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Kurzanzeigen'

Ludwig Ammann: Östliche Spiegel. Ansichten vom Orient im Zeitalter seiner Ent¬

deckung durch den deutschen Leser 1800-1850. Hildesheim (usw.): Olms 1989.

178 S. 8° (Germanistische Texte und Studien. 32.) ISBN 3-487-09183-6.

Das zwiespältige — ethnozentriseh ablehnende und exotistisch verklärende — Orientbild des dt. gebildeten Publikums in der 1. H. d. 19. Jhdts. wird anhand der Konversationslexika (vorwiegend ablehnend), der Reisebeschreibungen (ambivalent) und der Belletristik (vorwiegend verklärend) dargestellt und als Spiegelbild des gespaltenen Verhältnisses des Europäers zu seiner eigenen Kul¬

tur des zivilisatorischen Fortschritts gesehen. Ausfuhrlicher behandelt werden:

Fallmerayer, 1001 Nacht, Öhlenschläger, Irving, Moore, Byron, Freiligrath, Bodenstedt, Pyrker, Beer, Morier, Hugo. Aus dem Scliluß: „Der Verurteilung der orient. Leidenschaftlichkeit steht ein ebenso starkes Bedürfnis naeh mor¬

genl. Entfesselung der Leidenschaft entgegen, der Kritik asiat. Indolenz eine ausgeprägte Sehnsucht nach dem arbeits-sorgenfreien Osten anakreontischer Spielart, der selbstverständlichen Gewißheit, den kindlichen Orientalen an Ver¬

nunft überlegen zu sein, die kindergleiche Lust an Märchen und Wundem des

Orients. Einzig der Klage über die Beschränkung der Freiheit durch die orient.

Despotie und Sklaverei tritt nirgends der entgegengesetzte Wunsch nach Unter¬

werfung unter einen fremden Wülen gegenüber." E. W.

Martin Frey: Untersuchungen zur Religion und zur Religionspolitik des Kaisers Elagabal. Stuttgart: Steiner 1989. IV, 125 S. (Historia. Einzelschriften. 62.) 36,- DM.

In seiner Mannheimer Diss, hat sieh F. in erfolgreicher Weise emeut mit den

QueUen und der Forschung zu dem im Titel klar bezeichneten Thema befaßt.

Nach einer Eirü. über die Forsehungslage gliedert er sein Buch in 2 TeUe: Unter-

' Die Verfasser der Kurzanzeigen sind: A. S. = Annemarie Schimmel, Cam¬

bridge, Mass.; E.N. = Eckhard Neubauer, Frankfurt a.M.; E. W. = Ewald

Wagner, Gießen; G. W. = Gunther Wanke, Erlangen; H. G. = Hansoerd

Göckenjan, Gießen; H. G. G. = Hans Georg Gundel, Gießen; H. H. = Hel¬

mut Humbach, Mainz; H. S. = Helga Schwank, Gießen; H. W. H. = Hans

Werner Hoffmann, Erlangen; J. K. = Josef Kreiner, Tokyo; J. P. L. =

Jens Peter Laut, Marburg; J. v. B. = JtiRGEN von Beckerath, Schlehdorf;

J. Z. = Jürgen Zwernemann, Hamburg; K. R. = Kurt Rudolph, Marburg;

L. P. = Leo Prijs, München; M. K. = Martin Krause, Münster i.W.; M. S. =

Mohamed Scharabi, Darmstadt; P. H. = Peteb Heine, Münster i.W.; P. K.

= Paul Kunitzsch, München; R. T. = Rudolf Thoden, Goslar; R. V. = Rai¬

ner Voigt, Berlin; T. S. = Tilman Seidensticker, Gießen; W.-E. S. = Wolf¬

gang-Ekkehard Scharlipp, Freiburg i.Br.; W. R. = Wolfgang Röllig,

Tübingen.

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Heft 2 (1990) O Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V.

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Kuizanzeigen

suchungen zur Rel. des Kaisers Elagabal (S. 9-71, 4 Unterabsehn.) und Unter¬

suchungen zur Chronol. der rel.-pol. Maßnahmen des Elagabal, denen er eine

Bibl. und Namen- und Sachreg. folgen läßt. Indem er den Kulthandlungen des

Kaisers in den QueUen und dem Pantheon in Emesa besondere Aufmerksamkeit widmet, kommt er zu dem Ergebnis, daß man von dem Versuch der Einführung

eines Monotheismus in Rom nicht sprechen kann. Als Nieht-Orientahst be¬

schränkt er sich darauf, „lediglich einige Forschungsergebnisse der Orientali¬

stik" für sein Thema „nutzbar zu machen" (S. 3). Wiehtig ist sodaim der Versuch einer Chronol. der Neuerungen Elagabals. Auch er fuhrt weg von Pauschalbeur- teUungen und hin zu differenzierter Betrachtung dieser in der röm. Geseh.

„düsteren Episode" (105). H. G. G.

Kurt Vogel: Kleinere Schriften zur Geschichte der Mathematik. Hrsg. von Menso Folkebts. Stuttgart: Steiner 1988. H.-Bd. 1.2. XLV, 884 S. (Boethius. 20,1.

2.)

Der 1985 im Alter von 97 Jaliren verstorbene Münehener Math.-Hist. V. war bis in seine letzten Tage überaus produktiv. Die hier vorgelegte Sammlung ent¬

hält 74 seiner kleineren Arbb. sowie 16 wichtige Rezz. AUe Arbb. sind üi Origi¬

nalform reproduziert. Vorangestellt hat F. eine Übersieht über V.'s Arbeitsge¬

biete sowie Verzeichiüsse seiner Schrr., Rezz., Vortrr. u. Universitätsvorlesun¬

gen. Für sämtliche Schrr. wird auch ein „thematisches Register" gegeben (S. XLII-XLV), dessen Stichwörter: Ägypter, Babylonier, Griechen, Abendland (MA, frühe Neuzeit) , Bjfzanz, Armenier u. Araber, China auf einen Blick deutlieh machen, daß V.'s Werk nahezu alle lüst. bedeutenden Kufturgebiete umschloß.

So können auch die Orientalisten verschiedener Epochen und Regionen von V.'s Forschungen profitieren. V.'s Untersuehungen im oriental. Bereich beruhen oft auf Originaltexten (äg., clün.), oder sonst auf den jeweUs neuesten autoritativen Überss. Bei seinen Forschungen hielt er stets enge Verbindung zu den Fachge¬

lehrten in aller Welt. In ihm vereinigten sieh aufs glücklichste gediegene Sach- kenntrüs mit dem Sinn fiir das Erfassen lüst. Traditionen und der Gabe klarer, präziser Darstellung. Seine Schrr. werden aUen auf den betr. Fachgebieten For¬

schenden unersetzlich bleiben. P. K.

Dieter Kessler: Die heüigen Tiere und der König. T. I: Beiträge zu Organisa¬

tion, Kultund Theologie der spätzeitlichen Tierfriedhöfe. Wiesbaden: H:inas.so- witz 1989. XI, 303 S., 31 Abb., lOTaf, 4" (Ägypten und Altes Testanuiu. 16.) Die durch antike SchriftsteUer bekannte HeUighaltung zahlreicher Tiere im spätzeitl. und griech.-röm. Ägypten wird in dieser Arbeit, deren 1. T. hier vor¬

liegt, grundlegend und von ganz neuen Aspekten ausgehend untersucht. Danach besteht zwischen den als Einzelindividuen im Tempel lebenden hl. Tieren (Apis, Mnevis, Buchis, Widder von Mendes) und den später massenhaft tabuisierten Tieren der versch. Götter (Katzen, Hunde, KrokodUe etc.) kein grundsätzlicher

Unterschied. Alle stehen im Zus.-Hang mit dem in den kgl. Totentempeln

(zuerst in Memphis und anderen Kultzentren, seit 30. Dyn. in allen Gauen) ablaufenden Königsritual (Jahrfeste, Jubiläen). Die lebenden Tiere (äg. 'wt) genießen zwar Schutz, aber keine göttliche Verehrung. Nur im Festablauf wer¬

den sie vorübergehend zur Inkarnation des „Stadtgottes", um dann nach ihrem Tod tatsächlich deifiziert und in einer der ausgedehnten unterirdischen Grüfte

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Heft 2 (1090)

© Deutsche Morgenländiache Gesellschaft e.V.

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beigesetzt zu werden. Es handelt sich bei dieser Entwieklung, die seit Mitte der 18. Djm. (Amenophis III.) aUmählich einsetzt und besonders durch Amasis und die Könige der 30. Dyn. gefördert wird, nicht um einen Ausdruck der Volksfröm¬

migkeit, sondem iun das Ergebnis von Verwaltungsakten, die dem Staat neue, ergiebige Einnahmen verschafften und seit der 26. bzw. 30. Dyn. erst zur Tabui¬

siemng ganzer Tiergattungen und zur Anlage der zahlreiehen Tierfriedhöfe in

ganz Ägypten führten J. v. B.

Andrzej NiwiSski: Studies on the iUustrated Theban funerary papyri of the 11th and 10th centuries B.C. Freiburg, Schweiz: Univ.-Verl.; Göttingen: Vanden¬

hoek & Ruprecht 1989. XXXII, 402 S., 17 Tab.-S., 90 Abb., 78 Taf. 4° (Orbis Biblicus et Orientahs. 86.) Geb. 118.- SFr.

Am Ende der 20. Djm. wurde, wohl wegen des Überhandnehmens der Grab¬

räuberei, die Sitte dekorierter Gräber im Westen von Theben aufgegeben. BU¬

der und Texte des sog. „Totenbuchs" und des von den Königsgräbem übemom¬

menen „Amduat" werden jetzt auf den Sargwänden angebracht und auf Papy¬

msrollen der Mumie beigegeben. Viele dieser Totenpapyri sind mit mehrfarbi¬

gen, sogar vergoldeten Illustr. versehen, während die Texte, um mögliehst viele TB-Sprüche unterzubringen, auf wenige Sätze, z.T. sogar nur die Titel verkürzt werden. Die hierat. Schrift verdrängt allmählich die hierogl. Buchschrift. — N., der bereits die dekorierten Särge der 21. Djm. untersucht hat (21stDynasty Cof¬

fins from Thebes. Mainz 1988), gibt in dem vorl. Werk eine detaUherte Darstel¬

lung der inhaltl. und formalen Entwicklung der Totenpapyri dieser Zeit, die für weitere hist. und rel.-gesch. Arbb. eine unentbehrliche Gmndlage bietet. Im Anschluß an seine Darlegung bringt er einen nach Museen geordneten, ausführl.

Kat. aller erfaßbaren Totenpapjri (427) vom Ende der 20. bis zur frühen

22. Dyn. (S. 279-379). Es folgen ein hierogl. Namensverz., Übersichten (z.B.

über Änordnung und Reihenfolge der TB-Sprüche), Konkordanzen, Sclirifttaff.

und Graphiken. Das Buch ist mit zahlreichen Striehzeiclmungen im Text und

78 Phototaff. (weitgehend eigene Aufnahmen) reich ülustriert. J. v. B.

Claude Kappler [u.a.]: Apocalypses et voyages dans l'au-delä. Paris: Les fid.

du cerf 1987.

Das Thema Apokal3fptik hat in den letzten Jahren im Blickpunkt vieler Diszi¬

plinen gestanden. Nach dem intemat. Kolloquium in Uppsala (12.-17. 8. 1979), dessen Publ. 1983 ersch. ist (Apocalypticism in the Mediterranean World and the

Near East. Ed. by D. Hellholm, Tübingen 1983, '1989) legten 16 Wissen¬

schaftler in Kenntnis der genaimten Puhl., auf die vielfach verwiesen wird, ihre Untersuchungen, alle in franz. Spr. , vor. Neben Überschneidungen mit der Publ.

von 1983 ergänzen sie sie, vor aUem durch viele Zitate aus den untersuchten

QueUen. M. K.

F. W. Deichmann und P. Grossmann: Nubische Forschungen. Berlin 1988.

(Archäolog. Forschungen. 17.)

Vor dem Bau der Staudämme von Assuan sind in diesem Jhdt., zuletzt seit

1959, an so vielen Orten Nubiens, olme Rücksicht auf Uire Bed., Ausgrabungen

Zeitschrill der Deutschen Morgeniändischen Oesellschsfl Band 140, Hett 2 (1990) O Deutsche Morgenländische Gesellschaft e. V.

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Kurzanzeigen

durehgefiihrt worden, daß man dieses Land als das am besten erforsehte Gebiet am Nil in allen Epoehen seiner Geseh. ansehen kann. Die Grabungsberiehte zei¬

gen aber, daß viele Unternehmungen, vor allem wegen der hohen Kosten, nur in sehr kurzer Zeit durchgefiihrt wurden, so daß oft nur TeUe des Konzessions¬

gebietes erforscht wurden. In Kenntnis dieser Saefüage, vertieft durch 2 Nubien- reisen (1936 u. 1962) bereiste D. mit einem Team gezielt 1964 Nubien, um frü¬

here Grabungen naehzuuntersuehen und zu verbessem. Das Ergebnis wird bis

S. 94 vorgelegt: an 10 Orten konnten frühere Untersuchungen von Kirchenarüa- gen sowie 2 befestigte Siedlungen (Sabagura u. Ikmindi) durch neue Gmndrisse und Datiemngen verbessert, werden. G. steuerte außerdem die erste zus.-fass.

Darstellung der Bautechnik in Nubien bei (S. 95-167) und D. schließt das

auch reich illustr. Bueh (79 Taf), das wegen seiner wichtigen Ergebiüsse ein unentbehrliches Arbeitsinstrument fur jeden an Nubien interessierten Wissen¬

schaftler ist, mit Bemerkungen zur Kulturgesch. Nubiens ab (S. 168-180). M. K.

Manfred Bietak und Mario Schwarz: Nag'El-Scheima. Eine befestigte christ¬

liche Siedlung und andere christliche Denkmäler in Sayala-Nubien. T. 1. Wien:

Verl. d. österr. Akad. d. Wiss. 1987.

Nach der Veröff. der vorchristl. Schichten der österr. Grabung in Nag' el Scheima (rd. 130 km südl. von Assuan) wird der 1. einer auf 3 Bde. geplanten Publ. der christl. Periode vorgelegt. In ihm werden der Grabungsverlauf und die gemachten Funde sehr detailliert und durch viele Strichätzungen, gute Fotos (75 auf 32 Taf) und 9 Taf dokumentiert besehrieben. Freigelegt wurden eine Siedlung (H) aus dem 6.-12. Jhdt. (S. 25-115), eine Festung (I) und eine drei- schiffige PfeUerbasilika aus dem Anfang des 8. Jhdts. mit Fresken (S. 116-166), eine 2., südwestlich in der Wüste gelegene Kirche (J) aus dem 9. Jhdt. (ebenfalls eine PfeUerbasihka) mit einem Friedhof von 13Gräbem(S. 167-179), ein nörd¬

lich der Siedlung H gelegener Friedhof (K) mit 90 Gräbem und 128 Beisetzun¬

gen (S. 180-186), eine Einsiedelei (E) mit 4 kleinen Zellen (S. 187-200) und ein einzeln stehendes Gebäude (S. 201-205). Die Interpretation der Grabung soU in Bd. 2 durch S. erfolgen (sein Vorbericht ist ersch. in: Nubische Studien. Tagungs¬

akten der 5. Intemat. Konferenz der Internat. Soc. of Nubian Studies, Heidelberg 22.-25. Sept. 1982. Mainz 1986, S. 385-390) und die anthropol. Untersuchung der christl. Skelette des Friedhofes K durch E. Strouhal und E. Neuwirth in

Bd. 3. M. K.

Geoffrey Khan: Studies in Semitic syntax. Oxford: Univ. Pr. 1988. XXXIX, 252 S. 8° (London Oriental Series. 38.) 37,50 £. ISBN 0-19-713607-9.

Die umgearb. Londoner Diss, von 1984 behandelt unter dem etwas allg.

gehaltenen Titel die Extraposition (Isoliemng, Toi)ikahsierung, left dislocation, ca.sus pendens) und die Prononünale Wiederaufnahme eines Satzteils (syr. qat- läh L)-malk)tä) (pronominal agreement), die oft die gleichen Funktionen wie die Extraposition überninunt, wenn <la<lMr( Ii dci- pronominal wiederaufgenommene Satzteil vorangestellt werden kann (h-iii<dk-3tä qalläh). Die genannten Phäno¬

mene werden nacheinander im Arab., Bibl.-Hebr. (mit Appendix zu Qumrän und MiSnä), Bibl.-Aram., Syr., Akkad. undAmh. untersucht, und zwar wird zunächst

die gramm. Stmktur von Extrap. und Pron. Wiederaufnahme an einem umfang¬

reichen Belegmaterial dargestellt und dann werden ebenfalls reich belegt deren

Zeitsohrift der Deutsohen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Heft 2 (1990)

€> Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V.

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428 Kurzanzeigen

Funlitionen behandelt, wobei sich K. von den Methoden der Texthnguistilt lei¬

ten läßt. K. konstatiert somit als Funktion nicht einfach „Hervorhebung", wie es in vielen älteren Grammatiken geschieht, sondern untersucht genau, zu welchen .stillst. Zwecken die synt. Mittel angewandt werden (Begrenzungen von Diskurs¬

abschnitten, Vordergrund-Hintergrund-Informationen, Wechsel in der Be¬

schreibungsebene usw.) oder z.B. welche Stellung iimeralb der Individua- tionshierurehie der herau.sgestellte Satzteil hat. Er kommt dadurch zu vielen neuen Erkenntnissen für die Einzelsprr. Im Schlußkap. zur vergl. sem. Syntax

warnt K. davor, aus synt. Übereinstimmungen Schlüsse auf genetische Ver¬

wandtschaft zu ziehen und sieht den komparatistischen Wert von Untersuchun¬

gen wie dieser vor allem darin, daß die richtige Interpretation einer Erscheinung in der einen Spr. die Erkenntnis einer ähnlichen Erscheinung in einer verwand¬

ten Spr. erleichtert. — Das Buch ist eine wichtige Neuersch. innerhalb der Semi¬

tistik. E. W.

Jan Retsö: Diathesis in the Semitic languages. A comparative morphological study. Leiden: Brill 1989. XVII, 254 S. 8" (Studies in Semitic languages and linguistics. 14.) 96,- hh. ISBN 90-04088-180.

Einige Thesen dieser inhalts- und ideenreichen Studie: 1. Das Kaus.-Impf

yaqtil (z.B. hebr.; im Arab, nach Analogie der abgel. Stämme yuqtil) ist

ursprünghch ein trans. G.-Stanun, der in den Sprr., denen das ältere i/s-Kaus.

fehlte, die Kaus.-Funktion mit übernahm und sich nach Trennung der Funktio¬

nen apothematisch durch eine urspr. nominale ha- oder 'a-Bildung als Perf ergänzte. 2. Das afroasiat. Affix a war urspr. PI.-Zeichen (bei Nomen und Verb =

Iterativ), das einerseits im Aspektsystem als Zeichen des kurs. Aspekts

(Akkad.) wiederverwendet wurde und andererseits in Verben mit stativer und/

oder intrans. Bed. lexikalisiert wurde. Letzteres wurde dann als Passivzeichen

im G-Stamni wiederverwendet und zusammen nüt yaAiqtil ins Kaus. übernom¬

men (Bibl.-Hebr. u. Hocharab.) . Hocharab. yuqtal als Pass. I und IV ist also hist.

identisch. 3. IV. Stanun/Hif'il/Al''el und inneres Passiv sind demnach junge Irmovationen, an denen das Hocharab., nicht aber die arab. Seßhaftendialekte teilhatten, die somit eine ältere Sprachschicht repräsentieren als das Hoch¬

arab./Hebr. R. beklagt, daß die Semitisten trotz gegenteiliger Lippenbekennt¬

nisse noch immer an der Stammbaumtheorie der Gleichsetzung des Ursem. mit

dem Arab, und der Herleitung der arab. Dialekte aus dem Hocharab. hingen.

Mit ersterem mag er recht haben, das zweite gilt meiner Beobachtung naeh

schon lange nicht mehr, und die arab. Dialektologen nehmen das Hocharab.

eigentlieh nur noeh als Bezugsgröße Ihr Entsprechungen (etwa kair. g= hoch¬

arab. ff jem. g= hocharab. q, womit nichts über die Ürsprünglichkeit ausgesagt ist). Auf alle Fälle hat R. recht, wenn er sagt, daß Semitistik ohne die arab. Dia¬

lekte nicht mehr möglich ist, aber wenn er diese ausgiebig, die neuaram. Sprr.

selten und die mod. Sem.-Sprr. Äthiopiens gar nieht berücksichtigt, ist vieUeieht auch seine Semitistik wieder etwas arabozentrisch (was natürlich auch dadurch bedingt ist, daß bei seinem Thema hier die schwierigsten Probleme liegen) . Auf alle Fälle dürfte das Buch dazu beitragen, den neuen Schwung in der Semitistik

in Gang zu halten. E. W.

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Heft 2 (1090)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V.

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Robert Dän [Hrsg.]: Oeeident and Orient. A Tribute to theMemory of Alexander Scheiber. Budapest: Akademiai Kiadö; Leiden: Brill 1988. 419 S. (zw. S. 6 u. 7:

Photogr. von Scheiber). 8° 160,- hfl. ISBN 90-04-08169-0.

Der afs Fs. für den Altmeister der Genisa-Forschung, Alexander Schei¬

ber, geplante Sarrmielbd. von Aufss. seiner Kollegen und Schüler verwandelte sich durch seinen im Jahr 1985 im Alter von 72 Jahren erfolgten Tod in eine Gedenkschrift. Ein Jahr nach seinem Tod verstarb auch, nur 49jährig, der Hrsg.

des Bdes., Robert Dän, doch war bis dahin die redakt. Arbeit (38 Artt., dar¬

unter ein Beitr. von D.: Isaac Troky and his „Antitrinitarian" Sourees) so gut wie abgeschlossen (s. das Vorw. von Menachem Schmelzer, S. 9 f.). Die Beitrr.

stammen mehrheitlich von Wissenschaftlern aus den westl. Ländem und Israel, doch sind auch Forseher aus Budapest, wo S. als Rektor der Ung. Landesrabbi¬

nerschule wirkte, mit zahlreichen Beitrr. vertreten, was zeigt, daß S. sein Ziel erreicht hatte, nämlich die Sichemng der Kontinuität der judaist. Forschung in Ungam nach der Katastrophe des 2. Weltkrieges. Die Artikel bieten einen Quer¬

schiütt durch die Judaistik, mit weit auseinanderliegenden Themen aus Bibel¬

wiss., Rel.-Wiss., Linguistik, Gesch., Folklore ete. L. P.

Jean Koenig: Oracles et liturgies de l'exil bahylonien. Paris: Pr. Univ. de Franee 1988. 210 S. (Stüdes d'Histoire et de PhUosophie Religieuses. 69.) 225,- FF.

Das Buch bietet sehr detaillierte Untersuehungen zu Texten Deuterojesajas.

Neben Absehnn. aus Jes 40 (v. 3-5.6-8.12-13), für deren Interpretation vor

allem die unterschiedlichen Textüberliefemngen (Qumran, Septuaginta etc.)

fmchtbar gemacht werden, wird im besonderen das 4. Gottesknechtslied (Jes

52,13-53,12) einer intensiven Analyse unterzogen. Bemerkenswert ist die Inter¬

pretation de Knechtsgestalt: „. . . le Serviteur a 6t6 la personnification de l'insti¬

tution synagogale exilique". (S. 88). Untersuchungen einzelner Ausdrücke im 4. Gottesknechtslied führen auf ein stark priesteriich geprägtes BUd des Gottes¬

knechts. Am Bsp. von Jes 42,5-9 und 49,8-9a wird ferner gezeigt, daß die

Kneehtsvorstellung u.a. dazu dienen soUte, die K3Tusge8talt zu verdrängen.

G. W.

Siegfried Kreuzer: Die Frühgeschichte Israels inBekenntnis und Verkündigung des Alten Testaments. Beriin - New York: de Gmyter 1989. X, 301 S. (Beiheft

zur ZAW. 178.) 120,- DM.

Die Wiener ev.-theol. Hab.-Schr. untersucht Aussagen und Bed. der sog. Cre¬

dotexte bzw. Gesehichtssummarien und überprüft auf ihnen basierende Theo¬

rien über die ATliche Gesch.-Überliefemng und über die Entstehung des Penta¬

teuch. Ein 1. T. (S. 3-82) bietet einen ausführl. forschungsgeseh. Überblick, ein¬

setzend bei A. JiRKUs Abh. über Die älteste Gesch. Israels im Rahmen lehrhafter Darstellungen. Leipzig 1917. Im 2. T. der Unters. (S. 83-213) werden unter Beschränkung auf Texte in den Büchern Gen — Jos einer detaüherten Analyse unterzogen: Gen 15,13-16; Ex 3; Num 20,I5f ; Dtn 6,20-25; Dtn 26 und Jos 24.

Im 3. T. (S. 215-248) werden die Geseh.-Traditionen bei den Propheten des

8. Jh. und die Gesch.-Darstellungen in den Psalmen (77; 78; 105; 106; 135; 136 sowie Ex 15,1-18) vergleichend herangezogen. Der 4. T. bietet Ergebnisse und Folgemngen (S. 249-258), daran anschließend Lit.-Verz. und SteUenreg. „Die

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschafl Band 140, Hefl 2 (1990)

© Deutsche Morgenländische Gesellschafl e.V.

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430 Kuizanzeigen

untersuehten sogen. Credotexte sind Iceine Gattung einer längeren mündliehen Überlieferung, aus deren Existenz und jeweUigen Ausformung geseh. und kult.

Gegebenheiten und Entwieklungen der Frühzeit Israels zu erheben wären. Viel¬

mehr wird Geseh. und das Wissen um diese Geseh. vorausgesetzt und jeweUs

unter einer bestimmten FragesteUung und Intention wiedergegeben. Die Texte spiegeln einen lebendigen Umgang mit den Traditionen und eine immer wieder

neu aktualisierte Rezeption der Gesch." (S. 252). H. W. H.

Bruno Jacobs [Hrsg.]: Altvorderasien in kleinen Schriften. Festschrift Wolfram

Nagel. Wiesbaden: Reichert 1988. XXII, 425 S. 4°. 88,- DM.

Es ist eine gute Idee, als Festgabe zum 65. Geburtstag einem produktiven Gelehrten wie N. eine Auswahl seiner „kleinen", in Wahrheit oft recht umfang¬

reichen Aufss. zu widmen. 21 Aufss. von insgesamt 65 sind hier versammelt, eine Bibl. verzeichnet sie alle. Gegliedert ist naeh 4 großen Sachgebieten: Wis¬

senschaftsgesch. — Gl3TDtik und Periodisierung — Interpretation von Deiüi-

mälem und Befunden — Haustierforsehung. Die Auswahl ist gut. Sie enthält

besonders zentrale Beitrr. N.'s, die auch heute noch zum Nachdenken am-egen, ungelöste Fragen aufwerfen — zumal N. seit eh und je als Noiüionformist be¬

kaimt ist. Eine schöne und wülkommene Publ. W. R.

Dennis Pabdee: Les Textes Paramythologiques de la 24' Campagne (1961).

Paris: £d. sur les CivUisations 1988. 333 S. 2° (Memoire. 77 = Ras Shamra- Ougarit. IV.) 198,- FF.

1961 wurden bei den Grabungen in Räs Shamra/Ugarit in einem Privathaus 19 z.T. gut erhaltene ugarit. KeUschrifttexte gefunden und auch alsbald publ.

Insgesamt 9 Texte, KTU 1.114; 1.108; 1.101; 1.133; 1.113; 1.124; 1.100; 1.107;

1.117, werden von P. hier noch einmal bearb. Neue, sehr sorgfältig hergestellte, aber keinesfaUs gut lesbare Kopien sind zugefügt; die Beschreibung der Texte u.

ihrer Lesung ist sehr genau, der Komm, setzt sich mit allen bisher ersch. Bearb.

der Texte auseinander, bietet manche neue Lesung und Deutung. Leider ist er

nieht durch einen gesonderten Index erschlossen. Die Texte jedoch sind in

einem Korüiordanz-Glossar Wort für Wort aufgeschlüsselt. Man wünscht sich

ähnlich sorgfältige Bearbb. für alle mythol. Texte aus Ugarit. W. R.

Veysel Donbaz: Keilschrifttexte in den Antiken-Museen zu Stambul. 2. Stutt¬

gart: Steiner 1989. 128 S., 45 Taf 8° (Freiburger Altorientahsche Studien.

Beih.: Altassyrische Texte und Untersuchungen. 2.) 44,— DM.

Die Publ. der in Istanbul befindlichen Kültepe-Texte wird mit dem vorl. Bde.

mit 71 Nm. nach 63 Jahren fortgesetzt. Ein 3. Bd. ist noch geplant, doeh bleibt unklar, wieviele Texte sich tatsächlich noch in Istanbul befinden. — Die gut les¬

baren Kopien sind von sehr präzisen und knapp komm. Überss. begleitet, Indi¬

zes der Namen erschließen die Texte. Das ist insofem besonders erfreulich, weil es sich nieht um die sattsam bekannten Verpflichtungsseheine handelt, sondem weil mehr als 2/3 der Texte aus Briefen bestehen. Auch die übrigen Texte ver¬

dienen Beachtung, so z.B. der Ehevertrag Nr. 6 (weshalb eigentlich „zwischen einem alten Mann und einer alten Frau" S. 10?) oder die Eheabspraehe Nr. 55,

Zeitachrift der Deutschen Morgeniändischen Ocsellschafit Band 140, Heft 2 (1990) Q Deut«che Morgenländische Gesellschaft e.V.

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Kurzanzeigen

wo eine Toehter zwei Müttem zugeordnet ist. D. und den Hrsgg. (B. Kienast

und K. Hecker) ist für diese gelungene Publ. zu danken. W. R.

Fatma Yildiz —Tohru Gomi: Die PuzriS-Dagan-Texte der Istanbider Archäolo¬

gischen Museen. T. 2. Stuttgart: Steiner 1988. 280 S. 8" (Freiburger Altorienta- lisehe Studien. 16.) 48 - DM.

1954 wurde ein 1. Bd. mit Wirtsehafts- und Verwaltungsurkunden des Rei¬

ches von Ur III aus Puzriä-Dagan, heute Drehim, publ., deren Originale in Istan¬

bul lagem. Weithin folgt dieser 2. Bd. dessen Editionsprinzipien, doch werden die Tafelformate nicht mehr notiert, die „Schlüsselwörter" der Verwaltungster¬

mini weggelassen und der Komm, auf Formalien beschränkt. Dureh versch.

Indizes ist das neue Textmaterial aber gut erschlossen. Beachte, daß auch KoUa- tionsergebnisse zu H. de Genouillac: La TrouvaiUe de Drehem. Paris 1911 auf S. 17 flf. vorgelegt werden. Die Drehim-Texte in Istanbul sind damit vollständig

imd leicht zugänglich publ. W. R.

Piotr Steinkeller: Sale Doeuments of the Ur-III-Period. Stuttgart: Steiner

1989. XVI, 393 S., II Taf. 8° (Freiburger Altorientahsche Studien. 17.)

88,- DM.

Gegenüber den zahllosen Verwaltungstexten der Ur-III Periode ist die Zahl der privatreehtl. Urkunden versehwindend gering. Ihre Existenz ist aber lür die Rekonstmktion der Wirtschaftsgesch. dieser Zeit und für die Rechtsgesch., die in der folgenden altbab. Zeit ungleich mehr Material zur Hand hat, von entschei¬

dender Bed. 137 Urkunden über den Verkauf von Häusern, Gärten, Sklaven

(weitaus die meisten!) und Tieren sind bisher bekaimt geworden, von denen

immerhin bereits 4 in akkad. Sprache abgefaßt sind. Sie werden hier in

Umschrift, 22 aueh in Kopie, mit Übers, und sorgfältigem Komm, vorgelegt.

Besonders instmktiv und faktenreieh die ausführl. Eiiü. mit einem Exkurs über

das sum. Verb für „kaufen" und „verkaufen" sa,o. W. R.

Diederik J. W. Meuer: A Survey in Northeastern Syria. Leiden: Nederiands Historiseh-Arehaeologisch Instituut 1986. 59 S., 34 Fig. 4°. (Pubhcations de l'Institut historique-archöologique neerlandais de Stamboul. 58.)

Die fmchtbare Ackerebene des Habur-Dreiecks in Nord-Syrien war als Land¬

brücke zw. dem Zweistronüand und Syrien hist. stets bedeutsam, ist aber

archäol. noch schlecht erforscht. Vorgelegt wird ein knapper aber inhaltsreicher Ergebnisbericht über 3 Surveykampagnen, die nur einen TeU dieses Gebietes mit immerhin 290 Teils bzw. Siedlungsplätzen erfaßten. Die method. Probleme, zu Beginn kurz geschüdert, lassen bei den Schlußfolgemngen Vorsicht walten.

Für die urspr. bestimmende Fragestellung nach der Route der altass}T. Kauf¬

leute konnten offenbar keine neuen Erkenntrüsse gewoimen werden. Eine Sied- lungsverdiehtung in der MB-Zeit wird aber auf externe Faktoren zurückgeführt

— also die assyr. Aktivitäten? Die Umkehmng ist aber auch denkbar: Bevorzu¬

gung dieser Route wegen der Prosperität der Landschaft in altbab. Zeit. —

Beachte aueh den Hinweis auf die Divergenzen in der Umk-Zeit zwischen Kera¬

mik (einheimisch) und Arclütektur (importiert). — Eine einzige Kte. mit Angabe

Zeitsohriil der Deutechen Morgeniändischen GeseUschaft Bond 140, Heft 2 (1990)

€> Deutsche Morgenländische GeseUschaft e.V.

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432 Kurzanzeigen

der verseh. Siedlungssehwerpunkte während der versch. Perioden wäre für die

Auswertung des Surveys lülfreich gewesen. W. R.

Giorgio Buccellati — Marilyn Kelly-Buccellati: Mozan. I: The Sound¬

ings of the First Two Seasons. Mahbu: Undena Publ. 1988. 158 S., 24 plates. 4°

(Bibliotheca Mesopotamica. 20.)

Der Tell Mozan ist einer der größten Hügel des oberen Habur-Gebietes westl.

von Qamishli. B. vermutet deshalb in ihm das alte und aus bes. hurrit. Quellen bekannte UrkiS. Die beiden ersten Kampagnen haben keine Aiüialtspuiüite dafür geliefert, daß diese Hypothese stimmt. Da offenbar die Schichten des 2. Jt.

v.Clu'. weitgehend der Erosion zum Opfer gefallen sind, läßt sie sich wahr¬

scheiiüich auch nicht mehr verifizieren. Eine Untersuchung des bei Amuda gele¬

genen Teil Shermola, der lange ebenfaUs Anwärter auf UrkiS war, brachte keine Überraschungen. Er ist sehr zerstört, war aber in der 2. H. des 2. Jt. besiedelt. —

Auf Teil Mozan wurden bes. Türversctüüsse mit Siegelabrollungen der Zeit

Frühdynast. IH gefunden, die auch eine Datierung der bisher spärlichen Arehi- tekturreste ermöglichen. Es ist zu wünschen, daß die Grabung bald fortgesetzt

wü-d. W. R.

Harold Liebowitz: Terra-cotta Figurines and Model Vehicles. The Oriental Insti¬

tute Excavations at Selenkahiye, Syria. Malibu: Undena Publ. 1988. XIV, 59 S., 34 plates. 4° (Bibhotheca Mesopotamica. 22.)

Die kurze Grabung auf TeU Sefenkahiye im Gebiet des Assad-Dammes in

Sjrien erbrachte immerhin die erstauiüiche Menge von 825 Tonfiguren, die hier nach einem Ms., das bereits 1975 fertiggestellt war, z.T. publ. werden. Diese Masse schließt natürlich den Verdacht aus, daß es Spielzeugfiguren sein sollten.

In einem Kap., das der Funktion der menschl. Figuren, der Zugtiere und Stiere und der Wagenmodelle gewidmet ist, wird die kult. Bestimmung — aueh wegen der jeweUigen Fundsituation — verteidigt. Man wird aber gerade diese Frage, die für diesen Fundort sieher zu bejahen ist, sorgfäftig für jeden anderen Pfatz unter¬

suchen müssen, denn Schwankungen im Gebrauch der anspruchslosen Figuren

dürften zu konstatieren sein. W. R.

J. J. Roodenberg: Le mobilier enpierre de Bouqras. Utilisation de lapierre dans un site nAolithique sur leMoyenEuphrate (Syrie). Leiden: Nederiands Inst, voor het Nabije Oosten 1986. VII, 207 S. 87 fig. 8° (Pubhcations de ITnstitut histo- rique-arch6ologique nöerlandais de Stamboul. 61.)

Der neolithische Siedlungsplatz Buqras, nahe Meyadin am Euphrat und am

Rande der Syr. Wüste gelegen, erbrachte bei Grabungen 1976-78 nieht nur

überraschend klare und gut erhaltene Architektur, sondem auch ein reiches Inventar aus der rd. 500 Jahre wäfirenden Okkupation des Platzes. Damnter stechen die lithischen Funde besonders hervor. Sie werden hier mustergültig publiziert. Natürhch überwiegen die Feuersteinwerkzeuge, wobei besonders hervorzuheben ist, daß Sichelblätter bzw. Klingen, die ihnen zuzuordnen wären, recht selten sind. Von besonderer Qualität sind die polierten Steinbeile und die vollständigen oder bmchstückhaften Steingefäße (rd. 1800). Unter diesen fal-

Zeitachrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Hell 2 (1900)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V.

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Kuizanzeigen

len die Miniaturgefäße, oft mit 3 oder 4 Füßchen, besonders auf Sie sind aus dem einheimischen Kallcstein, aber auch aus hartem, importierten Stein her¬

gestellt und verraten eine bereits sehr hochstehende handwerkl. Technik und künstl. Absicht. Zu den verseh. kulturhist. Aspekten dieser Funde und zu Ver¬

gleichen mit Materialien vom Euphratstaudamm, aus dem Nord- und Südiraq

wird in dem sehr eingehenden Komm, zu den Objektgattungen erschöpfend Stel¬

lung genommen. W. R.

Klaus-Petek Todt: Bartholomaios von Edessa. Confutatio Agareni. Kommen¬

tierte griechisch-deutsche Textansgabe. Würzburg: Echter; Altenberge: Telos 1988. LXV, 234 S. 8° (Würzburger Forschungen zur Missions- und Rehgions¬

wissenschaft. Abt. 1: Corpus Islamo-Christianum. Ser. Graeca. 2.) Die bisher nur bei Migne : Patroto^ia Graeca. 104. Paris 1860, 1388-1448, zur Verfügung stehende apolog. und islamfeindliehe Polemik des wenig bekannten melehitisohen Mönchs Barthofomaios aus Edessa (12. Jh.) wird hier erstmalig in einer modemen Ed. und dt. Übers, vorgelegt. Von den bisher bekannten 3. Hss.

(1 in Leiden, 2 auf dem Athos) abgesehen konnte noeh nachträglich eine Mos¬

kauer Hs. des 14. Jh. benutzt werden (die Varianten finden sich hn Anhang 175- 208 notiert). Neben der zweisprachigen Textausg. (2-99) hatT., der selbst kein Orientalist, sondem Graezist bzw. Byzantiiüst ist, einen islamwiss. Komm, bei¬

gegeben (101-171) und eine 50seitige Eirü., die sich mit dem Autor, der Datie¬

mng (letztes Viertel des 12. Jh.), den Quellen und den Hss. beschäftigt. Gegen¬

über den versch. Versuchen (bes. von A. Abel und C. Cahen) , das wenig geord¬

nete Werk aus einer Sammelarbeit zu erklären, verteidigt T. im Anschluß an A. Th. Khoury die relative Einheit. Sein Wert hegt werüger auf lit. Ebene als vielmehr auf der Kenntnis von oraler Volksüberhefemng und muslim. Praxis, die B. natürlich auch wieder durch eine recht getrübte Brille sieht. Man erhält einen guten Einblick in die Stimmung der christl. Minderheiten dieser Zeit unter dem Islam. T. verdient Dank für die Mühe, wozu auch ausfuhrliehe Indices ge¬

hören, die er sich trotzdem mit dem Traktat gemacht hat. K. R.

Wolf Leslau: Fifty Years of research. Selection of articles on Semitic, Ethiopian

Semitic and Cushitic. Wiesbaden: Harrassowitz 1988. XLV, 503 S. 8°

98,- DM. ISBN 3-447-02829-7.

Eigentlich waren es 1988 schon 53 Jahre wiss. Forschung; denn L.'s erste

kurze Veröffenthchung ersch. 1935 in GLECS. Doch 3 Jahre danach kam mit

L.'s Lexique soqotri. Paris 1938 das erste Buch heraus. Während diese Früh¬

werke zumeist noch den nsa. Sprr. gewidmet waren, setzte mit den Doeuments tigrigna. Paris 1941 eine lüeht mehr abreißende Serie von z.T. selir umfang¬

reichen Monographien zu sämtlichen lebenden sem. Sprr. Äthiopiens ein, die seit 1946 aUe auf Feldforschung im Lande bemhten. Daneben hatL. eine große Zahl von Aufss. geschrieben, von denen 37 lüer unter den Übersehrr. Homage to Marcel Cohen, Semitic, Ethiopic, Individual Eth. languages, Cushitic and Hami¬

to-Semitic und Varia fotomech. naehgedr. sind. Man findet hier so wichtige Aufss. wie die zur Klassifikation der sem. Sprr. Äthiopiens und zur Diskussion um das äth. Imperf. wieder. Da L.'s Aufss. selir gestreut ersch. sind, wird man diese Zus.-Stellung sehr begrüßen. VorangesteUt ist eine Bibl. L.'s (XXI-XLV) ,

ZeiUchrift der DeuUchen Morgeniändischen GeseUschaft Band 140, Heft 2 (1990)

© DeuUche Morgenländische GeseUschaft e.V.

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434 Kurzanzeigen

die gegenüber der in der Fs. (Ethiopian Studies dedicated to W. Leslau. Wies¬

baden 1983) wieder um einige gewichtige Nm. reicher geworden ist, und ein

Overview (IX-XVII) , in dem L. eiiüges Persönliehe zu seinen Forsehungen und ihren Zielen und Methoden sagt. Autobiographisches enthalten auch die Beitrr.

Stüdes ethiopiennes: quelques souvenirs personnels (an M. Cohen), A Year of research in Ethiopia und Local Participation in language research. Ein Buch, in dem man sich wieder festliest, auch wenn man die meisten Artt. schon kennt.

E. W.

Veronika Six: Äthiopische Handschriften. 2: Die Handschriften der Bayerischen

Staatsbibliothek. Hrsg. von Ernst Hammerschmidt. Stuttgart: Steiner

1 989. 200 S . 4° (Verzeichnis der orientalischen Handsehriften in Deutsehland.

20,5.) 150,- DM. ISBN 3-515-04848-0.

1983 erseh. als Äth. Hss. 1 die Besclu-eibung der äth. Hss. der SB Preuß. Kul¬

turbesitz (vgl. ZDMG 135 [1985], S. 418). Jetzt folgen, mit der gleichen bewun¬

dernswerten Akribie und Ausführliclüceit katalogisiert, die 114 äth. Hss. der Bayer. SB. Der aus der Bibl. Johann Jakob Fuggers (1516-75) stammende Cod.

aeth. 1 ist aus dem 14./15. Jhdt. (?), sonst wurden die Hss. zumeist im 18. u.

19. Jhdt. gesehrieben und im 19. Jhdt. erworben. Die einzelnen Lit. -Gattungen sind in München etwa im gleichen Verhältnis vertreten wie in Berlin. Nieht sel¬

ten sind Texte, die von, für oder über Europäer abgeschrieben oder verf. wur¬

den. Sie geben S. Antaß zu interessanten Ausfuhmngen zur Forschungsgeseh.

Einige Hss. enthalten Miniaturen. Soweit das nieht schon in E. Hammer¬

schmidt, O. A. Jäger: Illuminierte äth. Hss. Wiesbaden 1968 geschehen ist,

beselu-eibt S. sie ausfuhrlieh. Bei Hs. 87, in der in einem Psalterium an den

SteUen, an denen nicht mit dem Inhalt des Textes in Verbindung stehende

Miniaturen eingefügt sind, jeweUs eine etwa einseitige Lücke im Text Idafll, ist

man an modeme isi. Miniaturiatschungen erinnert: Um auf altem Papier fal¬

schen zu können, wird der Schrifbspiegel auf einzelnen Seiten echter alter Hss.

völlig übermalt. Auf diese Weise entsteht dann etwa ein dauemd unterbroche¬

ner math. Text mit SöÄTiäma-IUustrationen dazwischen. — Vor allem durch die sehr genauen Lit.-Angg. aueh zu kleinsten Texten bringt uns dieser Kat. wieder ein gutes Stück weiter auf dem Weg zu einem „Brockelmann" oder gar „Sezgin"

der äth. Lit. E. W.

Wolf Leslau: Concise Dietionary of Ge'ez (Classical Ethiopic) .Wiesbaden: Har¬

rassowitz 1989. XI, 247 S. 8°. 88,- DM. ISBN 3-447-02873-4.

1987 veröff. L. im gleichen Verlag sein Comparative Dietionary of Ge'ez [CDG]

(vgl. ZDMG 139 [1989], S. 430-31). Das jetzt erseh. Nebenprodukt soU dem

nicht an den Etymologien Interessierten ein handlicheres (und bUligeres) HUfs¬

mittel für die Lektüre des Äth. zur Verfügung stellen. Neben der Fortlassung der

etym. TeUe sind folgende Ändemngen vorgenommen worden: Die Ordnung folgt

dem äth., nicht mehr dem lat. Alphabet; nicht mehr nur für die Haupteintragun¬

gen der Wurzeln, sondem aueh die Ableitungen wird die äth. Schrift (mit lat.

Umschrift in Klammem) verwendet; der Wortschatz wird in etwa wieder auf den von A. Dillmann: Lexicon linguae aethiopicae. Leipzig 1865 reduziert, d. h. vor aUem die Ergänzungen aus den sawäsjw fallen weg. Dagegen werden die engl.

Zeitschrift der Deutsohen Morgenl&ndischen GeseUschaft Band 140, Heft 2 (1990) O DeuUche Morgenländische Gesellschaft e.V.

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Bed. -Angaben nahezu unverändert übemommen. Neu und sehr pralttisch sind

die gegenseitigen Verweisungen zwischen naeh modemer Aussprache homony¬

men Wurzeln, z.B. zwischen sa'ala, Sa'ala und sa'ala oder fanama und fa4ama.

Sie machen den Benutzer bei einer entsprechenden „Falsch'-Schreibung gleich

darauf aufmerksam, unter welchen der anderen orthogr. Möglichkeiten man

noch etwas finden kann. Ist das CDG schon bedeutend handlicher als der Dill¬

mann, so ist jetzt nochmals ein Schritt in die gleiche Richtung getan. E. W.

Olga Kapeliuk: Nominalization inAmharic. Stuttgart: Steiner 1988. 171 S. 8°

(Äthiopistisehe Forsehungen. 23.) 120,- DM. ISBN 3-515-04512-0.

Gegenüber dem Informationsstand der klass. Grammatiken des Amh. hat die

Erforschung der amh. Sjmtax in den letzten Jahren große Fortsehritte gemacht.

Entscheidende Beitrr. dazu verdarücen wir K., die auch mit diesem Bueh unsere

Kenntiüsse erheblich erweitert. Das Amh. hat seit den 30iger Jahren eine

rasante Entwicklung erfahren, die auf synt. Gebiet vieUeicht noch einschneiden¬

der war als die zwisehen Osm. und Türkei-Türk. Konstmktionen wie die cleft- sentences haben sich in den letzten Jahrzehnten ungeheuer ausgebreitet, nicht

nur im gehobenen StU, sondem gerade in der Umgangssprache. So kann K. bei

einem zeitlich nicht allzu stark divergierenden Belegmaterial bereits zahlreiche Feststellungen zur Diachronie machen. Zwar glaubt K., daß sich in den letzten 25 Jahren eine ziemlich einheitliehe Schriftsprache herausgebüdet habe. Das gilt sieher fiir den Bestand an Konstmktionen; ihre semantische Abgrenzung scheint aber noch im Fluß zu sein, besonders dadurch, daß sich manche Kon¬

stmktionen unter Überschreitung ihrer ursprünglichen semantischen Grenzen ausbreiten. K. macht auf eiiüge Fälle dieser Art aufmerksam. — Die sjmtaktisch produktivste Nominalisation im Amh. ist neben der Transformation in einen Inf.

die in einen Rel.-Satz, der wiedemm zur Bildung von cleft-sentences dient. Die Fülle der möglichen Inf.- und Rel.-Satz-Konstmktionen wird von K. nach forma¬

len Kriterien geordnet, beschrieben und zumeist mit zahlreiehen Beispp. belegt.

Ein kürzeres Kap. behandelt das Partizip und die anderen Verbalnomina. —

Sehr zu begrüßen ist, daß K. nur mit echten Belegen aus der schönen Lit. und pol. und hist. Schriften arbeitet und daß sie die zitierten Aussehiütte so lang

gewählt hat, daß man neben der behandelten Konstmktion auch den Kontext

klar erkermen kann. Ich habe aus dem Buch sehr viel gelemt. E. W.

Joseph Henninoer: Arabica varia. Aufsätze zur Kulturgeschichte Arabiens und seiner Randgebiete. Contributions a I'histoire culturelle de l'Arabie et de ses regions limitrophes. Freiburg, Schweiz: Univ.-Verl.; Göttingen: Vandenhoeck

& Ruprecht 1989. 498 S. 8° (Orbis biblicus et orientalis. 90.) 120,- sfr.

ISBN 3-7278-0638-9 u. 3-525-53720-4.

1981 ersch. u. d.T. Arabica sacra eine erste Sammlung von 12 Aufss. H.'s zur Rel.-Gesch. Arabiens (vgl. ZDMG 132 [1982], S. 439). Eine Sammlung weiterer Aufss. zur Kulturgesch. kündigte H. damals bereits an. Sie liegt jetzt vor und enthält 12 Aufss. (La Sociiti bidouine ancienne; Altarab. Genealogien; Das Eigen¬

tumsrecht bei den Beduinen; Zum Erstgeborenenrecht bei den Semiten; zum Erstgebo¬

renenrecht im alten Südarabien; Pariastämme in Arabien; Polyandrie im vorisl.

Arabien; Über das Problem des Totemismus bei den Semiten; Eine eigenartige Beschneidungsform in SW-Arabien; Nochmals: Eine eigenartige Beschneidungsform

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Heft 2 (1990) O Deutsohe Morgenländische Gesellschaft e. V.

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in SW-AraMen; FeU- und Lederbekleidung in Arabien; Jiin Kind ist uns geboren ..." Die Weihnachtsbotschaft im Lichte paläst. Volksbrauche.s) und 6 Besprr. aus den Jahren 1939-76. H. hat wieder umfangreiche Ergänzungen vorgenommen, die nicht nur Lit. nachtragen, sondem in Auseinandersetzung mit ihr gelegent¬

lich auch die eigenen Resultate korrigieren. Ein Verz. der Schriften H.'s aus den Jahren 1976-89 und ein Namen- und Sachreg. schließen das inhaltsreiche Buch

ab. E. W.

Manfred Ullmann: Adminiculum zur Grammatik des klassischen Arabisch.

Wiesbaden: Harrassowitz 1989. VHI, 96 S. 8° 24,80 DM. ISBN 3-447-02903-X.

In diesem handschr. vervielf. Werk behandelt U. 15 Probleme der arab. Gram¬

matik, die in den meisten Lehrbüchem nur unvollkommen oder zu knapp, auf

alle FäUe aber mit zu werüg der Lit. entnommenen Beispp. dargestellt werden (Nomen generis: Nomen uiütatis; KoUektiv: Singulativ; Nomen uiütatis: Nomen vicis; Indifferenz des Nomen actioiüs gegenüber dem Genus verbi; Determina¬

tion durch Artikel; Determination in der eigentl. Genitiwerbindung; uneigentl.

Genitiwerbindung; Partizipalkonstmktionen; Elativ; Komparativsätze; For¬

meln des Staunens; Sätze mit illä; Passivtransformation; Agens beim Passiv;

Attraktion) . Über eirüge dieser Themen hat U. an anderer Stelle bereits ausführ¬

lich gehandelt. Hier werden die gramm. Fakten klar und kurz dargestellt und dann ofl mit einer großen Zahl von Belegen illustriert (im ganzen 803). Sie ent¬

stammen Dichtem (vorisl. bis 'Abbäsidenzeit), Koran, hadit, adab, Hist., Phi¬

los., Med., Natunviss. und cluistl. Scfmftstellem. Nur isl. Theol. und Mystiker sind außer durch al-Gazäli: Ihyä' kaum vertreten. Die Indices (Konjunktionen und Partikeln; gramm. Begriffe) verweisen auch auf in den Beispp. vorkom¬

mende Erscheinungen, die lücht Thema eines Kap. sind; denn aus den Beispp.

kann man auch manches lemen, was im Text lücht erwähnt wird. Anfänger im

Arab. — aber nicht nur diese — werden es sicher bedauem, daß U. entgegen sei¬

ner sonstigen Gewohnheit die Beispp. nicht übers, (nur Überss. aus dem Griech.

ist das Original beigegeben) , zumal er gelegentlieh das Dt. zur Erklämng einer Erscheinung heranzieht (S. II, 19, 34f , 53 f) Das Büchlein erfordert ein intensi¬

ves, aber nützliches Studium. E. W.

Geert Jan van Gelder: The Bad and the ugly. Attitudes towards invective

poetry (hijä'J in classical Arabic literature. Leiden: Brill 1988. 156 S. 8° (Publi¬

cations of the „De Goeje Fund". 26.) 70,- hfl. ISBN 90-04-08977-2.

Gerade damit beschäftigt, die muffün des Abü Nuwäs zu ed., bin ich bei der

Lektüre dieses Buches auf manches Bekannte gestoßen, habe aber noch mehr

Neues dazugelemt, wemger für die Ed.-Praxis (ich habe mich nicht entsclUießen können, mod. arab. Edd. zu folgen und uyür schamhaft als ubür zu puiüitieren [vgl. S. 78, Amn. 7; weiteres zur Selbstzensur S. 136-7, bes. Anm. 18]) als fürdie BeurteUung des von mir Edierten durch die arab. Gesellschaft. Die Überselmei- dung ist aflerdings nur partiell; einerseits enthält das muffün-Kwp. im Abü Nuwäs-Z)twän rücht nur Obszönes, andererseits zieht das in erster Linie mora¬

lische Urteil der Araber über den hi^ä' nicht nur dessen Obszönität in Betracht,

sondem ebenso die Vemnglimpfung Unschuldiger und in geringerem Umfang

die Lügeiüiaftigkeit des hiffä'. v. G. berücksichtigt in diesem Buch rücht nur die arab. Literaturkritiker, sondem auch die UrteUe der Dichter selbst, der Antho-

Zeitachriit der DeuUchen Morgenl&ndischen OeeellBchaft Band 140, Hefl 2 (1990)

© DeuUche Morgenländiache Gesellachafl e.V.

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Kurzanzeigen

logisten, der Philosophen, der Theologen und der Juristen. Es stellt sich heraus, daß die meisten Bedenken gegen den hiffä' nicht typisch islamische sind, son¬

dem schon vor dem Islam vorgebracht wurden (von Dichtern selbst). Weiter¬

hin ist interessant, daß es auch den Literaturkritikem trotz Ansätzen nicht völlig gelingt, den moralischen Aspekt vom ästhetischen zu trennen. Immerhin haben sie auch einiges zur gattungsmäßigen Einordnung des hiffä' und seiner inneren EinteUung zu sagen, weniger dagegen zur eigentlichen Poetologie des

hiffä'. E. W.

May A. Yousef: Das Buch der schlagfertigen Antworten von Ibn Abi 'Awn. Ein Werk der klassisch-arabischen Adab-Literatur. Einl., Ed. und QueUenanaiyse.

Berlin: Schwarz 1988. XII, 156, 265, 48 S. 8° (Islamkundliche Untersuchun¬

gen. 125.) ISBN 3-922968-71-6.

Das K. at-TaSbihät des Ibn Abi 'Aun ist ein von Arabisten viel benutztes Buch, obwohl über seinen Autor kaum etwas bekannt war. Mit seiner Ed. (Kairo 1983)

legte Muh. 'Abdalqädie Ahmad darm ein 2. Werk von Ibn Abi 'Aun vor, das K.

al-A^wiba al-muskita. Er benutzte aUerdings nur 2 (Istanbul, Beyazit 5460;

Bagdäd, al-Mathaf al-'Iräqi, adab 733) von 4 Hss., die zudem nur etwa die Hälfte des Textes enthielten. Es fehlte das lange 1. von 9 Kapp., das bereits 663 der insgesamt 1394 Antworten enthält. So erscheint es berechtigt, wenn Y. jetzt (in einer Bochumer Diss.?) eine Neuausg. vorlegt, die sich auf alle 4 Hss. stützt (zusätzlich die einzig voUst. Berliner Hs. Sprenger 1205 = Ahlw. 8317 und Wien, NB, 2297 [Mixt. II49]). Y. versieht ihren Text mit 2 Apparaten. DerTextimo- nienapparat weist Paralleltexte zu den von ihr durchgezählten 1394 Antworten nach. Der Variantenapparat ist ab Antwort 664 ekletisch (er bezieht sich auf Textexponenten imd nieht, wie S. 147 behauptet, auf die Antwortenzählung). — Y. stellt ihrer Ed. eine Studie voran, die wichtige neue Erkenntnisse zur Biogr.

des Ibn Abi 'Aun bringt und auch sonst alles Nötige zuiii Inhalt, der lit.-wiss.

Einordnung, den Quellen (u.a. die hellenist. Weisheitslit.), der Wirkung der A^wibaund zu den Hss. sagt, allerdings in einer Weitschweifigkeit, die etwas im Gegensatz zu dem von ihr so gelobten i^äz des Ibn Abi 'Aun steht. Die in die Stu¬

die eingestreuten Überss. aus dem Arab, sind oft sehr frei, selbst dann, wenn auch im Dt. die wörtliche Wiedergabe die Pointe besser heraus kommen lassen würde, so Nr. 10 und 438 aufS. 86, Nr. 62 aufS. 112 (dureh Verwandlung des ta'a§ffub in einen Aussagesatz geht der inSä' verloren) . Diese kleineren Ausstel¬

lungen wiegen aber wenig gegenüber der Tatsache, daß Y. der Wissensehaft einen wichtigen frühen odaft-Text durch Ed. und Analyse erschlossen hat. E. W.

Thomas J. O'Shaughnessy: Eschatologieal themes in the Qur'än. Maiüla: Cardi¬

nal Bea Institute. Loyola School ofTheology 1986. VII, 141 S. 8° (Ateneo Uni¬

versity Publications. Cardinal Bea Studies. 8.)

3 der 6 Kapp, dieses Buches sind bereits zwischen 1961 und 1981 alsZs.-Aufs.

ersch. Die beiden ersten Kapp, gehören eigentlich nicht recht zum Thema:

Kap. 1 "Alienation from God incurring adverse judgement" hieß bei der Erstver¬

öff. zutreffender "Sin as alienation in Christianity and Islam"; Kap. 2 "The throne as an eschatologieal symbol", früher "God's throne and the bibhcal sym¬

bolism ofthe Qur'an", behandelt alle Thron-Stellen des Korans und nieht nur die in eschatol. Kontext. Neu ist Kap. 3 "The splitting of heaven heralding the Last

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Hell 2 (1990)

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Judgement", alt Kap. 4 "The deseriptive names for hell and their development under eritieism", neu wieder Kap. 5 "Notions assoeiated with the Qur'änie para¬

dise" und Kap. 6 "The development of the paradise theme in the Qur'än", alt sehließlieh der Exkurs "Jesus raised to paradise". Die einsehlägigen korani- sehen Passagen sind innerhalb der einzelnen Kapp, oft noeh naeh thematischen oder sprachl. Gesichtspunkten auf Untergruppen verteilt. Innerhalb der Kapp, bzw. Untergruppen ist nach der Chronologie geordnet; in den neuen Teilen ist jeweils die Surennununer nach Blachere mit angegeben. Die einzelnen Stellen werden diskutiert und durch wertvolle Parallelen aus der Bibel und dem jüd. und christl. Schrifttum erhellt; Entwicklungen werden sichtbar gemacht und erklärt.

— Zur Diskussion von häwiya anf S. 51-53 ist nachzutragen Hartmut Bobzin:

Eine mögliche ParaUele zu fa'ummuhü häwiyatun. In: Zeitschrift für arabische Linguistik 9 ( f 982) 79f. AufS. 89 deutet O'S. den Dual ^annatäni in Koran 55/

46, 54 und 62 als reimbedingte Stellvertreter von Pluralen. Vgl. dazu Angelika Neuwibth: Symmetrie und Paarbildung in der koranischen Eschatologie. Philolo¬

gisch-stilistisches zu Sürat ar-Rahmän. In: MUSJ 50 (1984) 445-475. Ergebms:

„Nicht für pedantisches Nachrechnen sind die Duale und Doppelungen in Sure

55 gesetzt, sondem für ein festliches Gefülü der unendlichen Perspektive des Paradieses". Zum auf S. 68 f. behandelten Uufä ist jetzt noeh das Material in

WKAS n 770-774 zu vergleichen. T. S.

Ulrike Hartmann-Schmitz: Die Zahl Sieben im sunnitischen Islam. Studien

anhand von Koran und Hadit. Frankfurt a.M. [usw.]: Lang 1989. 143 S. 8°

(Europäische Hochschulsehriften. R. 27: Asiatische und afrikaiüsche Studien.

22.) 35,- DM. ISBN 3-631-41633-4.

Die Arbeit ist nach Themenstellung und Ausfühmng eine tjrpisehe Diss.

(Mainz 1988): Ein eng umrissenes Phänomen (Verwendung derZalü 7 als Sym¬

bol) wird aufgmnd eines überschaubaren Quelleimiaterials (Koran, tafsir, hadit und qi^as al-anbiyä') untersucht. Die 7 spielt in folgenden Bereichen eine Rolle:

Kosmologie, Eschatologie, lailat al-qadr, haffff tahära, §alät, qirä'a, tagwid, den 7 matäni, Geburt, Heirat und Medizin. H.-S. führt zu diesen Bereichen jeweils das Material in seinem Kontext vor, klärt dann die Verwendung der 7 (math. Reali¬

tät, ungerade Zahl, beliebte Zahl, Vertretung für „oft, viel, lang" oder „alle", heüige Zahl, magische Zahl) und versucht scfüießlich die Herkunft der mit der Zahl 7 verbundenen Vorstellungen zu ergründen. Am häufigsten wird sie erwar¬

tungsgemäß im bab.-assyr. Kufturraum, im Judentum und im altarab. Heiden¬

tum fündig. Da sieh auch Ibn al-'Arabis Tafsir unter den ausgewerteten Koran¬

komm, befindet, kommen eiiüge hellenist.-gnost. Vorstellungen mit hinein, die etwas aus dem Ralunen des sonst eher frühisl. Materials fallen. — Die nützliehe

kleine Monographie wird durch einen Saefündex auch in den Einzelheiten gut

erschlossen. E. W.

Heinz Halm: Die Schia. Darmstadt: Wiss. Buchges. 1988. X, 261 S. 8°.

59,- DM. ISBN 3-534-03136-9.

Das Interesse für die Si'a ist innerhalb der Islamkunde schon einige Zeit vor der Iranischen Revolution erwacht. So sind in den letzten Jahrzehnten zahl¬

reiche Arbeiten ersch. , die uns den langsamen Entstehungsprozeß der Imämiya, die komplizierte Frühgesch. der Ismä'iliya, aber auch die Wandlungen der imä-

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mitisehen Dogmatik seit der Safawidenzeit — etwa in der Stellungnahme zur

weltlichen Maeht — jetzt klarer sehen lassen. Eine die neuen Erkenntnisse ver¬

arbeitende Gesamtdarst. aUerdings fehlte; denn D. M. Donaldson: The Shi'ite Religion,. London 1933 ist sehon vom Erscheinungsjahr her völlig veraltet, aber aueh M. Momen: An Introduction to Shi'i Islam. Oxford 1985 trägt der neuen

Sieht von der HerausbUdung der Si'a nicht genügend Rechnung. So konunt das

knappe, aber bis in die Gegenwart hinein aUe wiehtigen Entwicklungen klar auf¬

zeigende Buch eines der besten Kermer der Si'a gerade recht, um den Wissen¬

stand, zu dem er erheblich beigetragen hat, zusammenzufassen. — H. behandelt zunächst die pro-'alidischen und mahdistischen Strömungen bis zur 'abbäs.

Revolution, dann die BUdung und Geseh. der Imämiya von öa'far a^-Sädiq bis

Humaiiü und ün Anschluß daran Reeht und Kultus sowie die ta'ziya bei den Imä¬

miten. Ismä'iliten und Zaiditen sind eigene Kapp, gewidmet. Jedem Absehn,

folgt ein Lit.-Verz., getrennt naeh Quellen (wenn möglich werden Überss.

genannt) und Sek.-Lit. Einzelne Stellennachweise finden sich in den Amnm. —

Man kann das in jeder Hinsicht gelungene Buch Fachleuten, Studenten und

Laien empfehlen. E. W.

Richard Grämlich [Übers.]: Das Sendschreiben al-QuSayris iiber das Sufitum.

Eingel., übers, u. komm. Stuttgart: Steiner 1989. 659 S. 4° (Freiburgerlslam- . Studien. 12.) 240,- DM. ISBN 3-515-04903-7.

Al-Qufiairis Risäla ist unter ?üfis und seit R. Hartmann: Al-Kuscharis Dar¬

steUung des Süßtums. Berlin 1914 aueh unter Islamkundlern die bekarmteste handbuchartige SelbstdarsteUung des tasawumf. Wie bei weit verbreiteten,

umfangreichen süfischen Werken üblich, gibt es zwar zahlreiche Hss. und

Drucke, doch kein krit. Ed. der Risäla. Derartige widrige Umstände haben G.

aber noch rüe davon abgeschreckt, dermoch eine aUen wiss. Ansprüchen gereeht

werdende Übers, eines Textes vorzulegen. Unter weiser Beschränkung auf

wenige wichtige Hss. und Drucke (Berlin, Ahlwardt 2822 = Sprenger 744; Wien,

Flügel 1890; Ed. 'Abdalhalim Mahmüd u. Mahmüd Ibn aS-Sarif. Kairo

1972-4; Text in: Zakariyä' al-Ansäri: Sarh ar-Risäla al-QuSairiya, am Rande von: Mustafa 'Arüsi: Natä'iff al-afkär. Büläq 1290. — Hartmann hatte viel mehr im dt. Sprachraum befindliehe Hss. benutzt) und sparsamer Angabe interessan¬

ter Varr. in den Fußnn. unterrichtet G. den Leser über die Textgrundlage seiner Übers., die sich wohl aueh durch eine krit. Ed. aufgrund der bisher bekarmten Hss. nicht wesentlich ändem würde. Durch Einfügung von petit-Abschnn. in die Übers, komm. G. den Text mit Zitaten aus dem Sarh des Ansäri und den Glossen von 'Arüsi sowie durch die Angabe von ParaUelsteUen, die bei wesentlichen Abweichungen auch übers, werden. Ein analjft. Index in gleicher Ausführlich¬

keit wie der von R. Sellheim zu H. Ritter: Das Meer der Seele. 2. Aufl. Leiden

1978 schließt das gewichtige Werk ab. E. W.

Louis Pouzet: Damas au VII'/XIII siicle. Vie et stmctures religieuses d'une mitropole islamique. Beyrouth: Dar el-Machreq 1988. 527 S., 2 Kt. 8" (Recher¬

ches. N. S. A.: Langue arabe et pens6e islamique. 15.) 73,— DM.

Das 13. Jhdt. war sicher lücht eines der glücklichsten für den Islam: die

Kreuzzugsgefahr war noeh nicht voU gebannt, die Reconquista war in voUem

Gange und die mong. Bedrohung neu entstanden. Für Damaskus bedeutete das

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen GeseUschaft Band 140, Heft 2 (1990)

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Jhdt. gleichzeitig den Übergang von der locker organisierten Ayyübidenherr- schaft zu der zentralist. der Mamlüken. Obwohl P. das Jhdt. durchaus vom dia¬

chronen Standpuiüct betrachtet, kann er in seiner conclusion bei allen polit. Ver¬

änderungen doch eine starke Konstanz im rel. Leben der Stadt beobachten (trotz der Reform der Justizverw. durch Baibars 1266). — P. stützt sich primär auf die arab. Historiker und Biographen. Es ist erstaurüieh, wie vielseitig (Rechtsschulen, Justizverw., Moscheen, hisba, qirä'a, hadit, Icaläm, tasawwuf, Si'a, Kalifatsidee, ^ihäd und Kollaboration, dimmis, Kult und Moral im tägl.

Leben) und detailliert das BUd ist, das er aus diesen rücht eigentlich rel. Quellen

entwerfen kann. Die Sek.-Lit. tritt gegenüber den PrimärqueUen zurück. Sie

wird in Lit.-Verz. und Anmm. zwar zitiert, beeinflußt die DarsteUung aber eher negativ, indem Themen, zu denen bereits genügend Sek.-Lit. existiert (z. B. Han¬

baliten) , verkürzt behandelt werden. Manche Hinweise vermißt man auch, so

z.B. darauf, daß die S. 370 beschriebene Hinrichtung bereits von H. Ritter:

Kreuzigung eines Knaben. In: Oriens 25/26 (1976), S. 38-40, übers, wurde. — Ein

interessantes und reichhaltiges Buch. E. W.

Michael Lecker: The Banü Sulaym. A contribution to the study of early Islam.

Jerusalem: Hebrew Univ. 1989. XIII, 269 S. 8° (The Max Schloessinger

Memorial Series. Monographs. 4.) ISBN 965-223-388-9.

Im Rahmen der in Jerusalem mit Eifer betriebenen Studien zur Gesch. Ara¬

biens z. Zt. des Übergangs von der öähüiya zum Islam trägt diese Stammesmo¬

nographie auf breiter Quellengrundlage (Geogr., Geneal., Biogr., Hist., sira, adab, diwäne und tafsir) die Nachrichten über die zwischen Mekka und Medina

siedelnden Sulaim für die Periode zwisehen den ayyäm al-'arab und den

Umayyaden zusammen. Es werden behandelt: Territorium und das Verhältnis

zu anderen Stämmen, speziell zu den Qudä'a, die Unterstämme (Härit, Imra'al¬

qais, Ta'laba), die Beziehungen zu Medina und Mekka, die müit. Aktivitäten (gute Reiter) und die Briefe Muh.'s an die Sulaim. Appendices betreffen: die Köiüge der Sulaim, Nomaden und Seßhafte, die himä, die Delegationen an den Propheten und die Hautfarbe der Sulaim (etwas dunkler als die Nachbam) . Eine Kte. und eine geneal. Übersicht mnden das faktenreiche und nützliche Buch ab, das allerdings wegen der unzähligen Namen (die längst nieht alle in dem Index

Aufnahme gefunden haben) nicht leicht zu lesen ist. E. W.

Herman L. Beck: L 'Image d'Idris II, ses descendants de Fäs et la politique shari- fienne des sultans marinides (656-869/1258-1465). Leiden: BriU 1989. IX, 292 S. (Asfar. 3.) geb. 104,- hfl. ISBN 90-04-09054-1.

B. diskutiert einleitend die einheimische und Orientalist. Lit. zu BUd und Kult Idris II. und den Umständen der Entdeckung seines Grabes in Fes 841/1637.

Die Entdeckung des Grabes wäre nicht möglich gewesen, wenn sich das Bild von Idris II. unter den Meriniden nicht erheblieh geändert hätte. B. legt hierzu eine gründliche Quellenstudie vor. Er steUt fest, daß sich die vormerinidischen Beriehte auf Idris I. konzentrieren und daß sieh zuerst im Raud al-qirtäs des Ibn- Abi-Zar' (verf. um 726/1326) dieser Schwerpunkt auf Idris II. verlagert. Vor die¬

sem Hintergmnd arbeitet B. dann die ausgesprochen proSarifisehe Politik der

Meriniden und die besondere Bed. der Sarifischen Gütijoin in Fes heraus.

Absclüießend werden die pof. Eigenständigkeit dieser Gmppe in spätmerirüdi-

Zeitschrifb der Deutaehen Morgeniändischen Oeselischaft Band 140, Heft 2 (1990)

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scher Zeit und die Ereignisse, die zur Entdecltung des Grabes führten, unter¬

sucht. B. hat mit seiner sehr dilTerenziert urteUenden Arbeit einen wesenthchen

Aspelct merinidischer Innenpolitik und der Gesch. des Islams in Marokko

erhellt. R. T.

L 'habitat traditionnel dans les pays musulmans autour de la miditerranie. I : L 'heri¬

tage architectural. Formes et fonctions. Paris: Minist, de l'fiducation Nat. 1988.

324 S. (Pubhcations de l'Institut fran9ais d'Archeologie Orientale, fitudes Urbaines. 1, 1.)

Die Fachwelt, d. h. die Welt der Orientalistik sowie die der Bau- und Stadt- gesch. im Nahen Osten und in den Maghrebstaaten, wartet schon lange auf ein Werk, das den traditionellen Wohnbau und seine Architektur in der ihm eigenen Variationsbreite erfaßt und anschaulich darlegt. Das o.g. Werk ist quasi ein erfreulicher Lohn für unser langes Warten. Das Buch legt die Resultate einer Fachtagung des Jahres 1984 in Aix-en-Provence vor. 14Beitrr. (außer der Einl.

und der Zus.-Fassung) namhafter KoUegen, z.B. des im September 1986 ver¬

storbenen Jacques Revault, zeigen deutlich und eindeutig, wie irrsinnig es

ist, von einem „arab." oder etwa „islam." Haus schlechthin zu sprechen. Die Beitrr., die weitgehend neues Material liefern, behandeln die Arohitektur und Siedlungsform vieler traditioneller Wohnhäuser in Sjrien und Ägypten sowie den Maghrebstaaten. Bezeichnend ist die Betonung des kult. Werts dieses als

„Mediterranöe" zu benennenden geogr. Raumes, in dem zwar die Formen und Funktionen der behandelten Häuser sich ähneln, aber doch eine Maniügfaltig-

keit derselben unverkennbar ist. Das wird im o.g. Werk verbal, aber auch

anhand von ausgezeichnetem Plan- und Fotomaterial dargelegt, das stets in

jedem Beitr. von einem Glossar und einer Bibl. begleitet wird. — Das vorl. Buch ist der 1. Bd. von insgesamt 3, die die Hrsgg. zu publ. beabsichtigen. Während

im 1. Bd. Form und Funktion des traditionellen Wohnhauses untersucht wer¬

den, sollen im 2. u. 3. Bd. die hist. Dimensionen, die soz. Aspekte und die Restaurierungsmaßnahmen u. a. behandelt werden. Dieser umfassende, gewis¬

sermaßen interdisziplinäre Anspruch ist in der bisherigen Forschung einzig¬

artig. Auch drucktechnisch ist das Werk hervorragend. M. S.

Abdulkader Irabi: Arabische Soziologie. Studien zur Geschichte und Gesell¬

schaft des Islam. Darmstadt: Wiss. Buchges. 1989. IX, 184 S. 8°

Mit diesem Buch wird der Islamkundler wenig anfangen können. Was im hist.

TeU (S. 1-86) zu Gesch. und GeseUschaft der Araber und ihren gesellschaftl.

Vorstellungen gesagt wird, enthält nichts Neues, ist bestenfalls richtig, häufig aber höchstens halbwahr. Die Darstellung ist verschwommen, vor allem weil I.

auf eine präzise zeithche Zuordnung der mitgeteilten Phänomene verzichtet.

Typisch ist, daß für die vorisl. Beduinengesellschaft ein FAZ-Artikel mit dem Titel In Zelten wie in Vorstadthäuschen: bei den Beduinen zitiert wird und daß die Tatsache, daß nach dem Koran Gott der Schöpfer der Welt ist, lücht durch ein Koranzitat belegt wird, sondern aus den Rä'sael Ichwan al safa (vorher auch Ik\Van al-Safa genannt) wa chulan al wafa, Bd. I, Beirut o.J., p. 317. — Mit mehr Interesse könnte man die Übersicht über die Forschungsarbeiten der heutigen arab. Soziologen (S. 87-126) lesen, wenn nicht die Aufmerksamkeit immer wie¬

der auf die gräßlichen Verballhornungen arab. Buchtitel in den Anmm. gelenkt

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würde. — Der letzte Abschn. „Die Aufgaben der arab. Soziologie der Gegenwart"

(S. 127-170) ist insofem lesenswert, als er zeigt, welche Schwerpunkte ein arab.

Soziologe für eine spezifisch arab. Soziologie der Zukunft sehen möchte. Sie soll keine wertneutrale Wissensehaft sein; ihr kommt vielmehr eine bewußtseinsstif¬

tende Funktion zu. Sie darf den vom Imperialismus vemrsachten Zustand der

Orientiemngslosigkeit der arab. Gesellschaft nicht als gegeben hinnehmen, son¬

dem hat emanzipative Strategien zu entwickeln, um ihn zu überwinden. E. W.

Anton Escher: Studien zum traditionellen Handwerk der orientalischen Stadt.

Wirtschafts- und sozialgeographische Strukturen und Prozesse anhand von Fall¬

studien in Marokko. Mit 69 Abb., 67 Tab. und 40 Büdem. Erlangen: Palm

& Enke in Komm. 1986. 352 S. 8° (Erlanger Geographische Arbeiten. 46.) ISBN 3-920405-62-5

E.'s Arbeit, bei der es sich um eine Erlanger Diss, zu handeln scheint, „wül den täglichen Ablauf des Handelns marokkanischer Handwerker analysieren und verständlich machen". In einem eirü. Kap. erfährt man etwas über die hist.

Entwicklung und traditionelle Organisation des Handwerks, im Zentmm steht aber dessen gegenwärtige Situation, die E. während seiner Forschungsaufent¬

halte 1982-83 (insgesamt 8 Monate) in den Medinas von Rabat-Sale, Meknes,

Fes und Marrakesch untersucht hat, und zwar anhand von ausgewählten Bran¬

chen (Weber, Färber, Keramiktöpfer, Pantoffelmacher, Metallhandwerker).

Dargestellt werden jeweils die räumliche VerteUung der Betriebe, Stmktur der Einzelbetriebe, genossenschaftl. Organisation, Handlungsstrategie, Produktion

und Vermarktung. In der Eirü. sind außerdem Rohstoffversorgung, Kredit¬

wesen, LehrlingsausbUdung und Qualitätskontrolle im allg. behandelt. Die

Ergebnisse sind auf 8 S. am Ende der Arbeit zus.-gefaßt und zu vielfältig und komplex, um hier resümiert werden zu können. Phänomene wie touristische Überfremdung der Medinas und Kinderarbeit sieht E. nüchtern, und dazu geben

seine Ausfühmngen über die soziale Lage der Handwerker auch allen Anlaß.

Das Buch ist über seine sozialgeogr. Fragestellung hinaus von islamkundl. In¬

teresse und im übrigen auch als Reise- und Exkursionsvorbereitung zu empfeh¬

len. T. S.

Von Mende, Erling [Hrsg.]: Turkestan als historischer Faktor und politische Idee. Festschrift für Baymirza Hayit zu seinem 70. Geburtstag, 17. Dezember 1987. Köln: Studienverl. 1988. 213 S.

Die Mehrzahl der 16 Beitrr. zeichnet sich durch nationalistische und panturki- stische Tönung, teilweise antisowjet. Entgleisungen aus. Einige der anspmchs¬

vollen und informativen Artt. sind folgende: E. A. Allworth: Supressed Histo¬

ries of the Jadids in Turkistan and Bukhara; N. GÖYÜN9: Die Rolle Atatürks in der

türk. Befreiungsbewegung (1918-1923); Ch. Lemercier-Quelquejay und

A. Bennigsen: Apris Alma-Ata (Hintergründe und Folgen der Unmhen in

Kasachstan 1986); R. Lorenz: Die Turkmenen. Zum hist. Schicksal eines mittel- asiat. Volkes;H. B. Paksoy: Elements of Humor in „Central Asia': TheExampleof

the Joumal Molla Nasreddin in Azerbaijan; R. 0. G. Roeder: Islam und das

Staatsprinzip Pancasila in Indonesien. Der Bd. wird durch ein Schriftenver/.. H.'s

abgeschlossen. W.-E. S.

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Heft 2 (1990)

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NuRAN Tezcan: Elementarwortschatz Türkisch-Deutsch. Wiesbaden: Harrasso¬

witz 1988. (Turkologie und Türkeikunde. 1.)

In einer Zeit, in der die türk. Spr. in wachsendem Maße von Deutschen erlemt wird, ist das 206 S. starke Wb. von T. uneingeschränkt zu begrüßen. T. hat es verstanden, eine übersichtliche, gebraucherireundliche Zusammenstellung des Gmndwortschatzes herzustellen, die gleichzeitig wiss. Ansprüchen genügt. Die Hinweise auf die Herkunft der Wörter, die Beigaben bezüglich ihrer morphol.

Eigenheiten und gramm. Verwendungsregeln, sowie die Verweise auf Synonyme und Antonjmie helfen dem Lemer bei der Einarb. der neuen Lexeme in sein bis¬

heriges sprachl. Wissen. Diesem Ziel dienen auch die Redewendungen und kur¬

zen Beispielssätze. Ich denke, der Elementarwortschatz kann sowohl zum aktiven

Lemen als auch zum Nachschlagen auf versehiedenen Lerniüveaus nützlich

sein. T. hat die Auswahl behutsam vorgenommen und eine Überfrachtung ver-

nüeden. Bleibt zu wünschen, daß der Bd. eine Verbreitung erfährt, wie sie bei

Taschenwbb. üblich ist. H. S.

W[erner] Sundermann, J[acques] Duchesne-Guillemin, F[eridun]

Vahman [Hrsgg.]: A Green Leaf. Papers in Honour of Prof. Jes P. Asmussen.

Leiden: Brih 1988. 547 S., 24 Taf (Acta Iranica. 28 = S6r 2, 12.) ISBN

90-6831-094-1.

Die Beitrr. zu diesem wertvollen Bd. sind gegliedert in: I. Iraiüan Texts und

Languages: Old Iranian. Middle Persian. Other Middle Iranian Languages,

Irano-Aramaica. New Iraiüan. 2. Rel. Science: Zoroastriarüsm. Manichaean and

Gnostic Studies. Christianity and Islam. Buddhism. 3. Hist, and Geogr.

Ethnogr. ad Mythol. — All diese Gegenstände sind in einer ungewöhnlich aus¬

gewogenen Weise und mit wohl durchwegs interessanten Arbb. berücksichtigt.

Ohne unmittelbar geplant sein zu können, spiegelt dieser Umstand doch sehr

treffhch die Vielseitigkeit und die wiss. Bed. Jes P. Asmussens wieder. H. H.

Nicolas Sims-Williams: Sogdian and other Iranian Inscriptions of the Upper Indus. 1. London: Univ. of L., School ofOriental and Afriean Studies 1989.

36 S., 170 Tf (Corpus Inscriptionum Iranicamm. Pt. 2, Vol. 3: Sogdian. I.) ISBN 0-7286-0153-2.

Der mir seinerzeit von K. Jettmar überlassene, nicht unerhebliche TeU die¬

ser Inschrr. wurde von mir bereits in AUgemeine und Vergleichende Archäolo¬

gie. Beiträge 2 (1980 [1981]) publ., wobei aber die Abb. vom Hrsg. der Ztschr.

in unsinniger Weise verkleinert wurden. Die vorl. endgültige Ausg. bringt nun das vollständige Material mit guten Abb. und mit durch Autopsie kontrollierten Lesungen. Anders als ich hat S.-W. allerdings den zahlreichen sehlecht leser¬

lichen Objekten keine Fakss. beigegeben. Um die Lesungen richtig beurteUen zu köimen, müßte man aber doeh wissen, was er auf dem Stein gesehen bzw. sehen zu können geglaubt hat. Vielleicht läßt sich das in T. 2 nachholen, von dem S.-W. sagt: „As well as the remaining inscriptions from Shatial and other sites,

the seeond volume wül contain the commentary and glossary to the whole

corpus." H. H.

Zeitschrifl der Deutschen Morgeniändischen Gesellschafl Band 140, Hefl 2 (1000)

€> Deutsche Morgenländische Gesellschafl e.V.

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Ewald Wagner, Universität Gießen, Institut für Orientalistik, Ottfl-Behaghel-Straße 10, Haus E, D-6300 Gießen.. Erscheinungsweise: Jährlich 2 Hefte