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Archiv "IPPNW: Mitfreuen" (20.11.1985)

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DEUTSCHES ltß.ZTEBLATT

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BRIEFE AN DIE REDAKTION

ehe wird als Aufklärung ausgegeben -verwirrte, in panische Angst versetzte Menschen kann man bes- ser lenken. So die offen- sichtliche Kalkulation der sowjetischen Regierung, als sie durch das Mitglied des Obersten Sowjet und stellvertretenden Gesund- heitsminister, Kardiologe Prof. Tschasow, IPPNW gründen ließ (natürlich zu- sammen mit einem gleich- gesinnten Kollegen aus dem Westen, Um wenig- stens einen Anschein von Seriosität zu erreichen).

Mit Tschasow wird erstma- lig ein verantwortliches Mitglied einer kriegführen- den Regierung eine Frie- densnobelpreis-Rede hal- ten - am Tag der Men- schenrechte, dem 10. De- zember, in Oslo. Diese Per- version könnte nur gemil- dert werden, wenn das No- belpreis-Komitee darauf besteht, daß dieser neue den alten sowjetischen Friedensnobelpreisträger nach Oslo mitbringt, der 1975 zu seiner Friedensre- de nicht ausreisen durfte.

Er wird gegenwärtig vor

Muffig

Sosehr ich mich als Mit- glied der IPPNW über die Verleihung des Nobelprei- ses an "unsere" Organisa- tion gefreut habe, so ent- täuscht war ich über den Kommentar im Deutschen Ärzteblatt, das ja auch

"mein" Blatt ist, so wie es

"aller deutschen Ärzte Blatt" ist. Weil ich diesen Kommentar so mißgünstig und letztlich "muffig"

fand, will ich ihn doch gleich noch etwas muffiger so wiedergeben:

"Ärzte sind für ihre Patien- ten da und nicht, um Infor- mationsarbeit zu leisten .,.. Die Friedensbewegung und damit die IPPNW hilft der "Gegenseite"

.,.. Selbstverständlich sind alle deutschen Ärzte ge- gen den Krieg

den Augen der Weit in Gor- ki und psychiatrischen Sonderabteilungen an- derswo zugrunde gerich- tet: Prof. Andrej Sacharow.

Mit ihm sollte Tschasow auch unseren Kollegen Dr.

Anatolij Korjagin nach Oslo mitbringen. Er ist Ehren- mitglied des Weltverban- des der Psychiatrie wegen seines wahrhaft heldenhaf- ten Einsatzes gegen den Mißbrauch der Psychiatrie für politische Zwecke in der Sowjetunion. Der stell- vertretende sowjetische

Gesundheitsminister Tschasow ist mitverant- wortlich dafür, daß er jetzt dort in einem Konzentra- tionslager dem Tode nahe ist.

Ich bitte hiermit alle deut- schen Kollegen, in die- sem Sinne an das Frie- densnobelpreis-Komitee zu schreiben. (Adresse: Herr Aarvik, Vorsitzender des Nobel-Komitee, Parla- ment, Oslo, Norwegen).

Dr. med. Reinhard Gnauck Aukammallee 33

6200 Wiesbaden

.,.. Prof. Tschasov ist ein billiger Propagandahansel seiner Regierung

.,.. Prof. Lown kämpft schon seit 20 Jahren ge- gen die Atomrüstung (und ist offenbar immer noch nicht schlauer geworden) .,.. Deutschland ist ein sehr von Katastrophen zivi- ler Art heimgesuchtes Land (wie die Geschichte lehrt)

.,.. Deswegen sind Militär- ärzte besonders prädesti- niert, Lehrgänge in Kata- strophenmedizin um das Lernziel "Durchführung der Triage bei Massenan- fall von Schwerstverletz- ten" zu bereichern

.,.. Wer das nicht einsieht, verletzt seine ärztliche Pflicht

.,.. Ein rechtschaffener Arzt kann nicht IPPNW-Mit- glied sein

.,.. Fazit aus 1. bis 9.: Die Verleihung des Friedens- nobelpreises an die IPPNW ist eine Schande für die deutsche und internationa- le Ärzteschaft".

Dr. med.

Herbert Schultz-Gora Psychotherapeut Weststraße 13 3584 Zwesten

Verantwortungslos

Gehofft habe ich, das DÄ könnte die vorgesehene Verleihung des Friedens- nobelpreises an die IPPNW sachlich und versöhnlich kommentieren. Aber nein, der Kommentar polemi- siert gegen die IPPNW und die gesamte Ärzteschaft, da er doch von dieser rich- tig weiß, daß sie seit Jahr- zehnten vor jedem Krieg deswegen warnt, weil die Menschenopfer in die Hundertmillionen gehen können und ärztliche Hilfe dann nicht mehr möglich sein wird. Die IPPNW will nichts anderes, als die Warnung aller Ärzte immer lauter und unüberhörbarer machen und endlich Abrü- stungsschritte überall er- reichen. Nur wenige Kolle- gen glauben noch, daß ärztliche Hilfe für einen in Mitteleuropa geführten Krieg organisierbar sei. Wer die Folgerungen des Toxikalogen Daunderer aus der Katastrophe Bho- pal für unsere Republik kennt, der weiß, wo die Aufgaben für Katastro- phenmedizin und Zivil- schutz liegen, und die sind schon immens. Wer aber den Unterschied hinsicht- lich ärztlicher Hilfsmög- lichkeit zwischen Bhopal und einem Krieg nicht sieht und ganz laut sagt, der handelt in höchstem Maße verantwortungslos.

Dr. med.

Hans Dieter Möller Arzt für Arbeitsmedizin und Innere Medizin Sandstraße 13 4500 Osnabrück 3500 (8) Heft 47 vom 20. November 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

Mitfreuen

Das Deutsche Ärzteblatt bringt es einfach nicht fer- tig, sich mit den gut 3000 Kolleginnen und Kollegen, die in unserem Land Mit- glieder der IPPNW sind, über den Friedensnobe~

preis zu freuen, geschwei- ge denn ihnen zu gratulie- ren. Statt dessen stimmt man wieder das altbekann- te Klagelied über diese aufmüpfigen Kritiker der

"Katastrophenmedizin''

und des geplanten Zivil- schutzgesetzes an. Wie schön wäre es doch, wenn alle Ärzte gehorsam und anständig das tun würden, was von ihnen erwartet wird, z. B. brav die Triage erlernen und den Atom- krieg als irgendeine

"Katastrophe" akzeptie-

ren, gleich neben Über- schwemmungs-, Schnee- und Brandkatastrophen (s. u. a. Fibeln des Bundesver- bandes für den Selbst- schutz).

Die Darstellung der prinzi- piellen Unvergleichbarkeit jener beherrschbaren zivi- len "Katastrophen" mit dem Massenvernichtungs- Krieg, dem jeder Gesund- heitsdienst absolut hilflos gegenüberstehen würde, diese aufklärende Darstel- lung ist tatsächlich der IPPNW zu verdanken ... Ei- ne geradezu unglaubliche Behauptung ist, Kritiker der "Katastrophenmedi- zin" wollten in Kauf neh- men, "daß Menschen auch ungeschützt bleiben vor den Auswirkungen ziviler Katastrophen ... " Kein IPPNW-Arzt hat je die nöti- ge Weiterbildung in Unfall- oder Notfallmedizin ver- weigert oder kritisiert. Üb- rigens ist dies ganz und gar nicht eine "speziell deutsche Diskussion"; die IPPNW hat in allen Län- dern, West wie Ost, diese Aufklärungsarbeit gelei- stet.

ln amerikanischen Unter- suchungen wurde festge-

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Der Bildband, der Einmaliges unver- gänglich werden läßt

Das Standardwerk über die

Salzburger Festspiele

Stecher-Konsalik, Dagmar/hrnitz, Georg von (Hrsg.) Bühne der Welt

Glanzvolles Salzburg Eine Festspiel-Hommage mit Fotos von Manfred Bockel- mann. Bildband, Format 21,8 x 30,0 cm, im Schuber, 368 Seiten, 160 s/w-Fotos, 58 vierfarb. Fotos, Leinen- einband Subskriptionspreis DM 128,-

späterer Ladenpreis ab 1 Januar 1986 DM 158,-

Erschienen

bei HESTIA

Irrtümer und Preisänderung vorbehalten.

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stellt, daß Kinder und Jugendliche in der Sowjet- union besser über die Fol- gen eines Nuklearkrieges Bescheid wissen als in den USA (Beardslee, Mack, Chivian, Waletzky, 1982 und 83). Nach diesen Ar- beiten rechnen russische Kinder eher damit, daß ein solcher Krieg verhindert werden kann, amerikani- sche Kinder machen sich mehr Illusionen auf Über- lebbarkeit. Amerikanische und sowjetische Ärzte ha- ben über die Folgen eines Atomkrieges und über die Aussichtslosigkeit, ihn menschenwürdig zu über- leben, im sowjetischen Fernsehen stundenlang live diskutieren können.

RAUMFAHRT

Zu dem Beitrag von Dr. med.

Hans Stromeyer: „Als deut- scher Arzt in der bemannten Raumfahrt", Heft 28/29 1985, Seite 2089 ff.:

Gut adaptiert

Die gute Adaption unseres Körpers an die Gravitation beruht auf einem weitge- henden Gewichtsverlust im Inneren unseres Kör- pers. Dieser Gewichtsver- lust wird durch die Auf- triebskraft A bewirkt, die dem Gewicht G des be- trachteten Objektes, also der Gravitationskraft der Erde entgegenwirkt. Nach dem Archimedischen Ge- setz läßt sich dieser Ge- wichtsverlust berechnen, den die feingeweblichen Strukturen, Zellen, Zeltver- bände und Organe durch die sie umgebende inter- stitielle Flüssigkeit (Ge- webslymphe) erfahren. Die Größen d und d f , stehen für die Dichten des betrachte- ten Objektes und die des fluiden Mediums.

A : G = : d

(Die Redaktion: Umgang- sprachlich wird nicht im- mer sauber zwischen dem

Ihr Hinweis darauf, daß Jewgeni Chazow Mitglied des Obersten Sowjet ist, klingt fast so, als wollten Sie die mißliebige IPPNW in altbewährter Manier als vom Kreml gesteuert vor- stellen. 20 000 amerikani- sche Ärzte, die auch dort die offiziellen Zivilschutz- pläne als unsinnig entlar- ven — aus Moskau gesteu- ert? Vielleicht auch die ka- tholischen Bischöfe der USA? Sie sollten sich ein- fach mit uns über den No- belpreis freuen.

Dr. med. Winfried Eisenberg Leitender Arzt der

Kinderklinik

Schwarzenmohrstraße 70 4900 Herford

Gewicht — z. B. gemessen in kp — und der Masse — z. B. gemessen in kg — un- terschieden. Die Masse ist überall im Weltall gleich, während das Gewicht in- folge unterschiedlicher Beschleunigungen deut- lich variiert. So besitzen Körper in der Schwerelo- sigkeit kein Gewicht!) Nach dieser Formel erfährt ein Körper (Gewicht: 69,1 kp; Dichte: 1,055 kg/1) in- nerhalb seiner Epidermis (0,9 kp) durch die Gewebs- lymphe (1,016 kg/1) einen Auftrieb von 66,5 kp, was einem Gewichtsverlust von 95,1 Prozent entspricht.

Andere Beispiele: Das Kind (3300 p; 1,028 kg/1) im Mutterleib schwebt im Fruchtwasser (1,007 kg/1), das Gehirn (1500 p; 1,030 kg/1) und das Rückenmark (1,030 kg/1) schweben im schmalen Liquormantel (1,009 kg/1). Daraus erge- ben sich für das Kind sowie für das Gehirn und das Rückenmark eine Ge- wichtskompensation von 98,0 Prozent. Das Kind wiegt im Fruchtwasser nur noch 68 p (seine Masse ist unverändert 3,3 kg), das Gehirn im Liquor nur noch 31 p.

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3502 (10) Heft 47 vom 20. November 1985 82. Jahrgang

Datum Unterschrift

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