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Archiv "DIE ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT GIBT BEKANNT: Infektionsschutz bei Virushepatitis" (12.04.1979)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin BEKANNTMACHUNG DER BUNDESÄRZTEKAMMER

DIE ARZNEIMITTELKOMMISSION

DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT GIBT BEKANNT:

Infektionsschutz bei Virushepatitis

Die Zahl der gemeldeten Fäl- le von Virushepatitiden liegt in der Bundesrepublik noch immer über 20 000 pro Jahr, und die tatsächliche Erkran- kungsziffer ist sicher drei- bis fünfmal größer. Auch der niedergelassene Arzt wird deshalb oft mit der Frage konfrontiert, wie einer Infek- tion mit Hepatitisvirus vom Typ A oder B bzw. "nicht A- nicht B" vorgebeugt werden kann. Da zur Zeit aktive Schutzimpfungen gegen die Virushepatitiden noch nicht zur Verfügung stehen, ist nur eine passive Immunprophy- laxe bei Hepatitis A und He- patitis B möglich.

Die besten Sachkenner der Bundesrepublik haben kürz- lich auf dem Seminar des

Bundesgesundheitsamtes *)

"Praxis der Hepatitisbe-

kämpfung" Richtlinien für die passive Immunprophyla- xe bei Hepatitis A und B vor- gelegt, die insbesondere dem niedergelassenen Arzt bei Indikation und Auswahl der verfügbaren Immunglo- buline helfen soll. Die so- eben in neuer Fassung ver- abschiedeten Richtlinien des Bundesausschusses der Ärz- te und Krankenkassen sehen im Gegensatz zu den mei- sten anderen prophylakti- schen Maßnahmen eine Er- stattung der passiven lm- munprophylaxe bei Hepati- tis-Kontaktpersonen im Haushalt durch die gesetzli- chen Krankenkassen vor.

Hepatitis A (HA)

..,.. Verhinderung oder Ab- schwächung einer Hepatitis-

A-Erkrankung durch norma- les Immunglobulin vom Menschen kann nur vor der Infektion oder in der frühen Inkubationsphase (bis etwa 10 Tage nach der Infektion) erreicht werden.

..,.. Eine Therapie mit norma- lem Immunglobulin vom Menschen im Prodromalsta- dium der Hepatitis A oder nach Manifestation der Er- krankung ist wirkungslos und daher nicht indiziert.

Auch die Applikation in der späten Inkubationsphase kann den Ausbruch der Er- krankung nicht sicher ver- hindern.

e

Alle Personen mit engem Kontakt zu Erkrankten müs- sen bei Ausbruch einer Epi- demie als potentiell gefähr- det gelten und sollten daher sofort normales Immunglo- bulin vom Menschen erhal- ten. Es sollte aber nicht ver- gessen werden, daß allge- meine hygienische Maßnah- men gleichfalls einen erheb- lichen Einfluß auf die Kon- trolle solcher Hepatitis-A- Ausbrüche nehmen können und, wenn konsequent durchgeführt, diese Ausbrü- che verhindern oder die Zahl der erkrankten Personen einschränken können. Da es jetzt möglich ist, die Immuni- tätslage gegen Hepatitis-A- Virus zu bestimmen, sollten über einen längeren Zeit- raum gefährdete Personen- gruppen (wie z. B. in Kinder- heimen und Krankenhäu- sern) auf das Vorhandensein von Antikörpern gegen He- .l Bundesgesundheitsblatt 21 (1978)

265-283, 337-381, 453-471

patitis-A-Virus (anti-HAV) untersucht werden, da nur solche Personen, die anti- HAV-negativ sind, im Falle eines späteren Kontaktes mit Hepatitis-A-Virus normales Immunglobulin vom Men- schen bekommen sollten. Auch bei Auslandsaufenthal- ten in südeuropäischen und tropischen Ländern ist eine prophylaktische Gabe von normalem Immunglobulin vom Menschen angezeigt. - Jeder prophylaktischen Ga- be von normalem Human- globulin sollte, wenn mög- lich, eine Erhebung der lm- munitätslage gegen Hepati- tis-A-Virus vorausgehen, oder sie sollte zumindest gleichzeitig durchgeführt werden, um unnötige wie- derholte Injektionen zu ver- meiden.

..,.. Eine einmalige intramus- kuläre Verabreichung von 0,02 bis 0,12 ml pro Kilo- gramm Körpergewicht einer 16%igen Lösung normalen Immunglobulins vom Men- schen vor einer Infektion oder in der frühen Inkuba- tionsphase sc~wächt eine nachfolgende Erkrankung ab, oder die Infektion kann vollständig verhindert wer- den.

..,.. Für eine länger andau- ernde Infektionsgefahr (Auf- enthalt in endemischen Ge- bieten unter schlechten hy- gienischen Verhältnissen) hat sich im allgemeinen eine . wiederholte Prophylaxe mit normalem Immunglobulin vom Menschen im Abstand von 6 bis 12 Wochen als wirksam erwiesen.

Hepatitis B (HB)

Zur passiven Immunprophy- laxe gegen die Hepatitis-B-

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 15 vom 12. April 1979 999

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

BEKANNTMACHUNG DER BUNDESÄRZTEKAMMER

Infektion stehen Immunglot bulinpräparate zur Verfü- gung, in denen Antikörper gegen Hepatitis-B-Oberflä- chen-Antigen (anti-HBs) an- gereichert sind. Sie sollten im passiven Hämagglutina- tionstest einen anti-HBs-Ti- ter von mindestens 1:100 000 aufweisen. (Die Dosis ist bei den einzelnen Präparaten auf der Pak- kungsbeilage angegeben.) Die Anwendung von HB-Im- munglobulin ist in folgenden Situationen sinnvoll:

Akzidentelle parenterale oder Schleimhaut-Exposi- tion mit HBs-antigenhalti- gern Material: z. B. Nadel- stichverletzung, Spritzer in die Augen, Verschlucken.

HB-Immunglobulin sollte möglichst .bald (innerhalb von 6 bis 12 Stunden) nach dem Inokulationsereignis i. m. appliziert werden, nach- dem möglichst zuvor ein po- sitiver HBs-Antigen- bzw.

anti-HBs-Befund bei den be- treffenden Personen ausge- schlossen wurde, damit das sehr teure und nur begrenzt verfügbare HB-Immunglobu-

lin nicht unnötigerweise ver- abreicht wird. Die Durchfüh- rung von Testen zur Bestim- mung von HBs-Antigen bzw.

anti-HBs sollte die Gabe des HB-Immunglobulins aber nicht über den oben angege- benen Zeitraum verzögern, da die Injektion von HB- Immunglobulin auch bei HBsAg-Trägern oder Perso- nen mit bereits vorhande- nem anti-HBs nicht zu Ne- benreaktionen führt. Auf alle Fälle sollte aber Blut vor der Verabreichung des HB-Im- munglobulins zur späteren Bestimmung der Immuni- tätslage durch Untersu- chung auf HBsAg, anti-HBs und anti-HBc (Antikörper ge-

gen das Hepatitis-B-Virus- Kernantigen, HBc) abge- nommen werden. Evtl. Wie- derholung der Injektion von HB-Immunglobulin nach 4 bis 6 Wochen.

(g)

Patienten und/oder Per- sonal in Dialysezentren:

Keine prinzipielle Immun- prophylaxe, sondern nur bei gehäuftem Neuauftreten von HB-Infektionen. In erster Li- nie Personal passiv mit HB- Immunglobulin immunisie- ren! Da wahrscheinlich stän- dige weitere Exposition, wie- derholte Injektionen alle 3 bis 4 Monate notwendig un- ter ständiger serologischer Kontrolle.

Sexuelle Expositionen:

Immunprophylaxe erscheint hier nur unter bestimmten Umständen sinnvoll, da in diesen Fällen die Gabe von HB-Immunglobulin in der Regel zu spät kommt, weil das Blut von Hepatitis-B-infi- zierten Personen meist schon Wochen vor der klini- schen Erkrankung infektiös wird. Übereinstimmend hier- mit konnten bisher vorlie- gende Untersuchungsbefun- de — teilweise aber auch we- gen zu geringer Fallzahlen — einen krankheitsverhüten- den Effekt statistisch nicht signifikant belegen.

O Neugeborene von HBs- Antigen-positiven Müttern:

Immunprophylaxe wird be- fürwortet, wenn die Mutter im letzten Schwanger- schaftsdrittel an Hepatitis B erkrankt war oder HBs-Anti- gen-Trägerin ist, besonders bei gleichzeitig positivem HBe-Antigen-Befund bzw.

negativem anti-HBe-Befund.

(HBe-Antigen und anti-HBe:

ein weiteres eng mit Hepati- tis-B-Virus verbundenes An- tigen und der entsprechende

Antikörper). Umstritten sind derzeit die Dosis von HB-Im- munglobulin sowie Zeit- punkt und Zahl der Applika- tionen.

Hepatitis

„nicht A — nicht B"

Da der oder die Erreger der

„nicht A — nicht B"-Hepatitis bisher nicht identifiziert wor- den sind, kann über den po- tentiellen Nutzen passiv zu- geführter Immunglobuline bei dieser Erkrankung noch nichts Endgültiges gesagt werden.

Herrn Prof. Dr. med. F. Dein- hardt, Vorstand des Max-v.- Pettenkofer-Instituts für Hy- giene und Medizinische Mi- krobiologie der Universität München, sind wir für seine Beratung zu großem Dank verpflichtet.

Präparate:

Immunglobulin vom Menschen

Beriglobin® (Behring-Werke) Cutterglobin® (Tropon- Cutter)

Gammaglobulin Asid (Asid) Gamma-Globulin human 16% (Immuno)

Human-Gamma-Globulin Kabi (Kabi)

Hepatitis-B-Immunglobulin Aunativ® (Kabi)

Gammaprotect Hepatitis (Biotest)

Hepatitis-B-Immunglobulin (Abbott)

Diese Aufstellung erhebt kei- nen Anspruch auf Vollstän- digkeit!

1000 Heft 15 vom 12. April 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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