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die Behandlung innerhalb von drei Tagen nach dem Infarkt, bei 50 Pro- zent innerhalb von sieben Tagen be- gonnen. Nach einem Jahr betrug die Letalität in der mit Aspirin behandel- ten Gruppe 12,3 Prozent, in der Pla- cebogruppe 14,8 Prozent. Die Sen- kung der Letalität durch Aspirin um 17 Prozent erwies sich als statistisch nicht signifikant. Eine Aspirin-Lang- zeittherapie unter dem Aspekt der Reinfarkt-Prophylaxe kann somit derzeit nicht empfohlen werden. R
Elwood, P. C.; Sweetnam, P. M.: Aspirin and secondary mortality after myocardial infarc- tion. Lancet II (1979) 1313-1315, Medical Re- search Council Epidemiology Unit (South Wa- les), IV Richmond Road, Cardiff CF2 3AS
Auskultationsbefund bei malignen Lebertumoren
Arterielle Geräusche können bei ei- ner Vielzahl von abdominellen Er- krankungen, welche in der Regel mit Durchblutungsstörungen einherge- hen, auskultiert werden. Für das he- patozelluläre Karzinom scheinen sy- stolische Geräusche über der Leber, eventuell mit spätsystolischer Ak- zentuierung, typisch zu sein.
Die Autoren untersuchten 116 Pa- tienten mit malignen Lebertumoren und fanden bei 13 Patienten ein sy- stolisches Geräusch, das auch pho- nographisch aufgezeichnet werden konnte. Besonders häufig scheinen derartige Geräusche bei hepatozel- lulären Karzinomen zu sein; bei die- sen Patienten wurden sie in 14,1 Prozent gefunden.
Differentialdiagnostisch ist bei sy- stolischen Geräuschen im Abdomen an eine Nierenarterienstenose, eine Aortenthrombose, ein Pankreaskar- zinom, eine arteriovenöse Fistel im
Milzbereich, eine geschlängelt ver- laufende Milzarterie und eine Fistel zwischen Arteria hepatica und
Pfortader zu denken.
Motoki, T.; Hayashi, T.; Katoh, Y.; Sakamoto, T.; Takeda, T.; Murao, S.: Hepatic Bruits in Malignent Liver Tumors. Am. J. Gastroent. 71 (1979) 582-586, Second Department of Internat Medicine, Faculty of Medicine, Tokyo Universi- ty, Hongo 7-3-1, Bunkyo-Ku, Tokyo 113, Japan.
Colchicin zur Behandlung der Leberzirrhose?
Kollagenablagerung ist ein typi- sches Merkmal der Leberzirrhose.
Nachdem im Tierexperiment gezeigt werden konnte, daß Colchicin den Fibrosierungsprozeß der Leber zu verzögern vermag, wurde in einer Doppelblindstudie der Effekt von ei- nem Milligramm Colchicin bei 43 Pa- tienten mit Leberzirrhose unter- sucht. Colchicin oder ein vom Aus- sehen her identisches Plazebo, wur- den an fünf Tagen in der Woche verabreicht. In der Plazebogruppe verstarben acht von 23 Patienten, in der Colchicingruppe vier von 20. Bei drei Colchicin-behandelten Patien- ten war eine deutliche Abnahme der
Leberfibrose bei Verlaufsbiopsien nachweisbar. Bei sechs Patienten kam es zu einer deutlichen klini- schen Besserung mit Verschwinden von Aszites und Ödemen und einer Abnahme der Splenomegalie. Die Albuminspiegel blieben unter der Colchicintherapie konstant oder zeigten eher ansteigende Tendenz.
Weitere kontrollierte Studien müs- sen beweisen, ob der Einsatz antifi- brotischer Substanzen, wie Col- chicin, gerechtfertigt erscheint. R
Kershenobich, D.; Uribe, M.; Suarez, G. I.; Ma- ta, J. M.; Perez-Tamayo, R.; Rojkind, M.: Treat- ment of Cirrhosis with Colchicine. A Double- Blind Randomized Trial, Gastroenterology 77 (1979) 532-536, Departamento de Bioquimica, Centro de Investigaction y de Estudios Avan- zados, IPN. Apdo. Postal 14-740, Mexico, D. F.
Anwendung der
Okklusionskontaktschale
Während früher die einseitige Ok- klusion eines Auges mit einer Kon- taktlinse im wesentlichen daran scheiterte, daß eine Dauerbehand- lung wegen Unverträglichkeiten un- möglich war, erlauben es die neu entwickelten Materialien, Okklu- sionskontaktschalen über Wochen und Monate zu tragen. Je nach Indi- kation werden in die weichen Linsen zentrale schwarze Färbezonen un- terschiedlicher Größe eingearbeitet oder die Oberfläche wird grau mat-
fiert, um die Sehfunktion unter- schiedlich herabzusetzen. Die klini- sche Erfahrung zeigt, daß die Schiel- behandlung mit Okklusionskontakt- schalen bei Kindern unter sieben Jahren schwierig und deshalb er- folglos ist. Die komplizierte und nicht ganz ungefährliche Anwen- dung wird daher bei Kindern auch in Zukunft nur in Ausnahmefällen zum Tragen kommen. Bewährt haben sich die Okklusionskontaktschalen dagegen bei älteren Patienten mit störenden, sonst nicht zu beeinflus- senden Doppelbildern. Kosmetisch sind sie weniger störend als andere Methoden und werden von den Pa- tienten gut toleriert. Srm
Flick, H.: Zur Okklusionskontaktschale, Con- tactologia 1 (1979) 57-64, Enke-Verl., Stuttgart
Perniziosa und Magenkarzinom
In Dänemark wird die Prävalenz der perniziösen Anämie mit 1,3 auf 1000 Einwohner berechnet. Das Risiko, an einem Magenkarzinom zu erkran- ken, wird bei diesen Patienten recht unterschiedlich angegeben. Die Au- toren errechneten für Perniziosapa- tienten ein dreimal größeres Risiko, an einem Karzinom mit bevorzugter Lokalisation im Korpusbereich zu erkranken, als in einer Kontrollgrup- pe. Das jährliche Risiko wurde mit 0,3 Prozent berechnet. Die Präva- lenz einer Perniziosa wurde ferner bei allen Patienten mit einem Ma- genkarzinom ermittelt, die vom Da- nish Cancer Registry erfaßt worden waren. Eine Perniziosa fand sich bei den Magenkarzinompatienten in 2,2 Prozent. Da man 300 bis 600 Patien- ten röntgenologisch oder endosko- pisch untersuchen müßte, um ein Magenkarzinom zu entdecken, raten die Autoren von Vorsorgeuntersu- chungen ab und empfehlen eine ge- zielte Diagnostik bei dyspeptischen Beschwerden.
Elsborg, L.; Mosbech, J.: Pernicious anaemia as a risk factor in gastric cancer, Acta Med. Scand. 206 (1979) 315-318, Department of Medicine, Copenhagen County Hospital Sct. Elisabeth, Hans Bogbinders Alle 3, DK-2300 Copenhagen S
1626 Heft 25 vom 19. Juni 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT