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Archiv "KVKG-FOLGEN: Sorge vor dem „Großen Bruder“" (26.01.1978)

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Spektrum der Woche Aufsätze Notizen

BRIEFE AN DIE REDAKTION

KVKG-FOLGEN

Auf die mit dem „Kostendämpfungsge- setz" verbundenen Probleme der Daten- weitergabe und des Datenschutzes geht der folgende — stark gekürzte — Brief ein.

Sorge vor dem

„Großen Bruder"

... Durch das Bekanntwerden der elektronischen Datenspielereien bei der Lindauer AOK wurde erstmalig das Vertrauen der Ärzte in die Ver- schwiegenheit der Krankenkassen erschüttert, obwohl es sich dabei zunächst nur um einen singulären Vertrauensbruch zu handeln schien.

Nun aber ist durch das sogenannte Kostendämpfungsgesetz und die darin angekündigte „Datenverarbei- tung" unserer Patienten das bisheri- ge Verhältnis gegenseitigen Ver- trauens zwischen Patienten und Ärz- ten einerseits und Krankenkassen andererseits ganz offiziell aufgekün- digt worden.... Die bisherige ... Weitergabe von Patientendaten an die Krankenkassen erfolgte stets unter zwei Vorbehalten: Für die Ge- heimhaltung aller, besonders der weitergegebenen Daten, die selbst- verständlich unantastbares Eigen- tum des einzelnen Patienten blie- ben, hafteten den Patienten in allei- niger Verantwortung nur die Ärzte.

Die Krankenkassen dagegen waren für die ihnen anvertrauten Daten den Ärzten voll verantwortlich. Jetzt hat sich an diese dreigliedrige Kette wechseleitiger Verantwortung und wechselseitigen Vertrauens, die durch ihre ausgewogene Sicherheit ein geschlossenes System darstell- te, der Staat als viertes Glied ange- schlossen und die Kassen zur Ver- datung der ihnen anvertrauten Kenntnisse und zur Weitergabe die- ses fremden Eigentums an den (noch einzurichtenden) staatseige- nen zentralen Datenverbund aufge- fordert, dessen strikte Absicherung per Datenschutzgesetz er zwar groß- mäulig verspricht, in Wirklichkeit je- doch niemals garantieren kann. Aus dem bisherigen geschlossenen Sy- stem wird also in Bälde ein offenes, jedem kundigen Interessenten zu- gängliches System geworden sein.

Doch viel gefährlicher als alle gro-

ßen und kleinen Datendiebe zusam- men ist gerade die Tatsache, daß der Staat selbst sich erst durch die Ent- eignung und Einverleibung aller nur erreichbaren Daten zum gefürchte- ten „Großen Bruder" mausert, dem ärgsten Feind des Individuums und der privaten Sphäre.

Dr. med. Wolfgang Lühning Papenstraße 48

4920 Lemgo

MENSCHLICH STERBEN

Zu dem Beitrag von Dr. med. Klaus Fran- ke in Heft 29/1977: „Exitus letalis statt Sterben".

Wann stellen wir Ärzte uns

dem Problem?

Meine volle Zustimmung dem Her- ausgeber, dem Verlag, der Rezen- sion und dem Rezensenten! Aber — steht dieses Problem, das die Pole ärztlichen Tuns: Leben — Sterben berührt, so nicht etwas kümmerlich und bloß da? Genügt hier die (gute) Empfehlung eines literaturbewan- derten Kollegen zur Pflichtlektüre für alle Ärzte eines Buches aus dem Herder-Verlag (das diesem übrigens alle Ehre macht)? Gehörte ein sol- ches Zentralthema des Arztes, der Ärzteschaft nicht in die Masse der Fachliteratur und auch (nicht als Re- zension eines Herderbuches) in das

SPRÜCHE

My Russian friends teil me it's not the ministry of cultu- re that you worry about. It's the culture of the minister.

Isaac Stern, russischer Gei- ger, zitiert in der US-Zeit- schrift „Time". Frei über- setzt: „Nach Ansicht meiner russischen Freunde liegt das Problem nicht beim Ministe- rium für Erziehung, sondern bei der Erziehung des Mini- sters."

DEUTSCHE ÄRZTEBLATT? Reicht solche (ausgezeichnete) Empfeh- lung aus, den zerstörerischen Zeit- geist mit seinen widersinnigen Fol- gen zu stoppen und zu korrigieren, der einerseits bei der „Reform" des

§ 218 dem Einzelindividuum weitge- hend die Entscheidungsbefugnis über das Ja oder Nein eines ganzen herrlichen Menschenlebens zu- spricht — andererseits den Schwerst- kranken, Sterbenden der Diktatur ei- nes technischen Organisations- Teams überantwortet bis zum Erlö- schen — nicht „Sterben"? Der Mensch wird doch häufig degradiert zu einer biologischen Maschine, sei- ne einmalige, personale Transzen- denz, die ihn allein vom Tier unter- scheidet, wird doch weitestgehend untergraben. Der Techniker der

„technischen" Maschinen hat im all- gemeinen ein sehr sicheres Urteil, wann eine Reparatur noch tunlich ist, obwohl diese Maschine einige Versuche sicherlich leichter ertrüge als der Mensch. Wie Märchen aus uralten Zeiten klingen mir noch Worte im Ohr: die Mahnung einer erfahrenen (Ordens-)Stations- schwester an einen jungen (technik- begeisterten) Assistenzarzt bei ei- nem 80jährigen tief bewußtlosen Kranken: „Jung', lassen Sie doch den alten Herrn in Ruhe und Würde in die Ewigkeit gehen. Sie stören ihn doch nur und helfen ihm nicht!" — Oder die tägliche Frage der Nacht- wache bei ihrem Antrittsrundgang:

„Ist bei Herrn/Frau X. der Geistliche gewesen? Wissen die Angehörigen Bescheid?" — Ja, es war einmal! Al- les für Fortschritt in Diagnose und Therapie! Aber — wenn es auf Kosten des Menschen in seiner Wesenheit geht — stop. Wir beklagen so sehr das gestörte Verhältnis zwischen den Kranken und dem Arzt. Sollten solche Fehlsteuerungen nicht mit- verantwortlich sein, im Unter- und Unbewußten tiefgreifende Entfrem- dung und Unsicherheit zu verursa- chen, wie wir es in vielen anderen Bereichen unserer Kultur ebenfalls sehen? Wann stellt sich die Ärzte- schaft dem Problem?

Dr. phil. Dr. med. Karl Mathes Mintropstraße 4 A

4300 Essen 16 (Werden)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 4 vom 26. Januar 1978

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