zögern. Neben fachlichen Fragen wur- den in Dresden aber auch die Auswir- kungen der Gesundheitspolitik auf die Dermatologie erörtert.
Nach Angaben von Prof. Dr. med.
Harald Gollnick (Magdeburg), Präsi- dent der Gesellschaft, seien einerseits durch die AMG-Novelle sehr hohe Hürden für die firmenunabhängige For- schung errichtet worden, andererseits durch das GKV-Modernisierungsgesetz zum Teil medizinisch notwendige In- tervalltherapien zur kostenträchtigen
„Privatsache“. Bei der Vorsorge wollen die Dermatologen die Früherkennung des malignen Melanoms fördern, nach- dem weiterhin kein Plateau in der Stati- stik dieser Karzinomart abzusehen ist.
Patienten, die einen Verdacht äußern, sollten vom Hausarzt direkt zum Der- matologen überwiesen werden.
Jährlich fast 20 000 neue Berufserkrankungen
Prof. Dr. med. Peter Elsner (Jena) sieht Korrekturbedarf bei den Fallpauscha- len (DRG): Hier seien die Berufser- krankungen nicht berücksichtigt wor- den, wodurch mehrwöchige stationäre Heilverfahren nicht kostengerecht er- fasst würden. Der Dermatologe forder- te Nachbesserungen, weil durch diese Behandlungen sehr häufig eine Um- schulung des Patienten vermieden wer- den könne. Immerhin sei jede zweite Berufskrankheit, die den Berufsgenos- senschaften (BG) gemeldet wird, eine Hauterkrankung. „Das sind fast 20 000 neue Fälle jährlich“, so Elsner.
Am häufigsten betroffen sind Be- schäftigte im Friseurgewerbe, in der Krankenpflege, im Nahrungsmittelbe- reich und in der Metallindustrie. Da die Heilbehandlung kostengünstiger ist als die Umschulung, starten die BG in den nächsten Monaten ein bundeswei- tes Projekt mit Berufsdermatologen aus Heidelberg, Jena und Osnabrück zu einem „modifizierten stationären Heil- verfahren“.Als einen erfolgreichen An- satz wertete der Dermatologe die Pro- jekte zur Frühintervention – interdis- ziplinäre Hautschutzseminare, bei de- nen Hautärzte, Arbeitsmediziner, Psy- chologen und Berufshelfer der BG ko- operieren. Dr. rer. nat. Renate Leinmüller
M E D I Z I N R E P O R T
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A1792 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 25⏐⏐24. Juni 2005
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ie Idee ist bestechend: Transplan- tationen von Tierorganen können den Mangel an Spenderorganen beenden oder zumindest die Wartezeit überbrücken. Doch noch ist es nicht so weit. Konkrete Hoffnungen wollten die Transplantationsmediziner, Immunolo- gen, Mikrobiologen und Ethiker nicht wecken, die auf dem Symposium der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Xeno- transplantation und der Deutschen Transplantationsgesellschaft am 9. und 10. Juni in Berlin den Stand der inter- nationalen Forschung diskutierten. Die Xenotransplantation entwickele sich„ruhig, aber konstant“ in Richtung hu- maner Anwendung, hieß es einmütig.
Erste präklinische Studien zur Über- tragung porciner Inselzellen liefen be- reits in den USA, Korea und China, be- richtete Dr. rer. nat. Joachim Denner vom Robert Koch-Institut (Berlin). So- gar eine experimentelle klinische Un- tersuchung beim Menschen gab es – wenn auch illegal. So berichtete eine mexikanische Forschergruppe jüngst über die erstmalige Behandlung 24 jun- ger Typ-1-Diabetiker mit Inselzellen vom Schwein. Die Transplantation habe für die Patienten zwar keine Insulinfrei- heit gebracht, ihnen aber auch nicht ge- schadet, erläuterte Prof. Dr. rer. nat. Ka- rin Ulrichs (Universität Würzburg). Die Leiterin der Sektion Xenotransplanta- tion der Deutschen Transplantationsge- sellschaft ist optimistisch, dass die xeno- gene Inselzelltransplantation auch in Deutschland bald in die klinische Prü- fung kommt. Inselzellen des Schweins gelten als geeignetes Transplantations- material, da sie ein Insulin produzieren, das sich nur in einer Aminosäure von dem des Menschen unterscheidet.
Trotz erster Forschungserfolge – vor allem bei der Virussicherheit der Xe- notransplantate – müssen hauptsäch-
lich noch drei Hürden überwunden werden, um einen Einsatz der Tierorga- ne in der klinischen Praxis zu ermögli- chen: die immunologische Abstoßungs- reaktion, die physiologische Inkompati- bilität von Mensch und Tier und das Risiko der Übertragung von Mikro- organismen.
Hauptproblem bleibt nach wie vor der Kampf mit der körpereigenen Ab- wehr. „Wir brauchen neue Wege der Immunsuppression“, sagte Prof. Dr.
med. Dietmar Abendroth vom Trans- plantationszentrum der Universität Ulm. Nicht nur das ␣(1,3)Galactose- Epitop allein führe zu einer akuten vas- kulären Abstoßung. Auch die Aktivie- rung der Endothelzellen durch Bindung der xenoreaktiven Antikörper und die Aktivierung von Interleukin 1a seien dafür verantwortlich. Überwinden konn- te man inzwischen zumindest die erste Stufe der Abstoßung: die binnen weni- ger Stunden einsetzende hyperakute Abstoßung. Erfolgskonzept ist der Ein- satz von Organen transgener Schwei- ne, die entweder Enzyme zur Verringe- rung der Anzahl der zur hyperakuten Abstoßung führenden ␣(1,3)Galactose- Epitope exprimieren oder durch Ent- fernung des Gens für die ␣(1,3)Galacto- syl-Transferase diese Zuckerreste nicht mehr exprimieren.
Gefahrenpotenzial: Retroviren
Ein weiteres Problem bei der Xeno- transplantation ist die mögliche Über- tragung von humanpathogenen Viren.
Transgene Schweine bergen zusätzlich das Risiko, porcine endogene Retrovi- ren (PERV) zu übertragen. Bisher wur- den zwar bei keinem der weltweit mit Schweinematerialien behandelten Pati- enten PERV oder andere Schweinevi- ren übertragen, doch angesichts der in- ternationalen Entwicklung forderte die Weltgesundheitsorganisation in ihrer Stellungnahme vom Mai strenge Richt- linien für die Xenotransplantation. Die- se sollen durch die nationalen Gesund- heitsbehörden und Gesetzgeber eta- bliert werden. Existieren sie nicht, dür- fen Xenotransplantationen nicht vorge- nommen werden. Harmonisierte Si- cherheitskontrollen sollen dies gewähr- leisten. Dr. med. Eva A. Richter-Kuhlmann