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Archiv "Führung beim Grado-Kongreß im Frühsommer: Pax langobarda: Kunstreichtum eines friedliebenden Volkes" (11.04.1991)

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König Agilulfs goldene Helm-Stirnplatte zeigt das friedliche Zusam- menleben von Langobarden und Römern (Kugelköpfe, kurze Haare)

DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT FEUILLETON

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aulus Diaconus, geboren in Cividale, aus alt-lan- gobardischem Adel stammend, war einer der zu- verlässigsten Geschichtsschrei- ber der Spätantike; er hat etwa um 735 n. Chr. sein berühmte- stes Werk „Historia langobar- dorum" (deutsche Übersetzung im Phaedon-Verlag, Essen- Stuttgart) geschrieben. Es liest sich seitenweise wie ein Krimi- nalroman und seitenweise — be- sonders da, wo er ausführlich über Theudelindes Braut- und Hochzeit mit dem Langobar- denkönig Authari berichtetet —

wie ein moderner Liebesro- man. Wer etwas über das ge- heimnisumwitterte Leben und Schicksal des Langobardenvol- kes wissen möchte, das am Ostermontag 568 n. Chr. unter seinem mutigen König Alboin — aus Pannonien kommend — Ci- vidale und im Lauf von zehn Jahren ganz Italien friedlich besetzte, hat dazu die Gelegen- heit bei einer archäologischen Führung im Rahmen des Früh- sommer-Kongresses 1991 in Grado.

Den Langobarden ging das Gerücht voraus, daß sie sich im

Gegensatz zu allen anderen In- vasoren Italiens keiner Raub- züge, Brandschatzungen, Plün- derungen und keiner Verge- waltigung der Frauen schuldig machten. Die Cividalesen hat- ten deshalb weit die Tore ihrer durch den Fluß Natisone un- einnehmbaren Stadt geöffnet — es kam zu einer unblutigen Verständigung. Cividale wurde langobardisch, war 206 Jahre eine uneinnehmbare Festung

des langobardischen König- reichs, erlebte die höchste Blü- te unter ihren langobardischen Herzögen, wurde geschmückt mit den reichsten Kunstschät- zen, die bis heute überliefert blieben.

Während des Grado-Früh- sommer-Kongresses vom 19.

bis 31. Mai 1991 ist eine Füh- rung durch diesen Kunstreich- tum geplant, der dank der groß- artigen italienischen Ausstel-

Führung beim Grado-Kongreß im Frühsommer

Pax langobarda: Kunstreichtum eines friedliebenden Volkes

Albert Schretzenmayr

Allergie...

Zusammensetzung: 1 Filmtablette enthält:10 mg Ceti- rizindihydrochlorid. Anwendungsgebiete: Zur Be- handlung von Krankheitszeichen (Symptomen) bei allergi- schen Erkrankungen wie chronischer Nesselsucht (Urtica- ria) mit Beschwerden wie z. B. Juckreiz, Quaddelbildung, Rötung der Haut, chronischem allergischen Schnupfen, Heuschnupfen mit Beschwerden wie z. B. Niesen, Nasen- laufen, Nasenjucken, Nasenverstopfung, Rötung bzw.

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Da noch keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen, darf Zyrtec in den ersten 3 Monaten der Schwangerschaft sowie während der Stillzeit nicht eingenommen werden ; Säug- linge und Kinder unter 12 Jahren sollten nicht mit Zyrtec behandelt werden. Schwere Nierenerkrankungen. Ober- empfindlichkeit gegen Zyrtec. Nebenwirkungen: Bei bestimmungsgemäßer Anwendung (1 Filmtablette am Abend) sind Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Schwin- del, Mundtrockenheit und gastrointestinale Beschwerden sehr selten. Handelsformen und Preise: Zyrtec 10 Filmtabletten DM 19,90 ; 30 Filmtabletten DM 52,75;

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nunmehr geordnet, restauriert und neu interpretiert ist. Die- ser Reichtum Cividales ist so groß, daß sich eine archäologi- sche Führung auf drei Schwer- punkte beschränken und kon- zentrieren muß:

1. Der Ratchis-Altar Im Museo Christiano im Dom der erste Schwerpunkt:

der „Ratchis-Altar". Dieser Al- tar des Langobardenkönigs Ratchis ist ein mit langobardi- schem Flachrelief bedeckter Marmorblock, gestiftet und de- diziert dem König von seiner Mutter, der frommen Ratper- ga. Die expressionistischen Re- liefs sind der totale Bruch mit dem griechisch-römischen Stil;

bei diesem ist es die anato- misch vollkommene Darstel- lung des menschlichen Kör- pers, seiner „Harmonie" und

„Schönheit" - bei jenen der Ausdruck von Gefühlen, Nei- gungen und Charaktereigen- schaften ohne Rücksicht auf grobanatomische Abweichun- gen und „Dysharrnonien" des menschlichen Körpers.

So werden auf der linken Seite des Altars bei der „Heim- suchung" (Bibelausdruck für

„Besuch im Heim") in der Freude des Wiedersehens die umarmenden Extremitäten an- derthalbmal so groß dargestellt, als anatomisch richtig wäre (Abbildung), um der freudigen Erregung der beiden Frauen Ausdruck zu verleihen. Auf der rechten Ratchis-Altarseite hat sich die Stifterin, die fromme Ratperga, ohne jeden Schmuck

und ohne die Prunkkleidung ei- ner Königsmutter hinter dem Thron der Maria - klein wie ein Mäuschen - in halber Körper- größe darstellen lassen, obwohl Platz genug für die volle Größe gewesen wäre: expressioni- stisch dargestellte große Be- scheidenheit, Ablehnung von Aggression, Prunk-, Machtgier und Gewalt.

Noch ein Detail: Das auf dem Schoß der Maria sitzende Jesuskind ist älter gemacht, um an ihm die langobardische Langform des Schädels (Bir- nenschädel) und die langen, blonden, in der Mitte geschei-

Links oben: Freudige Begrü- ßung, dargestellt auf der linken Seite des langobandischen Rat- chis-Altars - Unten: Ein Gold- blattkreuz, das kürzlich in Civi- dale gefunden wurde; der zen- trale Kopf des „Anbetenden" ist unverkennbar ein Langobarde

telten Haare zu zeigen und ihn so als Langobarden darstellen zu können.

Eigenarten des langobardi- schen Kunststils, besonders die bescheidene Darstellung from- mer Herrscher und Stifter, wurden in der romanischen Kunst auf- und angenommen, das ganze Mittelalter hindurch benutzt und finden sich selbst heute noch in der „modernen"

Kunst.

2. Die Goldblattkreuze Es war der höchste und letz- te Wunsch eines sterbenden Langobarden, mit einem Gold- blattkreuz beerdigt zu werden - aber das konnten sich die we- nigsten leisten. Diese typisch langobardischen Kreuze wur- den mit Bindfaden an ein Tuch geheftet (deshalb die zwei kaum sichtbaren Löcher am Ende eines jeden Kreuzschen- kels!) und über Gesicht oder Brust des Toten gelegt.

Es wurden in Cividale weit über fünfzig Goldblattkreuze gefunden. Einige sind im Mu- seo Archeologico, dem Dom gegenüber, zu sehen. Das abge- bildete Goldblattkreuz ist das des Orante, erst vor kurzem in Cividale gefunden. Es zeigt auf

den vier gleichgroßen Schen- keln ein Flechtbandmuster, ty- pisch flächendeckend, und das zentrale Emblem mit dem durch Gesichtsform und Haar- tracht als Langobarde ausge- wiesenen „Anbetenden".

3. Zug der frommen Frauen zu Christus Dem steilen, holprigen Weg zum Natisone folgend, vorbei an den Ruinenresten longobar- discher Juweliere, Künstler und Handwerker, geht es zum dritten Schwerpunkt der Füh- rung, zum Tempietto langobar- do. Beim ersten flüchtigen Blick auf die Innenausstattung der ehemaligen langobardi- schen Frauenklosterkirche ge- winnt der weniger Erfahrene den Eindruck, am falschen Ort zu sein: Er sieht zunächst nur weibliche Personen, modelliert aus Gips in anatomisch voll- kommener, „harmonischer"

Gestalt (Abbildung).

Die Deutung dieses Kunst- stils ergibt sich aus der Kennt- nis der tausendjährigen Hei- matlosigkeit und Wanderschaft der Langobarden. Ihre Künst- ler waren gezwungen, für ihre Ideen jede freie Fläche auf den Waffen, dem Hausrat oder dem Schmuck zu nutzen, be- sonders für die vielen Formen des dreisträhnigen langobardi- schen Flechtbandes. Erst in der neuen Heimat in Italien konn- ten die Künstler alle Materiali- en wie Gold, Bronze, Bern- stein, vor allem auch Steine zur Realisierung ihrer Vorstellun- gen heranziehen. Nun hatten sie auch die volle Kenntnis der

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A-1302 (96) Dt. Ärztebl. 88, Heft 15, 11. April 1991

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SCHWINDEL

Leitsymptom für Durchblutungsstörungen

OHREN- SAUSEN

Leitsymptom für Durchblutungsstörungen

DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT AUS DER INDUSTRIE

Metoprolol vermindert plötzlichen Herztod bei Hypertonikern

Der „Zug der frommen Frauen zu Christus" symbolisiert die Su- che dieses Volkes nach Heimat griechisch-römischen, der by- zantinischen und teilweise auch der ägyptischen Kunst, deren Elemente sie verwendeten.

So entstanden diese Figu- ren des „Zuges der frommen Frauen zu Christus". Jeder der drei anderen, heute „leeren"

Wände des Tempietto longo- bardo zeigte den gleichen Zug der Frauen zu Christus, symbo- lisierend die tausendjährige Su-

che dieses Volkes nach einer Heimat und nach Gott. Man erkennt rasch auch die „reine"

langobardische Kunst als Un- terlage für diesen Zug zu Chri- stus: einen herrlichen Tri- umphbogen aus dreisträhnigen Flechtbändern und ebenso ty- pischen Ornamenten.

Pax Romana — Pax langobarda

Viele bewundern die Rö- mer vor allem wegen des im Anschluß an die Regierungs- zeit des Kaisers Augustus über 200 Jahre dauernden Friedens in der damals bekannten Welt.

Bei dieser Pax Romana hat es sich aber um einen Scheinfrie- den gehandelt, aufrechterhal- ten durch die Androhung und Anwendung von Gewalt durch die bis an die Zähne bewaffne- ten Legionen und Praetorianer.

Die Langobarden dagegen, geläutert und belehrt in einer über tausendjährigen Heimat- losigkeit und Wanderschaft, versuchten durch Gewaltlosig- keit, durch Abkehr von Aggres- sionen, von Feindbildern, von

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Haß und Zwang — durch das Gespräch mit dem Nächsten, dem Bürger, dem Nachbarvolk zum Ziel zu kommen. Nicht die Aggressionen der Pax Romana

— die Gewaltlosigkeit der lan- gobardischen Verhandlungs- taktik brachte die friedliche In- besitznahme einer neuen Hei- mat in Italien.

Die Parallele zur aktuellen Geschichte ist deutlich: Es wa- ren nicht die Methoden der Pax Romana, nicht die Gewaltan- drohungen der nuklearen Ab- schreckung, nicht die ständig steigenden, steuerfressenden Aufrüstungen, nicht die Hal- tung waffenstarrender Heere, die die Wende 1989 brachten!

Fast alle Völker Europas und vor allem unsere Nachbarn im Osten wendeten sich dem friedlichen Gespräch mit den früheren Feinden und der Ge- waltlosigkeit zu. Und nur dies brachte den Erfolg — mit den Mitteln der Pax langobarda.

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med. habil.

Albert Schretzenmayr Maierhaldenweg 6 W-8901 Aystetten

Obwohl Betablocker und Diuretika erhöhte Blutdruck- werte gleichermaßen effektiv senken, konnte für den ß-1- selektiven Wirkstoff Meto- prolol jetzt ein weiterer posi- tiver Effekt nachgewiesen werden: Bei mit Metoprolol behandelten Hypertonikern treten 30 Prozent weniger To- desfälle durch plötzlichen Herztod auf als in der Ver- gleichsgruppe.

Dies ist das Ergebnis der internationalen MAPHY- Studie (Metoprolol Athero- sclerosis Prevention in Hyper- tensives), die Ende Februar auf einer Videopressekonfe- renz des Pharmaunterneh- mens Astra in München vor- gestellt wurde. In dieser Stu- die, an der 66 Zentren in elf Ländern beteiligt waren, konnte erstmals nachgewie- sen werden, daß mit einer an- tihypertensiven Therapie eine primäre Prävention des Herz- todes bei Hochdruckpatien- ten möglich ist.

Der plötzliche Herztod ist die häufigste Todesursache bei Hypertonikern — ihr Risi- ko ist im Vergleich zu Gesun- den um den Faktor drei er- höht. Die Hauptursache für den letalen Ausgang sind Herzrhythmusstörungen bzw.

Kammerflimmern, die wahr- scheinlich durch Kombinati- on einer stillen koronaren Herzkrankheit und einer aku- ten Streßsituation provoziert werden. Es ist zwar seit lan-

ger Zeit bekannt, daß Beta- blocker die Letalität nach ei- nem Erstinfarkt um etwa 23 Prozent vermindern. Für die Primärprävention standen solche Beweise jedoch bislang aus.

In MAPHY wurden 3234 männliche Hypertoniker im Alter zwischen 40 und 64 Jah- ren entweder mit Metoprolol (200 mg/Tag) oder Diuretika (50 mg Hydrochlorothiazid oder 5 mg Bendroflumethia- zid) behandelt. Statistisch ge- sondert berücksichtigt wur- den Risikofaktoren wie Alter, systolischer Druck, Choleste- rinspiegel und Rauchen. Die Beobachtungszeit der Patien- ten variierte zwischen 2,3 und 10,8 Jahren — im Durchschnitt betrug sie 4,2 Jahre.

Zunächst erlaubte das Studienprotokoll auch die Gabe der Betablocker Propa- nolol, Alprenolol und Ateno- lol. Allerdings fand man in dieser Gemeinschaftsstudie (HAPPHY — Heart Attack Primary Prevention in Hyper- tensives) keinen signifikanten Unterschied zwischen Di- uretika und Betablockern, was die Untersucher auf un- terschiedliche pharmakologi- sche Kenndaten (Atenolol ist beispielweise hydrophil) so- wie statistische Auswertun- gen zurückführen. Der Ver- gleich von Metoprolol gegen Diuretika (MAPHY) ist dem- nach ein ausgeblendeter Teil der HAPPHY-Studie.

Dt. Ärztebl. 88, Heft 15, 11. April 1991 (97) A-1303

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