A1244 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 22⏐⏐30. Mai 2008
P H A R M A
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as Magnetfeld-Imaging (MFI) macht Magnetfelder sichtbar, die durch Zellaktivität hervorge- rufen werden. Hauptanwendungs- gebiete liegen derzeit in der Kardio- logie – vor allem zur Ischämie- diagnostik und Risikostratifizie- rung des plötzlichen Herztods. Es eignet sich aber auch für andere Bereiche wie Neurologie oder föta- le Diagnostik. Die Bedeutung des Verfahrens für die Herzdiagnos- tik wurde auf dem Deutschen Kar- diologenkongress in Mannheim er- örtert.> In Deutschland werden jedes Jahr 800 000 diagnostische Herz- katheter-Untersuchungen durchge- führt, doch nur 30 bis 40 Prozent davon ergeben eine therapeutische Konsequenz.
> Rund 80 Prozent der Patien- ten mit Herzinsuffizienz und einer Ejektionsfraktion < 40 Prozent er- leiden einen plötzlichen Herztod.
Ein implantierbarer Kardioverter- Defibrillator (ICD) kann das Risi- ko dieser Patienten für den plötz- lichen Herztod senken. Derzeit ist der ICD indiziert bei einer Ejek- tionsfraktion < 35 Prozent. Doch nur ein Fünftel der Risikopatien- ten, die einen ICD implantiert be- kommen haben, benötigt diesen tatsächlich, das heißt, bei 80 Pro- zent tritt das Gerät nie in Aktion, und sie wären auch gut ohne es zu- rechtgekommen.
Mit der neuen nicht invasiven elek- trophysiologischen Untersuchungs- methode des Magnetfeld-Imaging könnte man sowohl die Rate an Koronarangiografien ohne Konse- quenz als auch die Zahl unnötiger ICD-Implantationen verringern, er- klärte Prof. Karl-Heinz Kuck (Ham- burg) in Hamburg.
Anhand der sich während der Herzaktion verändernden Magnet- felder kann die elektrophysiologi-
sche Funktion sichtbar gemacht werden. Dies erlaubt, sowohl krank- hafte Veränderungen der Herzmus- kelaktivität sowie der elektrischen Herzaktivierung zu erkennen. Das System könne zum Beispiel die Er- regungsausbreitung während der Systole genau beurteilen und erlau- be eine bessere Voraussage, wer ein Ereignis bekommen werde und wer nicht, so Kuck.
Als wichtige Kandidaten für die- se Untersuchung betrachtet Kuck deshalb Patienten mit einem erhöh-
ten Risiko für eine lebensbedroh- liche Tachykardie, zum Beispiel mit einer Ejektionsfraktion < 35 Pro- zent oder einer höheren Ejektions- fraktion in Kombination mit an- deren Risikofaktoren. Außerdem bietet sich die Methode für Pa- tienten mit Verdacht auf eine stress- induzierte Ischämie an, die ein Zehnjahresrisiko von mehr als 20 Prozent für ein kardiovaskulä- res Ereignis haben.
Die Methode ist nicht invasiv, strahlenfrei und ohne Elektroden.
Sie kann schnell und ohne Vorberei- tung kontaktfrei am bekleideten Pa- tienten eingesetzt werden. Deshalb ist sie auch beliebig oft wiederhol- bar. Die Untersuchung dauert nur zwei Minuten, die Auswertung eine Minute.
Die neueste Generation von MFI- Systemen deckt mit einem Sensor- feld von 28 Zentimetern Durchmes- ser nahezu den gesamten Thorax des Patienten ab. Der Stellenwert des MFI im Rahmen der kardiologi- schen Diagnostik wird derzeit in einigen Zentren evaluiert I
Dr. med. Angelika Bischoff
Pressegespräch „Blick hinter die Kulissen von MFI – eine neue Technologie auf ihrem Weg in die Kli- nik“, in Mannheim, Veranstalter: Biomagnetic Dia- gnostic Systems
NICHT INVASIVE BILDGEBENDE VERFAHREN
Elektrophysiologische Diagnostik
Magnetfeld-Imaging eignet sich in der Kardiolgie zur Ischämiediagnostik und in der Risikostratifizierung des plötzlichen Herztods.
Darstellung der Myokardaktivie- rung mittels Re- konstruktion der epikardialen Strom- dichte.
METHODISCHE GRUNDLAGEN
Im Gegensatz zu den elektrischen Signalen, die von der unterschiedli- chen elektrischen Leitfähigkeit des Gewebes beeinflusst werden, verlas- sen die magnetischen Felder den Körper nahezu ungestört. Die mag- netische Registrierung ist im Gegen- satz zu den elektrischen Ableitungen referenzfrei und dadurch auch für die Ableitung niederfrequenter bezie- hungsweise magnetischer Gleichfel-
der besonders geeignet. Darüber hinaus können auch Magnetfelder von solchen Strömen, die elektrisch an der Körperoberfläche nicht ableit- bar sind, magnetisch dennoch er- fasst werden. Auf diese Weise kön- nen dementsprechend auch die herzinternen Wirbelströme aufgenom- men und dargestellt werden, die wesentliche Informationen für die Herzdiagnostik beinhalten.
Abbildung:Biomagnetic Diagnostic Systems