J. Zierski, Springer: BerliniHeidelberg/New York (1980)
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med. Dr. med. h. c.
Hans Werner Pia Direktor der Neurochirurgischen Universitäts-Klinik Klinikstraße 29 6300 Gießen
1240 Heft 19 vom 8. Mai 1980