M E D I Z I N
Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 404. Oktober 2002 AA2631
Psychotherapie
Über die Wirksamkeit und Verträg- lichkeit psychotherapeutischer Inter- ventionen im engeren Sinne existieren bei depressiven Parkinson-Patienten keine kontrollierten Untersuchungen.
Bei älteren depressiven Patienten ist eine Kombination von Pharmakothe- rapie und interpersoneller Psychothe- rapie (IPT) wirksamer als beide Be- handlungsformen allein (35). Diese störungsspezifische Behandlungsform zielt auf interpersonelle Aspekte (zum Beispiel Veränderungen sozialer Rol- len), was besonders auch bei Par- kinson-Patienten von Wichtigkeit sein könnte.
Ellgring und Oertel (14, 36) be- schreiben verschiedene Elemente einschließlich Gruppentherapie, Psy- choedukation (Textkasten 4) und indi- vidueller Beratung, durch die die Fähigkeit der Stressbewältigung (Co- ping) bei den Betroffenen verbessert werden soll. Spezielle Untersuchun- gen bei Parkinson-Patienten mit De- pressionen liegen nicht vor. Diese Me- thodik sollte integraler Bestandteil je- der Parkinson-Behandlung sein. Zu dem Umgang mit depressiven Parkin- son-Patienten gehört das geduldige
Anhören oft monotoner Klagen, Rückversichern und Abraten von weitreichenden Entscheidungen sei- tens des Patienten.
Ergebnisse explorativer und kasui- stischer Berichte deuten darauf hin, dass für Parkinson-Patienten eine klassische Psychotherapie (zum Bei- spiel Aufdecken intra- und interindivi- dueller Beziehungsmuster, Konfronta- tion) weniger geeignet erscheint. Eine besondere Rolle könnte der Paarthe- rapie zukommen, was jedoch weiterer Forschung bedarf. Verhaltensthera- peutische Elemente wie Verhaltens- analyse und Entspannungstechniken können auch zur Therapie motori- scher Symptome unterstützend einge- setzt werden.
Fazit für die Praxis
Depressionen im Rahmen von Parkin- son-Erkrankungen sind häufig, unab- hängig von motorischen Symptomen, relevant für die Lebenssituation der betroffenen Patienten. Bei Parkinson- Patienten sind Depressionen offenbar häufig unterversorgt. Angst und De- pression können bei diesen Patienten lange vor den motorischen Krank-
heitszeichen auftreten. Daher sollte bei depressiven Störungen genau auf subklinische Manifestation motori- scher Parkinson-Symptome geachtet werden. Therapeutisch wirksam sind klassische und neuere, selektiv wir- kende Antidepressiva, wobei letztere besonders bei älteren Patienten ein günstigeres Nebenwirkungsprofil zei- gen. Es gibt Hinweise auf eine anti- depressive Wirkung neuerer Dopamin- agonisten bei Parkinson-Patienten.
Psychotherapeutisch werden psycho- edukative Maßnahmen zur Stressbe- wältigung, auf die spezielle Problema- tik fokussierte Interventionen sowie Paar- und Verhaltenstherapie einge- setzt.
Manuskript eingereicht: 4. 5. 2001, revidierte Fassung angenommen: 2. 7. 2002
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2002; 99: A 2625–2631 [Heft 40]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser:
Priv.-Doz. Dr. med. Matthias R. Lemke Rheinische Kliniken Bonn
Kaiser-Karl-Ring 20 53111 Bonn
E-Mail: mr.lemke@lvr.de
Im Tierversuch lässt sich durch Gabe von Colchicin die Faserbildung in der Leber hemmen. Eine klinische Studie an 55 Patienten mit histologisch gesi- cherter alkoholischer Leberzirrhose ergab jedoch bei einer Beobachtungs- zeit von mehr als 40 Monaten gegen- über einer Placebogruppe keine sig- nifikante Besserung, auch wenn die Nebenwirkungen tolerabel erschienen.
Die jährliche Rate an Komplikatio- nen sowie die 3-Jahres-Überlebensrate wiesen keine Unterschiede auf, auch die Anzahl an Varizenblutungen, Aszi-
tesbildung und Enzephalopathie un- terschied sich zwischen beiden Thera- piegruppen nicht. Patienten mit alko- holischer Zirrhose sollten mit S- Adenosylmethionin oder Polyenyl- phophatidylcholin behandelt werden, wenn eine Lebertransplantation nicht zur Debatte steht. Viel versprechende Aussichten bestehen bei Substanzen, die die Apoptose von Sternzellen sti- mulieren, Antagonisten von Zytoki- nen, die bei der Leberschädigung eine Rolle spielen und Substanzen, die Stickoxyd freisetzen. w
Cortez-Pinto H, Alexandrino P, Camilo ME et al.: Lack of effect of colchicine in alcoholic cirrhosis: final results of a double blind randomized trial. Eur J Gastroenterol Hepatol 2002; 14: 377–381.
Dr. Helena Cortez-Pinto, Departamento de Medicina 2, Hospital de Santa Maria, Av. Prof. Egas Moniz 1669, Lis- sabon, Portugal, E-Mail: hlcortezpinto@netcabo.pt.
Lonardo A, Loria P: Of liver, whisky and plants; a requi- em for colchicine in alcoholic cirrhosis? Eur J Gastro- enterol Hepatol 2002; 14: 355–358.
Dr. A. Lonardo, U. O. Medicina Interna e Gastroenterolo- gia, Ospedale Civile, P. le. S. Agostino 2, I-41100 Mode- na, Italien, E-Mail: a.lonardo@libero.it.
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