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Archiv "Sorgen und Probleme der Bürger und der Ärzte (II): Der niedergelassene Arzt als „Problemhörer“ und Gesprächspartner der Patienten auch in sozialen Fragen" (06.04.1984)

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(1)

Sorgen und Probleme

der Bürger und der Ärzte (II)

Der niedergelassene Arzt

als „Problemhörer" und Gesprächspartner der Patienten

auch in sozialen Fragen

Horst Becker

Die Infratest Gesundheitsforschung hat ein Experi- ment durchgeführt: Sie legte in einer Repräsentativ- befragung 260 niedergelassenen Praktischen Ärz- ten/Ärzten für Allgemeinmedizin und Internisten ei- ne „Problemliste" mit Themen vor, deren Bedeu- tung für die Bürger zuvor in einer Bevölkerungsbef- ragung untersucht worden war (über die Ergebnisse dieser Umfrage ist in Heft 13/1984 berichtet worden).

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Afrikanische Masken KULTURMAGAZIN

wurde. Die Arme sind nicht ange- schnitzt, sondern recht einfach in den Körper eingesetzt und sogar mit Nägeln befestigt. Der Kopf ist stammestypisch gestaltet, die Ar- me sind im Sinne einer Bedeu- tungsproportion stark verlängert.

Natürlich gibt es bei den Asante geübte Schnitzer, aber Ahnenfi- guren gehören nicht zu ihrem Re- pertoi r.

Eine ganz ähnliche Funktion wie der „bucklige Asante" dürfte die Figur (Abbildung 5) besitzen, über die keine näheren Angaben er- hältlich waren. Sie wurde von ei- nem Kikengo-Schnitzer (West-Za- ire, bzw. Nord-Angola) gefertigt und zeigt eine medizinische Rari- tät, die in der darstellenden Kunst wohl einmalig ist. Auffällig ist zu- nächst der stark verkleinerte Un- terschenkel, der, wie die Stellung des Fußes beweist, nicht gelähmt ist. Deutlich ist weiterhin die star- ke Verkürzung des linken Ober- schenkels und des linken Unter- arms. Wir sehen das klassische Bild einer Dysmelie abgebildet, die einem medizinischen Lehr- buch entnommen sein könnte. In diesem Fall ist der Oberschenkel zu kurz entwickelt, der voll ausge- bildete Unterschenkel im Wachs- tum zurückgeblieben. Mit dieser Fehlbildung kann auch eine sol- che der oberen Extremität ver- bunden sein. Der Oberarm ist nor- mal gestaltet, der Unterarm dage- gen stark verkürzt.

Auf eine magische Verwendung der Figur im Sinne eines Abwehr- zaubers sprechen übrigens die Medizinbeutel, die der Figur um das rechte Sprunggelenk gebun- den sind.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Ernst Haaf Brahmsstraße 6 7255 Rutesheim

Weitere Beispiele zu diesem Themenge- biet hat der Autor dieses Beitrages in seinem Buch vorgestellt: Haaf/Zwerne- mann: Geburt — Krankheit — Tod in der afrikanischen Kunst, Schattauer Verlag, Stuttgart, 1975

D

ie von Infratest befragten Ärzte wurden gebeten, die Themen zu benennen, die ihre Patienten „häufiger in Ge- sprächen ansprechen". Ziel des Experimentes war es, Informa- tionen darüber zu gewinnen, in- wieweit die Ärzte von den Pa- tienten — neben ihrer Rolle als

„Problemhörer" zu Partner- schafts- und anderen Fragen — auch als Gesprächspartner zu aktuellen Themen der Zeit ge- sucht und in Anspruch genom- men werden.

Thema Nummer eins ist in die- sen Gesprächen offenbar die Ar- beitslosigkeit, also der Problem- bereich, der zur Zeit die Bevöl- kerung in der Bundesrepublik Deutschland auch am meisten beunruhigt:

Rund 70 v. H. der befragten Ärz- te berichten, daß Patienten über

dieses Problem häufiger mit ih- nen sprechen. Die besondere Bedeutung dieses Themas wird auch in der Tatsache sichtbar, daß anscheinend die speziellere Problematik der (Weg-) Rationa- lisierung von Arbeitsplätzen ebenfalls zur Sprache kommt.

Das zweite Thema, das oft Ge- genstand von Gesprächen in der ärztlichen Praxis ist, ist die

„heutige Jugend".

Die Grundtendenz bei den Pa- tienten ist dabei wohl eher kri- tisch gegenüber den Jugendli- chen. Jeder zweite befragte Arzt ist häufiger Gesprächspartner von Patienten, die beklagen,

„daß die heutige Jugend nicht mehr bereit ist, hart zu arbeiten und ihre Zukunft abzusichern".

(Aus der Bevölkerungsbefra- gung wissen wir, daß dieses Thema vor allem ältere Men- schen beschäftigt).

1102 (106) Heft 14 vom 6. April 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

(2)

Niedergelassene Allgemeinärzte/Praktische Ärzte und Internisten:

„Werde von Patienten

häufiger auf dieses Thema angesprochen" ...*)

— Prozent- werte — 1. daß die Arbeitslosigkeit so hoch ist

2. daß immer mehr Arbeitsplätze wegra- tionalisiert werden

3. daß die heutige Jugend nicht mehr be- reit ist, hart zu arbeiten und ihre Zu- kunft aufzubauen

4. daß es unter den Jugendlichen immer mehr Drogenabhängige und Alkoholi- ker gibt

5. daß die Renten gekürzt werden könn- te n

6. daß die Umwelt weiter verschmutzt und zerstört wird

7. daß die Chemie immer mehr unsere Umwelt und Nahrungsmittel verseucht 8. daß die Preise so stark steigen 9. daß die Menschen immer rücksichtslo-

ser miteinander umgehen und sich auf Kosten anderer durchsetzen

10. daß man selbst oder jemand aus der Familie ernsthaft krank werden könnte

38 38 40 40 46 47 50 51 58 72

*) Lesebeispiel: 72 v. H. der befragten Ärzte erklärten, sie würden von Patienten häufi- ger auf das Thema Arbeitslosigkeit angesprochen.

„Mache mir persönlich Sorgen wegen" ...

Bevöl- kerung

Befragte niederge-

lassene Ärzte der hohen Arbeitslosigkeit

der (Weg-) Rationalisierung von Ar- beitsplätzen in vielen Betrieben der Umweltverschmutzung und Um- weltzerstörung

der Gefährdung des Friedens in Eu- ropa

der Aufrüstung der Sowjetunion der Aufrüstung der USA

der Gefahr von Drogenabhängigkeit und Alkoholismus bei Jugendlichen

81 54

66 38

76 54

36 63

58 44

46 24

64 52

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

„Problemhörer” Arzt

Daneben wird aber auch die Drogenproblematik und der Al- koholismus bei Jugendlichen angesprochen — ein Thema, des- sen hohe Bedeutung für die meisten Bürger in der Bevölke- rungsbefragung sichtbar wurde.

Thema Nummer drei sind die Renten. Sein hoher Stellenwert in den Gesprächen mit den Ärz- ten erklärt sich aus dem hohen Anteil von älteren Menschen im Patientenkreis der niedergelas- senen Ärzte; für sie ist die Ren- tenfrage ein zentraler Problem- bereich.

Auch auf Fragen der Umweltzer- störung und des Umweltschut- zes sprechen die Patienten den behandelnden Arzt häufiger an:

Fast die Hälfte der befragten Ärzte wurde von Patienten ge- sprächsweise mit dieser Pro- blematik konfrontiert. Nach Kenntnis der Ergebnisse aus der Bevölkerungsbefragung konnte man dies schon vermuten: Die Umweltproblematik ist eines der drei zentralen „Sorgenfelder"

aus der Sicht der Bürger.

Die Befrager hatten vermutet, daß neben Arbeitslosigkeit und Umwelt auch das dritte wichtige Thema im politischen Gespräch von Arzt und Patienten einen be- sonderen Platz einnimmt: die

Friedenspolitik. Dies ist aber an- scheinend nicht der Fall: Nur rund ein Viertel der befragten Ärzte berichtet von Gesprächen über diese Thematik.

Nach Kenntnis der hier vorgetra- genen Ergebnisse mag mancher versucht sein, den Tatbestand einer „PolitiSierung" der ärzt- lichen Praxis zu sehen. Eine sol- che Interpretation lassen die Da- ten freilich nicht zu. Durch die Befragung wurde aber belegt, daß die Patienten bei ihrem Arzt häufig mehr als „nur" medizini- sche Betreuung suchen. Der Arzt wird auch als Gesprächs-

Tabelle 1 (rechts oben), Tabelle 2 (rechts unten)

Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 14 vom 6. April 1984 (109) 1103

(3)

Alter des Arztes

„Mache mir Sorgen wegen" ...

Unter 40 bis 50 bis 60 Jahre

40 49 59 und

Jahre Jahre Jahre älter der Umweltverschmutzung

und -zerstörung

der Verseuchung von Umwelt und Lebensmitteln durch Chemie

der Gefährdung des Friedens in Europa

der Rüstung der Sowjetunion der Rüstung der USA

der (Weg-)Rationalisierung von Arbeitsplätzen in den Be- trieben

69 61 55 44

46 36 38 19

49 35 38 29

51 43 47 41

34 28 18 16

46 38 35 36

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

„Problemhörer” Arzt FEUILLETON

Meister

der Ästhetik

Kunstausstellung

malender Ärzte in Solingen

Tabelle 3

partner zu Problemen in An- spruch genommen, die den Be- reich der Arbeit und auch den der ökonomischen und ökologi- schen Existenz- bzw. Zukunfts- ängste betreffen (Tabelle 1).

Wie weit teilen die Ärzte

die Besorgnisse der Bürger?

Die Ärzte wurden anhand der

„Problemliste" aus der Bevölke- rungsbefragung mit der Frage- stellung konfrontiert, welche der angeführten Themen und Probleme ihnen selbst im Blick auf die nächsten Jahre persön- lich besondere Sorgen machen.

Ein Vergleich der Antworten aus Bevölkerungs- und Arztumfrage (Tabelle 2) zeigt auf den ersten Blick, daß die Arzte sich zu den meisten Problemen weniger be- sorgt äußern als die Bevölke- rung. Dies gilt insbesondere für das Thema „Gefährdung des Friedens in Europa". Allerdings

zeigt sich von den befragten Ärzten mehr als die Hälfte be- sorgt über die hohe Arbeitslo- sigkeit, die Gefährdung der Um- welt und über die Gefahr der Drogenabhängigkeit und des Al- koholismus bei Jugendlichen.

Auch für Ärzte gilt im übrigen, daß die Problemeinschätzungen stark altersabhängig sind (Ta- belle 3). Ärzte der jüngeren (un- ter 40 Jahre) und mittleren (40 bis 60 Jahre) Generation bei- spielsweise weisen deutlich häufiger auf die Problematik der

„Umweltzerstörung" hin als die älteren Ärzte. Ähnlich unter- schiedliche Einschätzungen sind beim „Friedensthema"

festzustellen. Hier zeigen sich insbesondere die jüngeren Ärz- te besorgt.

Auch die Rationalisierung in den Betrieben wird von den jüngeren Ärzten häufiger als proble- matisch eingeschätzt als von den Kollegen der älteren Jahrgänge.

Anschrift des Verfassers:

Horst Becker Hofbauernstraße 6 8000 München 60

Für die Stadt Solingen war es nichts Besonderes, daß der Lun- genfacharzt Dr. med. Dietrich Rei- mers zum sechsten Mal ein Tref- fen ärztlicher Schriftsteller orga- nisierte. Da war es schon eher et- was Neues, daß zusammen mit diesem Schriftstellertreffen im re- nommierten Deutschen Klingen- museum Solingen die erste Kunst- ausstellung des Vereins malender Ärzte Deutschlands im Februar stattfand. 23 Ärzte dieses Vereins, dessen Präsident der Neurologe und Psychiater Dr. med. A. Madj- derey ist, zeigten ihre Arbeiten.

Höhepunkt der Präsentation ärzt- licher Kunst im musischen Be- reich war die vom Deutschen Klin- genmuseum arrangierte Einzel- ausstellung zweier Ärzte: Profes- sor Dr. med. Friedrich Lindlar, Berlin, und Dr. med. Mathias Knoll, Osnabrück. Bei der Eröff- nung der Ausstellung, die bis zum 25. März 1984 im Deutschen Klin- genmuseum zu sehen war, stellte der Oberbürgermeister der Stadt die beiden Künstler vor, deren Meisterschaft zu Recht hervorge- hoben wurde.

Friedrich Lindlar und Mathias Knoll hatten ihre Arbeiten schon früher in anderen Ausstellungen gezeigt. Der fachlich interessier- ten Öffentlichkeit sind sie als Künstler durchaus bekannt. In So- lingen war es jedoch das erste Mal, daß ihre Arbeiten in so en- gem Zusammenhang mit „der Kunst des Arztes" gezeigt wur- den. Eine gelungene Demonstra- tion ästhetischer Ambitionen des ärztlichen Berufsstandes.

Anschrift des Verfassers:

Dieter Siebenborn Kölner Straße 8 5650 Solingen 1

1104 (110) Heft 14 vom 6. April 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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