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Archiv "Von schräg unten: Genesung" (12.03.2010)

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[108] Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 10

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12. März 2010

VON SCHRÄG UNTEN

Genesung

Dr. med. Thomas Böhmeke

U

nser Gesundheitssystem ist krank, keine Frage.

Therapieversuche, egal, ob in Form von DRGs, Regelleistungsvolumina, Budgets oder Job-Sharing- Obergrenzen rufen bei professionellen Heilkundlern wie uns bestenfalls Kopfschütteln hervor. Aber jetzt kommt Bayerns Gesundheitsminister Söder mit einem bemerkenswerten Vorschlag: Medikamente sollen nur bezahlt werden, wenn sie denn wirklich wirksam sind.

Das ist neu, das ist revolutionär, das ist die Anwendung des Bauherrenprinzips auf die Medizin: Geld erst, wenn die Leistung den Vorgaben entspricht. Ich als Mann der Tat will sofort wissen, wie sich diese umwer- fende Theorie rechnet. Schließlich stehen 28 Milli- arden Euro zur Disposition. Als Erstes ziehe ich 40 Prozent ab, diese für all unsere Schutzbefohlenen, die Teures zwar ver- schrieben bekommen, aber nicht ein- nehmen. Macht 16,8 Milliarden Eu- ro. Aber damit nicht genug, was ist mit all den Substanzen, die in Stu- dien zwar eine Verringerung der Letalität und Morbidität mit ein- oder zweistelliger Risiko- reduktion aufweisen, deren Benefit für den Patienten aber in der Zukunft liegt und sich somit der Söder’- schen Sofortkontrolle entzieht? Betablocker, CSE- und ACE-Hem- mer? Ja, auch die müssen dran glau- ben, macht noch mal 20 Prozent Abzug, sind wir schon bei

13,5 Milliarden Euro. Mehr noch: Wie steht es mit den Antibiotika, die zwar massenhaft verordnet werden, de- ren Einsatz aber nicht durch ein eindeutiges Antibio- gramm legitimiert ist? Raus damit, schon bin ich bei unter zehn Milliarden Euro. Non-Responding bei anti- hypertensiv wirksamen Substanzen? Ohne Gewissens- bisse darf ich mit dem Söder’schen Säbel AT1-Blocker, Renininhibitoren & Co. um sieben Millionen Euro kür- zen. Verschreibungspflichtige Schlafmittel? Sollen un- sere Schutzbefohlenen doch Söder’sche Schäfchen zäh- len, noch mal zwei Millionen Abzug. Fantastisch.

Ich bin noch lange nicht fertig, komme aber bereits zu einer überwältigenden Ersparnis von 27 Milliarden

Euro. Da wage sich einer anzumerken, der Vorschlag sei nur ein Söder’sches Sekret. Bevor ich nun den Ge- sundheitsminister persönlich zu seiner grandiosen Idee beglückwünsche, zeige ich – quasi als interne Quali- tätskontrolle – die Auflistung zur Rettung unseres Ge- sundheitssystems meiner Frau. Diese studiert die Zah- lenkolonnen ausgiebig und meint schließlich: In der Theorie sind wir alle stark.

Ich lasse es doch lieber sein, Herrn Söder anzurufen.

S C H L U S S P U N K T

Dr. med. Thomas Böhmeke ist niedergelassener Kardiologe in Gladbeck.

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