A-2748
M E D I Z I N
(52) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 43, 29. Oktober 1999 funde handelt, die mit nicht kodieren-
den Polymorphismen erhoben wor- den sind.
Verschiedene Gruppen arbeiten derzeit weltweit an transgenen Tier- modellen des MP, was zu einem ver- besserten Verständnis der Pathome- chanismen führen wird, vor allem aber für die Entwicklung neuer Medi- kamente äußerst hilfreich sein dürfte.
Es ist ferner absehbar, daß die An- wendung unterschiedlicher Therapie- strategien bei den einzelnen geneti- schen Unterformen erforderlich sein wird. Die in Einzelfällen durch die molekulargenetische Analyse eben- falls mögliche präsymptomatische (prädiktive) Diagnostik sollte mit äußerster Zurückhaltung und nur un- ter Berücksichtigung der Richtlinien durchgeführt werden, die sich an die Beratung bei anderen sich spät manifestierenden genetisch beding- ten Erkrankungen (Chorea Hunting- ton, spinozerebelläre Ataxien) anleh- nen (10).
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1999; 96: A-2739–2748 [Heft 43]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Son- derdruck beim Verfasser und über die Inter- netseiten (unter http://www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser
Prof. Dr. med. Olaf Riess
Abteilung für Medizinische Genetik Universitätskinderklinik
Universität Rostock Postfach 10 08 88 18055 Rostock
AKTUELL/FÜR SIE REFERIERT
Glossar
MP Morbus Parkinson LK Lewy-Körper LHON Lebersche hereditäre
Optikusneuropathie MELAS mitochondrial encepha-
lomyopathy, lactic acido- sis and stroke-like episo- des
MERFF myoclonic epilepsy with ragged-red fibres
Frei verkäufliche Analgetika wer- den in hohem Umfang konsumiert, wo- bei das Sicherheitsprofil bezüglich un- erwünschter Wirkungen recht unter- schiedlich ist. Die Autoren berichten über das Ergebnis der sogenannten PAIN-Studie, die in Frankreich durch- geführt wurde. Patienten im Alter zwi- schen 18 und 75 Jahren nahmen daran teil, die kurzfristig wegen leichter bis mäßiger Schmerzen eine analgetische Behandlung benötigten. Die Patienten erhielten für ein bis sieben Tage entwe- der 500 mg Aspirin-Tabletten, 200 mg Ibuprofen Tabletten oder 500 mg Para- cetamol-Tabletten. Sie erhielten insge- samt 42 Stück und durften bis zu sechs Tabletten pro Tag einnehmen. Der analgetische Effekt wurde in einem Schmerztagebuch festgehalten. Insge- samt nahmen an der Studie 8 677 Pati- enten teil, die von 1 108 Allgemeinme- dizinern ärztlich betreut wurden. 48 Prozent der Patienten klagten über Schmerzen des Bewegungsapparates, 31 Prozent über Grippesymptome. Un- erwünschte Wirkungen wurden bei
Aspirin in 18,7 Prozent, bei Ibuprofen in 13,7 Prozent und bei Paracetamol in 14,5 Prozent angegeben. Ibuprofen er- wies sich dem Paracetamol als äquipo- tent; beide Substanzen wurden besser vertragen als Aspirin. Beschwerden von Seiten des Verdauungstraktes wa- ren unter Ibuprofen signifikant seltener zu finden als unter Paracetamol und Aspirin. Insgesamt wurden sechs Fälle einer gastrointestinalen Blutung regi- striert, vier unter Paracetamol und zwei unter Aspirin. Die Autoren kommen zu dem Schluß, als Mittel der Wahl zur kurzfristigen Schmerztherapie Ibupro- fen zu empfehlen, da Aspirin weniger gut toleriert wird und Paracetamol in Überdosierung hepatotoxisch wirkt. w Moore N, van Ganse E, Le Parc JM et al.:
The PAIN study: paracetamol, aspirin and ibuprofen new tolerability study. A large- scale, randomised clinical trial comparing the tolerability of aspirin, ibuprofen and paracetamol for short-term analgesia.
Clin Drug Invest 1999; 18: 89–98.
Department of Pharmacology, Univer- sité Victor Segalen, Hôpital Pellegrin, 33076 Bordeaux, Frankreich.
Paracetamol, Aspirin oder Ibuprofen als Schmerzmittel
Bei Patienten einer Intensivstati- on ist eine blutende Reflux-Ösophagi- tis die häufigste Ursache für Haemate- mesis oder Teerstuhl. Bislang hat man eine mechanische Irritation durch eine Magenverweilsonde oder einen sau- ren Reflux entlang der Sondenleit- schiene für dieses Phänomen verant- wortlich gemacht. Die Autoren be- richten über eine prospektive Studie an 25 kritisch kranken Patienten, die künstlich beatmet werden mußten und bei denen eine 24-Stunden-pH-Metrie und eine Messung des Gallerefluxes mit der Bilitec-Sonde parallel durch- geführt wurden. Vor Studienbeginn wurde eine Spiegelung der Speiseröh- re durchgeführt, um eine präexistente Ösophagitis auszuschließen.
Nach durchschnittlich fünf Tagen Beatmung wiesen 48 Prozent der Pati- enten eine erosive Ösophagitis auf. Nur zwei von zwölf boten einen pathologi- schen sauren Reflux, zwölf einen pa-
thologischen Gallereflux. Präsenz und Schweregrad der Ösophagitis waren signifikant mit dem Magenresidualvo- lumen und dem Gallereflux korreliert.
Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß sich trotz der heute üblichen säure- suppressiven Therapie eine Ösophagi- tis bei kritisch kranken Patienten, die mechanisch beatmet werden müssen, sich innerhalb weniger Tage mani- festiert. Unter pathogenetischen Ge- sichtspunkten ist offensichtlich eine chemische Schädigung durch Gallere- flux für die Ösophagitis verantwortlich
zu machen. w
Wilmer A, Tack J, Frans E et al.: Duode- nogastroesophageal reflux and esopha- geal mucosal injury in mechanically ven- tilated patients. Gastroenterology 1999;
118: 1193–1299.
Department of General Internal Medi- cine/Medical Intensive Care Unit and Department of Gastroenterology, Uni- versity Hospital Gasthuisberg, Catholic University of Leuven, Belgien.