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Archiv "DIE ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT GIBT BEKANNT: Strenge Indikationsstellung für Clomethiazol!" (28.07.1977)

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Die Information:

Bericht und Meinung Reform auf Italienisch

tatsächlich eher nur den Charakter einer Umfirmierung hat. Nicht betei- ligt haben sich am Streik auch die Ärzte in der Stadt und der Provinz Mailand - mit einer ganz anderen Begründung: Wir sind, so erklärte der Sekretär der Ärztekammer und Präsident der Vereinigung der Kas- senärzte, Dr. Roberto Anzalone, ge- gen die Verstaatlichung des Ge- sundheitswesens, und wir werden deshalb auch nicht für Forderungen kämpfen, die innerhalb eines sol- chen Konzepts zugunsten der Ärzte verwirklicht werden sollten.

Attentat

auf den Kammersekretär

Hier geschah nun etwas Groteskes:

Als Dr. Anzalone am 24. Juni 1977- dem letzten der drei außermilanesi- schen Streiktage - abends seine Praxis verließ und gerade seinen Fiat 500 besteigen wollte, stand plötzlich ein gut gekleideter bärtiger junger Mann vor ihm, zog eine Pisto- le 38 und schoß ihm sechs Kugeln in die Beine.

Mit erheblichen Verletzungen - ein Schienbein und ein Knie waren durchschossen - wurde Anzalone ins Krankenhaus Fatebenefratelli gebracht, wo er zwei bis drei Monate wird liegen müssen.

Zwei linksradikale Organisationen meldeten sich später und bean- spruchten die Urheberschaft des At- tentats, die "Roten Brigaden" und eine weniger bekannte Organisation namens "Prima Linea". ln einem Schriftstück der "Prima Linea", das in einer Telefonzelle gefunden wurde, stand der Vorwurf, Anzalone habe sich der werktätigen Bevölke- rung gegenüber insbesondere da- durch feindselig gezeigt, weil er Re- geln über die Krankschreibung ver- faßt und an die Ärzte weitergegeben habe. Daß "Prima Linea" mit diesem Attentat etwas zu tun haben könnte (allerdings: es gibt ungefähr 60 mehr oder weniger gewalttätige Or- ganisationen in Italien, jedenfalls nach einer Liste, die vor wenigen Wochen in der Zeitschrift der Verei- nigung der höheren Polizeibeamten

DIE ARZNEIMITTELKOMMISSION

DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT GIBT BEKANNT:

Strenge

Indikationsstellung für Clomethiazol!

Durch das Frühwarnsystem zur Erfassung von Verände- rungen der Mißbrauchsmuster chemischer Stoffe in der Bun- desrepublik*) wurde die Arz- neimittelkommission der deutschen Ärzteschaft darauf aufmerksam gemacht, daß der immer noch zunehmende Mißbrauch von Clomethiazol durch Alkoholkranke jetzt auch auf Nicht-Alkoholkranke übergreift.

Bei der Verschreibung von Clomethiazol ist darum in Zu- kunft an die Möglichkeit miß- bräuchlicher Verwendung auch durch Nicht-Alkohol- kranke zu denken.

~ Die Arzneimittelkommis- sion der deutschen Ärzte- schaft rät daher in Zusam- menarbeit mit dem Bundesge- sundheitsamt, Clomethiazol nicht über die Dauer akuter bedrohlicher Zustände hinaus zu verabreichen. lnsbesonde-

') Professor Dr. med. W. Keup, Kari- Bonhoeffer-Nervenklinik, Oranien- burger Straße 285, 1000 Berlin 26.

Italiens veröffentlicht wurde), hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich: Es waren wahrscheinlich auch Mitglieder von "Prima Linea", die im Dezember vergangenen Jahres ei- nen Überfall auf das Büro der Verei- nigung der Mailänder Kassenärzte ausgeführt, den Vizepräsidenten Dr.

Giorgio Occhipinti mit einem Pisto- lenknauf niedergeschlagen und 40 000 Lire (etwa 110 DM) gestohlen hatten.

re dürfen Alkoholkranken keine den akuten Bedarf über- schreitenden Mengen ver- schrieben oder mitgegeben werden. Bei der nur in der Ge- riatrie unter strenger Indika- tionsstellung darüber hinaus- gehenden Behandlung ist dar- auf zu achten, daß die ver- schriebene Menge dem tat- sächlichen Bedarf des Patien- ten entspricht. Es ist bekannt, daß Süchtige sich Clomethia- zol über Verschreibung an Dritte verschaffen.

~ Erneut wird außerdem daran erinnert, daß Clome- thiazol nur zur Behandlung des Entziehungs- und Konti- nuitätsdelirs und nicht zum psychischen Entzug (Entwöh- nung) des Alkoholkranken verschrieben werden soll.

Auch bei Abhängigkeit von anderen Substanzen ist Clo- methiazol wegen der Gefahr einer polyvalenten Sucht grundsätzlich kontraindiziert;

die Anwendung beim schwe- ren körperlichen Entzugssyn- drom sollte auf Fachkliniken beschränkt bleiben.

Präparat: Distraneu rin® lnfu- sionslösung, lnjektionslö- sung, Kapseln, Mixtur und Ta- bletten (Astra Chemicals)

Das Attentat auf Dr. Anzalone - in- nerhalb von wenigen Wochen das fünfte auf einen Prominenten, das in der Form des Schießans auf die Beine ablief - hatte zur Folge, daß die Mailänder Ärzte nun ihrerseits aus Protest gegen dieses Attentat, aber auch aus Protest gegenüber Regierung und Behörden, die ein solches Klima der Gewalttätigkeit nicht zu ändern vermögen, ihre Ar- beit für drei Tage niederlegten. bt

1902 Heft 30 vom 28. Juli 1977 DEUTSCHES ARZTEBLATT

Referenzen

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