Behinderte
Jeder Zwölfte betroffen
Ergebnisse
der Bundesstatistik
E
nde 2001 lebten in Deutschland rund 6,7 Mil- lionen Menschen mit einem gravierenden Handicap. Dies waren rund 80 000 oder 1,2 Prozent mehr als Ende 1999.Als schwerbehindert gelten Personen, denen die Versor- gungsämter einen Grad der Behinderung von 50 Prozent und mehr zuerkannt haben.
53 Prozent der Betroffenen waren Männer, 52 Prozent 65 Jahre und älter. Nur 2,5 Pro- zent waren Kinder unter 18 Jahren. In 85 Prozent der Fäl- le wurde die Behinderung durch eine Krankheit verur- sacht, 4,7 Prozent waren an- geboren, 2,5 Prozent auf ei- nen Unfall oder eine Berufs- krankheit zurückzuführen.
Fast jeder dritte Schwerbe- hinderte leidet unter Funkti- onsbeeinträchtigungen der in-
neren Organe. Bei 15 Prozent sind Arme und Beine betrof- fen, bei weiteren 15 Prozent die Wirbelsäule und der Rumpf. Acht Prozent der Be- troffenen sind geistig oder seelisch behindert, bei acht Prozent liegen Störungen der Hirnfunktion vor. Jeder Zwan- zigste war blind oder sehbe- hindert. Dies weist die jüngste Statistik des Statistischen Bun- desamtes aus.
Sport im Jugendalter
Fitness lässt weiter nach
Daten zum Bewegungs- status besorgniserregend
D
ie Fitness 6- bis 18-Jähri- ger verschlechtert sich ste- tig. „Kinder haben heute im Vergleich zur vorherigen Ge- neration weniger Kraft und körperliche Geschicklichkeit“, sagte Claus Thomann, Schul- leiter eines Düsseldorfer Gym- nasiums. Seine Schüler be-teiligten sich an einem Bewe- gungstest, den die AOK, der Deutsche Sportbund (DSB) und das Wissenschaftliche In- stitut der Ärzte Deutsch- lands entwickelt haben. Ne- ben einer sportmotorischen Leistungsüberprüfung werden die Kinder über Einstellun- gen und Verhaltensweisen zum Thema „Bewegung und Sport“ befragt. Bundesweit beteiligten sich bisher 20 000 Schüler.
Verglichen mit Daten von 1995, ist die körperliche Lei- stungsfähigkeit der 10- bis 14-Jährigen bei den Jungen um 20 Prozent und bei den Mädchen um 26 Prozent ge- sunken. Bei allen Übungen schnitten diejenigen besser ab, die drei oder mehr Stun-
den Schulsport haben. Die meisten Schüler (63 Prozent) haben jedoch maximal zwei Stunden Sport in der Woche.
Dagegen belegt die Untersu- chung, dass sich 45 Prozent der Kinder wünschen, mehr Sport zu treiben. Manfred von Richthofen, Präsident des DSB, forderte deshalb Vereine und Schulen auf, en- ger zu kooperieren. Vereins- mitglieder schneiden beim Bewegungscheck besser ab.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie der Gmünder Ersatzkasse mit der Universität Würzburg. 2 000 Kinder wurden einem Fit- nesscheck unterzogen. Defi- zite zeigten sich bei Übungen zum Gleichgewichtssinn und zur Reaktionsfähigkeit.
A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 144. April 2003 AA877
Schlaganfall
Patienten verkennen häufig Warnzeichen
S
ubtile Symptome eines Schlaganfalls werden von den Patienten oder ih- ren Angehörigen häufig verkannt. Dies zeigt eine Auswertung von Anrufen bei der zentralen Notrufzentrale in Nürnberg, die jetzt in der Online-Aus- gabe von „Stroke“ (2003,10.1161/01.STR.0000063366.98459.1F) veröffent- licht wurde. Seit etwa einem Jahrzehnt gilt der Schlaganfall als eine potenziell behandelbare Erkrankung. Die Chan- cen hängen unter anderem davon ab, dass der Schlaganfall rechtzeitig dia- gnostiziert wird. Nach Angaben von René Handschuh (Abteilung für Neu- rologie der Universität Erlangen-Nürn- berg) ist dies jedoch noch zu wenig in dem Bewusstsein der Bevölkerung ver- ankert. Subtile Hinweise wie etwa
leichte Benommenheit, Übelkeit, tau- bes Gefühl in einer Gliedmaße oder ei- ne Schwäche der Gesichtsmuskulatur sind für die Menschen kein Grund, die Angehörigen damit zu belästigen oder sogar eine Notfallambulanz der näch- sten Klinik aufzusuchen. Diese Zurück- haltung sei dafür verantwortlich, dass noch immer die Mehrheit der Patien- ten die Klinik zu spät für eine thrombo- lytische Behandlung erreiche.
A
usgewertet wurden die Aufzeich- nungen von 141 Schlaganfall-Pati- enten, die sich zunächst an die zentrale Notrufzentrale in Nürnberg gewandt hatten. Ein Viertel der Patienten klag- te über Sprachprobleme, jeder Fünfte über eine Muskelschwäche in einer Gliedmaße, etwa jeder Sechste über ei- ne Veränderung des Bewusstseins. In jedem fünften Fall war ein Sturz der Anlass für den Anruf. Jeder Zehnte berichtete über eine Gesichtsmuskel- schwäche.Taubheitsgefühle wurden nur von acht Prozent, Benommenheit nurvon sechs Prozent beschrieben. Wichtig ist, dass nur etwa 20 Prozent der Pa- tienten den Verdacht hatten, dass sie ei- nen Schlaganfall erlitten hatten. In der Notrufzentrale wurde diese Verdachts- diagnose jedoch allein aufgrund der mündlichen Angaben in 52 Prozent der Fälle gestellt.
V
om ersten Symptom bis zum An- ruf vergingen im Durchschnitt 38 Minuten. Der Krankenwagen war in- nerhalb von zwölf Minuten am Ort und nach 51 Minuten in den Kliniken. Bis zum Beginn der Behandlung vergin- gen noch einmal 40 Minuten, erklärte Handschuh. Die größten Verzögerun- gen bis zum Anruf gab es bei älte- ren Patienten, die allein lebten be- ziehungsweise nicht mehr in der Lage waren, einen Notruf abzugeben. Der Notarzt wurde in der Regel von Ehe- partner, Kindern oder Nachbarn alar- miert. Diese Personen sind eine wich- tige Zielgruppe für Aufklärungsmaß-nahmen. Rüdiger Meyer
Akut
Kinder, die drei oder mehr Stunden Schulsport haben, schnitten bei allen Übungen besser ab.
Foto: dpa