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Archiv "Von schräg unten: Zweite Meinung" (21.09.2012)

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[80] Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 38

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21. September 2012

E

s ist ein Meilenstein auf dem langen Weg weg vom Halbgott in Weiß: das verbriefte Recht un- serer Patienten auf eine zweite Meinung. So sollen kleinste Abweichungen treffsicher erkannt und Fehldiagnosen eliminiert werden. All das soll eine transparente Behandlung ermöglichen und das bestehende Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient stärken. Ist das wirklich so?

Ein Patient möchte seine Unterlagen zwecks Einholens einer zweiten Meinung ausgehändigt haben. Sehr gerne, so ent- gegne ich ihm, aber vorher muss ich, so verlangt es eine gewissenhafte Behand- lung, ihn über die Risiken und Nebenwir- kungen aufklären. Denn nicht nur Pillen und Prozeduren sind mit unerwarteten Komplikationen, mit einer Verkettung un- glücklicher Umstände behaftet, sondern auch das Einholen einer Expertise. Warum

Krankheiten besiegen kann, von A wie Abszess bis Z wie Zytomegalie. Nicht begeistert ist er aber darüber, dass er die angebotene, sündhaft teure Mixtur von Vit - aminen und Spurenelementen auch im Obstsaft vom Supermarkt seiner Wahl wiederfindet. Nun sitzt er da mit 50 Expertisen sowie horrenden und obskuren Ange- boten und ist umso unsicherer als zuvor. An diesem Punkt entschließt er sich, das Angebot einer Klinik an- zunehmen, die mit einer brandneuen Methode wirbt.

Begeistert darf er sein, dass Langzeitnebenwirkungen bei dieser Behandlung völlig unbekannt sind. Nicht be- geistert ist er darüber, dass . . .

„Herr Doktor, hören Sie auf, es ist gut! Hier haben Sie ihre Unterlagen wieder zurück!“

Warum denn? Habe ich etwa etwas falsch gemacht?

VON SCHRÄG UNTEN

Zweite Meinung

Dr. med. Thomas Böhmeke

Dr. med. Thomas Böhmeke ist niedergelassener Kardiologe in Gladbeck.

nur eine zweite Meinung, so wird er sich sagen, für seine Gesundheit ist ihm nichts zu viel! Daher wird er dem Beispiel vieler Patienten folgen und seine Problematik per E-Mail gleich an 50 Universitätskliniken vorstellen.

Begeistert darf er sein, dass er innerhalb von wenigen Ta- gen 50 von bekannten Koryphäen verfasste Kommentare erhält. Nicht begeistert ist er davon, dass er 50 Litaneien zu Leitlinien zu lesen bekommt. Diese Schulmediziner wollen mich nur in Schubladen stecken, wo bleibt da der Mensch?! – so wird er rufen; da sieht man es wieder: Was nichts kostet, taugt auch nichts!

Vor diesem Hintergrund nimmt sich auf seiner Suche nach der bestmöglichen Behandlung das Angebot einer Privatklinik viel vertrauenswürdiger aus, die mit einer teuren Außenseitermethode wirbt. Begeistert darf er die vielen Berichte von Patienten lesen, die frei von schul- medizinischen Nebenwirkungen erfolgreich behandelt wurden. Nicht begeistert ist er, dass seine Krankenkas- se die Kosten nicht übernimmt. Das ist eine Frechheit, so wird er meinen, für seine Gesundheit darf seiner Krankenkasse nichts zu kostbar sein! Wenn er schon sein kostbares Erspartes ausgeben muss, dann für einen Wunderheiler, der ihn mit einer Methode von seinem Leiden kurieren will, die von Schulmedizinern strikt abgelehnt wird. Begeistert liest er, dass der Heiler alle

S C H L U S S P U N K T

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