GKV-Leistungskatalog
Beske kündigt Entwurf an
Bürgerversicherung und Prämienmodell taugen nicht als Gesetzesvorlage.
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inen diskussionsreifen Ent- wurf zur Weiterentwicklung des Leistungskatalogs der Ge- setzlichen Krankenversiche- rung (GKV) mit einer klaren Prioritätensetzung will Prof.Dr. med. Fritz Beske bis zum kommenden Winter vorle- gen. Das kündigte der Leiter des gleichnamigen Forschungs- instituts in Kiel bei der jüng- sten Mitgliederversammlung des Bundesverbands Medizin- technologie Mitte März an.
Prämissen für eine Weiter- entwicklung seien drei Ge- sundheitsziele, sagte Beske:
Krankheit dürfe niemals zu einem finanziellen Desaster führen; medizinischen Fort- schritt müsse es für alle ge- ben; und das Alter dürfe kei- ne Leistungsausschlüsse be- gründen. Der Kieler Instituts-
leiter tritt seit längerem für eine evolutionäre Weiterent- wickung des bestehenden GKV-Systems ein. Allerdings sprach sich Beske in Berlin auch für mehr finanzielle Eigenleistungen von Patien- ten aus. Sie sollten über eine Standardversorgung hinaus privat zuzahlen können, um beispielsweise von neuen me- dizintechnischen Verfahren zu
profitieren. EB
Pflegeversicherung
Defizit geringer als erwartet
Schmidt sieht Beitrags- sätze vorerst gesichert.
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ie gesetzliche Pflegeversi- cherung hat das Jahr 2004 mit einem Defizit von rund 820 Millionen Euro abgeschlossen.Einnahmen in Höhe von 16,9 Milliarden Euro standen Aus- gaben von 17,7 Milliarden Eu- ro gegenüber. Damit ist die Finanzreserve der Pflegeversi- cherung auf 3,4 Milliarden Eu-
ro geschmolzen. Zwar ist das Minus das größte seit Beste- hen der Pflegeversicherung, doch fiel der Anstieg geringer aus als von vielen befürchtet.
Skeptiker erwarteten ein De- fizit von rund einer Milliarde Euro.
Bundesgesundheitsministe- rin Ulla Schmidt zeigte sich an- gesichts der vorgelegten Zah- len zuversichtlich.„Die Finanz- reserve dürfte auf Basis der Entwicklung im Jahr 2004 bis in das Jahr 2008 reichen, ohne dass eine Anhebung des Bei- tragssatzes nötig wird“, pro- gnostizierte die Ministerin.We- gen der zu erwartenden Mehr- einnahmen aus dem vom Bun- destag beschlossenen Beitrags- zuschlag für Kinderlose rech- net die Bundesregierung für das laufende Jahr mit einem deutlich geringeren Defizit.
Unterdessen sprach sich der Verband der privaten Kran- kenversicherung (PKV) für ei- ne ergänzende kapitalgedeck- te Finanzierung der Pflegever- sicherung aus. Dies müsse je- doch langsam und graduell und damit sozialverträglich ge- schehen, sagte der Vorsitzende des PKV-Verbandes, Reinhold Schulte, bei der Vorstellung
seines Modells in Berlin. So werde der Einstieg mit niedri- gen Beiträgen in die private Pflegeversicherung möglich.
Nach den Plänen der PKV sollen die Leistungen der ge- setzlichen Pflegeversicherung jährlich um zwei Prozent über
private Anbieter dynamisiert werden. Dabei würde der mo- natliche Beitrag für die priva- te Pflegeversicherung in der Startphase 8,50 Euro betra- gen und sich jährlich um ei- nen Euro erhöhen. Der ge- setzliche Beitragssatz könne so dauerhaft stabilisiert und ab 2030 sogar gesenkt wer- den, meint Schulte. SR A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 131. April 2005 AA865
Plastische Chirurgie
Jährlich 700 000 Eingriffe
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ie Zahl der plastischen und ästhe- tischen Eingriffe ist nach Ein- schätzungen von Prof. Dr. med. Rolf R. Olbrisch 2004 um 30 bis 40 Pro- zent zurückgegangen. „Die Nachfra- ge ist zwar gestiegen, es wurden aber nicht mehr Operationen durchgeführt“, bemerkte der Präsident der Vereini- gung der Ästhetisch-Plastischen Chir- urgen e.V. (VDÄPC) in Berlin. Jährlich nehmen die Plastischen Chirurgen et- wa 700 000 Eingriffe vor – 200 000 da- von sind ästhetische Korrekturen (sie- he Artikel Rubrik „Medizin“). Im in- ternationalen Vergleich liegt Deutsch- land auf dem sechsten Platz. Dr. med.Marita Eisenmann-Klein – stellvertre- tende Generalsekretärin der Interna-
tional Confederation of Plastic Recon- structive and Aesthetic Surgery – zufol- ge zählen die Gewebeunterfütterung mit Fremdmaterial oder Eigenfett, ge- folgt von Injektionen mit Botulinumto- xin und der Fettabsaugung, zu den häu- figsten ästhetischen Operationen in Deutschland. Zehn Prozent der Ein- griffe erfolgten bei Kindern, allerdings seien dies überwiegend Ohren-OPs.
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isenmann-Klein warb als Mitglied der„Koalition gegen den Schönheits- wahn“ – einer Kooperation aus Reprä- sentanten der Politik, der Kirchen, der Gesellschaft und der Bundesärztekam- mer – für mehr Toleranz. Schon Kinder würden nach neuesten Ergebnissen aus der sozialpsychologischen Forschung stark nach ihrem Aussehen beurteilt.
Hübsche Kinder würden als Spiel- kameraden bevorzugt und von Lehrern stärker gefördert, berichtete Eisen- mann-Klein. Eine Metaanalyse aus 20 Studien, an denen 1 182 Kinder teilnah-
men, habe Ähnliches ergeben: 74 Pro- zent der attraktiven Kinder wird eine akademische Laufbahn zugetraut, un- attraktiven nur 26 Prozent.
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in Verbot von Live-Operationen im Fernsehen sei nach ärztlichem Berufs- recht nicht möglich, meinte Olbrisch.Die Plastischen Chirurgen und die Ästhetisch Plastischen Chirurgen hätten sich jedoch darauf geeinigt, nicht mehr an Live-Operationen teilzunehmen. Zu- dem habe sich der VDÄPC einem „frei- willigen Werbeverbot“ für Schönheits- operationen unterworfen. Der Gesetz- geber geht noch einen Schritt weiter:
Durch eine Änderung des Heilmittel- werbegesetzes will das Bundesministeri- um für Gesundheit und Soziale Siche- rung die Auflagen an die Werbung ähn- lich streng halten wie die für Arzneimit- tel. Informationen: www.bmgs.bund.de (unter Gesetzentwürfe), www.bundes aerztekammer.de (BÄK intern März/
2005). Martina Merten
Akut
2004 wurden für die Pflege 17,7 Milliarden Euro ausgegeben.
Foto:Peter Wirtz