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Archiv "Strenge Indikationsstellung bei Biguanidanwendung" (17.03.1977)

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Academic year: 2022

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griff in das Persönlichkeitsrecht des Versicherten läßt sich durch das vor- gegebene Informationsinteresse über die aus Krankheitsfällen entste- henden Kosten in keiner Weise rechtfertigen.

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Unter dem Vorwand einer Stär- kung der Selbstverwaltung verlagert der Gesetzentwurf unpopuläre Ent- scheidungen über eine finanzielle Mehrbelastung der Versicherten mit Rezeptblattgebühren und den Ko- sten bestimmter Arzneimittel auf den Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen und letztlich auf den einzelnen Kassenarzt. Die Bundes- regierung drückt sich damit vor der Verantwortung, selbst im Gesetzent- wurf klare Befreiungstatbestände für die Rezeptblattgebühr und die Ausklammerung bestimmter Arznei- mittelgruppen aus der Verordnungs- fähigkeit zu Lasten der gesetzli- chen Krankenversicherung vorzu- schlagen.

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Die vorgesehene Koppelung ei- nes Arzneimittelhöchstbetrages mit einer Belastung der Arzthonorare bringt in das Verhältnis zwischen·

Arzt und Patient einen Dauerkonflikt in Gestalt des Mißtrauens des Pa- tienten gegenüber seinem behan- delnden Arzt. Der Patient vermutet in seinem Arzt nicht mehr allein den Sachwalter seiner gesundheitlichen Interessen, sondern auch den Be- wahrer seines ungeschmälerten Ho- noraranspruchs. Ein Arzneimittel- höchstbetrag, gleich welcher Aus- gestaltung, führt darüber hinaus im Ergebnis

zu

einer Beseitigung der bisherigen Individualhaftung des einzelnen Arztes für seine unwirt- schaftliche Verordnungsweise, da die Krankenkasse wegen der sie schützenden Höchstbelastu ngs- grenze das wirtschaftliche Interesse an der Stellung von Regreßanträgen im Einzelfall verliert.

Die Kassenärzteschaft lehnt es ab, diE! Verantwortung dafür zu über- nehmen, daß es dem Gesetzgeber nicht gelungen ist, durch das neue Arzneimittelgesetz den Arzneimittel- markt auf die in ihrer therapeuti-

e

Fortsetzung auf Seite 716

Die Information:

Bericht und Meinung

DIE ARZNEIMITTELKOMMISSION

DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT GIBT BEKANNT:

Strenge Indikationsstellung bei Biguanidanwendung

ln der letzten Zeit häufen sich die Mitteilungen über dasAuf- treten von Laktatazidosen bei der Anwendung von Biguani- den in der Behandlung des Diabetes mellitus.

Die biguanidbedingten meta- bolischen Laktatazidosen ge- hen nicht selten mit Schock- symptomatik einher und ver- liefen bisher in der Mehrzahl tödlich. Sie werden vor allem durch zusätzliche hypoxisehe Zustände sowie dL,Jrch eine Einschränkung der Nieren- funktion begünstigt.

~ Da die Prodromalerschei- nungen unspazifisch sind (Übelkeit, Erbrechen, Nau- sea), die Laktatazidose auch schon nach kurzdauernder Bi- guanidapplikation auftreten kann und da in der Praxis zur Zeit noch keine exakte Diag- nostik möglich ist, rät die Arz- neimittelkommission zu einer strengen lndikationsstellung, zu sehr sorgfältiger Berück- sichtigung der Kontraindika- tionen vor Therapiebeginn und entsprechender Überprü- fung der Situation bei Patien- ten, die bereits mit Biguani- den behandelt werden.

~ Als Kontraindikationen sind anzusehen:

C> 1. Einschränkung der Nie-

renfunktion (Serum-Kreatinin- Konzentration über 1,2 mg/

100 ml).

C> 2. Zustände, die mit unzu-

reichender Sauerstoffversor- gung der Gewebe (Hypoxie) einhergehen können:

a) Neigung zu kardialer Insuf- fizienz

b) Neigung zu respiratori- scher Insuffizienz

c) Interkurrente, fieberhafte Erkrankungen

d) Höheres Alter

C> 3. Einschränkung der Le-

berfunktion (Hepatitis, Leber- zirrhose).

C> 4. Alkoholabusus (Aiko-

holkranke).

C> 5. Pankreatitis.

C> 6. Abmagerungskuren

(unter 1000 Kai/Tag).

C> 7. Konsumierende Erkran-

kungen.

C> 8. Eine Woche vor auf-

schiebbaren Operationen und postoperativ.

C> 9. Patienten während ln-

tensivtherapie.

C> 10. Undisziplinierte Pa-

tienten, insbesondere Diabeti- ker, die sich den ärztlichen Kontrollen entziehen.

~ Außerdem sollen die fol- genden Tagesdosen nicht überschritten werden:

Phenformin 100 mg Buformin 300 mg Metformin 2500 mg Präparate:

Buformin:

Silubin® retard - Dragees (Grü- nenthal), Sindiatil® Retardtablet- ten (Bayer/Schering), Tidemol®

retard - Dragees (Roche).

Metform in:

Glucophage® retard Tabletten (Homburg).

Phenformin:

Antidiabeticum retard Kapseln (Arzneipharma), OB retard Dra- gees (Brunnengräber), Dipar<l!l Dragees (Boehringer Mannheim/

Hoechst), Phenformin Dragees (Rheingold), Phenformin retard Kapseln (Ratiopharm).

DEUTSCHES ARZTEBLATT

Heft

11

vom

17.

März

1977

709

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