8. Kolitis bei Behcet-Syndrom
Beim Behcet-Syndrom — ur- sprünglich gekennzeichnet durch die Trias Uveitis, Stomatitis und Geni- talulzera — können in bis zu 40 Pro- zent gastroenterologische Beschwer- den auftreten, und in etwa 20 Pro- zent bestehen Hinweise auf eine Dickdarm-Beteiligung. In den weni- gen bisher vorliegenden endoskopi- schen Befundberichten werden soli- täre und multiple aphthöse und wie ausgestanzt wirkende Ulzera be- schrieben (6). Neben Mund, Öso- phagus und Magen ist vor allem die Ileozökalregion betroffen. Weitere extraintestinale Befunde beim Beh- cet-Syndrom sind Arthritis, Erythe- ma nodosum, Phlebitis, Myokarditis, Dermatovaskulitis und neurologi- sche Störungen. Sowohl das klini- sche wie das endoskopische Bild beim Behcet-Syndrom weisen viele Ähnlichkeiten mit dem Morbus Crohn auf; beide Erkrankungen sind daher nur schwer voneinander abzu- grenzen.
9. Kolitis
bei progressiver septischer
Granulomatose
Dieser seltenen Krankheit liegt eine hereditäre Störung der Phago- zytose-Fähigkeit der Granulozyten zugrunde. Die Patienten leiden an Infektanfälligkeit, Lymphknoten- schwellung und Hepatosplenomega- lie. Das endoskopische Bild soll dem beim Morbus Crohn ähneln. Histolo- gisch ist die Krankheit charakteri- siert durch nicht verkäsende Granu- lome in der Darmwand, Abszesse und Infiltration mit pigmentierten, lipidhaltigen Histiozyten.
Literatur
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Anschrift der Verfasser:
Dr. med. Wilhelm Höchter Prof. Dr. med. Rudolf Ottenjann 1. Medizinische Abteilung Städtisches Krankenhaus München-Neuperlach 8000 München 83
Antitachykardie-Schrittmacher
Seit etwa 15 Jahren existie- ren Antitachykardie-Schrittmacher (AAIMB), die paroxysmale supra- ventrikuläre Tachykardien zuverläs- sig erkennen und unterbrechen kön- nen. Diese Tachykardieterminierung
— durch Unterbrechung der Leitung im Reentry-Kreis — kann automa- tisch oder manuell durch den Patien- ten ausgelöst werden. Der AAIMB bietet in ausgewählten Fällen — nach ausführlicher elektrophysiologischer Untersuchung und Feststellung einer Konversionsmöglichkeit — eine Al- ternative zur medikamentösen Lang- zeittherapie mit Antiarrhythmika.
Die Autoren berichten von zwölf Patienten zwischen 26 und 60 Jahren mit unterschiedlichen Diagnosen:
bei sechs Patienten bestand ein WPW-Syndrom, bei fünf Patienten eine AV-Knotentachykardie, und ein
Patient litt unter rezidivierendem Vorhofflattern. Präoperativ waren zwei bis acht Antiarrhythmika ohne durchschlagenden Erfolg getestet worden. Bei acht der zwölf Patienten wurden die paroxysmalen Tachykar- dien durch den Antitachykardie- Schrittmacher unterbrochen; in zwei Fällen war er nur partiell erfolgreich, da durch die Vorhofstimulation gele- gentlich Vorhofflimmern ausgelöst wurde. Zweimal mußte der AAIMB explantiert werden, einmal wegen ei- nes lokalen Infektes, beim anderen Mal, weil die Reentry-Tachykardie nicht mehr durch atriale Stimulation unterbrochen werden konnte.
Die Lebensqualität der zehn Pa- tienten besserte sich deutlich, sie fühlten sich sicherer und konnten ih- ren Aktionsradius deutlich erwei- tern. Nur noch in drei von zehn Fäl-
len mußten wegen intermittierenden Vorhofflimmerns zusätzlich Antiar- rhythmika verordnet werden. Das Auftreten der Tachykardien konnte durch die SM-Implantation aller- dings nicht verhindert werden, alle Patienten haben weiterhin Palpita- tionen.
Da eine Ventrikelstimulation bei Kammertachykardien Kammer- flimmern induzieren kann, bleibt der Einsatz von Antitachykardieschritt- machern vorläufig auf supraventri- kuläre Arrhythmien beschränkt. mle
Mohacsi, P., H. 0 Gloor, F. W. Amann et al.: Antitachykardieschrittmacher: will- kommene Alternative zur Therapie paro- xysmaler supraventrikulärer Tachykardien.
Schweiz. med. Wschr. 1988; 118:
1950-1952
Dr. P. Mohacsi, Kardiologie, Medizinische Klinik, Universitätsspital, CH-8091 Zürich.
A-714 (42) Dt. Ärztebl. 86, Heft 11, 16. März 1989