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Therapie mit Colchicin (Diese praxisorientierte Information für den behandelnden Arzt ersetzt nicht die Fachinformation)

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DGRh, Juni 2020 Seite 1 von 2

Therapie mit Colchicin

(Diese praxisorientierte Information für den behandelnden Arzt ersetzt nicht die Fachinformation) Für Ihren Patienten wird folgendes Medikament empfohlen: ______________________

Colchicin wird vor allem bei der Gicht (Arthritis urica), bei verschiedenen sog. Autoinflammations- erkrankungen (auch periodische Fiebersyndrome genannt) wie dem Familiärem Mittelmeerfieber (FMF) oder dem Morbus Behçet eingesetzt, manchmal auch in Kombination mit anderen rheuma- tologischen Basistherapeutika. Sämtliche Präparate sind für den akuten Gichtanfall zugelassen;

nur für Colchicin Tiofarma besteht auch eine Zulassung für die Prophylaxe des Gichtanfalls und für das FMF.

Empfohlene Dosis: Tbl. à 0,5 mg: ___ mal täglich.

Bzgl. der Dosierungen in den verschiedenen Indikationen wird auf die Fachinformation oder Fachlitera- tur verwiesen.

Im Falle der autoinflammatorischen Erkrankungen (s.o.) erfolgt die Behandlung als kontinuierliche Langzeittherapie. Die regelmäßige Einnahme von Colchicin führt zu einem Rückgang der Entzün- dungsaktivität (Fieberschübe, Schmerzattacken, serologische Entzündungsparameter), wodurch u.a. auch die Gefahr einer Amyloidose gemindert wird.

Wirkungseintritt: Bereits nach wenigen Tagen, im Fall des akuten Gichtanfalles innerhalb von Stunden, sollte eine Wirkung eintreten. Über eine Beendigung oder Fortsetzung der Behandlung sollte der Verordnende bzw. der Rheumatologe entscheiden.

Untersuchungsprogramm vor Therapiebeginn (in der Regel beim Rheumatologen):

- Laborbestimmungen: BSG oder CRP, großes Blutbild, CK, GOT, GPT, Harnsäure und Kreatinin.

Hinweis: Aufgrund der geringen therapeutischen Breite von Colchicin darf die empfohlene Maxi- maldosis nicht überschritten werden. Eine Überdosierung, auch durch Nichtbeachtung von Wech- selwirkungen, kann zu einer lebensbedrohlichen Vergiftung mit tödlichem Ausgang führen. Die le- tale Dosis variiert stark (7–65 mg als Einmaldosis) und liegt bei Erwachsenen bei etwa 20 mg.

Colchicin ist nicht dialysierbar. Colchicin sollte bei Niereninsuffizienz nur nach sorgfältiger Nutzen- Risiko-Abwägung und unter engmaschiger Kontrolle der Nierenfunktion eingesetzt werden. Bei leicht- bis mittelgradiger Niereninsuffizienz (GFR 30 - 90 ml/min) ca. 50% der Dosis, bei GFR < 30 ml/min sollte Colchicin nicht angewendet werden. Ebenso sollte die Dosis bei leichter bis mittel- schwerer Leberfunktionsstörung halbiert werden. Colchicin kann Knochenmarkdepression (Agra- nulozytose, aplastische Anämie, Thrombozytopenie) hervorrufen. Bei gleichzeitiger Anwendung von Statinen, Fibraten, Ciclosporin oder Digoxin ist das Risiko für Myopathien (Rhabdomyolysen) erhöht. Bei eingeschränkter Nierenfunktion und bei gleichzeitiger Behandlung mit Arzneimitteln, die starke CYP3A4-Hemmer oder P-Glycoprotein-Hemmer sind (s. unten) erhöht sich die Toxizität von Colchicin.

Untersuchungsprogramm während der Therapie:

Klinische Untersuchung:

- Durchfälle, Muskelschwäche Laborbestimmungen:

- Sicherheits- und Aktivitätsparameter (BSG und/oder CRP, Differenzialblutbild, GT, GPT, CK, Kreatinin) in den ersten 3 Monaten ca. alle vier Wochen, bei stabil normalen Werten anschließend alle 8-12 Wochen.

- Auf evtl. zusätzlich erforderliche Kontrollen aufgrund der Begleitmedikation ist zu achten.

Laut EBM ist die Bestimmung der Sicherheitslaborparameter zur Überwachung einer immunsuppres- siven oder immunmodulierenden Behandlung mit Ausnahme von CK, Differenzialblutbild und CRP von der Begrenzung des Punktzahlvolumens der allgemeinen Laboruntersuchungen (Laborbudget) ausge- nommen, wenn auf dem Abrechnungsschein des Patienten die Ziffer 32023 angegeben wird.

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Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (Stand Juni 2020). Seite 2 von 2 Weitere Informationen zur Behandlung finden Sie unter http://dgrh.de/therapieueberwachen.html

Kontraindikationen:

Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einen der Hilfsstoffe, schwere Niereninsuffizi- enz und Leberinsuffizienz. Blutbildveränderungen s.o.

Impfungen:

Alle von der STIKO empfohlenen Impfungen können und sollen unter Therapie mit Colchicin erfol- gen.

Unerwünschte Ereignisse:

Häufig

(>1:100 < 1:10)

Gelegentlich (>1:1000 <1:100) Blutbild

Störungen der Blutbildung, hämoly- tische oder aplastische Anämie, Thrombozytopenie, Agranulozytose Gastrointestinaltrakt

Durchfälle, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Bauchkrämp- fen

Allgemeinsymptome

Übelkeit, Benommenheit, neuro- muskuläre Störungen mit Mus- kelschwäche, v.a. bei langfristi- ger Anwendung

Pruritus, Purpura, brennende Haut, Alopezie, Störungen des Nagel- wachstums

Sonstiges Nierenschäden

Sehr selten wurden auch eine Rhabdomyolyse und eine Erhöhung der Leberenzyme beobachtet.

Indikation zur Unterbrechung der Therapie:

Blutbildveränderungen (s.o.), progrediente Niereninsuffizienz, Leberinsuffizienz. Symptome einer akuten Überdosierung sind: Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfälle. In schweren Fällen hämorrhagische Gastroenteritis, Zeichen des Volumenverlusts (z. B. Hypotonie).

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten:

Colchicin wird hauptsächlich hepatisch durch CYP3A4 metabolisiert, was zum Wirkspiegelanstieg durch starke CYP3A4-Inhibitoren (z.B. Ketoconazol, Clarithromycin, Ciclosporin, Diltiazem, Vera- pamil) führen kann. Eine ähnliche Wirkung haben P-Glykoprotein-Inhibitoren (z.B. Ciclosporin, Verapamil, Chinidin). Bezüglich ausführlicher Auflistung potenziell problematischer Kombinationen ist auf die Fachliteratur bzw. Interaktions-Tools zu verweisen.

Kontrazeption/Schwangerschaft und Stillzeit:

Es gibt keine dokumentierten negativen Effekte von Colchicin auf die weibliche Fertilität. Bei Män- nern mit FMF wurde in Einzelfällen unter Colchicin eine reversible Oligospermie berichtet. Eine teratogene Wirkung von Colchicin ist nach Auswertung von mehr als 1000 im 1. Trimenon behan- delten Schwangeren bisher nicht erkennbar. Beim FMF sollte eine Therapie mit Colchicin auch in der Schwangerschaft weitergeführt werden, zumal ein unbehandeltes FMF die Fruchtbarkeit von Frauen negativ beeinflussen kann. Colchicin ist zwar auch in der Muttermilch nachweisbar, die relativ niedrigen Konzentrationen unter den in der Dauertherapie verwendeten Dosierungen lassen die vom Säugling aufgenommenen Mengen aber als so gering erscheinen, dass auch Stillen ver- tretbar ist.

Achtung: Zur Vermeidung einer Vergiftung muss Colchicin unbedingt außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden.

Hinweise (z. B. zu Besonderheiten in Ihrem KV-Bereich):

Referenzen

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