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Archiv "Harter Konkurrenzkampf im USA-Gesundheitswesen" (11.02.1988)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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inkende Einkommen, Über- angebot an Ärzten, wachsen- de Konkurrenz, Verlust der Selbständigkeit: amerikani- sche Ärzte sehen schwierigeren Zei- ten entgegen. Rund 700 befragte Ex- perten aus dem amerikanischen Ge- sundheitswesen sagen große Umwäl- zungen in der Gesundheitsversor- gung voraus. Manches in der ameri- kanischen Diskussion um Kosten- dämpfung mutet, obwohl das ameri- kanische Gesundheitswesen gänzlich anders strukturiert ist, vertraut an.

In einer Studie „Health Care in the 1990: Trends and Strategies" aus dem Jahr 1984 haben die Arthur An- derson & Co. , ein international täti- ges Wirtschaftsprüfungs- und Bera- tungsunternehmen, und das „Ame- rican College of Hospital Admini- strators", eine Gesellschaft von Krankenhausmanagern mit rund 19 000 Mitgliedern, Fachleute aus allen Sparten des Gesundheitswe- sens mit Fragebögen befragt. Die amerikanischen Gesundheitsexper- ten aus den Krankenhäusern, der Ärzteschaft, den Krankenversiche- rungen, der Medizin- und Pharmain- dustrie und der Gesundheitspolitik sahen übereinstimmend die größten Probleme bei der Eindämmung der expandierenden Kosten für die Ge- sundheitsversorgung.

Auf dem Krankenhaussektor wird die Konkurrenz steigen. Neue Unternehmensformen, wie Zentren für ambulante Behandlung, Diagno- se, Chirurgie und Erste Hilfe wer- den den bestehenden Hospitälern Patienten abnehmen. In den neunzi- ger Jahren werden sich die Kranken- häuser Gelder auf den Kapitalmärk- ten beschaffen müssen. Fast ein Viertel der Krankenhäuser wird dann privaten Investoren gehören.

Der Anteil gemeinnütziger Kran- kenhäuser und der der staatlichen wird sinken. Durch Übernahmen und Zusammenschlüsse werden die

„Multi-Hospital-Systeme" wach- sen. Die Experten rechnen auch mit Zusammenbrüchen vor allem klei- ner, unabhängiger Krankenhäuser.

Um den Konkurrenzkampf zu über- leben, müssen sich Krankenhäuser und Ärzte schon jetzt um neue Geldquellen und weiter um einen guten Ruf kümmern.

Die Zahl der Einweisungen ins Krankenhaus und die durchschnitt- liche Verweildauer werden sinken (von 7,6 Tagen in 1982 auf 6,5 Tage 1995).

Auch in den USA rechnet man mit einer Ärzteschwemme in den neunziger Jahren. Die Ärzte werden vom Wettbewerb im Gesundheitsbe- reich nicht verschont bleiben. Im- mer mehr Ärzte werden als Ange- stellte in den Krankenhäusern arbei- ten. Ihr Einfluß und ihre Zufrieden- heit mit ihrer Tätigkeit werden ab- nehmen.

Andererseits wird die Tätigkeit im Krankenhaus für den Arzt auch Vorteile bieten: Zusammenarbeit mit qualifizierten Kollegen, Fortbil-

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Harter

Konkurrenzkampf im USA-

Gesundheitswesen

dungsmöglichkeiten und attraktive und variable Bezahlung — auch in Sachleistungen. Ärzte, die effizient arbeiten können, werden'immer ge- sucht werden. Als Folge der Spar- maßnahmen wird allerdings das Durchschnittseinkommen der ame- rikanischen Ärzte sinken.

Das Kostenerstattungssystem hat die staatliche Krankenversiche- rung aufgebläht, darin sind sich die Experten weitgehend einig. Um wei- tere Kostensteigerungen zu vermei- den, wurden „Diagnosis Related Groups" (DRG) (etwa vergleichbar mit „Leistungskomplexhonoraren") für die staatliche Krankenversiche- rung „Medicare" für Rentner einge- führt. Diesen DRGs geben die Fach- leute aus dem Gesundheitswesen je- doch keine großen Chancen. Späte- stens Mitte der neunziger Jahre wer- den Vorauszahlungen nach einem anderen System geleistet werden.

Auch private Krankenversiche- rer in den USA werden das System DRG ausprobieren. Durchsetzen

werden sich aber nach zwei Dritteln der Experten Preis-Verhandlungen zwischen Versicherungen und Lei- stungsträgern. Nur selbstzahlende Patienten werden in den neunziger Jahren noch den vollen Preis für me- dizinische Behandlungen bezahlen müssen.

Von den bestehenden Kranken- versicherungsformen in den USA geben drei Viertel der Experten den

„Health Maintenance Organiza- tions" , genossenschaftsähnlichen Zusammenschlüssen mit fest beauf- tragten Krankenhäusern und Ärz- ten, dank der kostengünstigen Struktur die besten Wachstumschan- cen. Für Mitglieder der „Health Maintenance Organisations" wird sich die medizinische Versorgung mehr als für andere Versicherte ver- bessern.

Die Selbstbeteiligung der Pa- tienten an den Gesundheitskosten wird wachsen. Die Experten rech- nen damit, daß daher die Patienten zunehmend kostenbewußt werden.

Sie werden sich mehr und mehr selbst behandeln.

Die Einstellung der Fachleute zu moralischen und sozialen Proble- men hat sich geändert. Es wird mehr Wert auf die ökonomischen Aspekte der Gesundheitsversorgung gelegt.

83 Prozent der Befragten sind der Meinung, daß nicht alle Patienten die gleiche gesundheitliche Versor- gung beanspruchen können. Der Grad der Leistung hänge vielmehr von der Zahlungsfähigkeit der Pa- tienten ab. Es bestehe aber ein Recht auf ein Minimum an Versor- gung.

Mehr als drei Viertel der Be- fragten nehmen deshalb auch an, daß sich die Qualität der medizini- schen Versorgung für zahlungsunfä- hige Patienten und für Nutznießer der staatlichen Krankenversicherun- gen für Rentner und Arme ver- schlechtern wird.

Achtzig Prozent der Experten hoffen auf ein Gesetz, das die Höhe der Entschädigungen bei ärztlichen Kunstfehlern

begrenzt. Dadurch sol- len die Versicherungsprämien gegen

Entschädigungsforderungen wieder erschwinglich werden, damit eine weniger defensive Medizin prakti- ziert werden kann. sk Dt. Ärztebl. 85, Heft 6, 11. Februar 1988 (37) A-285

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