Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 4|
29. Januar 2010 A 119RANDNOTIZ
Heinz Stüwe
Aus ärztlicher Sicht sind die Ökono- men fein heraus. Welche andere Be- rufsgruppe hat schließlich so viel Einfluss gewonnen im Gesundheits- wesen? Umso überraschender, dass die Wirtschaftswissenschaftler nei- disch auf die Ärzte sind. Zumindest hätten sie allen Anlass dazu, meint Prof. Dr. Detlef Fetchenhauer, Wirt-
schafts- und Sozialpsychologe an der Universität zu Köln. Denn Medizi- ner würden zu 33 Prozent von der Bevölkerung als glaubwürdig einge- stuft, 62 Prozent der Befragten billig- ten ihnen ein hohes Ansehen zu. Die Vergleichszahlen für die Wirtschafts- wissenschaftler von 14 und 15 Pro- zent nehmen sich dagegen mickrig aus. Laien folgten den Empfehlungen von Ärzten, nicht aber denen der Ökonomen, konstatiert Fetchenhau- er, wobei er die Volkswirte meint, als jene Ökonomen, die sich über die richtige Wirtschaftspolitik den Kopf zerbrechen. Ein sehr renommierter Vertreter dieser Zunft, zu seinem ei- genen Schutz an dieser Stelle nicht namentlich genannt, versuchte sich an einer Erklärung: Die Mediziner im- munisierten sich durch ihre Sprache gegen Kritik („Wer versteht schon seinen Arzt?“), von einem ökonomi- schen Thema wie „Mindestlohn“ da- gegen glaube jeder etwas zu verste- hen. Für solche Ablenkungsmanöver gibt es mildernde Umstände: Das Selbstbewusstsein der Ökonomen hat Kratzer bekommen, weil sie die Finanzkrise nicht vorhergesehen ha- ben und weil sie spüren, dass das Vertrauen in freie Märkte erschüttert ist. Auf der Jahrestagung des Insti- tuts der deutschen Wirtschaft be- stand denn auch Konsens darin, dass in einer freien Wirtschaft und Gesellschaft jenseits der notwendi- gen Regeln eine „Individualethik“ un- verzichtbar ist. Man könnte auch von Anstand sprechen.
Neidische Ökonomen
Die schwarz-gelbe Regierungsko- alition will für gesetzlich Kranken- versicherte die Behandlung auf Rechnung mit anschließender Er- stattung der Kosten erleichtern.
Schon heute können sich Versicher- te als Alternative zur Sachleistung für die Kostenerstattung entschei- den. Sie müssen dann allerdings Abschläge vom Erstattungsbetrag für Verwaltungskosten und feh - lende Wirtschaftlichkeitsprüfungen hinnehmen.
Damit sei die Kos tenerstattung strafbewehrt, sagte der CDU-Ge- KOSTENERSTATTUNG
Koalition plant Erleichterungen
sundheitspolitiker Dr. med. dent.
Rolf Koschorrek. Er plädierte auf einem Presseseminar des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte in Berlin dafür, in einem mehrjähri- gen Prozess vom Sachleistungs- prinzip zu einer Kostenerstattung mit Selbstbeteiligung überzuge- hen. Koschorrek, Zahnarzt in Bad Bramstedt, warb dafür, gemeinsam mit der Ärzteschaft Versorgungs- segmente auszusuchen, die sich für Kostenerstattung eignen. Er denkt beispielsweise an die Zahnmedizin und die Augenheilkunde. Stü.
Eine Bietergemeinschaft aus den Hausärzteverbänden in Niedersach- sen und Braunschweig und der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Niedersachsen hat mit der AOK Niedersachsen einen neuen Haus- arztvertrag abgeschlossen. Dabei handelt es sich um einen sogenann- ten Add-on-Vertrag, ergänzend zur bisherigen Versorgung.
Der Vertrag steht allen Fachärz- ten für Allgemeinmedizin, hausärzt- lich tätigen Fachärzten für Innere Medizin, Fachärzten für Innere und Allgemeinmedizin sowie prakti- schen Ärzten offen. Ärzte können sich in diesem Quartal einschreiben, AOK-Versicherte ab 1. April. „Die- ser Vertrag setzt auf unser Versor- NIEDERSACHSEN
Hausärzteverband und KV: Gemeinsamer Vertrag
gungs-Know-how, unsere Innovati- onsfähigkeit, unsere Leistung und honoriert dies adäquat“, sagte Dr.
med. Heinz Jarmatz, Vorsitzender des Hausärzteverbands Niedersach- sen. Man habe damit „dem Wunsch der Hausärzte entsprochen, die seit Jahren eine stärkere Steuerungs- funktion in der Versorgung einge- fordert haben“, ergänzte Dr. med
Carsten Gieseking, Vorsit- zender des Hausärztever- bands Braunschweig.
Beim Neujahrsempfang des Deutschen Hausärz - teverbands (HÄV) wurde der Vertragsabschluss kri- tisiert. Dessen Bundes- vorsitzender, Ulrich Wei- geldt, hatte im Herbst 2009 beim Hausärztetag auf die Spiel regeln ver- wiesen: „Die Landesver- bände haben den Hut auf bei Verhandlungen mit regionalen Krankenkas- sen, der Bundesverband bei überregionalen.“ Weigeldt mach- te damals allerdings auch klar:
Es gehe dem HÄV nur um soge- nannte Vollversorgungsverträge, nicht um ergänzende Abkommen.
Letztere wollen die Delegierten nicht tolerieren, wie sie durch ei- nen Beschluss erneut dokumen-
tierten. Rie
Ergänzt die bisherige Versorgung:
Die Verein - barung ist ein „Add-on-
Vertrag“.
Foto: Barbara Krobath