DIE GLOSSE
Krebspublizistik
Wer in Familie und Freundes- kreis — von ärztlicher Lebenser- fahrung einmal ganz zu schwei- gen — die psychische Belastung von mutmaßlich oder tatsäch- lich an Krebs erkrankten Pa- tienten miterlebt. der wird täg- lich damit konfrontiert. daß an Krebs Erkrankte eigentlich kei- ne Zeitung und keine Zeitschrift mehr lesen können, kaum noch unbefangen fernsehen können, ohne immer neuen psychologi- schen Belastungen durch die Krebspublizistik ausgesetzt zu sein.
Die letzten Veröffentlichungen der Deutschen Krebshilfe mit
Schlagzeilen über die erhöhte Selbstmordrate der Krebskran- ken hat geradezu schockie- rende psychische Folgen. Die Gründerin der Deutschen Krebshilfe, Frau Dr. med. Mil- dred Scheel, müßte als Ärztin doch wissen, welchen psychi- schen Belastungen Krebskran- ke ausgesetzt sind, und sie müßte wissen, in wie hohem Maße der Suizid durch miter- lebte Beispiele und durch Pu- blizistik angestiftet werden kann.
Wer hat endlich einmal den Mut, Frau Scheel zu mahnen, über das rechte Maß von medi- zinischer Aufklärungs- und Öf- fentlichkeitsarbeit nachzuden- ken? M. Geske Die Information:
Bericht und Meinung
NACHRICHTEN
Ausschuß für die Reform der Rentenversicherung berufen
Die Gesellschaft für Versiche- rungswissenschaft und -gestal- tung e. V., Köln, hat einen Arbeits- ausschuß einberufen, der Vor- schläge zur Lösung des Problems der Gleichstellung von Männern und Frauen sowie deren Hinter- bliebenen in der gesetzlichen Ren- tenversicherung unterbreiten soll.
Das Bundesverfassungsgericht hat 1975 entschieden, daß der Ge- setzgeber bis spätestens 1984 die- ses Problem zu lösen habe.
Der Ausschuß der Gesellschaft, der Vertreter der gesetzlichen Renten- und Krankenversicherung sowie der übrigen Sozialversiche- rungszweige, der privaten Kran- kenversicherung, der Lebensversi- cherung, der Heilberufe sowie der Gewerkschaften und Arbeitgeber angehören, soll sämtliche bisher vorgelegten und noch vorzulegen- den Pläne im Hinblick auf die in- tendierte Kostenneutralität prüfen.
Die Beratungen des Arbeitskreises unter Leitung von Prof. Dr. jur. Er-
win Gaber, ehemaliger Präsident der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA), Berlin, soll die vorliegenden Modelle nutzen und ergänzen, um sie möglicher- weise in einen eigenen Vorschlag zu verdichten. Dabei sollen, so der von der Gesellschaft beschlossene Auftrag, sowohl Kostenrechnun- gen hinzugefügt als auch die lang- fristigen Auswirkungen entstehen- der Mehrkosten — insbesondere für die Zeit nach 1990 — dargestellt werden. HC
Rehabilitations- Beauftragte gefordert
Für die Einsetzung eines Bundes- beauftragten und von Landesbe- auftragten für Rehabilitation ha- ben sich jetzt der Reichsbund der Kriegsopfer und die Arbeiterwohl- fahrt eingesetzt. Diese Beauftrag- ten sollen nach Meinung beider Verbände dafür sorgen, daß alle Behinderten die gleiche Hilfe zur gesundheitlichen und beruflichen Wiederherstellung erhalten kön- nen. Obgleich das sogenannte
Rehabilitations-Angleichungsge-
setz bereits am 1. Oktober 1974 in Kraft trat, sei es nicht gelungen, Rehabilitationsleistungen der fast 3000 Träger zu vereinheitlichen.
Die Regierung solle Rechtsverord- nungen erlassen, um das erstrebte Ziel des Gesetzes schneller als bis- her zu erreichen.
Beide Verbände kritisierten, daß die Träger der Rehabilitation noch nicht alle Gesamtvereinbarungen verabschiedet hätten, die zur Ver- wirklichung des Gesetzes erfor- derlich seien. Es fehlten noch die wichtigen Vereinbarungen über die Hilfe im Arbeitsleben, den Be- hindertensport und die Hilfe bei der Beschaffung eines Fahr- zeuges.
Ferner forderten die Organisatio- nen, alle rechtlichen Bestimmun- gen über die Rehabilitation als ei- nen eigenen Teil in das Sozial- gesetzbuch aufzunehmen. Auch wurde die sozialpolitisch umstrit- tene Meldepflicht für Behinderun- gen wieder ins Gespräch ge- bracht. Sie solle bewirken, daß
„endlich wirklich alle Behinderten erfaßt und wirksam rehabilitiert werden könnten."
Erst kürzlich hat sich der sozialpo- litische Sprecher und Vorsitzende des Arbeitskreises Sozialpolitik der SPD-Bundestagsfraktion, Eu- gen Glombig MdB, für die Institu- tionalisierung eines Bundesbeauf- tragten für Rehabilitation stark ge-
macht und eine neu zu schaffende Bundesanstalt für Rehabilitation angeregt (DEUTSCHES ÄRZTE- BLATT Heft 9/1979, Seite 548). HC
In einem Satz
Krankenpflege — Die Ausbildung in der Krankenpflege kostet den Bund pro Person jährlich insge- samt 15 100 DM (Ausbildungsver- gütung 11 400 DM; Unterrichts- personalkosten und praktische Ausbildung 2650 DM; Sachkosten 650 DM und anteilige Investitions- kosten 400 DM). DÄ
988 Heft 15 vom 12. April 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT