• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Nicht invasive Diagnostik der Leberzirrhose" (15.06.2007)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Nicht invasive Diagnostik der Leberzirrhose" (15.06.2007)"

Copied!
6
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

C

irca 4 bis 5 Millionen Menschen leiden in Deutschland an chronischen Lebererkrankun- gen (1). Diese können zur Ausbildung einer Leberzir- rhose führen, die wiederum Komplikationen wie As- zites, Ösophagusvarizenblutung, hepatische Enzepha- lopathie, hepatorenales Syndrom, hepatopulmonales Syndrom und hepatozelluläres Karzinom (HCC) nach sich ziehen kann. Patienten mit Leberzirrhose weisen eine deutlich niedrigere Lebenserwartung als Patienten ohne Zirrhose auf (2). Die Leberzirrhose gilt als Prä- kanzerose für das hepatozelluläre Karzinom. Die hohe Inzidenz hepatozellulärer Karzinome auf dem Boden einer Leberzirrhose von 1 bis 6 % pro Jahr trägt in be- sonderem Maße zur erhöhten Mortalität der Patienten

bei, sodass verschiedene Fachgesellschaften regel- mäßige Screeninguntersuchungen bei einer Leberzir- rhose zur Früherkennung des HCC empfehlen (3).

Wegen der Nachteile und Limitationen der zur Verfü- gung stehenden diagnostischen Möglichkeiten (klini- sche Zeichen, bildgebende Verfahren, Leberpunktion) werden für die Diagnose einer Leberzirrhose derzeit eine Reihe nicht invasiver Testverfahren evaluiert.

Der Schwerpunkt der vorliegenden Zusammenfas- sung liegt auf Arbeiten zur transienten Elastografie.

Als Literaturdaten zogen die Autoren die bis Dezem- ber 2006 in PubMed zu den Stichworten „elastogra- phy and liver“ erschienenen Arbeiten heran. Metaana- lysen zur transienten Elastografie fehlen bisher.

ÜBERSICHTSARBEIT

Nicht invasive Diagnostik der Leberzirrhose

Julia Lörke, Andreas Erhardt, Christoph Vogt, Dieter Häussinger

ZUSAMMENFASSUNG

Einleitung: Nach der Diagnose einer Leberzirrhose können Screeningmaßnahmen zur Früherkennung oder Vermeidung von Zirrhose-Komplikationen eingeleitet werden. Die vorliegende Übersichtsarbeit stellt die Wer- tigkeit der transienten Elastografie im Kontext anderer nicht invasiver und invasiver Verfahren zur Bestimmung der Leberzirrhose dar. Die transiente Elastografie ist ein neues, leicht durchzuführendes und für den Patienten schmerzloses Verfahren zur Erfassung der Leberfibrose durch Bestimmung der Steifigkeit des Lebergewebes.

Methoden: Für die Übersichtsarbeit wurden alle bis Dezember 2006 in PubMed zu den Stichworten

„elastography and liver“ erschienenen Arbeiten ausge- wertet. Ergebnisse: Durch die transiente Elastografie kann abhängig vom gewählten Grenzwert und der Ursache der chronischen Lebererkrankung eine Leber- zirrhose mit einer Sensitivität von 77 bis 100 % und einer Spezifität von 82 bis 97 % ermittelt werden. Damit weist die transiente Elastografie bei vergleichbarer Spezifität eine bessere Sensitivität auf als andere nicht invasive Verfahren zur Bestimmung der Leberzirrhose.

Diskussion: Insbesondere im Kontext mit klinischen Zeichen, Ultraschall und Laborparametern ist mit der transienten Elastografie in vielen Fällen eine nicht invasi- ve Diagnose der Leberzirrhose möglich und damit eine Leberhistologie entbehrlich. Zur Differenzierung niedriger Fibrosestadien bleibt die Leberbiopsie der transienten Elastografie weiterhin überlegen.

Dtsch Arztebl 2007; 104(24): A 1752–7.

Schlüsselwörter: Leberzirrhose, nicht invasive Diagnostik, Serumfibrosemarker, Leberpunktion

SUMMARY

NON-INVASIVE INVESTIGATION OF LIVER CIRRHOSIS

Introduction: The investigation of cirrhosis of the liver requires regular screening aimed at the detection or prevention of complications. This article reviews the usefulness of transient elastography in making a diagnosis of liver cirrhosis, against a background of other methods.

Transient elastography is a novel, easily applicable and painless method to assess cirrhosis by measuring liver stiffness. Methods: All publications found in a PubMed search using the key words „elastography and liver“ up to December 2006 were considered. Results: Depending on the chosen cut-off and the etiology of liver disease, sensitivities of 77 to 100 % and specificities of 82 to 97 % were reported for the diagnosis liver cirrhosis by transient elastography. Thus higher sensitivities were found for transient elastography compared to other non-invasive fibrosis detection methods despite similar specificities.

Discussion: In the context with clinical signs, ultrasound and laboratory parameters, transient elastography might be particularly helpful for the non-invasive diagnosis of liver cirrhosis making histology dispensable in many cases. For differentiation of earlier stages of liver fibrosis, liver biopsy still remains superior to transient elastography.

Dtsch Arztebl 2007; 104(24): A 1752–7.

Key words: liver cirrhosis, non-invasive diagnostic, serum marker of fibrosis, liver biopsy

Klinik für Gastroente- rologie, Hepatologie und Infektiologie, Heinrich-Heine- Universität Düsseldorf:

Dr. med. Lörke, PD Dr. med. Erhardt, Prof. Dr. med.

Häussinger St. Josef Krankenhaus, Moers: Dr. med. Vogt

(2)

Leberpunktion und Ultraschall

Neben der klinischen Diagnostik und der Ultraschall- untersuchung des Abdomens wird für die Diagnose ei- ner Leberzirrhose häufig die Leberpunktion hinzugezo- gen, die als Goldstandard gilt. Durch die Kombination der Leberhistologie mit der makroskopischen Leberbe- urteilung mittels einer Laparoskopie können Sensiti- vität und Spezifität weiter gesteigert werden (4). Es ist zu beachten, dass die histologischen Klassifikationsy- steme zur Einschätzung des Fibrosestadiums nicht ein- heitlich und oft nur für bestimmte Erkrankungsentitä- ten validiert sind (Tabelle 1). Ein prinzipielles Problem der histologischen Beurteilung ergibt sich, wenn ein kontinuierlicher Prozess, wie die Leberfibrose, in ein ordinalskaliertes Punktesystem überführt wird. Hieraus resultieren zwangsläufig Inkongruenzen bei der histo- logischen Einschätzung des Fibrosestadiums. Die Va- riabilität der Beurteilung beträgt selbst bei erfahrenen Pathologen bis zu 20 % (5). Hinzu kommt, dass der fi- brotische Umbau des Lebergewebes häufig nicht ho- mogen verläuft, sodass bereits bei der Gewinnung des Leberstanzzylinders mit einer Fehlerquote gerechnet werden muss. So findet man zwischen Biopsaten des- selben Patienten aus dem linken und rechten Leberlap- pen in 33 % der Fälle einen Unterschied von minde- stens einem Fibrosestadium (6). Ein Nachteil der Le- berpunktion ist auch, dass sie einen invasiven, für den Patienten bisweilen schmerzhaften Eingriff darstellt,

der in 1 bis 3 ‰ der Fälle mit ernsthaften Komplikatio- nen einhergehen kann (5).

Mithilfe des Ultraschalls kann man in 82 bis 88 % der Fälle richtig einschätzen, ob eine Leberzirrhose besteht (7). Die Wertigkeit des Ultraschalls wird je- doch vor allem durch die Erfahrung des Untersuchers und der Qualität des Ultraschallgeräts beeinflusst. Die sonographische Diagnose einer Leberzirrhose erfolgt zudem weitgehend über indirekte Parameter, das heißt durch den Nachweis von Zeichen der portalen Hyper- tension.

Serumfibrosemarker und -scores

Es gibt zahlreiche Laborparameter, die als Einzelwert oder in Kombination den Grad der Leberfibrosierung beschreiben (Kasten). Für die in die Fibrosescores einfließenden Werte besteht allerdings meist kein kau- saler Zusammenhang zur Fibrogenese. Zum Vergleich der verschiedenen nicht invasiven Verfahren mitein- ander muss man beachten, dass unterschiedliche Pati- entenpopulationen untersucht wurden, häufig nur Daten an einer Lernstichprobe und nicht an einer un- abhängigen Validierungsstichprobe ermittelt wurden und innerhalb eines Verfahrens verschiedene Schwel- lenwerte benutzt wurden (Tabelle 2). Zudem evaluiert man die nicht invasiven Marker und Scores an dem Ergebnis der Leberpunktion, also an einem relativ va- riablen und störanfälligen Goldstandard.

n. d. = nicht definiert;

* nur validiert bei chronischer Hepatitis C TABELLE 1

Histologische Klassifikationssysteme zur Einschätzung des Fibrosestadiums bei chronischer Virushepatitis (21)

Fibrose- Desmet und Knodell Ishak Metavir*

stadium Scheuer

0 Keine Faservermehrung Keine Fibrose Keine Fibrose Keine Fibrose

1 Portale Faservermehrung, Portale Faservermehrung Faservermehrung Portale Faservermehrung

keine Septen einiger Portalfelder

mit oder ohne kurze Septen

2 Inkomplette oder n. d. Faservermehrung der Portale Faservermehrung

komplette portoportale meisten Portalfelder mit mit vereinzelten Septen

Septen, oder ohne kurze Septen

erhaltene Architektur

3 Septenbildende Portoportale oder Portale Faservermehrung Zahlreiche Septen Faservermehrung mit portozentrale mit portoportalen Septen ohne Zirrhose Architekturstörung, kein Septenbildung

Anhalt für kompletten zirrhotischen Umbau

4 Wahrscheinliche oder Zirrhose Portale Faservermehrung Zirrhose

definitive Zirrhose mit ausgeprägten

portoportalen oder portozentralen Septen

5 n. d. n. d. Ausgeprägte Septen- n. d.

bildung (portoportal oder portozentral) mit einzelnen Knoten (inkomplette Zirrhose)

6 n. d. n. d. Wahrscheinliche oder n. d.

definitive Zirrhose

(3)

Unter den Einzelwerten ist aufgrund der einfachen Handhabung die Thrombozytenzahl ein grober An- haltspunkt, um das Leberfibrosestadium einzuschät- zen. Bei fortgeschrittenem Leberparenchymscha- den/Zirrhose fallen die Thrombozytenzahlen häufig ab. Die Korrelationskoeffizienten zum histologisch bestimmten Fibrosegrad sind mit 0,46 bis 0,50 mäßig (8). Neben der Thrombozytenzahl hat das Prokolla- gen-III-Peptid einen gewissen Eingang in der Routi- nediagnostik gefunden (Kasten).

Zu den kombinierten Serumfibrosescores zählt der APRI-Score (APRI, „aspartate aminotransferase to

platelet ratio index“), der anhand des GOT-Wertes und der Thrombozytenzahl berechnet wird (Kasten). Der APRI-Score wurde bisher nur für Patienten mit Virus- hepatitis evaluiert. Das Fibroseausmaß bei anderen Le- bererkrankungen, zum Beispiel äthyltoxische Leberpa- renchymschäden mit hohen GOT-Werten, lässt sich mit diesem Score nicht beurteilen. Als Schwellenwert für eine signifikante Fibrose (Ishak-Score F3 bis F6) wähl- te man einen Score von > 1,5 (9), während ein Score von < 0,5 eine signifikante Fibrose ausschließen soll.

Für eine Leberzirrhose (Ishak-Score F5 bis F6) besteht ein Schwellenwert von > 2,0, während ein Score von

< 1,0 eine Zirrhose ausschließen soll. Die „area under the receiver operator curve“ (AUROC = grafische Ge- genüberstellung von Sensitivität und Spezifität) des APRI-Index zur Erkennung einer signifikanten Fibrose beziehungsweise Zirrhose liegt bei 0,80 beziehungs- weise 0,89 (9, 10). Je größer die Fläche unter der Kurve, desto besser ist der diagnostische Test. Ist die Fläche 1,0, so entspricht dies einem optimalen Testverfahren mit einer Sensitivität und Spezifität von 100 %.

Ein weiterer kombinierter Serumfibrosemarker ist der Fibrotest, dem ein mathemathischer Algorithmus verschiedener Serumparameter zugrunde liegt (Kas- ten). Scores von 0 bis 0,10 sollen eine signifikante Fibrosierung (Metavir F2, F3 oder F4) ausschließen während Ergebnisse zwischen 0,60 und 1,00 eine min- destens F2-Fibrose anzeigen. Mit diesen Schwellen- werten ist ein negativer prädiktiver Wert von 100 % und ein positiver prädiktiver Wert von > 90 % für die Diagnose einer fortgeschrittenen Leberfibrose mög- lich. Die AUROC-Werte zur Erkennung einer signifi- kanten Fibrose lagen bei 0,83 beziehungsweise 0,87 (11). Eine neuere Arbeit beschreibt für eine signifi- kante Leberfibrose (Metavir F3) beziehungsweise Zirrhose (Metavir F4) AUROC-Werte von 0,90 bezie- hungsweise 0,87 (10). Die Ergebnisse sind in etwa vergleichbar mit Daten zum APRI-Score.

Der Forns-Index wird anhand der Thrombozyten- zahl, der GGT, dem Alter des Patienten und der Höhe des Cholesterinspiegels berechnet (Kasten). Bei einem Ergebnis unter 4,21 kann eine signifikante Fibrose (Metavir F2, F3 oder F4) mit einer hohen Wahrschein- lichkeit ausgeschlossen werden (negativer prädiktiver Wert von 96 %). Der positive prädiktive Wert und damit die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Ergebnis über 6,9 eine fortgeschrittene Fibrose vorliegt, lag mit 79 % deutlich niedriger (12) als bei der Elastografie.

Der Pohl-Score als weiterer kombinierter Serum- fibrosemarker wird anhand des Verhältnisses von GOT zu GPT unter zusätzlicher Berücksichtigung der Throm- bozytenzahl (Kasten) bestimmt. Bei einem GOT- GPT-Verhältnis > 1 und einer Thrombozytenzahl unter 150 000/µL gaben Pohl et al. einen positiven prädik- tiven Wert für eine fortgeschrittene Fibrose (Metavir F3/F4) von 93,1 % an. Die Sensitivität, Spezifität und der negative prädiktive Wert lagen bei 41,2 %, 99,1 % und 85,0 %. Evaluiert wurde der Pohl-Score für Patien- ten mit chronischer HCV-Infektion. Nicht anwendbar ist der Score bei Patienten mit Alkoholabusus (13).

AST, Aspartataminotransferase; ALT, Alaninaminotransferase KASTEN

Laborparameter zur Bestimmung des Leberfibrosestadiums

Einzelwerte:

Thrombozyten Prokollagen-III-Peptid Kollagen Typ IV Hyaluronsäure Thrombopoetin TGFβ1 Laminin

Kombinierte Serumfibrosemarker:

Pohl-Score (13)

AST/ALT und Anzahl der Thrombozyten Beurteilung:

Fortgeschrittene Fibrose (F3/F4 nach Metavir):

AST/ALT > 1 und Thrombozyten < 150 000/µL, Ausschluss einer fortgeschrittenen Fibrose (F3/F4):

AST/ALT < 1 und Thrombozyten > 150 000/µL APRI-Index (9, 10)

Verhältnis von gemessenem GOT [U/L] zu Referenzwert [U/L]

geteilt durch Thrombozyten [109/L] x 100 Beurteilung:

Fortgeschrittene Fibrose (Ishak 3): Score > 1,5

Ausschluss einer fortgeschrittenen Fibrose (Ishak < 3): Score 0,5 Fora’s Index (12)

7,811 – 3,131xln (Thrombozyten [109/1]) + 0,781xln (γGT) + 3,467xln (Alter) – 0,014 x Cholesterol [mg/dL]

Beurteilung:

Fortgeschrittene Fibrose (F2, F3, F4 nach Scheuer-Score): Score > 6,9 Ausschluss einer fortgeschrittenen Fibrose: Score < 4,21

Fibrotest (10)

F = 4,467 x log [α2 Makroglobulin (g/L)] – 1,357 x log [Haptoglobin (g/L)]

+ 1,017 x log[γGT (IU/L)] + 0,281 x [Alter (Jahre)] + 1,737 x log [Bilirubin (µmol/L)] – 1,184 [Apolipoprotein A1 (g/L)] + 0,301 x Geschlecht (0 für weibl., 1 für männl.) – 5,540

Beurteilung:

Fortgeschrittene Fibrose (F2, F3, F4 nach Metavir): Score 0,60 bis 1,00 Ausschluss einer fortgeschrittenen Fibrose: Score 0 bis 0,10

(4)

Transiente Elastografie

Ein neues Verfahren zur Leberfibrosebestimmung ist die transiente Elastografie. Das Messgerät besteht aus einer EDV-gestützten Kontrolleinheit und einer Mess- sonde, die einen niederfrequenten Vibrationssender sowie eine 5-MHz-Ultraschallsonde enthält.

Die transiente Elastografie wird in Rückenlage durchgeführt, der rechte Arm des Patienten befindet sich hinter dem Kopf. Man setzt die Messsonde auf Höhe des Xiphoids im Bereich der rechten mittleren Axillarlinie senkrecht zur Körperoberfläche auf (Gra- fik 1). Der Vibrationssender löst auf der Körperober- fläche des Patienten einen mechanischen Impuls aus.

Durch diesen Impuls erzeugt man eine niederfrequen- te elastische Welle von 50 Hz, die sich mit einer Ge- schwindigkeit von circa 1 m/s im Lebergewebe aus- breitet. Mithilfe der hochfrequenten Ultraschallwelle von 1 500 m/s lässt sich über die Ultraschallsonde die Ausbreitungsgeschwindigkeit der elastischen Welle im Lebergewebe messen (Grafik 2). Auf diese Weise ermittelt man die Steifigkeit des Lebergewebs. Diese korreliert wiederum mit dem Fibrosestadium, wobei die Lebersteifigkeit mit zunehmendem Fibrosestadi- um steigt. Die Angabe der Steifigkeit erfolgt als quan- titativer Wert in kPa, wobei Ergebnisse bis 75 kPa möglich sind. Es sollten mindestens 6 valide Messun- gen durchgeführt werden. Eine einzelne Messung dauert nicht länger als 15 sec. Als Endergebnis gibt man den Median der einzelnen Untersuchungen an, sodass Ausreißer nach oben oder unten nicht berück- sichtigt werden.

Die transiente Elastografie ist ambulant durchführ- bar, nicht invasiv und für den Patienten schmerzfrei.

Die Untersuchung ist ohne Risiko für den Patienten, vergleichbar mit einer Ultraschalluntersuchung und beliebig oft wiederholbar. Nicht validiert ist die Un- tersuchung für Kinder und Jugendliche unter 18 Jah- ren. Die Anschaffungskosten für ein Messgerät liegen bei circa 80 000 Euro, die Unterhaltungskosten sind gering.

Erste größere Studien beschreiben für die Diagnose einer Leberzirrhose bei Schwellenwerten zwischen 12,5 und 14,6 kPa Sensitivitäten von 77 bis 87 % und Spezifitäten von 91 bis 97 % (10, 14, 15). Eigene Er-

gebnisse an 147 Patienten zeigen bei einem Schwel- lenwert von 13 kPa eine Sensitivität von 90 % und ei- ne Spezifität von 82 % (Tabelle 3). Die entsprechen- den AUROCs für Patienten mit einer fortgeschrittenen Fibrose (F3 nach Desmet und Scheuer) betrugen 0,88 und für Patienten mit einer Zirrhose 0,92 (95-%-Kon- fidenzintervall: 0,87 bis 0,98). Da sich in den einzel- nen Arbeiten leichte Unterschiede bezüglich des best- möglichen Schwellenwerts gezeigt haben, scheint es sinnvoll, den optimalen Grenzwert für ein neu anzu- schaffendes Elastografiegerät individuell zu ermit- teln. Bis hierfür ein ausreichend großes Patientenkol- TABELLE 2

Gegenüberstellung der diagnostischen Wertigkeit nicht invasiver Verfahren zur Leberfibrosebestimmung Nicht invasive Verfahren zur AUROC-Werte zur Erkennung Sensitivität zur Erkennung Spezifität zur Erkennung Leberfibrosebestimmung einer Zirrhose einer Zirrhose einer Zirrhose

Thrombozyten (8) 0,89 77 % 88 %

APRI-Score (8, 22) 0,90–0,94 38–57 % 87–93 %

Fibrotest (22) 0,87 50 % 93 %

Forns-Index (12) keine Angaben 30 % 95 %

Pohl Score (13) keine Angaben 18–41 % 98–99 %

Transiente Elastografie 0,91–0,97 77–100 % 82–97 %

(10, 14–19, 23–25)

GRAFIK 1 Schematische

Darstellung der Sondenlage und des untersuchten Lebervolumens

Prinzip der transienten Elastografie. Die Ausbreitung einer mechanischen Welle wird mittels Ultraschall nachverfolgt.

GRAFIK 2

(5)

lektiv untersucht worden ist, bietet es sich an, den niedrigsten in der Literatur beschriebenen Schwellen- wert von 12,5 kPa anzuwenden.

Die transiente Elastografie ist nicht nur für die Dia- gnostik der Leberzirrhose bei Patienten mit Virushe- patitis geeignet. Bei 380 Patienten mit chronischem Alkoholabusus ergab sich für eine Leberzirrhose bei einem Schwellenwert von 13 kPa ein positiver prädik- tiver Wert von 97 % (16). Eine Arbeit an 150 Patienten mit primär biliärer Zirrhose beschreibt für eine fortge- schrittene Fibrose AUROC-Werte von 0,93 (17). Bei HIV-/HCV-koinfizierten Patienten beschrieb man für die Diagnose einer Zirrhose mit 0,97 ebenfalls hohe AUROC-Werte (18) (Tabelle 3).

Unzuverlässig scheint die Elastrografie für die Dif- ferenzierung leichter Fibrosestadien. Man beschreibt AUROC-Werte zwischen 0,72 und 0,81 (18). Bei den von den Autoren untersuchten Patienten konnte nicht sicher zwischen einer F0- und F1-, F1- und F2-Fi- brose oder F2- und F3-Fibrose (Klassifikation nach Desmet und Scheuer) unterschieden werden (19). Nur eingeschränkt möglich ist die Elastografie bei Patien- ten mit hohem BMI (Body-Mass-Index) am ehesten aufgrund der limitierten Eindringtiefe des mechani- schen Impulses. Eine große Studie ergab bei 4,5 % von 2 114 untersuchten Patienten ungültige Messungen

(20). Sowohl in der univariaten als auch in der multiva- riaten Analyse zeigte sich hier eine signifikante Korre- lation für eine ungültige Messung mit einem BMI > 28 kg/m2. Weitere limitierende Faktoren für die Durch- führung der transienten Elastografie sind enge Inter- kostalräume, Aszites, Leberraumforderungen, akute Hepatitiden sowie Zustand nach Leberteilresektionen, weil hier durch Vernarbungen die Ausbreitung der ela- stischen Welle beeinträchtigt werden kann. Inwieweit Fettgehalt der Leber, Durchblutungsänderungen oder Schwankungen des Pfortaderdrucks Einfluss auf die Lebersteifigkeit haben, ist nicht systematisch unter- sucht.

Eine Verbesserung der Sensitivität und Spezifität nicht invasiver Verfahren der Leberfibrosebestim- mung lässt sich vermutlich durch die Kombination einzelner Methoden erreichen. Bei Patienten mit Le- berzirrhose stimmte die ausschließliche Anwendung des Fibrosetests in 80 % der Fälle mit dem histologi- schen Befund überein, bei alleiniger Anwendung der transienten Elastografie waren es 90 %. Durch die Kombination beider Methoden ließ sich die Überein- stimmung mit dem histologischen Befund auf 94 % steigern (10). Durch die transiente Elastografie kann also unter Hinzunahme weiterer nicht invasiver Para- meter und einer Verfeinerung mathematischer Metho-

PBC, primär biliäre Zirrhose; PSC, primär sklerosierende Cholangitis; PPV, positive predective value; NPV, negative predective value TABELLE 3

Wertigkeit der transienten Elastografie für die Diagnose einer Leberzirrhose – Literaturüberblick zu Untersuchungen mit Leberbiopsie als Referenz

Autor Anzahl der Erkrankung Grenzwert Ergebnisse

Patienten für F = 4

Ziol et al., (15) 327 HCV 14,6 kPa Sensitivität 0,86

Spezifität 0,96

Foucher et al., (14) 354 Verschiedene Ätiologien 17,6 kPa Sensitivität 77 %

Spezifität 97 %

Castera et al., (10) 183 HCV 12,5 kPa Sensitivität 87 %

Spezifität 91 %

Melin et al., (16) 380 Alkoholabusus 13 kPa PPV: 97 %

Pares et al., (17) 150 PBC 14,45 kPa AUROC für F3: 0,93

de Ledinghen et al., (18) 72 HIV-HCV-Koinfektion 11,8 kPa AUROC für F = 4: 0,97

Corpechot et al., (23) 101 PBC, PSC 17,3 kPa AUROC für F = 4: 0,96

Erhardt et al., (19) 147 Verschiedene Ätiologien 13 kPa Sensitivität 90 %

Spezifität 82 % PPV: 71 % NPV: 95 % AUROC: 0,92

Carrion et al., (24) 124 HCV 12,5 kPa Sensitivität 100 %

Spezifität 87 % PPV: 50 % NPV: 100 % AUROC: 0,98 Gomez-Dominguez et al., 103 Verschiedene Ätiologien 16 kPa Sensitivität 89 %

(25) Spezifität 96 %

PPV: 80 % NPV: 98 %

(6)

den die nicht invasive Diagnostik der Leberzirrhose verlässlich möglich sein und eine Leberpunktion ent- behrlich werden. Unklar ist allerdings noch das ge- naue Ausmaß des Grenznutzens der transienten Ela- stografie, wenn anamnestischen Angaben, klinische und laborchemische Befunde oder apparative Unter- suchungen vorliegen, weil systematische Untersu- chungen zum Grenznutzen der transienten Elastogra- fie zum Nachweis der Leberzirrhose fehlen.

Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Manuskriptdaten

eingereicht: 19. 7. 2006, revidierte Fassung angenommen: 18. 1. 2007

LITERATUR

1. Bundesgesundheitsbericht für Deutschland (1998): Chronische Leberkrankheit und -zirrhose. Kap. 5.22. http://www.gbe-bund.de, 1998.

2. Niederau C, Lange S, Heintges T et al.: Prognosis of chronic hepatitis C: results of a large, prospective cohort study. Hepatology 1998; 28:

1687–95.

3. Bruix J, Sherman M: Management of hepatocellular carcinoma.

Hepatology 2005; 42: 1208–36.

4. Nord HJ: Biopsy diagnosis of cirrhosis: blind percutaneous versus guided direct vision techniques – a review. Gastrointest Endosc 1982; 28: 102–4.

5. Afdhal NH: Diagnosing fibrosis in hepatitis C: is the pendulum swinging from biopsy to blood tests? Hepatology 2003; 37: 972–4.

6. Regev A, Berho M, Jeffers LJ et al.: Sampling error and intraobser- ver variation in liver biopsy in patients with chronic HCV infection.

Am J Gastroenterol 2002; 97: 2614–8.

7. Aube C, Oberti F, Korali N et al.: Ultrasonographic diagnosis of hepa- tic fibrosis or cirrhosis. J Hepatol 1999; 30: 472–8.

8. Lackner C, Struber G, Liegl B et al.: Comparison and validation of simple noninvasive tests for prediction of fibrosis in chronic hepatitis C. Hepatology 2005; 41: 1376–82.

9. Wai CT, Greenson JK, Fontana RJ et al.: A simple noninvasive index can predict both significant fibrosis and cirrhosis in patients with chronic hepatitis C. Hepatology 2003; 38: 518–26.

10. Castera L, Vergniol J, Foucher J et al.: Prospective comparison of transient elastography, Fibrotest, APRI, and liver biopsy for the as- sessment of fibrosis in chronic hepatitis C. Gastroenterology 2005;

128: 343–50.

11. Imbert-Bismut F, Ratziu V, Pieroni L, Charlotte F, Benhamou Y,Poynard T: Biochemical markers of liver fibrosis in patients with he- patitis C virus infection: a prospective study. Lancet 2001; 357:

1069–75.

12. Forns X, Ampurdanes S, Llovet JM et al.: Identification of chronic he- patitis C patients without hepatic fibrosis by a simple predictive mo- del. Hepatology 2002; 36: 986–92.

13. Pohl A, Behling C, Oliver D, Kilani M, Monson P, Hassanein T: Serum aminotransferase levels and platelet counts as predictors of degree of fibrosis in chronic hepatitis C virus infection. Am J Gastroenterol 2001; 96: 3142–6.

14. Foucher J, Chanteloup E, Vergniol J et al.: Diagnosis of cirrhosis by transient elastography (FibroScan): a prospective study. Gut 2006;

55: 403–8.

15. Ziol M, Handra-Luca A, Kettaneh A et al.: Noninvasive assessment of liver fibrosis by measurement of stiffness in patients with chronic hepatitis C. Hepatology 2005; 41: 48–54.

16. Melin P, Dacon A, Gauchet A et al.: Cirrhosis screening in alcoholism consultation using Fibroscan. Hepatology 2006; 42: 753.

17. Pares A, Llorenc C, Lazaro E, Garcia-Criado MA, Navasa M, Gilabert R: Transient elastography: a new and useful non-invasive method for assessing liver damage progression in primary biliary cirrhosis.

Hepatology 2005; 42: 679.

18. de Ledinghen V, Douvin C, Kettaneh A et al.: Diagnosis of hepatic fi- brosis and cirrhosis by transient elastography in HIV/hepatitis C vi- rus-coinfected patients. J Acquir Immune Defic Syndr 2006; 41:

175–9.

19. Erhardt A, Lörke J, Vogt C et al.: Transient elastography for diagnos- ing liver cirrhosis. Dtsch Med Wochenschr 2006; 131: 2765–9.

20. Foucher J, Castera L, Bernard PH et al.: Prevalence and factors as- sociated with failure of liver stiffness measurement using FibroScan in a prospective study of 2114 examinations. Eur J Gastroenterol Hepatol 2006; 18: 411–2.

21. Hubscher SG: Histological grading and staging in chronic hepatitis:

clinical applications and problems. J Hepatol 1998; 29: 1015–22.

22. Sebastiani G, Vario A, Guido M et al.: Stepwise combination algorith- ms of non-invasive markers to diagnose significant fibrosis in chro- nic hepatitis C. J Hepatol 2006; 44: 686–93.

23. Corpechot C, El Naggar A, Poujol-Robert A et al.: Assessment of bili- ary fibrosis by transient elastography in patients with PBC and PSC.

Hepatology 2006; 43: 1118–24.

24. Carrion JA, Navasa M, Bosch J, Bruguera M, Gilabert R, Forns X:

Transient elastography for diagnosis of advanced fibrosis and portal hypertension in patients with hepatitis C recurrence after liver trans- plantation. Liver Transpl 2006; 12: 1791–8.

25. Gomez-Dominguez E, Mendoza J, Rubio S, Moreno-Monteagudo JA, Garcia-Buey L, Moreno-Otero R: Transient elastography: a valid al- ternative to biopsy in patients with chronic liver disease. Aliment Pharmacol Ther 2006; 24: 513–8.

Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Dieter Häussinger Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie Moorenstraße 5

40225 Düsseldorf

E-Mail: werth@med.uni-duesseldorf.de

The English version of this article is available online:

www.aerzteblatt.de/english

@

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Im Gegenzug kann eine gezielte akustische Stimulation bei vielen Betroffenen den Tinnitus reduzieren und findet sich unter den am meisten angewandten therapeutischen Verfahren,

Im Rahmen einer retrospektiven Untersuchung wurden Verdachtsdiagnosen, die während eines Ganzkörper-Hautscreenings (HKS) oder während einer von Patienten aufgrund

Die flächendeckende Umsetzung der Leitlinie in deutschsprachigen Ländern wird zu einer Verbesserung der Versorgung hinsichtlich Ursachensuche und Therapie der Patienten/innen

In der CT kann der nativ hypo- bis iso- dense Herd anhand einer kurzen, mas- siven Anreicherung in der arteriellen Phase erkannt und dabei in 60 Prozent der Patienten eine

Finden sich bei Patienten mit dem Verdacht auf eine Hämochromatose auch Hin- weise für einen Leberschaden (zum Beispiel eine Erhöhung der Transaminasen), sollten in jedem Fall

Bei einer geplanten Abweichung vom Studienverlaufsplan wird eine Beratung durch die Studienfachberatung

The CLIF Consortium Acute Decompensation score (CLIF-C ADs) for prognosis of hospitalised cirrhotic patients without acute-on-chronic liver failure. Transjugu- lar

Auch sie fanden bakterielle DNA im Aszites von Patienten, die die zytologischen Kriterien für eine SBP nicht erfüllten, was sie zu der Annahme bewegte, dass