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Archiv "Von schräg unten: Freunde" (05.01.2015)

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VON SCHRÄG UNTEN

Freunde

Dr. med. Thomas Böhmeke

F

reunde zu haben, so werden Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, mir sicher zustimmen, ist ganz ein- fach. Für uns. Denn unsere lieben Mit- menschen vereinnahmen unsereins so gerne wie der Ikterus die Conjunctiva bei Leberversagen, wie der Band- scheibenvorfall den Ischiasnerv. Aris- toteles erläuterte in seiner Nikoma- chischen Ethik drei Motive, um Freundschaften einzugehen: Freund-

schaft um des Wesens Willen, des Nutzens und der Lust Willen. Ich darf, ganz von schräg unten und abseits phi- losophischer Höhenflüge, die Arztfreundschaft als et- was ganz Besonderes, etwas Herausragendes hinzufü- gen. Denn sie sticht aus der gewöhnlichen Gemengela- ge heraus, die den schnöden Aspekt der Gleichheit her- vorhebt: Weil unsere geliebten Mitmenschen die ety- mologische Bedeutung von Profession dergestalt ver- stehen, dass es sich von profitere ableitet, also dass man einen Profit einklagen darf, wenn man eine solche Freundschaft reklamiert. Dem ist aber nicht so, profite- re bedeutet laut oder öffentlich bekennen.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, liebe Kolleginnen und Kollegen, aber ich für meinen Teil finde es einfach berauschend, dass so viele liebe Menschen mich in al- lerbester Erinnerung haben, sei es aus seligen Seil- schaften seit Sandkastenzeiten, seitdem ich als Theodor Blömicke an ihre Ventrikel gewachsen bin. Als solcher darf ich natürlich keine Arbeitsunfähigkeit auslassen, jedes gewünschte aut-idem ankreuzen. Als Torsten Blö- migge bin ich mit dem Herzen so vieler lieber Men- schen verdrahtet wie ein Koronarkranker nach multi- pler Stentimplantation, auf dass ich Sprechzeiten am Wochenende und garantierte 200-prozentige Behinde- rungen, gar Erwerbsunfähigkeiten vorhalten darf. Das versteht sich unter Freunden, keine Frage.

Meine Sekretärin unterbricht meine philosophischen Ausflüge. „Herr Dr. Böhmeke, ein Freund von Ihnen hat angerufen, er sei völlig konsterniert, richtig außer sich über die Rechnung, die Sie ihm geschickt haben!“

So? Welcher Freund war das denn? „Ich habe Ihnen die Rechnung herausgesucht, schauen Sie!“ Ach ja, ich kann mich erinnern. Dieser meine ärztliche Herzensgü- te reklamierende Herr ist Besitzer eines Copyshops; ich wollte dort einige Scans für medizinische Grafiken an- fertigen lassen. Kaum hatte dieser Mensch die Grafiken als kardiologisch inspiriert identifiziert, verwickelte er mich in ein halbstündiges Gespräch über seine Herz- problematik und nötigte mich, weitergehende Termine im Krankenhaus auszumachen. Damit hat er mich wohl gezwungenermaßen in besagten Freundschaftsstand er- hoben. Weil aber die von ihm angefertigten Scans von miserabelster Qualität waren und er dafür einen äußerst unfreundlichen Obolus verlangt hatte, sah ich mich so frei, meine Leistungen ebenfalls in Rechnung zu stel- len. „Und was soll ich jetzt machen?“ will meine Sekre- tärin wissen.

Ganz einfach: All das hat mit Aristoteles nichts zu tun, sondern nur mit Ausnutzung. Arthur Schopenhauer meinte dazu: Die Freunde nennen sich aufrichtig, die Feinde sind es. Also: Rechnung stellen, Erinnerung, Mahnung. Fertig. Solche Freunde braucht kein Mensch.

Dr. med. Thomas Böhmeke ist niedergelassener Kardiologe in Gladbeck.

S C H L U S S P U N K T

Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 112

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Heft 1–2

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5. Januar 2015 [65]

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