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Archiv "Onlinesucht: Rückzug aus dem realen Leben" (13.07.2009)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 28–29⏐⏐13. Juli 2009 A1449

P O L I T I K

D

ie Drogenbeauftragte der Bun- desregierung, Sabine Bätzing (SPD), plädiert für einen Ausbau der Therapiemöglichkeiten für Online- süchtige. Der Bedarf wächst, weil das Problem der Onlinesucht immer größer wird. Dies erklärte Bätzing anlässlich der Jahrestagung „Inter- net und Computerspiele – wann be- ginnt die Sucht?“ Anfang Juli in Berlin. Dass es sich um eine Sucht handelt, ist zumindest für Forschung und Politik keine Frage mehr: Drei Prozent der Jungen und 0,3 Prozent der Mädchen sind computerspielab- hängig. Zudem sind 4,7 Prozent der Jungen und 0,5 Prozent der Mäd- chen gefährdet, eine Computersucht zu entwickeln.

Wie kann man dem Problem be- gegnen? Diese Frage diskutierten Experten aus den USA, Korea, Chi- na und Deutschland. Das Phänomen der Onlinesucht ist allerdings vielen Erwachsenen völlig unverständlich.

„Eltern wissen zum Teil gar nicht, was ihre Kinder spielen“, erklärte

Dr. Dave Greenfield, Gründer der Anlaufstelle für Internet- und Tech- nologieabhängigkeit, West Hart- ford, Connecticut (USA). Die Dro- genbeauftragte Bätzing plädiert da- her für mehr Medienkompetenz der Eltern: „Nur so können sie das Ge- fährdungspotenzial erkennen.“ Ein großes Problem stelle hierbei das Onlinerollenspiel „World of War- craft“ dar. Hier solle die Altersfrei- gabe von zwölf auf 18 Jahre erhöht werden.

Darüber hinaus sei es sinnvoll, Beratungsangebote innerhalb des Suchthilfesystems anzubieten, for- derte Wolfgang Schmidt, Ge- schäftsführer der hessischen Lan- dessuchtstelle. Im Falle einer Sucht reiche es nicht, einfach nur den Stecker zu ziehen. Allerdings sei nicht jede Mediennutzung schlecht, und nicht alle Computerspiele ende- ten sofort in einer Sucht, sagte Bät- zing. Aus diesem Grund seien Clea- ringstellen sinnvoll, in denen fest- gestellt werden kann, ob es sich

überhaupt um eine Sucht handle, betonte Schmidt. „Oft sind es Erzie- hungsfehler der Eltern, und in die- sen Fällen können dann Erziehungs- beratungsstellen helfen.“ Auch Ärz- te sollen seiner Meinung nach mehr Kompetenz entwickeln, eine On- linesucht zu diagnostizieren. Damit könnte den Betroffen und den El- tern ein langer Leidensweg erspart bleiben.

Das reale Leben muss interessanter werden

„Exzessiv computerspielende Ju- gendliche laufen Gefahr, Schule, Beruf und Beziehungen zu vernach- lässigen und in ihrer psychischen und sozialen Entwicklung zurück- zubleiben“, sagte Bätzing. Wenn sich fast jeder fünfte junge „World of Warcraft“-Spieler aus dem nor- malen sozialen Leben weitgehend zurückziehe, müsse man sich dieser Veränderung stellen.

Es sei vor allem eine Krise der Jungen, die bisher auf dem Weg des Erwachsenwerdens gescheitert sei- en, erklärte Prof. Dr. Christian Pfeif- fer, Kriminologisches Forschungs- institut Hannover. Seine Lösung:

Man solle das reale Leben für Ju- gendliche interessanter gestalten.

Allein die Stundenzahl vor dem Computer sei an sich noch kein Warnsignal für eine Sucht. Vielmehr sei es ein Indiz, wenn jemand bei Entzug aggressiv oder depressiv reagiere.

„Die Grenzen zwischen einem modernen und normalen Umgang mit neuen Medien und einem Suchtverhalten mit Kontrollverlust sind fließend“, ergänzte die Drogen- beauftragte. Schließlich kam man zu dem Schluss: Man wolle die Entwicklung der Computerspielsucht weiterhin genau beobachten. I Sunna Gieseke

ONLINESUCHT

Rückzug aus dem realen Leben

Immer mehr Jugendliche sind computer- und internetsüchtig. Das hat

massive Auswirkungen auf die schulischen Leistungen und sozialen Kontakte.

Experten forden mehr Medienkompetenz der Eltern.

Die Computersucht wird bei jungen Männern zu einem immer größeren Problem. Besonders Onlinerollenspiele, wie World of Warcraft, spielen dabei eine Rolle.

Foto:Mauritius Images

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