A1052 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 21⏐⏐22. Mai 2009
M E D I E N
Ein vom DIMDI – Deutsches Insti- tut für medizinische Dokumentation und Information, Köln, veröffent- lichter HTA-Bericht sieht in der Computertomografie-Koloskopie (CTC) noch keine Alternative für die Früherkennung oder Diagnose von Darmkrebs („Effektivität und Effizienz der CT-Koloskopie im Vergleich zur konventionellen Ko- loskopie in der Dickdarmkrebsdia- gnose und -früherkennung“). In bei- den Fällen bleibe die konventionelle endoskopische Untersuchung des Dickdarms sowohl medizinisch als auch ökonomisch das günstigere Verfahren. Allerdings könne sich dies aufgrund der raschen Weiterent- wicklung der CTC künftig ändern.
Der HTA-Bericht untersucht, wie wirksam und wirtschaftlich die kon- ventionelle Koloskopie und die CTC sind. Die herkömmliche endoskopi- sche Untersuchung des Dickdarms gilt als Goldstandard in der Darm- krebsdiagnostik. Sie wird im Rah- men der Krebsfrüherkennung von den Krankenkassen erstattet. Über die Diagnose hinaus ermöglicht sie auch therapeutische Maßnahmen (Polypenentfernung). Die rein dia-
gnostische CTC ist ein computerge- stütztes, röntgendiagnostisches Ver- fahren, dessen Kosten die Kassen derzeit nicht übernehmen. Da sie nicht invasiv verläuft, könnte sie die Akzeptanz eines Darmkrebsscree- nings in der Bevölkerung erhöhen.
Auch das Komplikationsrisiko durch Perforation ist geringer als bei einer herkömmlichen Koloskopie. Neben- wirkungen durch die beim endosko- pischen Verfahren immer häufiger durchgeführte Sedierung entfallen.
Allerdings ist bei der CTC die Strah- lenbelastung zu berücksichtigen.
Zur Wirksamkeit der CTC als Diagnose- und Screeningtool fan-
den die Autoren teils vielverspre- chende Ergebnisse. Allerdings stammen diese häufig aus Studien mit limitierter Aussagekraft. Bes- tenfalls erreichte das computerge- stützte Verfahren annähernd gleich hohe Sensitivitätswerte wie die her- kömmliche Koloskopie. Insgesamt variierten die Ergebnisse zur Effek- tivität jedoch stark. Die CTC könne deshalb hinsichtlich ihrer Erken- nungsgüte nicht als gleichwertige Alternative zum konventionellen Verfahren gesehen werden.
Wirtschaftliche Vergleiche der beiden Verfahren liegen nur für die Screeningsituation vor. Ausländi- sche Modellrechnungen bezeichnen das CTC-Screening verglichen zur Option „kein Screening“ zwar als kosteneffektiv. In den meisten mo- dellierten Szenarien führt das Kolo- skopie-Screening jedoch zu größe- ren Gesundheitseffekten bei gleich- zeitig geringeren Kosten. Allerdings seien diese Ergebnisse nicht direkt auf Deutschland übertragbar, so die Autoren. Zudem sollten auch aus ethischen Gesichtspunkten Patien- tenpräferenzen hinsichtlich der Un- tersuchungen eine Rolle spielen. EB
Das passwortgeschützte Mitglieder- portal der Kassenärztlichen Vereini- gung Niedersachsen (KVN) wird rege genutzt. Zum dreijährigen Be- stehen des Portals im Mai 2009 re- gistrierte die KVN 9 372 angemel- dete Teilnehmer, 75 Prozent ihrer Mitglieder. Davon nutzen 80 Pro- zent der Vertragsärzte und Vertrags- psychotherapeuten das Mitglieder- portal regelmäßig, 20 Prozent eher sporadisch. Die Quote der Intensiv- nutzer nimmt stetig zu.
Unter www.kvn.de gibt es im Mitgliederbereich eine Reihe von Onlinedienstleistungen sowie be- rufs- und honorarpolitische Zusatz- informationen. Zu den Top Fünf der Anwendungen zählen das Praxis- analysesystem AdaLINE sowie die
elektronischen Dokumentationssys- teme eDMP (Disease-Management- Programme), ONkeyLINE (Tumor- dokumentation), Mammografie- Screening, OkuLINE (Katarakt-OP- Dokumentation) und eKoloskopie (Dokumentation der Koloskopien).
Bei den Anwendungen OkuLINE und eKoloskopie liegt die Beteili- gungsrate bei fast 100 Prozent. 87 Prozent aller in DMP eingeschrie- benen Ärztinnen und Ärzte nutzen eDMP. Als nächstes Projekt steht die Realisierung der Onlineabrech- nung im Portal an.
„Mit dem KVN-Portal bieten wir unseren Mitgliedern einen datenge- schützten Weg für die in Zukunft un- abweisbare Vernetzung der Arztpra- xen und eine intensivere Nutzung der
Datenautobahnen für die innerärztli- che Kommunikation“, betonte Eber- hard Gramsch, Vorsitzender der KVN. Der Nutzen für die Patienten liegt aus Sicht der KVN in der Ver- netzung und der schnellen Kommu- nikation, da es zunehmend erforder- lich ist, dass Ärzte zeitnah Patienten- daten übersenden und erhalten. „Ent- scheidend für die weitere Ausgestal- tung des KVN-Portals wird die Inan- spruchnahme durch unsere Mitglie- der sein“, sagte Gramsch. Aus der papiernen Informationsflut, so die Vision, soll ein elektronisches Infor- mationsangebot werden, aus dem sich der niedergelassene Arzt oder Psychotherapeut mit wenigen Maus- klicks die für ihn relevanten Inhalte
herausziehen kann. EB
KV NIEDERSACHSEN
Ärzte nutzen das Mitgliederportal intensiv
HTA-BERICHT
Verfahren zur Darmkrebsvorsorge im Vergleich
Endoskopie zur Darmkrebsfrüh- erkennung. Der HTA-Bericht ist in der DAHTA-Daten- bank beim DIMDI kostenfrei als Voll- text abrufbar (www.dimdi.de).
Foto:dpa