S C H L U S S P U N K T
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bends im Restaurant: Ich sitze in geselliger Run- de. Nachdem die Konversation das Wetter und die Bankenkrise abgefloskelt hat, kommt die Rede auf den Berufsstand und leider auch auf mich. Ich befürchte ein unmittelbares Abgleiten des Gesprächsstoffs hin zu Durchfall, Erbrechen und Auswurf, wenn ich mich oute, und erkläre mich zum Selbstständigen im gesundheits- wiederherstellenden Sektor. „Oh, wie interessant, Sie machen in Botox“, meint eine ältere Dame. Nein, so muss ich sie enttäuschen, das habe zwar mit Restaurati- on, aber nichts mit Gesundheit zu tun. „Dann arbeiten Sie für die Pharmazie?“ So weit ist es, bei genauerer Be-trachtung, bei mir noch nicht gekommen. „Jetzt weiß ich es: Sie sind Arzt!“ Mist. Ja. „Wunderbar! Also das wird Sie sicherlich brennend interessieren: Ich habe da eine große Warze auf dem Bein, meine Füße sind ent- zündet, das müssen Sie sich angucken, und als ich kürz- lich im Krankenhaus war, da haben sie so viele Untersu- chungen gemacht, da muss ich Sie unbedingt mal fra- gen, was . . .“, ihr Ehemann unterbricht den Redefluss.
„Lass mal, der Doktor ist jetzt nicht in der Sprechstun- de . . .“ Danke! Es gibt noch Menschen, denen Rück- sicht kein Fremdwort ist. Die ihr Lammfilet ohne Kom- mentare über Koloskopien genießen wollen! Die sich ihre Crème brûlée ohne Warzen schmecken lassen!
Danke! Danke! „. . . und außerdem“, so fährt er fort,
„habe ich dem Doktor noch viel mehr über meine Krankheiten zu erzählen!“
Dr. med. Thomas Böhmeke ist niedergelassener Kardiologe in Gladbeck.
VON SCHRÄG UNTEN
Rücksicht
Dr. med. Thomas Böhmeke
[128] Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 17⏐⏐24. April 2009