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Wenn der Blutdruck sich nicht senken lässt

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F O R T B I L D U N G

ARS MEDICI 5 2009

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Stellt sich der angestrebte blutdrucksenkende Effekt bei einem Hypertoniker nicht ein, sollte man zualler - erst an eine mangelhafte Compliance denken. Auch Fehler in der Lebensführung wie zum Beispiel eine pro- grediente Gewichtszunahme sind häufige Ursachen.

Schliesslich gilt es, das medikamentöse Arsenal voll auszuschöpfen, wobei sich in der Regel eine Mehrfach- behandlung mit bis zu fünf Präparateklassen empfiehlt.

B E R N D K R Ö N I G

Die arterielle Hypertonie stellt weltweit den wichtigsten Risi- kofaktor für Morbidität und Mortalität dar (7). Trotz erhebli- cher Aufwendungen in der nichtmedikamentösen und insbe- sondere medikamentösen Behandlung ist nach den jüngsten Studien in unserem Land (5) von einer «kontrollierten» Hyper- tonie bei Frauen nur in 26 bis 29 Prozent und bei Männern gar nur in 8 bis 10 Prozent auszugehen. Damit wird das The- rapieziel für den Gelegenheitsblutdruck von < 140/90 mmHg bei etwa 80 Prozent der Betroffenen verfehlt. Was sind die Ur sachen?

Definition: Therapieresistente Hypertonie

Nach nationalen und internationalen Leitlinien (2, 4) ist von einer therapieresistenten Hypertonie auszugehen, wenn trotz Einsatzes von «mindestens drei Antihypertensiva unterschied- licher Klassen unter zwingendem Einschluss eines Diuretikums und Einhaltung eines gesundheitsbewussten Lebensstils keine Normotension erreicht worden ist». Dabei ist zu bedenken, dass nach den WHO-Kriterien ein mehrfach gemessener Blut- druck von 130–140/85–90 mmHg bereits als «hoch-normal» be- zeichnet wird. Wünschenswert ist ein Gelegenheitsblutdruck von <130/85 mmHg, optimal erst bei <120/80 mmHg.

Non-Compliance als Ursache Nr. 1

Die potenziellen Ursachen einer therapieresistenten Hyper - tonie sind im Kasten zusammengefasst. Der weitaus bedeu-

tendste Grund ist die medikamentöse Non-Compliance, das heisst ein teilweises oder vollständiges Weglassen der verord- neten blutdrucksenkenden Medikation. Um eine solche aufzu- decken, hat sich folgendes Vorgehen bewährt: Sollten sich trotz

■Non-Compliance

■Fehlende Lebensstiländerung mit z.B.

– progredienter Gewichtszunahme

– zu hohem Alkoholkonsum (u.a. «Binge-Drinking»)

■Fortgesetzte Einnahme blutdrucksteigernder Substanzen, wie – Lakritze, Kokain, Glukokortikoide, NSAR

■Schlafapnoe-Syndrom

■Unerwartete sekundäre Hypertonie

■Volumen-Überladung durch – inadäquate diuretische Therapie – progrediente Niereninsuffizienz – hohe Kochsalzzufuhr

– Hyperaldosteronismus

■Weisskittel-Hypertonie

■ Blutdruckmessung mit zu kleiner Manschette bei grossem Oberarmumfang

(nach ESC-ESH-Guidelines, 2007)

Kasten:

Ursachen der therapieresistenten Hypertonie

Ursachen einer vermeintlich therapie- resistenten Hypertonie

Wenn der Blutdruck sich nicht senken lässt

Was steckt hinter einer Therapieresistenz?

Merksätze

Mangelhafte Compliance ist der häufigste Grund für einen ausblei- benden Therapieerfolg

Bei der Verschreibung mehrerer Antihypertensiva sollte beachtet

werden, dass nicht alle Substanzen miteinander kombiniert werden

können.

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ARS MEDICI 5 2009 F O R T B I L D U N G

eingehender ärztlicher Erörterung der Notwendigkeit einer zu- verlässigen Tabletteneinnahme normotensive Werte nicht er- reichen lassen, kann unter engmaschiger medizinischer Be- treuung eine kurzfristige Medikamentenpause eingelegt wer- den. Bleibt das Blutdruckniveau darunter in gleicher Höhe oder fällt sogar ab, ist von einer Non-Compliance auszugehen.

Unzureichende Lebensstiländerung

Wie aus der Übersicht ersichtlich, kann eine Missachtung der erforderlichen Lebensstiländerungen zu einer vermeintlich therapieresistenten Hypertonie führen. Zu den praktisch be- deutendsten Faktoren gehören übermässiger Alkoholkonsum (>40 g täglich), progrediente Gewichtssteigerung und über- höhte Kochsalzzufuhr (>15 bis 20 g täglich).

So ist zum Beispiel pro 5 kg Gewichtszunahme mit einem sys- tolischen Druckanstieg von mindestens 5 mmHg zu rechnen.

Unter dem besonders blutdruckgefährdenden «Binge-Drin- king» versteht man den Konsum von mindestens fünf «Drinks»

zu 12 g Alkohol pro Stunde («in a row»), was knapp 200 ml Schnaps (40 Vol.%) oder drei Flaschen Bier (à 0,5 l) entspricht.

Eine weitere praxisrelevante Ursache der therapieresistenten Hypertonie kann die unkontrollierte, oft nicht genannte Ein - nahme blutdrucksteigemder Substanzen und Medikamente sein (vgl. Übersicht). Besonders bei übergewichtigen Patienten ist darüber hinaus durch entsprechende gezielte Anamnese und gegebenenfalls weitergehende Untersuchungen ein Schlafapnoe-Syndrom auszuschliessen.

Nicht zuletzt ist bei einer Therapieresistenz auch an eine Flüs- sigkeitsüberladung infolge zum Beispiel unzulänglicher diure- tischer Therapie, einer progressiven Niereninsuffizienz oder der bereits genannten hohen Kochsalzzufuhr zu denken.

Unerwartete sekundäre Hypertonie

Auch wenn davon auszugehen ist, dass in der Allgemeinpraxis über 95 Prozent aller Hochdruckpatienten eine essenzielle pri- märe Form haben, sollte bei einer sich neu entwickelnden zunehmenden Therapieresistenz auch an eine sekundäre Hypertonieform gedacht werden. Hier sind insbesondere eine (arteriosklerotische) Nierenarterienstenose, progrediente Nie- reninsuffizienz und Hyperaldosteronismus zu erwähnen.

Medikamentöse Mehrfachtherapie

Bei der eingangs genannten Definition der therapieresistenten Hypertonie wird der Einsatz von wenigstens drei Antihyper- tensiva unterschiedlicher Klassen gefordert. Dies sind in erster Linie Diuretika, Betablocker, Kalziumantagonisten, ACE-Hem- mer und AT1-Rezeptorantagonisten.

Auch wenn die Diuretika aufgrund unerwünschter Wir - kungen, die eine Non-Compliance begünstigen können, an praktischer Einsatzfähigkeit eingebüsst haben, ist nicht zu verkennen, dass Diuretika äusserst effektive blutdrucksen- kende Medikamente sind. In der Praxis bewährt haben sich Thiazide (z.B. 25 mg Hydrochlorothiazid/Tag) und Xipamid (z.B. 40 mg/Tag) bei noch weitgehend normaler Nierenfunk- tion (bis Serum-Kreatinin von ca. 2 mg/dl). Bei eingeschränkter

Nierenfunktion sind Torasemid (z.B. 10 bis 20 mg/Tag) oder auch Furosemid (z.B. 40 bis 80 mg/Tag) ratsam.

Kombinationen: Was ist sinnvoll?

Bei der Kombination mehrerer Substanzen ist zu beachten, dass Betablocker wegen der Gefahr bradykarder Herzrhyth- musstörungen nicht zusammen mit Kalziumantagonisten vom Verapamil-Typ gegeben werden dürfen. Auch hat sich in der ONTARGET-Studie gezeigt, dass kein relevanter weiterer blut- drucksenkender Effekt bei der Kombination von Ramipril als ACE-Hemmer und Telmisartan als AT1-Rezeptorantagonist zu- stande kommt.

Was die Kombinationstherapie angeht, ist darüber hinaus be- merkenswert, dass in der 2007er Leitlinie der ESH-ESC (4) das bisherige «Pentagramm» durch Aufnahme der Alpha-Blocker zu einem «Hexagramm» geworden ist (siehe Abbildung). Ge- rade bei einer tatsächlich therapieresistenten Hypertonie kön- nen danach Substanzen wie Doxazosin ergänzend zum Bei- spiel in einer Drei- oder Vierfachtherapie eingesetzt werden.

Bei Männern bietet sich damit die Chance, Symptome einer eventuellen Prostatavergrösserung mitzubehandeln.

Als eventuell erforderliche weitere Substanzen kommen «Re- serve-Antihypertensiva» in Betracht wie Aldosteronantagonis- ten, zentrale Sympatholytika und Vasodilatanzien.

Literatur unter www.allgemeinarzt-online.de/downloads/literaturliste.html

Prof Dr. med. Bernd Krönig Facharzt für Innere Medizin D-54296 Trier

Interessenkonflikte: keine

Diese Arbeit erschien zuerst in «Der Allgemeinarzt» 20/2008.

Die Übernahme erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Verlag und Autor.

Abbildung: Kombinationsmöglichkeiten verschiedener Antihypertensiva.

Durchgezogene Linien = bevorzugte Kombinationen. Blau hinterlegt = Substanzgruppen, die in kontrollierten Interventionsstudien günstig wirkten (4).

Thiazid-Diuretika

ACE-Inhibitoren

AT1-Rezeptor- antagonisten

Kalzium- antagonisten β-Blocker

α-Blocker

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