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Archiv "Öffentlicher Gesundheitsdienst: Mehr Steuerungsfunktion gefordert" (14.05.2004)

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as ist derzeit ungewöhnlich für die Auftaktveranstaltung zu einem Ärztekongress: wenige Klagen, dezent vorgetragene Forderungen. Der öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) ist gestärkt aus Krisen der vergangenen Jahre, sei es der Ausbruch neuer Infekti- onskrankheiten, die Gefährdung durch Bioterrorismus oder auch durch Um- weltkatastrophen, hervorgegangen – so die Einschätzung von Dr. med. Klaus Walter, Vorsitzender des Berufsverban- des der Ärzte des Öffentlichen Gesund- heitsdienstes (BVÖGD). Der ÖGD habe sich bei der Bewältigung der Kri- sen als ein kompetenter und verläss- licher Partner erwiesen. Vor dem Hin- tergrund eines stetig größer werdenden Aufgabenspektrums sei der Ruf nach mehr Personal für den ÖGD zwar legi- tim, aber aufgrund der desolaten Haus- haltslage der meisten Kommunen wohl realitätsfern. Deshalb appellierte Wal- ter an die Teilnehmer des gemeinsam mit dem Bundesverband der Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes veranstalteten 54. Wissenschaftlichen Kongresses, vor Ort für den ÖGD zu werben, die Vielfalt seiner Aufgaben deutlich zu machen und kreative Lö- sungsansätze zu entwickeln.

Bei der Prävention, einem Schwer- punktthema des Kongresses, reklamie- ren die ÖGD-Ärzte eine verstärkte Steuerungsfunktion der Gesundheits- ämter in der jeweiligen Region. Dort sollten mehr Mittel für Präventions- zwecke bereitgestellt werden, über de- ren Verwendung der ÖGD mitentschei- den sollte. Ein gutes Beispiel für erfolg- reiche Prävention seien die Aids-Prä- ventionsprogramme in den 80er-Jahren gewesen. In der Folge seien in Deutsch- land sehr viel weniger Infektionen zum Ausbruch gekommen als in den Län- dern, die keine Prävention betrieben haben. Das angeblich bis Ende des Jah-

res vorliegende Präventionsgesetz soll- te nach Auffassung des BVÖGD den Stellenwert des öffentlichen Gesund- heitsdienstes bei Durchführung und Koordination von Präventionsmaßnah- men ausreichend berücksichtigen.

Krankheitsvermeidung sei nicht allein Aufgabe der Sozialversicherungsträger, sondern eine gesamtgesellschaftliche Zukunftsaufgabe, bei der auch der öf- fentliche Gesundheitsdienst gefordert sei. Die Effizienz vieler Präventions- maßnahmen auf lokaler Ebene könnte deutlich erhöht werden, wenn es gelän- ge, die Bemühungen der unterschiedli- chen Akteure des Gesundheitswesens,

wie etwa der niedergelassenen Ärzte, der Krankenkassen oder der Bildungs- einrichtungen, zu bündeln. Dem ÖGD mit seinem von jeher guten Zugang zu Kindergärten und Schulen könnte es am ehesten gelingen, die bisher völlig unzureichende Koordination von Präventionsprojekten zu verbessern.

Wegen der großen Bedeutung der Prävention hat der BVÖGD einen neu- en Fachausschuss „Prävention und Ge- sundheitsberichterstattung“ gegründet.

Auch Priv.-Doz. Dr. med. Stefan Win- ter, Leiter der Abteilung Prävention, Krankheitsbekämpfung und Biomedi- zin im Bundesgesundheitsministerium,

betonte die wichtige Rolle des ÖGD bei der Umsetzung des Präventions- gesetzes; die Kompetenz des ÖGD müsse bei der Verwendung der künftig zur Verfügung gestellten Mittel genutzt werden.

Skeptisch zu dem geplanten Präven- tionsgesetz äußerten sich – wie auch der Vizepräsident der Bundesärztekam- mer, Dr. med. Andreas Crusius – die beiden Fachministerinnen aus den unionsgeführten Bundesländern Hes- sen und Sachsen. Silke Lautenschläger, Hessische Sozialministerin, bezweifelte, dass die Finanzmittel dorthin gelangen würden, wo sie wirklich gebraucht wer- den – nämlich in Kindergärten und Schulen. Helma Orosz, sächsische Staatsministerin für Soziales, kündigte die Ablehnung aller unionsgeführten Landesregierungen an, bleibt es bei den bisher bekannt gewordenen Eckpunk- ten des Präventionsgesetzes. Gleichzei- tig warnte sie vor zu viel Euphorie in Sa- chen Prävention. So hätten in Sachsen Untersuchungen über die Sprachent- wicklung bei Kindern eklatante Mängel aufgezeigt; doch nur 20 Prozent der daraufhin angeschriebenen Eltern hät- ten auf entsprechende Präventionsange- bote reagiert.Auch die sinkende Durch- impfungsrate mache eigentlich dirigisti- sche Präventiveingriffe nötig, was sich aber in einer freiheitlich orientierten Gesellschaft kaum umsetzen ließe.Ver- stärkt arbeite man daher an Zugangs- strategien für diejenigen sozialen Schichten, die von sich aus Präventions- angebote nicht nutzen. Gezielt würde über Kindertagesstätten das Gespräch mit den Eltern gesucht. Das Gesund- heitsamt stellt für Orosz den Dreh- und Angelpunkt gesundheitsbezogener Ko- operation dar. Um dem Ärztemangel dort entgegenzuwirken, übernimmt das Land Sachsen 50 Prozent der Weiterbil- dungskosten. Thomas Gerst P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2014. Mai 2004 AA1369

Öffentlicher Gesundheitsdienst

Mehr Steuerungsfunktion gefordert

Bei der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen wollen die Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes die unterschiedlichen Bemühungen auf lokaler Ebene bündeln.

Klaus Walter:

Der öffentliche Gesundheitsdienst ging gestärkt aus den Krisen der vergangenen Jahre hervor.

Foto:privat

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