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Archiv "Die Träger der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft 1992" (22.05.1992)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Die Träger

der Paracelsus- Medaille

der deutschen Ärzteschaft

1992

Aus Anlaß des 95. Deutschen Ärztetages 1992 in Köln sind mit der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft ausge- zeichnet worden:

Prof. Dr. med.

Friedrich Loew Prof. Dr. med.

Gustav Osterwald

Prof. Dr. med. Dr. med. h. c.

Hans Joachim Sewering

Die beim 55. Deutschen Ärztetag 1952 in Berlin gestiftete Paracel- sus-Medaille der deutschen Ärz- teschaft wird seither jährlich an solche Ärzte verliehen, die sich durch ihre vorbildliche ärztliche Haltung, durch besondere Ver- dienste um Stellung und Geltung des ärztlichen Standes oder durch außerordentliche wissen- schaftliche

Leistungen

hervorge- tan haben. Nebenstehend die Laudationes der Verleihungsur- kunden im Wortlaut.

Prof. Dr. med.

Friedrich Loew

„Der Vorstand der Bundesärzte- kammer verleiht kraft dieser Urkun- de dem um die deutsche Ärzteschaft hochverdienten Friedrich Loew in Homburg/Saar, Dr. med., Arzt für Neurochirurgie, em. ordentlicher Professor der Universität des Saar- landes, ehemaliger Direktor der Neurochirurgischen Universitätskli- nik Homburg/Saar, die Paracelsus- Medaille der deutschen Ärzteschaft.

Die deutschen Ärzte ehren in Friedrich Loew einen Arzt, der sich als akademischer Lehrer und Wis- senschaftler um die theoretische und praktische Ausbildung von Medizin- studenten, die Weiterbildung junger Ärzte, um die deutsche Ärzteschaft sowie durch seine wissenschaftliche Arbeit um eine dem jeweiligen Stand medizinisch-wissenschaftlicher Er- kenntnisse und -technischer Mög- lichkeiten entsprechende individuel- le ärztliche Versorgung der Bevölke- rung in der Bundesrepublik Deutschland in besonderem Maße verdient gemacht hat.

Geboren 1920 in Remscheid, studierte Friedrich Loew nach seiner Schulzeit Medizin an den Universitä- ten Graz und Wien und leistete wäh- rend dieser Zeit von 1941 bis 1945 Wehrdienst. Nach Staatsexamen 1944 und Promotion 1945 arbeitete er als angestellter Arzt an der Chir-

urgisch-Neurochirurgischen Abtei- lung des Knappschaftskrankenhau- ses Bochum-Langendreer, im Max- Planck-Institut für Hirnforschung und an der Neurochirurgischen Uni- versitätsklinik in Köln. Dort habili- tierte er sich 1956 für das Fach Neu- rochirurgie. Im Jahre 1960 wurde er zum Leiter der Neurochirurgischen Abteilung der Chirurgisch-Neuro- chirurgischen Universitätsklinik in Homburg/Saar berufen, 1963 auf das neugeschaffene Ordinariat für Neu- rochirurgie an der Universität des Saarlandes. Gleichzeitig wurde er zum Direktor der Neurochirurgi- schen Klinik in Homburg/Saar er- nannt. In seinem jahrzehntelangen Wirken als Dekan, Prorektor und Ärztlicher Direktor in Homburg/

Saar hat Friedrich Loew den Aufbau der Medizinischen Fakultät der Uni- versität des Saarlandes wesentlich mitgestaltet. Ergebnisse seiner wis- senschaftlichen Arbeiten fanden ih- ren Niederschlag in Veröffentlichun- gen zur ,Dauerbehandlung und Pro- gnose der traumatischen Hämatome des Schädelinnern', zur ,Organisati- on der Behandlung schwerer Schä- del-Hirn-Verletzungen' sowie zur ,Konservativen und operativen Be- handlung des lumbalen Bandschei- benvorfalls'. Als Forscher und Leh- rer hat Friedrich Loew auf dem Ge- biet der Neurochirurgie auch inter- national Anerkennung gefunden.

Wesentlich hat er zur Entwicklung des heute üblichen Neurochirurgi- schen Operationsmikroskops beige- tragen und damit möglich gewordene Operationstechniken erstmals an seiner Klinik durchgeführt. Friedrich Loew hat so wichtige Fortschritte zur Verbesserung wirksamer Operati- onsmethoden eingeleitet.

Seine hohe fachliche Kompe- tenz, gepaart mit klarem analyti- schen Denken und hohen didakti- schen Fähigkeiten, stellte Friedrich Loew auch in den Dienst der ärztli- chen Weiter- und Fortbildung insbe- sondere als Mitherausgeber der Buchreihe ,Advances and Technical Standards in Neurosurgery`, als ge- schäftsführender Redakteur der in- ternationalen Neurochirurgischen Fachzeitschrift ,Acta Neurochir- urgica` und als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Neuro- Dt. Ärztebl. 89 , Heft 21, 22. Mai 1992 (73) A1-1969

(2)

chirurgie. 1967 wurde er in den Wis- senschaftlichen Beirat der Deut- schen Gesellschaft für Anästhesie und Wiederbelebung berufen, 1968 wählte ihn der Deutsche Ärztetag in den Vorstand der Deutschen Akade- mie der Gebietsärzte. Nach Beru- fung in den Wissenschaftlichen Bei- rat der Bundesärztekammer im Jahr 1968 war Friedrich Loew von 1971 bis 1978 Vorsitzender dieses für eine wirkungsvolle Arbeit der ärztlichen Selbstverwaltung durch Bearbei- tung medizinisch-wissenschaftlicher Grundsatz- und Einzelfragen unent- behrlichen Gremiums. Seiner vor- bildlichen ärztlichen Haltung ebenso wie seiner sachkundigen verständnis- vollen und zielstrebigen, kritisch wis- senschaftlichem Denken verpflichte- ten Arbeit, seiner Toleranz und sei- ner Fähigkeit zur Förderung der Ko- operationsbereitschaft hervorragen- der Wissenschaftler aus allen Berei- chen sind grundlegende Stellungnah- men und zukunftweisende Richtlini- en zu verdanken.

Besonderes Interesse widmete Friedrich Loew dem Ziel, die faszi- nierenden wissenschaftlichen Er- kenntnisse und die zahlreichen neu- en Behandlungsverfahren in der Me- dizin in enger Zusammenarbeit zwi- schen Wissenschaft und Praxis in der Fortbildung darzustellen, um wirksa- me Verfahren so rasch wie möglich bei der Versorgung der Patienten zu nutzen. Wesentlich durch seine In- itiative wurde das seit 1976 jährlich von der Bundesärztekammer in Zu- sammenarbeit mit den medizinisch- wissenschaftlichen Fachgesellschaf- ten veranstaltete Interdisziplinäre Forum ,Fortschritt und Fortbildung in der Medizin' geschaffen, das der Selektion derjenigen neueren Ent- wicklungen im Bereich der verschie- denen Zweige der Medizin dient, die für die praktische Medizin besonde- re Bedeutung haben und deshalb be- vorzugt in der Fortbildung berück- sichtigt werden sollten. Das Interdis- ziplinäre Forum ist seitdem zu einer festen Institution der Bundesärzte- kammer geworden; es hat sich her- vorragend bewährt, für die Fortbil- dung neue Maßstäbe gesetzt und be- wiesen, daß die ärztliche Selbstver- waltung Neues und Bahnbrechendes gestalten kann, um die Medizin für

die Patienten noch wirksamer und noch sicherer zu machen.

Friedrich Loew hat sich durch unermüdliches ideenreiches wissen- schaftliches Wirken und durch seine ärztliche Haltung als akademischer Lehrer und Klinikdirektor um seine Patienten, durch seinen Einsatz für die ärztliche Fortbildung um die me- dizinische Wissenschaft, um die deutsche Medizin und um das Ge- sundheitswesen in der Bundesrepu- blik Deutschland in vorbildlicher Weise verdient gemacht."

Anschrift:

Am Gedünner 15 W-6650 Homburg/Saar

u.

Prof. Dr. med.

Gustav Osterwald

„Der Vorstand der Bundesärzte- kammer verleiht kraft dieser Urkun- de dem um die deutsche Ärzteschaft hochverdienten Gustav Osterwald in Oldenburg, Professor Dr. med., Arzt für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten, die Paracelsus-Medaille der deut- schen Ärzteschaft.

Die deutschen Ärzte ehren in Gustav Osterwald einen Arzt, der sich in über vier Jahrzehnten ärztli- cher Tätigkeit um seine Patienten und durch überzeugende Arbeit in der ärztlichen Selbstverwaltung in vorbildlicher Weise um die Unab- hängigkeit ärztlicher Berufsaus-

übung, um die ärztliche Selbstver- waltung und um das Gesundheitswe- sen in der Bundesrepublik Deutsch- land verdient gemacht hat.

Geboren 1922 in Aligse, Kreis Burgdorf, leistete er nach dem Ab- itur an der Leibnitz-Schule in Han- nover von 1940 bis 1945 Wehrdienst und studierte von 1942 bis 1948 Me- dizin in Berlin, Würzburg und Ham- burg. Nach Approbation und Promo- tion 1949 war er bis 1955 als ange- stellter Arzt im Krankenhaus tätig, bis er sich 1955 als operativ tätiger Hals-Nasen-Ohrenarzt in eigener Praxis in Oldenburg niederließ. Seit 1968 war er außerdem leitender Arzt der Hals-Nasen-Ohren-Belegabtei- lung der Städtischen Klinik in Ol- denburg.

Über seine eigentliche ärztliche Tätigkeit hinaus setzte sich Gustav Osterwald schon frühzeitig für die Belange der Gesamtärzteschaft und für die Sicherung einer dem jeweili- gen Stand medizinisch-wissenschaft- licher Erkenntnisse und -technischer Möglichkeiten entsprechenden indi- viduellen ärztlichen Versorgung der Patienten ein.

Gustav Osterwald wurde 1970 als Mitglied in die Kammerversamm- lung der Arztekammer Niedersach- sen gewählt, von 1978 bis 1990 war er Präsident der Ärztekammer Nieder- sachsen und Mitglied des Vorstan- des der Bundesärztekammer, von 1979 bis 1991 war er Vizepräsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages.

Seit 1973 war Gustav Osterwald außerdem Vorsitzender der Bezirks- stelle Oldenburg der Kassenärztli- chen Vereinigung Niedersachsen und Mitglied der Vertreterversamm- lung, von 1977 bis 1989 Mitglied des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen und De- legierter der Kassenärztlichen Verei- nigung Niedersachsen für die Ver- treterversammlung der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung.

Schwerpunkte der Arbeit von Gustav Osterwald in den verschiede- nen ärztlichen Selbstverwaltungsgre- mien waren die Themen ,Daten- schutz und Datennutzung in der Me- dizin`, Qualitätssicherung der ärztli- chen Berufsausübung' und ,Siche- rung der ärztlichen Versorgung der A1-1970 (74) Dt. Ärztebl. 89, Heft 21, 22. Mai 1992

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Foto: ArchivNogt GmbH, Düsseldorf

Bevölkerung im Katastrophenfall'.

Von 1979 bis 1991 war er Vorsitzen- der des Bundesärztekammeraus- schusses ,Sanitätswesen im Katastro- phen-, Zivilschutz und in der Bun- deswehr'; seit 1980 hat er sich als Vorsitzender des Bundesärztekam- merausschusses und der angeglieder- ten Ständigen Konferenz ,Qualitäts- sicherung ärztlicher Berufsaus- übung' nicht nur um die Sicherung der Qualität technischer Leistungen in der Medizin bemüht, sondern vor allem auch um die Entwicklung aus- sagekräftiger Kriterien und Metho- den zur Sicherung der Qualität der gesamten ärztlichen Berufstätigkeit.

Gustav Osterwald hat so einen wich- tigen Beitrag zur Erhöhung der Si- cherheit der ärztlichen Versorgung der Patienten geleistet.

Gustav Osterwald hat zur Be- achtung der ärztlichen Schweige- pflicht bei der Verarbeitung perso- nenbezogener Daten in der ärztli- chen Berufsausübung vor allem dar- auf hingewiesen, daß medizinische Forschung sowohl im Interesse des einzelnen Patienten als auch im In- teresse der Gesellschaft liegt, ande- rerseits Forschungsvorhaben aber auch kein höherwertiges Rechtsgut als der Geheimnisschutz des Indivi- duums sein können. Seit 1985 hat er sich auch als Mitglied des Vorstan- des der ,Zentralen Kommission der Bundesärztekammer zur Wahrung ethischer Grundsätze in der For- schung an menschlichen Embryonen'

D

ie Verleihung der Paracel- sus-Medaille der deut- schen Ärzteschaft erfolgt durch Beschluß des Vorstandes der Bundesärztekammer, der auf dem Deutschen Ärztetag ver- kündet wird. Die Überreichung war in diesem Jahr für die Er- öffnungsveranstaltung des 15.

Deutschen Ärztetages am 12.

Mai — nach Redaktionsschluß dieser Ausgabe — vorgesehen.

Über die Verleihung der Para- celsus-Medaille wird eine Ur- kunde ausgestellt, in der die be- sonderen Verdienste des Arztes gewürdigt werden.

für die Beachtung ethischer Normen eingesetzt. Wegen der denkbaren Konfliktfälle hat Gustav Osterwald maßgebend auf die Einschaltung von Ethikkommissionen hingewirkt.

Auch bei der Qualitätssicherung der ärztlichen Berufsausübung gehörte neben der Sicherstellung der Quali- tät diagnostischer und therapeu- tischer Verfahren vor allem die Wahrung ethischer Grundnormen ärztlichen Handelns zu vorrangigen Anliegen von Gustav Osterwald.

In vielen Beiträgen in Wort und Schrift — auch in den an die allgemei- ne Öffentlichkeit gerichteten Medi- en — hat sich Gustav Osterwald in der Diskussion um Probleme der Ge- sundheits- und Sozialpolitik zur na- turwissenschaftlich begründeten Me- dizin bekannt und auf die Gefahren unkritischer Anwendung unbewiese- ner Heils- und Glaubenslehren hin- gewiesen und auf die Entwicklung und Anwendung von Meßgrößen hingewirkt, die eine klare Analyse für das Gesundheitswesen ermögli- chen, rein emotionale Entschei- dungsprozesse verhindern und sach- gerechte und damit tragfähige Grundlagen für notwendige Rege- lungen schaffen.

Seine fundierten Kenntnisse und großen Erfahrungen hat Gustav Osterwald in Vorlesungen an der Universität Göttingen, aber auch in zahlreichen Fortbildungsveranstal- tungen eingesetzt, um Medizinstu- denten und jungen Ärzten Wissen und Verständnis für gesundheits- und sozialpolitische Fragen ebenso wie für die Probleme des Katastro- phenschutzes zu vermitteln. Seine langjährige Lehrtätigkeit im Fachbe- reich der Universität Göttingen fand 1987 in der Ernennung zum Hono- rarprofessor verdiente Anerken- nung.

Gustav Osterwald hat sich durch unermüdlichen zielstrebigen Einsatz mit Standfestigkeit und Überzeu- gungskraft — in mancher schwierigen Situation gepaart mit persönlichem Mut — für die Durchsetzung einer einmal als richtig erkannten Auffas- sung eingesetzt. Mit großem Sach- wissen, Geschick und Energie eben- so wie durch vorbildliche ärztliche Haltung hat sich Gustav Osterwald um seine Patienten, die Qualität der

ärztlichen Versorgung der Bevölke- rung, die Ärzteschaft und um das Gesundheitswesen in der Bundesre- publik Deutschland in hervorragen- der Weise verdient gemacht."

Anschrift:

Bekassinenweg 23 W-2900 Oldenburg

Prof. Dr. med. Dr. med. h. c.

Hans Joachim Sewering

„Der Vorstand der Bundesärzte- kammer verleiht kraft dieser Urkun- de dem um die deutsche Ärzteschaft hochverdienten Hans Joachim Sewe- ring in Dachau, Senator, Professor Dr. med. Dr. h. c., Arzt für Lungen- und Bronchialheilkunde, die Para- celsus-Medaille der deutschen Ärz- teschaft.

Die deutschen Ärzte ehren in Hans Joachim Sewering einen Arzt, der sich in mehr als fünf Jahrzehnten ärztlicher Tätigkeit um seine Patien- ten, um die Unabhängigkeit ärztli- cher Berufsausübung, um die ärztli- che Selbstverwaltung und um das Gesundheitswesen in der Bundesre- publik Deutschland in herausragen- der Weise verdient gemacht hat.

Geboren 1919 in Bochum, stu- dierte er nach der Schulausbildung in

München und Wien von 1934 bis

1941 Medizin. Nach Staatsexamen und Promotion und anschließender Tätigkeit als Arzt im Krankenhaus Dt. Ärztebl. 89, Heft 21, 22. Mai 1992 (77) A1-1973

(4)

Foto: Archiv

ließ er sich 1947 in Dachau in eige- ner Praxis nieder. Schon in dieser Zeit begann sein berufspolitisches Engagement — bereits 1951 wurde er in den Vorstand der Kassenärztli- chen Vereinigung Bayerns gewählt, deren Vorstandsvorsitzender er von 1972 bis 1992 war. In dieser Funktion sowie als Mitglied der Vertreterver- sammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung von 1952 bis 1992 und als Mitglied des Länderaus- schusses hat Hans Joachim Sewering das Kassenarztrecht richtungwei- send mitgestaltet und fortentwickelt.

Von 1955 bis 1991 war er Präsi- dent der Bayerischen Landesärzte- kammer und Mitglied des Vorstan- des der Bundesärztekammer, von 1959 bis 1973 deren Vizepräsident, von 1973 bis 1978 Präsident der Bun- desärztekammer und des Deutschen Ärztetages. 1991 wurde er nach 36jähriger Mitwirkung im Vorstand der Bundesärztekammer zu dessen Ehrenmitglied gewählt. Von Hans Joachim Sewering wurden bereits in den fünfziger Jahren maßgebliche Reformvorstellungen in die Appro- bationsordnung für Arzte einge- bracht — so insbesondere die Ausbil- dung in kleinen Gruppen am Kran- kenbett und das ständige Gespräch zwischen Lehrenden und Lernenden zur Überprüfung des Wissensstandes.

Für die Gestaltung der ärztli- chen Weiterbildung in der Bundes- republik Deutschland hat Hans Joa- chim Sewering als Vorsitzender der Weiterbildungsgremien der Bundes- ärztekammer von 1957 bis 1991 die tragenden Grundregelungen für die mit der Entwicklung der Medizin verbundene Differenzierung ebenso wie für die dadurch notwendige Ko- operation der Ärzte verschiedener Fachrichtungen geschaffen. So ist nicht nur die Neugestaltung der Wei- terbildungsordnung in den sechziger Jahren von ihm entscheidend ge- prägt, sondern auch die nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 erarbeitete Musterweiterbil- dungsordnung für die neuen Bun- desländer.

Mit außergewöhnlicher Sach- kenntnis auch im Detail und großer Überzeugungskraft hat sich Hans- Joachim Sewering für die berufliche Unabhängigkeit und die Freiberuf-

lichkeit des Arztes eingesetzt — stets jedoch eingebettet in die Gesamtbe- lange insbesondere der sozialen Si- cherungssysteme und des freiheitlich demokratischen Rechtsstaates unter Wahrung des Föderalismus. Seinem, Einsatz ist ferner die langfristige Si- cherung der ärztlichen Versorgungs- werke zu danken, weil es ihm 1957 gelang, bundesgesetzliche Regelun- gen durchzusetzen, die auch ange- stellten Ärzten den Zugang in die ärztlichen Versorgungswerke eröff- neten und so die Grundlagen für ei-

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Paracelsus-Medaille, Vorderseite

ne freie Berufsausübung des Arztes weiter festigten.

Initiativen von Hans Joachim Sewering sind sowohl der Ausbau der Vorsorgemedizin als auch der programmierten Nachsorge ebenso zu verdanken wie die Einrichtung ei- nes voll integrierten flächendecken- den Notarztsystems der Kassenärzt- lichen Vereinigung Bayerns. Ent- scheidende Anstöße gingen von ihm ferner zur Qualitätssicherung aus.

Auch die Bildung der Gutachter- und Schlichtungsstellen bei Ver- dacht auf ärztliche Behandlungsfeh- ler geht auf seine Anregung zurück.

Im internationalen Bereich hat sich Hans Joachim Sewering seit

Gründung des Ständigen Ausschus- ses der Arzte der EG im Jahre 1959 als Mitglied der deutschen Delegati- on sowie von 1965 bis 1968 als Gene- ralsekretär dieses Ausschusses für die Harmonisierung des Weiterbil- dungsrechtes in den Mitgliedsstaa- ten durch gegenseitige Anerkennung der Diplome und für die Sicherung der Migrationsfreiheit sowie für die Wahrung ethischer Grundnormen ärztlichen Handelns durch entspre- chende Gestaltung des Berufsrechts eingesetzt. Mit hoher Intelligenz und diplomatischem Geschick, gepaart mit außergewöhnlichem Fleiß und zielgerichteter Beständigkeit sowie Anpassungsfähigkeit an die medizi- nisch-wissenschaftliche Entwicklung und die -technischen Möglichkeiten, hat sich Hans Joachim Sewering für diese Ziele auch seit 1959 als Mit- glied der deutschen Delegation im Weltärztebund eingesetzt, dessen Vorstand er seit 1966 angehört und dessen Schatzmeister er seit 1971 ist.

Als Vertreter der Gruppe Freier Berufe ist Hans Joachim Sewering seit 1971 Mitglied des Bayerischen Senats. In zahlreichen Veröffentli- chungen hat er zu medizinisch-wis- senschaftlichen, gesundheits- und so- zialpolitischen Themen Stellung ge- nommen. 1968 wurde er zum Hono- rarprofessor für Sozialmedizin und Ärztliche Rechts- und Berufskunde ernannt. 1985 wurde ihm die Ehren- doktorwürde der Medizinischen Fa- kultät der Technischen Universität München verliehen.

Hans Joachim Sewering hat sich mit unermüdlicher zielstrebiger Ar- beit und außergewöhnlichem Gespür für politische Entwicklungen sowie für das unter Wahrung der Belange der Allgemeinheit für die Ärzte- schaft und zur Sicherung einer indi- viduellen Versorgung der Patienten Durchsetzbare und Erreichbare so- wie durch seine vorbildliche ärztliche Haltung in hervorragender Weise um das Gesundheitswesen in der Bundesrepublik Deutschland und über Deutschlands Grenzen hinaus im internationalen Bereich verdient gemacht."

Anschrift:

Oberanger 14 W-8060 Dachau A1-1974 (78) Dt. Ärztebl. 89, Heft 21, 22. Mai 1992

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