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A2200 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 31–322. August 2004
Für ihre herausragenden Ver- dienste um die ärztliche Selbst- verwaltung und das Gesund- heitswesen in Deutschland ist die Vizepräsidentin der Bun- desärztekammer (BÄK) und Präsidentin der Ärztekammer Bremen, Dr. med. Ursula Au- erswald, am 15. Juni mit der Paracelsus-Medail- le der deutschen Ärzte- schaft ausgezeichnet worden. Bei der Verlei- hung der höchsten Aus- zeichnung der Ärzte- schaft würdigte Bundes- ärztekammer-Präsident Prof.Dr.med.Jörg-Diet- rich Hoppe ihren uner- müdlichen Einsatz für ein patientengerechtes Gesundheitswesen. Ur- sula Auerswalds berufs- politisches Engagement habe stets der Weiter- entwicklung des Ge- sundheitswesens im Sin- ne einer vertrauens- vollen Zusammenarbeit zwischen Arzt und Pati- ent gegolten. Dafür habe sie sich in den Gremien der ärztli- chen Selbstverwaltung und in ärztlichen Berufsverbänden mit Tatkraft und Hingabe ein- gesetzt. „Mit Ursula Auers- wald erhält eine hoch angese- hene Persönlichkeit die Para- celsus-Medaille, die sich in der Ärzteschaft und weit darüber hinaus große Sympathien er- worben hat“, betonte Hoppe.
Dr. Ursula Auerswald ist seit 1988 niedergelassene Anästhesistin in Bremen. Seit 1996 ist sie Präsidentin der Ärztekammer Bremen, zuvor war sie vier Jahre Vizeprä- sidentin der Bremer Ärzte- kammer. Seit 1999 amtiert sie auch als Vizepräsidentin der Bundesärztekammer. Beim 106. Deutschen Ärztetag im Mai 2003 in Köln wurde sie mit überwältigender Mehr- heit in diesem Amt bestätigt.
Im Zusammenhang mit ih- rer beruflichen Tätigkeit enga- gierte sich Ursula Auerswald besonders für die Anliegen der
Palliativmedizin, der Schmerz- therapie und der Notfallme- dizin. Als Vorsitzende des Ausschusses „Notfall-/Kata- strophenmedizin und Sani- tätswesen“ der Bundesärzte- kammer hat sie maßgeblich an den wegweisenden Grund-
satzpositionen der Bundes- ärztekammer zur Weiterent- wicklung der Rettungsdienste und der notfallmedizinischen Versorgung in Deutschland mitgewirkt. Es ist ihrem En- gagement zu verdanken, dass sich der 106. Deutsche Ärzte- tag 2003 in Köln ausführ- lich mit der palliativmedizini- schen Versorgung in Deutsch- land befasste. Eindringlich warnte sie damals davor, die Behandlung und Betreuung von todkranken Menschen ökonomischen Erwägungen zu unterstellen.
Als Vizepräsidentin der Bundesärztekammer und Prä- sidentin der Ärztekammer Bremen gilt ihr besonderes Engagement auch der Koope- ration mit anderen medizi- nischen Fachberufen sowie Selbsthilfe- und Patienten- organisationen. Seit 2000 ist sie Vorsitzende von Ausschuss und Ständiger Konferenz
„Medizinische Fachberufe“
der Bundesärztekammer.
Besonders am Herzen liegt ihr die Unabhängige Patien- tenberatung Bremen, die sie als Präsidentin der Ärztekam- mer Bremen mitgegründet hat und deren Vorstandsvorsitzen- de sie seit der Gründung 1998 ist. Mit der Förderung dieser Beratungs- und Informations- einrichtung für Patienten hat Dr. Ursula Auerswald bewusst neue Wege in der Zusammen- arbeit mit Partnern der Selbst- verwaltung beschritten. Inzwi- schen ist die Einrich- tung aufgrund ihres Mo- dellcharakters und nicht zuletzt dank des Einsat- zes von Auerswald bun- desweit bekannt.
Basierend auf den langjährigen Erfahrun- gen der Patientenbera- tungsstelle in Bremen, initiierte Dr. Ursula Auerswald 2001 die Gründung eines Patien- tenforums bei der Bun- desärztekammer, dem sich auch die Kassen- ärztliche Bundesvereini- gung anschloss. Damit verfolgte sie das Ziel, die Arbeit der Spit- zenorganisationen der Ärzteschaft gegenüber Patientenvertretern und Selbst- hilfeverbänden transparent zu machen. Zugleich eröffnete das Patientenforum als Platt- form für den gemeinsamen Erfahrungsaustausch die Mög- lichkeit, die Sichtweise der Pa- tientenvertreter in der Arbeit der ärztlichen Selbstverwal- tung in stärkerem Maße zu berücksichtigen.
Wichtig ist Ursula Auers- wald der gemeinsame Kampf der Ärzteschaft für bessere Arbeitsbedingungen in Kli- nik und Praxis.Auf ihre Initia- tive hin wurde die Entbüro- kratisierung ärztlicher Tätig- keit als besonderes Thema auf dem 107. Deutschen Ärz- tetag 2004 behandelt. Mit ih- rer Kritik an der ausufernden Dokumentation gab sie nicht nur die Stimmung unter den Delegierten des Ärztetages wieder, sondern weckte auch in der Öffentlichkeit Ver- ständnis für die Forderung nach einer Entbürokratisie- rung ärztlicher Tätigkeit. PdÄ
Gewählt
Dr. med. Ulrich Oesingmann (64), Facharzt für Allgemein- medizin aus Dortmund, ist in seinem Amt als Präsident des Bundesverbandes der Freien Berufe e.V. (BFB), Berlin, be- stätigt worden. Oesingmann, der früher Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe und auch Vorsitzender der Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung war, hat dieses Amt bereits seit zwei Legislaturperioden in- ne. Vizepräsidenten sind wie bisher Dr. Klaus Heilgeist und Dipl.-Ing. Kaspar Krae- mer. Neu in das Amt des Vi- zepräsidenten und gleichzei- tig zum Schatzmeister des BFB gewählt wurde Dr. Wolf- gang Ewer.
Sanitätsrat Dr. med. Franz Gadomski (62), niedergelas- sener Internist in Saar- brücken, ist in seinem Amt als Präsident der Ärztekammer des Saarlandes (Saarbrücken) bestätigt worden. Gadomski erhielt 47 von 63 gültigen Stimmen. Er war Kandidat der Liste „Fachärzte in Klinik und Praxis“, die 20,4 Prozent der Stimmen erzielte. 1. Vize- präsident ist Dr. med. Wolf- gang Roth, Facharzt für Chir- urgie in Saarlouis, Kranken- hausarzt, Kandidat der Liste
der Klinikärzte. Auch Roth wurde wiedergewählt. Eben- falls wiedergewählt wurde der 2. Vizepräsident, Sanitätsrat Dr. med. dent. Wolfgang Weis, niedergelassener Zahnarzt in
Saarbrücken. EB
Dr. med. Ursula Auerswald, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer und Präsidentin der Ärzte- kammer Bremen, wurde mit der Paracelsus-Me- daille der deutschen Ärzteschaft ausgezeich- net, die ihr Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe, der Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages, überreichte.
Foto:Archiv/Bernhard Eifrig
Der Präsident der Ärztekammer des Saarlandes, San.-Rat Dr.
med. Franz Gadomski (Mitte) mit den beiden Vizepräsidenten (links: Dr. Wolfgang Roth, rechts:
San.-Rat Dr. Wolfgang Weis)
Foto:Ärztekammer des Saarlandes
Paracelsus-Medaille für Dr. Ursula Auerswald
Personalien
Wechsel
Dipl.-Volksw. Heinz Stüwe (48), Köln, seit Oktober 1992 Korrespondent der Frankfur- ter Allgemeinen Zeitung (FAZ) in Bonn, ist seit dem
1. August 2004 Chefredakteur des Deutschen Ärzteblattes (DÄ), verlegt im Deutschen Ärzte-Verlag GmbH, Köln, herausgegeben durch die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesverei- nigung, beide seit Juli in Ber- lin. Stüwe wurde Nachfolger von Dipl.-Volksw. Norbert Ja- chertz, Köln, seit 1972 als Re- dakteur für das Deutsche Ärzteblatt tätig, seit 1991 des-
sen Chefredakteur. Jachertz, der auf eigenen Wunsch aus- scheidet, um wieder mehr zum Schreiben zu kommen, wird bis Ende 2004 der Re- daktion als Berater und Autor zur Verfügung stehen.
Heinz Stüwe, in Unna ge- boren, besuchte das Thomas- Morus-Gymnasium in Oelde, wo er 1974 die Reifeprüfung ablegte. Volkswirtschaftslehre studierte er von 1975 bis 1980 an der Westfälischen Wil- helms-Universität in Münster.
Seinen Wehrdienst leistete er von 1981 bis 1982 ab. Seine journalistische Laufbahn be- gann Stüwe 1983 als Volon- tär bei der Tageszeitung „Die
Welt“ in Bonn, bei der er spä- ter Redakteur war. Ab Sep- tember 1986 hat er den Ser- vice-Teil „Berufs-Welt“ mit- entwickelt. 1989 wechselte Stüwe als Redakteur in die Bonner Korrespondentenre- daktion der „Welt“. Im Okto- ber 1992 ging er in die Parla- mentsredaktion der FAZ in Bonn; Schwerpunkt seiner Berichterstattung war die Ge- sundheits- und Sozialpolitik.
Norbert Jachertz, am 9. Au- gust 1940 in Opladen geboren, studierte Wirtschaftswissen- schaften, Politik und Genos- senschaftswesen an den Uni- versitäten Bonn und Köln, wo er 1965 das Diplomexamen für Volkswirte ablegte. Von 1965 bis 1967 war er bei der Rheinischen Raiffeisen-Orga- nisation in Köln tätig, wo er auch für die Öffentlichkeitsar- beit zuständig war. Von 1967 bis 1972 war er Referent in der Bundesärztekammer in Köln.
Am 1. Juli 1972 wurde er Re- dakteur, 1984 Leiter des poli- tischen Ressorts des Deut- schen Ärzteblattes, 1991 Chef- redakteur (als Nachfolger von Ernst Roemer). Ehrenamtlich war Jachertz zeitweilig für die Pressestelle der deutschen Ärzteschaft (Träger: Bundes- ärztekammer/Kassenärztliche Bundesvereinigung) tätig. Au- ßerdem arbeitete er freiberuf- lich an einer Fachzeitschrift und an einem Informations- dienst mit. Er wurde 1989 an- lässlich des 92. Deutschen Ärztetages in Berlin mit dem Ehrenzeichen der deutschen Ärzteschaft ausgezeichnet und 1998 mit der Walter- Trummert-Medaille der Verei- nigung der Deutschen Medizi- nischen Fach- und Standes-
presse geehrt. EB
Geburtstag
Prof. Dr. med. Dr. med. h. c.
Werner Otto Carl Creutz- feldt, F.R.C.P., ehemaliger langjähriger Direktor der Ab- teilung Gastroenterologie und Endokrinologie der Uni- versität Göttingen, wurde am 11. Mai 80 Jahre alt.
Creutzfeldt war seit 1964 Direktor der Medizinischen
Klinik der Universität Göttin- gen und initiierte während dieser Zeit das „Göttinger Modell“. Dieses steht für eine Departementbildung einer Medizinischen Universitäts- klinik und somit für eine Auf- gliederung nach internisti- schen Fachgebieten im wissen- schaftlichen Bereich und in der Spezialdiagnostik, nicht je- doch hinsichtlich der Kranken- versorgung. Der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen und praktischen Arbeit lag in For- schungen zum Diabetes melli- tus, über Pankreaserkrankun- gen sowie zur Rolle gastroin- testinaler Hormone in Physio- logie und Pathologie. EB
Berufen
Rechtsanwältin Tanja Gönner (35), seit 1966 Partnerin einer Anwaltskanzlei in Bingen/Ba- den-Württemberg, seit 2000
hauptsächlich als Insolvenz- verwalterin beim Amtsgericht Ravensburg tätig, ist zur neu- en Sozialministerin von Ba- den-Württemberg im umge- bildeten Kabinett von Mini- sterpräsident Erwin Teufel (CDU) berufen worden.
Gönner, seit 1986 Mitglied der Jungen Union der CDU, ist seit September 2001 CDU- Kreisvorsitzende in Sigmarin- gen; im November 1998 wur- de sie zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Jun- gen Union gewählt. Nach dem Tod von Dietmar Schlee wur- de sie in den Bundestag nach- nominiert. Schwerpunkte ih- rer politischen Arbeit sind die Jugend-, Familien- und Bil- dungspolitik, die Rechtspoli- tik und der Föderalismus.
Gönner wurde Nachfolgerin des bisherigen Sozialmini-
sters, des Apothekers Dr. rer.
nat. Friedhelm Repnik (54), CDU, der zum Direktor der Staatlichen Lotto GmbH, Stuttgart, berufen wurde. EB
Geehrt
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Karl Ot- to Kagel, Direktor des Insti- tuts für Radiologie am Evan- gelischen Krankenhaus Hamm/
Westfalen, wurde im Rahmen des 3. Jemenitisch-Deutschen Kongresses für Medizin in Sanaa die Ehrendoktorwürde der Universität Sanaa verlie- hen. Kagel ist Initiator des Kongresses, der erstmals 1998 in Sanaa stattfand.
Prof. Dr. med. Martin Kalten- bach, Arzt für Innere Medi- zin/Kardiologie, Frankfurt am Main, ist mit der Carl-Lud- wig-Ehrenmedaille der Deut- schen Gesellschaft für Kar- diologie – Herz- und Kreis- laufforschung e.V., geehrt worden. Kaltenbach griff 1979 die von Grüntzig inau- gurierte Ballondilatation von Koronarstenosen auf und ent- wickelte sie zu einer klini- schen Routineanwendung.EB
Gestorben
Prof. Dr. med. Sigrid Poser, Be- gründerin der klinischen Sur- veillance für die Creutzfeldt- Jakob-Krankheit in Deutsch- land, ist am 23. Juni im Alter von 62 Jahren gestorben.
Sigrid Poser war von 1978 bis 2002 Professorin der Neu- rologie an der Universität Göttingen und langjährige Vertreterin des Klinikdirek- tors Professor Felgenhauer.
In ihrer ärztlichen und wis- senschaftlichen Weiterbildung unter Professor Bauer ge- prägt, widmete sich Poser der systematischen Erforschung der Epidemiologie der multi- plen Sklerose. Sie konnte eine Zunahme der Erkrankungs- häufigkeit in Deutschland so- wie die Bedeutung suppor- tiver Maßnahmen für die Pa- tienten zeigen und hat sich sehr in Behandlungsstudien
engagiert. EB
V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 31–322. August 2004 AA2201
Heinz Stüwe
Foto:privat
Tanja Gönner
Foto:CDU Baden-Württemberg
Norbert Jachertz
Foto:Eberhard Hahne