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Archiv "Fortbildung: Nachweisfrist endet Juni 2009" (05.10.2007)

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A2696 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 40⏐⏐5. Oktober 2007

P O L I T I K

A

uf dem Papier scheint der Fall klar. Über einen Zeitraum von fünf Jahren müssen sich nieder- gelassene Vertragsärzte und -psy- chotherapeuten in einem bestimm- ten Umfang fortbilden. Für diejeni- gen Ärzte, die seit Inkrafttreten der

„Regelung zur Fortbildungsver- pflichtung der Vertragsärzte und Ver- tragspsychotherapeuten“ am 1. Juli 2004 niedergelassen sind, endet die- ser Zeitraum am 30. Juni 2009. Spä- testens dann müssen sie gegenüber ihrer Kassenärztlichen Vereinigung (KV) den Nachweis erbringen, dass sie der Fortbildungspflicht nachge- kommen sind. Dafür müssen sie in diesen fünf Jahren mindestens 250 Punkte durch die Teilnahme an von den Ärztekammern anerkannten Fortbildungsmaßnahmen zusam- mengetragen haben.

Um die in dem Nachweisverfah- ren anfallende Datenflut zu bewälti- gen, setzen die Bundesärztekammer und die Landesärztekammern ge- meinsam seit dem Jahr 2005 ein

elektronisches Erfassungssystem ein. Jeder Arzt erhielt einen Fortbil- dungsausweis mit einem Barcode und einer 15-stelligen Fortbildungs- nummer. Die von den Ärztekam- mern anerkannten Fortbildungen er- halten ebenfalls eine Kennnummer;

diese wird nach Teilnahme an einer Fortbildung vom Veranstalter in Verbindung mit der Fortbildungs- nummer des Arztes an einen zen- tralen Server übermittelt und von dort an die jeweils zuständige Lan- desärztekammer weitergeleitet. Über- gangsweise können die Ärzte aber auch aufklebbare Barcode-Etiketten mit ihrer Fortbildungsnummer ver- wenden.

In den meisten Ärztekammern sind mittlerweile auch die online abrufbaren individuellen Fortbil- dungspunktekonten freigeschaltet;

jeder Arzt kann sich so nach Anmel- dung über ein geschütztes Passwort stets einen Überblick über die ihm bereits gutgeschriebenen Fortbil- dungspunkte verschaffen.

Das System läuft mittlerweile stabil; viele Ärzte nutzen die Mög- lichkeit, ihren Punktestand abzufra- gen. Allerdings besteht bei den Ärz- tekammern Unsicherheit darüber, wie viele Fortbildungsnachweise noch nicht elektronisch erfasst wur- den und von den Ärzten noch zu Hause aufbewahrt werden. Man ist etwas in Sorge darüber, in welchem Umfang diese dann kurz vor dem Stichtag im Juni 2009 vorgelegt werden. In Niedersachsen gebe es eine Reihe von Ärzten, die ihren Barcode zur Registrierung der Fort- bildungspunkte noch nicht einge- setzt hätten, erläutert Wolfgang Hei- ne-Brüggerhoff, Leiter der Akade- mie für ärztliche Fortbildung der Ärztekammer Niedersachsen. Was diese konkret an Fortbildung geleis- tet hätten, darüber könne nur speku- liert werden. In Niedersachsen seien die individuellen Punktekonten seit Mai 2007 einsehbar; die Mehrheit der berechtigten Ärzte habe bisher diese Möglichkeit aber noch nicht genutzt.

Dass die „Compliance“ der Ärzte beim elektronischen Fortbildungs- nachweis gelegentlich noch subop- timal ist und sich noch nicht alle ausreichend damit auseinanderge- setzt haben, bestätigt eine telefoni- sche Nachfrage bei zufällig ausge- wählten Ärztinnen und Ärzten.

„Das neue System interessiert mich eher nicht“, sagt eine niedergelasse- ne Ärztin in Mecklenburg-Vorpom- mern. „Wenn ich meinen Kon- tostand erfragen will, werde ich auch weiterhin bei der Ärztekam- mer anrufen.“ Eine HNO-Ärztin aus Nordrhein-Westfalen erklärt, sie ha- be zwar schon einmal davon gehört, nutze die Online-Einsichtnahme aber noch nicht. Die Neuerung scheint einigen suspekt zu sein.

FORTBILDUNG

Nachweisfrist endet Juni 2009

Ärzte, die sich bisher noch wenig um Fortbildungspunkte gekümmert haben, sollten sich bald damit auseinandersetzen. Der Vorsitzende des Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung sieht das Punktesammeln kritisch; er denkt über neue Wege zum Kompetenzerhalt nach.

Foto:Peter Wirtz

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 40⏐⏐5. Oktober 2007 A2697

P O L I T I K

„Wenn man schon diesen Aufwand betreibt, hoffe ich nur, dass auch die Buchführung seitens der Kammern stimmt. Ich werde weiterhin meine Zertifikate sammeln, da ich dem elektronischen System misstraue“, sagt Dr. med. Wolfgang Schwartz, HNO-Arzt in Braunschweig. Das bestätigt auch Dr. med. Torsten Die- derich. „Die elektronische Erfas- sung der Fortbildungspunkte ist ein netter Versuch, allerdings landen nicht alle Punkte online. Das habe ich bei der Überprüfung meines Punktestands festgestellt“, betont der schleswig-holsteinische Allge- meinarzt.

Schwartz sieht dem Stichtag im Jahr 2009 gelassen entgegen, er hat schon jetzt seine Punkte beisam- men. Auch Diederich hält die Sorge vor der 250-Punkte-Grenze für un- begründet. „Es hat mich selbst er- staunt, wie schnell es geht, diese Fortbildungspunkte zusammenzu- kriegen.“ Er selbst erhalte im Haus- arztbereich viele Punkte ohne fi- nanziellen Aufwand, wohingegen Fachärzte häufig viel Geld für die Fortbildungen hinlegen müssten.

„Und wenn man dann auch noch die Praxis schließen muss, ist der Aufwand schon beachtlich“, sagt Schwartz. „Das verschweigt die Po- litik gerne.“ Eine niedergelassene Fachärztin, Mutter zweier Kinder, ist dagegen unsicher, ob sie die aus- reichende Zahl an Fortbildungs- punkten bis zum Stichtag sammeln wird. „Dann soll mir die Kammer eben einen Brief schreiben“, sagt die alleinerziehende Mutter, „aber mit meinen Kindern bleibt mir nicht genügend Zeit, auf Fortbildungen zu gehen.“ Sie habe aber das Ge- fühl, dass sie sich genügend für ihre Patienten fortbilde. Die Allge- meinärztin aus Mecklenburg-Vor- pommern gibt zu bedenken, dass für die Ärzte kaum Zeit für die Fortbildungen bleibe. „Grundsätzlich sind diese Fortbildungen gut und wichtig, aber der Druck durch die Politik ist nicht in Ordnung. Eine gewisse Freiheit sollte man den Ärzten schon lassen.“

Für Dr. med. Franz-Joseph Bart- mann, Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein und seit Juli 2007 Vorsitzender des Deutschen

Senats für ärztliche Fortbildung, überwiegen in seinem Kammerbe- reich die positiven Erfahrungen mit dem Nachweis der Fortbildungs- pflicht auf elektronischem Weg.

„Lediglich 400 der fast 5 000 Vertragsärzte in Schleswig-Holstein haben bisher noch keine Punkte auf ihrem Fortbildungskonto.“ Es seien bereits mehr als 2 500 Zertifikate über das Erreichen der geforderten Punktezahl ausgegeben worden; im Gegensatz zu anderen Ärztekam- mern beginne dann für die zertifi- zierten Ärzte in Schleswig-Holstein ein neuer, fünf Jahre dauernder Nachweiszeitraum. So werde auch der bürokratische Aufwand entzerrt, der ansonsten rund um den Stichtag 2009 zu bewältigen wäre. Ab dem Jahr 2008 werde jedem Arzt in Schleswig-Holstein der individuelle Kontostand zusammen mit der Bei- tragsveranlagung mitgeteilt. Klagen von Ärzten, die Fortbildung sei ein zu kostspieliges Unterfangen, kann Bartmann nur bedingt nachvollzie- hen. „Die dafür aufzubringenden Kosten bewegen sich in aller Regel am unteren Rand dessen, was bei vergleichbaren Berufsgruppen als normal empfunden wird.“

Auffällig sei, betonte Bartmann, dass nach dem Beginn der gesetzli- chen Regelung über den Nachweis der Fortbildungspflicht die Beteili- gung der Ärzte an den von den Fort-

bildungsakademien traditionell an- gebotenen Präsenzveranstaltungen rapide zurückgegangen sei. Dies sei nicht zuletzt auf die starke Konkur- renz medialer Anbieter zurückzu- führen, die es den rein auf den Punk- teerwerb fixierten Nutzern zum Teil recht leicht machten. Es gebe zudem viele neue Anbieter auf dem Markt, die vor allem in den Flächenländern leichter zu erreichen seien als die Akademien.

Bartmann: Punktesystem ist unbefriedigend

Grundsätzlich sieht der Vorsitzende des Deutschen Senats für ärztli- che Fortbildung die gegenwärtige

„punktefixierte“ Fortbildung kri- tisch. Häufig seien Ärzte mehr auf die Punktezahl als den Inhalt ei- ner Fortbildungsmaßnahme fixiert, meint Bartmann. „Das Punktesys- tem ist unbefriedigend und wenig zielführend im Sinne der ursprüng- lichen Intention – nämlich Kompe- tenzerhalt.“ Der Senat für ärztliche Fortbildung werde sehr bald schon erörtern, sagte Bartmann, wie man in Zukunft wieder zu inhaltlichen Schwerpunkten zurückkehren und damit besser als mit dem untaugli- chen Punktesystem den notwendi- gen Kompetenzerhalt nach erfolg- reichem Abschluss der Weiterbil- dung sicherstellen könne.

Befragt zur aktuell öffentlich- keitswirksam vorgebrachten Kritik am Pharmasponsoring in der Fort- bildung, verwies Bartmann auf ei- nen erheblichen Bewusstseinswan- del in den vergangenen Jahren. So- wohl die Pharmaindustrie als auch die Ärzteschaft hätten Kodizes ent- wickelt, die den Umgang mit phar- magesponserter Fortbildung regel- ten. Erst Ende Mai 2007 habe der Vorstand der Bundesärztekammer auch diesbezüglich Empfehlungen zur ärztlichen Fortbildung beschlos- sen. Allerdings gebe es dort und im Senat eine kontroverse Diskussion darüber, wie man mit dem Einfluss der Pharmaindustrie auf das Fort- bildungsgeschehen umgehen solle.

Bartmann: „Langfristig erscheint es mir wünschenswert, von pharma- gesponserter Fortbildung wegzu-

kommen.“ I

Sunna Gieseke, Thomas Gerst Kompetenzerhalt

müsse künftig bei der ärztlichen Fortbil- dung wieder mehr im Vordergrund stehen, meint der Vorsitzen- de des Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung, Franz- Joseph Bartmann.

Foto:Georg J.Lopata

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