DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Hodentumoren
Ausblick
Der Trend in der Behandlung von Patienten mit Hodentumoren geht dahin, die bisher aus einem Be- dürfnis nach Sicherheit vielfach praktizierte Überbehandlung zu vermeiden, um die Morbidität der operativen und zytostatischen Therapie zu verringern und damit die Lebensqualität der zumeist jungen Männer zu verbessern.
Daß dies nicht auf Kosten der Überlebenschancen der Patien- ten geschieht, resultiert aus dem Zusammenspiel von verbesserten diagnostischen Methoden, insbe- sondere in der frühzeitigen Erfas- sung der Progredienz, Möglich- keiten einer hocheffektiven Che- motherapie und größerem Ver- ständnis für die Notwendigkeit ei- ner standardisierten Nachsorge.
Es bleibt ein vordringliches Anlie- gen der klinischen Forschung, Ri- sikogruppen zu identifizieren, die unter den bisherigen Bedingun- gen nicht optimal behandelt wer- den können, und für sie geeignete
therapeutische Modalitäten zu entwickeln. Die von der Bundes- regierung gewährte Förderung von prospektiven Diagnostik- und Therapiestudien versetzt uns in die Lage, hierzu einen wertvollen Beitrag zu leisten, vorausgesetzt, das Interesse daran und die Lei- stungsbereitschaft lassen sich mehr als bisher stimulieren.
Literatur
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(Das vollständige Literaturverzeichnis [ein- schließlich Ziffer 11 bis 43] befindet sich im Sonderdruck, der über die Verfasser bezogen werden kann.)
Anschrift für die Verfasser:
Professor Dr. med.
Lothar Weißbach Urologische Abteilung Städtisches Krankenhaus Am Urban
Dieffenbachstraße 1 1000 Berlin 61
FÜR SIE GELESEN
Hypertonie:
Monotherapie mit Kalziumantagonisten
Eine große Anzahl von Arzneimit- teln steht zur Behandlung der Hy- pertonie zur Verfügung. Die wirk- same Therapie wird häufig nur durch einen Eliminationsprozeß gefunden. Eine mehr pathophy- siologisch ausgerichtete Methode der Therapiewahl basiert auf der Klassifikation von Patienten in sol- che mit niedrigem, normalem und hohem Plasmarenin-Spiegel. In der Vergangenheit wurden zum Beispiel Diuretika als wirksamste Präparate bei der Behandlung von Hypertonie mit niedrigem Renin- spiegel angesehen. Die meisten Fälle von essentieller Hypertonie sind durch verstärkten Gefäßwi- derstand gekennzeichnet. Die Funktion der zellulären Ca-Kanäle ist ein wichtiger Faktor der freien
intrazellulären Kalziumkonzentra- tion, die schließlich den kontrakti- len Prozeß der glatten Gefäßmus- kelzellen „triggert" und dadurch den Arterienwiderstand mitbe- stimmt. Beim Menschen steht • die freie Kalziumkonzentration der Thrombozyten in engem Zusam- menhang mit der Höhe des systo- lischen und diastolischen Blut- drucks.
Die durch intraarterielle Infusion von Kalziumantagonisten in den Unterarm produzierte Vasodilata- tion ist bei Hypertonie-Patienten signifikant größer als bei Normo- tonikern, 3mal so hoch wie die bei Natrium-Nitroprussid-Gabe und 4mal so hoch wie bei Prazosin.
Bei Hypertonie-Patienten korre- lieren diese Wirkungen direkt mit der Höhe des Plasma-Adrenalins, wobei die sympathoadrenale Akti- vität reflektiert wird, und umge- kehrt proportional mit der Aktivi-
tät und Reaktivität des Renin-An- giotensin-Systems. In verschiede- nen klinischen Untersuchungen korrelierte die Verminderung des Blutdrucks nach Gabe von Kalzi- umantagonisten direkt mit dem Alter des Patienten und dem Blut- druck vor der Therapie und indi- rekt zur Plasma-Renin-Aktivität vor der Behandlung. Die Wirkun- gen dieser Wirkstoffe sind an- scheinend den insgesamt mit Be- tablockern und Diuretika erzielten Reaktionen vergleichbar. Die Au- toren kommen zu dem Schluß, daß Kalziumantagonisten künftig als Therapie bei älteren Patienten und Patienten mit Hypertonie bei niedrigem Plasma-Renin vorran- gig Diuretika ersetzen können. dpe
Müller, F. B., et al.: Use of Calcium Antagonists as Monotherapy in the Management of Hyper- tension, The American Journal of Medicine 77 (2B) (1984) 11-15; Prof. Fritz R. Bühler, Divi- -
sion of Cardiology, University Hospital, Kan- tonsspital, CH-4031 Basel, Schweiz
Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 18 vom 1. Mai 1985 (67) 1349