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Archiv "Gesundheitstelematik: Schrittmacher für Innovationen" (15.12.2006)

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A3378 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 50⏐⏐15. Dezember 2006

P O L I T I K

M

it den Ärzteprotesten gegen die Gesundheitsreform hat sich auch die Kritik vieler Ärzte an einem anderen Prestigeprojekt der Bundesregierung verstärkt: der Ein- führung der elektronischen Gesund- heitskarte (eGK). So haben jüngst die Kassenärztliche Vereinigung und die Ärztekammer (ÄK) Hessen die Ein- führung und Umsetzung der Karte in der aktuellen Konzeption abgelehnt, und auch die ÄK Westfalen-Lippe und Nordrhein haben angekündigt, sich nur dann weiter in dem Projekt zu engagieren, wenn ärztliche An- forderungen stärker als bisher be- rücksichtigt werden. Anfang Novem- ber hatte sich zudem Bremen als eine der acht vorgesehenen Testregionen aus dem Projekt ausgeklinkt.

Zwar sind die Ärzte nicht prinzipi- ell gegen den Einsatz von Telematik, doch befürchten sie vor allem mehr Bürokratie, höhere Kosten und mög- liche Datenschutzrisiken durch die

eGK. Die Karte könne nur dann flächendeckend eingeführt werden, wenn diesbezüglich alle berechtig- ten Zweifel ausgeräumt seien, beton- te Dr. med. Kuno Winn, Vorsitzen- der des Hartmannbundes, bei einem E-Health-Fachkongress in Berlin.

„Alle Beteiligten müssen vom realen Nutzen der eGK überzeugt sein. Sie darf nicht nur unter dem Spardiktat im Gesundheitswesen eingeführt wer- den.“ Wie bereits 2006 hat sich der Ärzteverband an der Studie „Monito- ring eHealth Deutschland 2006/7“

beteiligt, die das Marktforschungs- institut Wegweiser gemeinsam mit mehreren Industrieverbänden durch- geführt hat.* Für die Studie wurden 8 000 Ärzte sowie Experten aus Krankenhäusern und Krankenkassen zum derzeitigen und zukünftigen Einsatz von Informations- und Tele- kommunikationstechnologien befragt (Kasten). Die Ergebnisse verdeutli- chen, dass Telematik und Vernetzung

generell als wesentliche Schlüssel für Effizienzsteigerungen und Prozess- optimierungen im Gesundheitswesen betrachtet werden. Gleichzeitig be- steht erheblicher Informationsbedarf, was Kosten, Nutzen, technische Vor- aussetzungen und mögliche Anwen- dungen von Telematik betrifft.

Weiterer Zeitverzug schädlich Wirtschaftsverbände und die Indus- trie, die inzwischen bereits rund 170 Millionen Euro in das eGK-Projekt investiert hat, warnen vor weiteren Verzögerungen. Der Gesundheitssek- tor sei mit einem Umsatz von 250 Milliarden Euro ein äußerst dynami- scher Markt. Dem Ziel, mehr Wettbe- werb zu erreichen und größere Hand- lungsspielräume für Unternehmen und Bürger zu schaffen, sei man bis- lang jedoch kaum näher gerückt, mahnte Jürgen R. Thumann, Präsi- dent des Bundesverbands der Deut- schen Industrie. Die aktuelle Gesund- heitsreform fördere nicht Innovatio- nen, sondern trage eher dazu bei, Ausgaben zu deckeln, kritisierte auch Prof. Dr. Heinrich von Pierer, Vorsit- zender des Rats für Innovationen und Wachstum der Bundesregierung und Aufsichtsratsvorsitzender der Sie- mens AG. Er verwies auf den Investi- tionsstau in den Krankenhäusern, der von Experten auf zehn bis zwölf Milliarden Euro geschätzt werde.

Deutschland sei in Gefahr, im inter- nationalen Wettbewerb abgehängt zu werden, so von Pierer. Die Potenzia- le, die der Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologie so- wohl für die Versorgung der Versi- cherten als auch für den Wirtschafts- standort biete, sollten daher schnellst- möglich erschlossen werden. I Heike E. Krüger-Brand

TRENDAUSSAGEN DER STUDIE

Niedergelassene Ärzte

> Anders als die Krankenhausärzte, die vor al- lem beim Zugriff auf Diagnostikdaten und bei der Informationsbeschaffung erhebliche Einsparpoten- ziale sehen, erwarten niedergelassene Ärzte gene- rell nur mittlere bis geringe Einsparungen.

> Ein Viertel der befragten niedergelassenen Ärzte kennt die eGK nicht.

> 28 Prozent der Ärzte schätzen den Nutzen der eGK als „hoch“ oder „sehr hoch“ ein, 34 Pro- zent erwarten keinerlei Nutzen von der Karte.

Knapp ein Drittel sieht einen hohen oder sehr ho- hen Nutzen der Health Professional Card, 34 Pro- zent erwarten davon keinen Nutzen. Knapp zwei Drittel der Ärzte bewerten den Nutzen der elektro- nischen Patientenakte und des elektronischen Arzt- briefes als hoch bis sehr hoch.

> Knapp die Hälfte der Niedergelassenen schätzt den eigenen Informationsstand zu Telema- tiklösungen nur als ausreichend oder mangelhaft

ein. Drei Viertel der Befragten halten gezielte Schulungen für erforderlich.

Krankenhäuser

> Für knapp die Hälfte der Krankenhäuser ist E-Health ein Faktor von hoher bis sehr hoher Be- deutung. Größtes Hemmnis für die Nutzung von IT und die Umsetzung von Telematikprojekten ist die unzureichende finanzielle Ausstattung.

> An erster Stelle der Optimierungs- und Mo- dernisierungsziele liegt die Erhöhung der Patien- tenzufriedenheit (63 Prozent), gefolgt von der Stei- gerung der medizinischen Behandlungsqualität (61 Prozent) und der Versorgungsqualität (52 Prozent).

> Telematiklösungen dienen vor allem der Ver- besserung logistischer Prozesse und der Perfor- mancesteigerung sowie der Verbesserung der me- dizinischen Behandlungsqualität. Als besonders dringlich für die Prozessoptimierung wird der schnelle Zugriff auf Patientendaten genannt.

GESUNDHEITSTELEMATIK

Schrittmacher für Innovationen

Vor dem Einstieg in die Praxistests der Gesundheitskarte wächst bei den Ärzten die Skepsis, bei der Industrie die Ungeduld.

*Die vollständigen Ergebnisse werden im Jahrbuch

„eHealth & Gesundheitswirtschaft 2006/2007“

veröffentlicht, das im Januar 2007 erscheint (siehe www.wegweiser.de).

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