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Archiv "Die Strahlentherapie gutartiger Erkrankungen: Richtwerte reduzieren!" (28.05.1987)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

DISKUSSION

Hierzu sind so viele Leserbriefe eingegangen, daß wir uns auf eine Auswahl beschränken müssen, die wir mit einem Schlußwort von Pro- fessor Heß veröffentlichen:

Bedenken aus

orthopädischer Sicht

Mit großem Interesse habe ich die Abhandlung von Herrn Prof.

Heß gelesen und hierbei auch seine Ausführungen über eine empfeh- lenswerte Strahlentherapie am Hal- tungs- und Bewegungsapparat zur Kenntnis genommen. Aus orthopä- discher Sicht bin ich über diese Aus- führungen nicht gerade glücklich, dies aus mehreren Gründen, die ich nachfolgend erläutern darf.

So wird ausgeführt, daß „bei vorübergehenden Fehlbelastungen"

eine Dauerwirkung durch die Strah- lenbehandlung zu erwarten sei.

Hierzu ist aus orthopädischer Sicht festzustellen, daß nach vorüberge- hender Fehlbelastung im allgemei- nen auch ohne jegliche Behandlung mit der Rückbildung von Fehlbe- lastungsbeschwerden gerechnet wer- den kann. Beruht diese „Dauerwir- kung" mit einer Strahlenbehand- lung etwa nur darauf, daß der Zeit- faktor als Therapeutikum wirksam wird? Durch die Analyse zahlreicher Problemfälle mit sogenannten Zer- vikalsyndromen und einer Periar- thritis humero-scapularis etc. ver- mag ich nicht zu bestätigen, daß der- artige Schmerzsyndrome sich durch eine Röntgenbestrahlung bessern lassen. Ohnehin sind diese Begriffs- bildungen als „Diagnose" wenig hilfreich, da dem vielfältigste struk- turelle Veränderungen unterschied- licher Art zugrunde liegen können, die auch eines differenzierten thera-

peutischen Vorgehens bedürfen. So hat z. B. Gschwend auf der 35. Jah- restagung der Nordwestdeutschen Orthopädenvereinigung im Juni 1985 vorgetragen, daß der Begriff

„Periarthritis humero-scapularis"

lediglich noch in den Medizinischen Geschichtsbüchern eine Berechti- gung hat. Ob nun auch die vielen psychosomatisch induzierten Zervi- kal- und Schulter-Arm-Syndrome ei- ner Strahlentherapie unterzogen werden sollten, erscheint mir eben- falls äußerst zweifelhaft.

Wenn man nun liest, daß ausge- rechnet die Verschleißarthrosen, die so häufig sowohl Patienten als auch den behandelnden Arzt vor dauer- hafte Probleme stellen, nicht oder nur kurzfristig auf eine Strahlenbe- handlung reagieren, so habe ich letztendlich doch ganz erhebliche Bedenken, eine solche, allenfalls in ausgesuchten Einzelfällen einmal sinnvolle Strahlentherapie ex ca- thedra als gängige und viel zu wenig angewandte Behandlungsmethode zu propagieren.

Ich darf schließlich noch anmer- ken, daß mir aus meiner Mitarbeit bei den Gutachtern- und Schlich- tungsstellen der Landesärztekam- mern Hessen und Rheinland-Pfalz Einzelfälle bekannt sind, bei denen eine solche Strahlenbehandlung bei Schmerzsyndromen am Haltungs- und Bewegungsapparat schlicht als vermeidbar fehlerhafte ärztliche Handlungsweise bezeichnet wurde.

Um so unglücklicher bin ich über diesen, aus orthopädischer Sicht zweifelhaften Aufsatz des Strahlen- therapeuten, der möglicherweise da- zu führt, das seitens der Allgemein- mediziner ohne genügende diagno- stische Klärung bei derartigen Schmerzsyndromen vermehrt von einer Strahlentherapie Gebrauch ge- macht wird. Ich frage mich ernst-

haft, wie man im Hinblick auf die Wirkungen eines solchen Aufsatzes die immer schärfer werdenden Strahlenschutzverordnungen bezüg- lich der Röntgendiagnostik sehen soll. Entweder sind diese Vorschrif- ten oder aber diese im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichten „Thera- pie-Empfehlungen" überzogen.

Dr. med. F. Schröter Arzt für Orthopädie Leitender Arzt Institut für

Medizinische Begutachtung Landgraf-Karl-Straße 21 3500 Kassel

Richtwerte reduzieren!

Die angegebenen Richtwerte von 0,3 bis 0,4 GY kann man noch wesentlich reduzieren! Einzeldosen von 0,05 bis 0,1 GY haben bei sonst gleichartiger Anwendung in jahr- zehntelanger Praxis den gleichen Er- folg gebracht. Der Vorteil: „homöo- pathische" Dosierung gestattet eine häufigere Wiederholung der Thera- pieserien, insbesondere bei chroni- schen und rezidivierenden Verände- rungen — ohne sich der Gefahr einer vermehrten Strahlenbelastung aus- zusetzen.

Dr. med. Heinrich Schäfer Radiologe

Bussardstraße 13

4050 Mönchengladbach 2

Behandlungserfolge im orthopädischen Bereich

Es ist sehr zu begrüßen, daß ein- mal von maßgeblicher Seite, zum anderen auf breiter Basis, wie im Deutschen Ärzteblatt, zu dem Pro- blem kritisch und im positiven Sin- ne, für alle Fachrichtungen zugäng- lich, Stellung genommen wird.

Die Anfänge meiner Röntgen- Therapie-Erfahrungen liegen noch bei Prof. Jüngling, Stuttgart/Flens-

Die Strahlentherapie

gutartiger Erkrankungen

Editorial von Professor Dr. med. Friedhelm Heß

in Heft 48 vom 26. November 1986, Seiten 3374 bis 3376

Dt. Ärztebl. 84, Heft 22, 28. Mai 1987 (67) A-1581

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burg. Als Chirurg, Orthopäde und Durchgangsarzt habe ich in vielen meiner Gutachten und ärztlichen Berichte auf die Zweckmäßigkeit der Röntgen-Entzündungsbestrah- lung hingewiesen und sie im Einver- ständnis mit einzelnen Radiologen in Essen praktiziert. Es gab Radiolo- gen, die mir Patienten und Überwei- sung wieder zurückgeschickt haben, insbesondere im Rahmen der hoch- gespielten Anti-Strahlen-Welle.

Zur Zeit bin ich als Beratungs- facharzt beim VäD-Essen tätig und sehe im Rahmen dieser Begutach- tung eine Vielzahl von Tendoperio- stosen und Periarthritiden. Wenn ich dann in den Vertrauensärzt- lichen Gutachten auf die Zweckmä- ßigkeit der Röntgen-Therapie hin- weise, stoße ich immer wieder auf Ablehnung, da den Praktikern diese Möglichkeit unbekannt ist und sie von Internisten vielfach gänzlich verneint wird.

Sehr gute Erfolge habe ich bei allen Formen der Tendoperiostosen gesehen. Sie haben eine Vielzahl der Indikationen aufgeführt, für den verordnenden Arzt sollte die Palette noch etwas breiter sein.

Zu den Erfolgen der Röntgen- Therapie gehören zum Beispiel die Synchondritis sternalis, die Arthritis der Brust-Bein-Schlüsselbein-Ge- lenke, die außer Kortisonen, sonst kaum einer Therapie zugänglich sind. Besondere Formen der Tendo- periostosen, wie etwa die Styloiditis radii et ulnae, die Daumensattelge- lenke an der Hand, der entzündliche und oft recht schmerzhafte Fersen- sporn gehören in die Erfolgsskala.

Als Chirurg habe ich im Rah- men meiner jetzigen Tätigkeit häu- fig sehr negative Ergebnisse nach der Operation nach Hohmann-Wil- helm, zum Teil mit erheblichen Funktionsbehinderungen gesehen.

Das gleiche gilt für die lokale Injek- tion von Kortison an die Trigger- punkte. Auf die guten Erfolge bei der Bestrahlung der Dupuytren- schen Kontraktur haben Sie hinge- wiesen, das Krankheitsbild muß sich jedoch noch in einem Anfangsstadi- um befinden. Mein eigener Dupuy- tren ist nicht nur zum Stillstand ge- kommen, sondern hat sich meßbar gebessert.

Ich habe stets gute Erfolge bei der Bestrahlung des Panaritiums im Anfangsstadium gehabt. Beim Pes- anserinus-Schmerz , der oft diagno- stisch fehlinterpretiert wird, leistet die gezielte Röntgen-Therapie kurz- fristige Erfolge.

Sie, Herr Professor, schränken die Arthrosis-Bestrahlung der Hüft- gelenke ein. Ich schließe mich dieser Einschränkung an, da an den Hüften die biomechanischen Gesichtspunk- te eine erhebliche Rolle spielen.

Reizbestrahlungen ohne Deformie- rung des Hüftgelenkes zeigen hinge- gen wiederum gute Ergebnisse.

Es bleibt die Hoffnung, daß Ihre Arbeit eine breiten Leserkreis fin- det, und auch eine entsprechende Anwendung der Röntgentherapie.

Den Zweiflern an den Erfolgen soll- te man klarmachen, daß die gezielte Röntgen-Therapie einmal den ge- ringsten Aufwand erfordert und praktisch keine faßbaren Schäden hinterläßt.

Für mich selbst war Ihre vorzüg- liche Arbeit eine Bestätigung meiner seit Jahren durchgeführten Thera- pie, die bei etwa 95 Prozent Erfol- gen bei enger, gezielter Indikation liegt. Es sei mir der Hinweis erlaubt, daß eine komprimierte Fassung die- ses Themas in der Zeitschrift des Be- rufsverbandes der Orthopäden si- cher sehr begrüßt würde, da sie den Kollegen möglicherweise entgangen sein könnte.

Dr. med. W. Zeise Orthopäde, Chirurg

Beratender Arzt beim Vertrauens- ärztlichen Dienst Essen

Hindenburgstraße 88 4300 Essen

Strahlentherapie bei der

Dupuytrenschen Kontraktur?

In Ihrem Editorial in Heft 48/1986 äußert sich Herr Kollege Heß über die Strahlentherapie bei gutartigen Erkrankungen. Auf Seite 3375 wird festgestellt. „Den übli- chen Behandlungsmethoden überle-

gen ist die Strahlentherapie bei der Dupuytrenschen Kontraktur . . "

Literaturhinweise zu dieser Feststel- lung fehlen.

Die übliche Behandlungsmetho- de der Dupuytrenschen Kontraktur, zumindest in den Stadien II bis IV, ist die Operation. Mir ist aus der Li- teratur keine wissenschaftlich halt- bare Untersuchung bekannt, bei der die Überlegenheit der Strahlen- therapie bei der Dupuytrenschen Kontraktur über die operative Be- handlung nachgewiesen wurde. Bei den von mir beobachteten Patien- ten, bei denen wegen einer Dupuyt- renschen Kontraktur eine Strahlen- therapie durchgeführt wurde, war diese ohne Ausnahme erfolglos. Ich wäre Herrn Kollegen Heß dankbar, wenn er seine Äußerung zur Strah- lentherapie bei Dupuytrenscher Kontraktur belegen oder aber be- richtigen würde.

Prof. Dr. med. P. Haußmann Chefarzt der Abteilung für Handchirurgie, plastische und rekonstruktive Chirurgie DRK-Klinik Baden-Baden Lilienmattstraße 5

7550 Baden-Baden

Schlußwort

Wenn man in der wissenschaft- lichen Literatur ein kontroverses Thema anschneidet, dann gibt es die schweigende Zustimmung, die Zu- stimmung und die Kritik. Eine Klar- stellung und fruchtbare Diskussion kann sich dabei natürlich nur aus kritischen Äußerungen ergeben, und ich danke deshalb Herrn Kolle- gen Schröter für seine Stellungnah- me, die mir Gelegenheit zu Klarstel- lung und Erläuterungen gibt.

Der Strahlentherapeut ist das letzte Glied einer Behandlungsket- te, er wird nur auf ausdrückliche Überweisung tätig und wird deshalb naturgemäß bei der Behandlung gut- artiger Erkrankungen immer nur bei der Erfolglosigkeit der übrigen The- rapieanwendungen herangezogen.

Dieses wesentliche Faktum hat Herr Kollege Schröter übersehen. Wenn nun gerade bei hartnäckigen A-1582 (68) Dt. Ärztebl. 84, Heft 22, 28. Mai 1987

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